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Carl Gottlob Wilke und Die Wilkeschen Hutfabrik in

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Bedeutung hat, dem wollenen Stoff durch Pressen e<strong>in</strong>en starken<br />

Glanz zu geben. Zur Milderung solchen Glanzes wird das Wollenfabrikat<br />

<strong>in</strong> der Decatirblase heißem, gespanntem Dampf ausgesetzt.<br />

Im Filz wird durch die Behandlung mit dem heißen Dampf die<br />

gleichsam noch lebendige Wollfaser getödtet, was dem Hut größere<br />

Formbeständigkeit verleiht. Ohne das Decatiren würden die Wollhaare<br />

die Neigung behalten, sich bei Gelegenheit noch enger an e<strong>in</strong>ander<br />

anzuschließen, wie das bei gewebten Stoffen <strong>in</strong> der Wäsche geschieht<br />

<strong>und</strong> sich <strong>in</strong> Gestalt des so unerwünschten „E<strong>in</strong>laufens“ k<strong>und</strong> giebt.<br />

Zum Steifen der Hüte, das nun an die Reihe kommt, wird<br />

sogenannte Schellacksteife, Schellack <strong>in</strong> Spiritus gelöst, angewendet.<br />

<strong>Die</strong> ganz genaue Form des Kopfes <strong>und</strong> des Randes wird dann<br />

auf den hydraulischen Pressen <strong>und</strong> den Façonnirmasch<strong>in</strong>en hergestellt.<br />

Damit ist der Hut <strong>in</strong> der Hauptsache fertig geworden.<br />

Von e<strong>in</strong>em Arbeitsraum <strong>in</strong> den andern tretend haben wir<br />

zugesehen, wie der Hut entsteht. Es ist e<strong>in</strong> weiter Weg von dem<br />

Rohmaterial, der noch ungere<strong>in</strong>igten Schafwolle, bis zu dem Hut,<br />

dem nur die Ausstaffirung noch fehlt. Viele Hände s<strong>in</strong>d schon an<br />

se<strong>in</strong>er Herstellung thätig gewesen, männliche <strong>und</strong> weibliche, <strong>und</strong> mit den<br />

Menschenhänden hat e<strong>in</strong>e Reihe von Masch<strong>in</strong>en zusammen gearbeitet.<br />

Sehen wir uns e<strong>in</strong>mal die Hände an <strong>und</strong> die Menschen, denen<br />

die Hände gehören! Es s<strong>in</strong>d rauhe Hände, die die Spuren der Arbeit<br />

tragen, <strong>und</strong> den Händen entsprechen die Menschen, denen sie gehören.<br />

E<strong>in</strong> Theil der Arbeiter <strong>und</strong> der Arbeiter<strong>in</strong>nen ist vom Lande her<br />

<strong>und</strong> kommt werktäglich zur Arbeit nach der Stadt. Von den<br />

Männern, die auf dem Lande wohnen, kommt e<strong>in</strong>e Anzahl auf dem<br />

Fahrrade nach der Fabrik. <strong>Die</strong> Stahlrosse, auf denen sie kommen<br />

<strong>und</strong> zurückfahren, stehen draußen unter e<strong>in</strong>em Schutzdach. Der Platz<br />

an e<strong>in</strong>er Fabrik zur E<strong>in</strong>stellung der Arbeiter-Fahrräder ist auch etwas<br />

Bezeichnendes für das Ende unseres Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

<strong>Die</strong> Arbeit ist im Ganzen ke<strong>in</strong>e leichte <strong>und</strong> fordert stete Aufmerksamkeit.<br />

Auf dem Lande folgt bei der Kornernte dem Schnitter<br />

die B<strong>in</strong>der<strong>in</strong>, <strong>und</strong> das ist nicht so leicht für sie, wie es sche<strong>in</strong>t. Sie<br />

muß genau darauf Acht geben, daß sie, immer gleichen Schritt mit<br />

ihm haltend, was er niederwirft, aufnimmt. Daran wird man<br />

er<strong>in</strong>nert durch den Arbeiter, der <strong>in</strong> der Fabrik vor der Masch<strong>in</strong>e<br />

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