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46 Oktober 2012<br />

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Trauer und Abschied<br />

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Fortsetzung von Seite 45:<br />

Bist du traurig? Fein.<br />

ständigen Gefühl des Mangels durch<br />

die Welt, sind frustriert. Früher hätte<br />

man dazu wohl „traurig“ gesagt.<br />

Trauer lässt sich mit keinem Tequila<br />

Sunrise abspeisen, keinem Seminar<br />

für positives Denken, auch nicht<br />

durch Arbeitswut. Sie verlangt Zeit,<br />

braucht Stille, Aufmerksamkeit und<br />

ein Abtauchen von der Oberfläche,<br />

eine Wendung nach innen, ein kräftezehrendes,<br />

aber lohnendes Neueinrichten<br />

der Innenwelt. Im Idealfall<br />

findet man einen Trauerbegleiter.<br />

Das ist ein Mensch, der einen nicht<br />

mit Ratschlägen belästigt, sondern<br />

bereit ist, das Chaos in einem anzuhören<br />

und alles, was da gesagt,<br />

geweint, geheult oder geschrien sein<br />

will. Trauer ist ein erwachsenes Gefühl.<br />

Sie ist eng verbunden mit der<br />

Einsicht, dass sich das eigene Leben<br />

nicht designen lässt, eben nicht jugendlich<br />

machbar ist, wie man sich<br />

das mit 18 oder 25 noch vorgestellt<br />

hatte. Die eine Seite dieser Wahrnehmung<br />

ist der Eindruck von Hilflosigkeit,<br />

die andere, sich dem Leben<br />

anzuvertrauen, statt es erzwingen zu<br />

wollen. Heraklits alte Formel „panta<br />

rhei“ - alles fließt - trifft eben auch<br />

auf einen selbst zu, auf Lebensprojekte<br />

und Beruf, auf Partnerschaft<br />

und Freundschaft, auf Eltern und<br />

Kinder, bis hin zu dem Wissen, dass<br />

die eigene Existenz zeitbegrenzt ist<br />

und man wird gehen müssen.<br />

Es gibt keine falsche Trauer<br />

Doch bis es so weit ist, durchqueren<br />

wir manche Trauerstation: die erste<br />

große Liebe verabschiedet sich, eine<br />

wichtige Prüfung wird vermasselt,<br />

beim Traumjob wird der andere<br />

Bewerber bevorzugt. Psychologen<br />

haben den Vorgang des Trauerns<br />

in mehrere Phasen eingeteilt: Am<br />

Anfang steht immer ein Nicht-Wahr-<br />

Haben-Wollen bzw. ein Schockzustand,<br />

je nachdem, wie mächtig uns<br />

der Traueranlass überfällt. Dazu passen<br />

Sätze wie „Ich glaub‘ es einfach<br />

nicht!“ oder „Das kann ja wohl nicht<br />

wahr sein“. Unter Umständen erlebt<br />

man seine Umgebung in dieser Zeit<br />

wie durch Milchglas. Auf dieses<br />

Schockerlebnis folgt die emotionale<br />

Phase; die kann sich in Trauer<br />

äußern, kann sich aber auch ganz<br />

anders anfühlen, beispielsweise von<br />

depressiven Gedanken und einem<br />

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Eindruck der Sinnleere<br />

begleitet sein;<br />

auch körperliche<br />

Reaktionen wie<br />

Schlafstörungen<br />

und Appetitlosigkeit<br />

sind möglich.<br />

Besonders problematisch<br />

sind<br />

Schuldgefühle,<br />

Selbstvorwürfe und<br />

innerer Rückzug.<br />

Denn sie führen<br />

oft dazu, aus<br />

dieser zweiten<br />

Phase der Trauer<br />

nicht mehr herauszufinden, in ihr<br />

stecken zu bleiben und sich zum<br />

Beispiel mit Alkohol zu „trösten“.<br />

Verstärkt wird dieser Effekt durch<br />

den gesellschaftlichen Druck, seine<br />

Gefühle nicht nach außen zu tragen,<br />

immer schön cool zu bleiben, bei der<br />

Beerdigung gefasst zu bleiben, statt<br />

seinen Schmerz herauszuschreien.<br />

Dabei wären in dieser zweiten Phase<br />

Gefühle wie tiefer Schmerz, Wut,<br />

Hass und Aggressionen besonders<br />

für die Verarbeitung des Verlusts<br />

wichtig. Dann kann die dritte, die<br />

eigentliche Verarbeitungsphase<br />

kommen: Wir treten innerlich mit<br />

dem erlebten Geschehen, mit dem<br />

verlorenen Menschen noch einmal<br />

in Verbindung und begreifen, dass<br />

der Verlust nicht zu ändern ist, dass<br />

wir uns im Leben neu einrichten<br />

und orientieren müssen.<br />

So weit die Theorie. Wie sehr<br />

Trauer kulturabhängig ist, zeigt<br />

die Tatsache, dass etwa beim nordamerikanischen<br />

Indianerstamm<br />

der Hopi Totentrauer exakt auf drei<br />

Tage festgelegt ist. Dann wird die<br />

Hinterlassenschaft des Verstorbenen<br />

verbrannt und das Leben geht weiter.<br />

In Indien wird 13 Tage getrauert;<br />

die Familie des Verstorbenen gilt<br />

währenddessen als unrein und muss<br />

sich rituell baden. In Mexiko belädt<br />

man am 1. November bei einem<br />

Fest einen Tisch mit den Lieblingslebensmitteln<br />

des Verstorbenen, bäckt<br />

Brote mit Knochen-Motiven, tafelt<br />

mit großem Genuss und wartet mit<br />

nächtlichen Musikgruppen auf den<br />

Friedhöfen auf Geisterbesuche. Kinder<br />

erhalten gebackene Totenköpfe<br />

und kleine Marzipansärge.

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