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Carl Gottlob Wilke und Die Wilkeschen Hutfabrik in

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Es ist bekannt, wie die Geschichte weiter geht. Der nächste<br />

Erbe steift zwei Krempen auf, der auf diesen folgende die dritte;<br />

der von diesem den Hut erbt, der bis dah<strong>in</strong> weiß gewesen war, färbt<br />

ihn schwarz, <strong>und</strong> so wird er <strong>in</strong> immer veränderter Form oder Ausstaffirung<br />

von e<strong>in</strong>em dem andern h<strong>in</strong>terlassen. <strong>Die</strong> Geschichte hat<br />

ke<strong>in</strong> Ende, der Fabeldichter aber bricht sie ab mit der Bemerkung,<br />

daß es dem Hut, der trotz aller Veränderungen doch immer der alte<br />

Hut blieb, fast so ergangen sei wie der Philosophie Der Vergleich<br />

paßt auch heute noch, <strong>und</strong> es könnte auch statt der Philosophie die<br />

Poesie oder die Malerei oder e<strong>in</strong>e andere Kunst genannt werden.<br />

Doch das geht uns hier nichts an, die Hauptsache ist, daß die<br />

Geschichte immer noch auf den Hut selbst paßt, daß er e<strong>in</strong> die Veränderung<br />

liebender Gegenstand geblieben ist. Ob die Veränderung<br />

nun immer e<strong>in</strong>e solche zum Bessern ist, kommt dabei, wie bei allem,<br />

was die Mode angeht, nicht <strong>in</strong> Betracht. „Variatio delectat“ sagt<br />

der Late<strong>in</strong>er, <strong>und</strong> im Deutschen heißt es „Veränderung macht Vergnügen“<br />

oder „Veränderung muß se<strong>in</strong>“. Da aber der Hut ganz<br />

besonders von den Launen der Mode abhängig ist, so muß e<strong>in</strong><br />

geschickter Hutmachermeister vor allem die Augen offen halten <strong>und</strong><br />

zusehen, daß er nicht h<strong>in</strong>ter den Forderungen der Zeit zurückbleibt.<br />

Daß diese offenen Augen dem Gründer der Firma C. G. <strong>Wilke</strong> <strong>und</strong><br />

Se<strong>in</strong>en Nachfolgern nicht gefehlt haben, hat nicht am wenigsten zum<br />

Emporblühen des Geschäftes beigetragen.<br />

Es ist nicht e<strong>in</strong> Hut, den alle Deutschen tragen. Alle Deutschen<br />

unter e<strong>in</strong>en Hut zu br<strong>in</strong>gen, ist <strong>in</strong> neuerer Zeit nur e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong><br />

bildlichem S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>em großen deutschen Mann, der leider nicht<br />

mehr zu den Lebenden gehört, gelungen. Es werden heute vieler<br />

Art Hüte getragen wie auch früher. Manche alte Form ist so gut<br />

wie ganz abgekommen. Zu den ältesten Formen gehört der spitze Hut,<br />

der nur noch im Zuckerhut, der nach ihm se<strong>in</strong>en Namen bekommen<br />

hat, fortlebt. Der Eisenhut oder Sturmhut der alten Kriegsknechte,<br />

dessen Herstellung übrigens nie zur Hutmacherarbeit gehört hat, ist<br />

aus der Mode gekommen <strong>und</strong> blüht nur noch im Garten als e<strong>in</strong>e<br />

Schöne Blume, das Aconitum Napellus der Botaniker. In den Hecken<br />

aber blüht der sonst auch Spillbaum heißende Strauch (Evonymus<br />

europaeus), das Pfaffenhütle<strong>in</strong>, so genannt nach der Gestalt se<strong>in</strong>er<br />

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