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Carl Gottlob Wilke und Die Wilkeschen Hutfabrik in

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Nach dieser kle<strong>in</strong>en Abschweifung kehren wir <strong>in</strong> den Krempelsaal<br />

der <strong>Wilke</strong>schen Fabrik zurück. Dort sehen wir zunächst, wie die<br />

aus den Vorkrempeln kommende Wolle, <strong>in</strong> bestimmten Partien<br />

abgewogen, den Konuskrempeln überliefert wird. <strong>Die</strong>se Masch<strong>in</strong>en<br />

s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Doppelkonus versehen, auf dem der gekrempelte<br />

Wollenflor sich auf <strong>und</strong> über e<strong>in</strong>ander wickelt. So entstehen zwei<br />

Hohlkegel aus Wolle, die ause<strong>in</strong>andergeschnitten werden. Jede der<br />

beiden Hälften ist bestimmt, sich zu e<strong>in</strong>em Hut zu entwickeln.<br />

Nunmehr beg<strong>in</strong>nt die Filzerei. <strong>Die</strong>se besteht zunächst dar<strong>in</strong>,<br />

daß auf der Pilzmasch<strong>in</strong>e dem losen „Fach“ durch e<strong>in</strong>e erschütternde<br />

<strong>und</strong> rüttelnde Bewegung, wie sie früher mit den Händen ausgeübt<br />

wurde, die erste Festigkeit gegeben wird. Dadurch wird aus dem<br />

„Fach“ der Filz, der darauf der Behandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wasserbade,<br />

dem etwas Säure zugesetzt ist, unterzogen wird.<br />

<strong>Die</strong> Masch<strong>in</strong>e, die zunächst an die Reihe kommt, ist die Anstoßmasch<strong>in</strong>e.<br />

Auf ihr laufen die Filze durch Walzen, die mit Hartgummir<strong>in</strong>gen<br />

besetzt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Art knetende Wirkung ausüben. <strong>Die</strong><br />

Filze s<strong>in</strong>d, wenn sie dieses Stadium der Verarbeitung überstanden<br />

haben, nun schon auf die Hälfte ihres früheren Umfanges zurückgegangen.<br />

Das entspricht dem, was vorh<strong>in</strong> über die Natur des<br />

Wollhaares gesagt ist. Durch das Rütteln, Stoßen <strong>und</strong> Kneten<br />

zusammen mit dem Dampf <strong>und</strong> der Säure wird e<strong>in</strong> Zusammenkriechen<br />

der Haare — so kann man es ja wohl nennen — hervorgebracht,<br />

wodurch die Masse fester <strong>und</strong> an Umfang ger<strong>in</strong>ger wird.<br />

Immer noch ist der Filz nicht genug gequält. Aus der Anstoßerei<br />

kommt er zur Erlangung noch größerer Festigkeit <strong>in</strong> die Hammerwalke,<br />

wo 20—25 Dutzend se<strong>in</strong>er Art zugleich bearbeitet werden.<br />

Wie <strong>in</strong> dieser Masch<strong>in</strong>e mit ihm verfahren wird, das sieht wahrhaft<br />

mitleiderregend aus. Wenn man dem zusieht, wird e<strong>in</strong>em vollständig<br />

klar, was im geme<strong>in</strong>en Leben unter „durchwalken“ verstanden wird.<br />

Mit schweren Hämmern wird, <strong>und</strong> zwar st<strong>und</strong>enlang, auf den Filz<br />

losgeschlagen, während er sich <strong>in</strong> heißem Wasser bef<strong>in</strong>det. Aber es<br />

bekommt ihm gut, wie es ja auch dem Menschen geme<strong>in</strong>lich nicht<br />

so übel anzuschlagen pflegt, wenn er vom Leben nicht allzu gel<strong>in</strong>de<br />

behandelt wird. Aus dem Filz wird durch die Hammerwalke e<strong>in</strong><br />

Stumpen, das ist immer schon mehr. Der Name „Filz“ kl<strong>in</strong>gt nicht<br />

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