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Carl Gottlob Wilke und Die Wilkeschen Hutfabrik in

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Das Rohmaterial für den Haarhut liefern Hasen <strong>und</strong> Kan<strong>in</strong>chen.<br />

In älterer Zeit waren noch andere Haarthiere daran betheiligt, wie<br />

der Fischotter z. B. <strong>und</strong> ganz besonders der Biber. <strong>Die</strong> Pelze dieser<br />

Thiere aber s<strong>in</strong>d längst so theuer geworden, daß sie nur noch ausnahmsweise<br />

für ganz kostbare Hüte Verwendung f<strong>in</strong>den. Es kommt<br />

jetzt, wie gesagt, fast nur noch Hasen- <strong>und</strong> Kan<strong>in</strong>chenhaar zur Verarbeitung.<br />

Nun weiß man auf e<strong>in</strong>mal doch, woh<strong>in</strong> die Felle der<br />

armen Hasen kommen, die im Herbst <strong>und</strong> W<strong>in</strong>ter geschossen <strong>und</strong><br />

verzehrt werden; was aus ihren Fellen wird, die von hausirenden<br />

Händlern den herrschaftlichen Köch<strong>in</strong>nen abgekauft werden. Das<br />

verschaffte früher den Köch<strong>in</strong>nen, <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> wenigstens, e<strong>in</strong>en bessern<br />

Nebenverdienst als heutzutage. Vor dreißig Jahren etwa, als me<strong>in</strong>e<br />

eigene Hauswirthschaft anf<strong>in</strong>g, wurden noch <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> für e<strong>in</strong> Hasenfell<br />

fünf<strong>und</strong>siebenzig Pfennige bezahlt, jetzt bekommt die Köch<strong>in</strong><br />

dafür, auch wenn sie mehr fordert, nur fünf<strong>und</strong>zwanzig Pfennige,<br />

während der Hase selbst viel theurer ist als er früher war. Das ist<br />

wohl dadurch zu erklären, daß <strong>in</strong> der großen Stadt die Nachfrage<br />

nach Hasen sehr viel größer geworden ist als diejenige nach Hasenfellen,<br />

während <strong>in</strong> Bezug auf letztere das Angebot zugleich sehr viel<br />

stärker geworden ist.<br />

<strong>Die</strong> Hasen- <strong>und</strong> Kan<strong>in</strong>chenfelle werden <strong>in</strong> getrocknetem Zustande<br />

von der Fabrik hauptsächlich en gros durch den Handel bezogen.<br />

Indessen entnimmt die Fabrik auch nicht unerhebliche Mengen von<br />

kle<strong>in</strong>en Händlern <strong>und</strong> Kürschnern, die die Felle im e<strong>in</strong>zelnen aufkaufen<br />

<strong>und</strong> ansammeln. Im Rohzustande bef<strong>in</strong>den sich an den<br />

Fellen noch viele unverwendbaren Theile. Das Erste, was mit ihnen<br />

geschieht, ist, daß sie beschnitten, geputzt <strong>und</strong> gestutzt werden. Was<br />

dann zurückbleibt, ist nicht alles von gleichem Werth. Das Haar<br />

auf dem Rücken ist das beste, überhaupt aber hat das Haar des<br />

W<strong>in</strong>terhasen den meisten Werth. Bei der <strong>Hutfabrik</strong>ation pflegt das<br />

mehr- <strong>und</strong> das m<strong>in</strong>derwerthige Haar mit e<strong>in</strong>ander gemischt zu werden.<br />

Nach dem Stutzen werden die Felle mittelst e<strong>in</strong>er Mischung von<br />

Salpetersäure <strong>und</strong> Quecksilber gebeizt. Nachdem sie dann getrocknet<br />

s<strong>in</strong>d, kommen sie auf die Haarschneidemasch<strong>in</strong>e, die durch schnell sich<br />

drehende Messerwalzen das Haar von der Haut abtrennt. Um das<br />

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