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I<br />
Atrtuelles<br />
Zum Fischsterben an der Obersauer<br />
Fortbi ldungsurlaub für Elektronenrechner<br />
Vermehrte Schlamm- und Algenablagerungen<br />
sowie stark schwankende<br />
Wasserstände an der Obersauer<br />
unterhalb des Stausees, in<br />
einer Region, welche aufgrund der<br />
biologischen Zonierung der Fließgewässer<br />
der Forellen- und<br />
Aschenregion zugerechnet wird<br />
und dessen Flußgrund ,,überwiegend<br />
aus grobem Geröll und kiesigen<br />
Sanden" bestehen soll, sind<br />
nun wiederTagesgespräch.<br />
Was Unkrautvernichtungsmittel<br />
bisher nicht vermochten, sollen<br />
nun kurzsichtige Einleitungen von<br />
Algenfetzen und Schlamm bei Reinigungsarbeiten<br />
am Auslauf des 4.<br />
Rückhaltebeckens sowie Niveauschwankungen<br />
von einem halben<br />
Meter innerhalb kurzer Zeit dennoch<br />
bewerkstelligen, nämlich<br />
dauerhafte Schäden an Flora und<br />
Fauna der Sauer, von Heiderscheidergrund<br />
bis Dirbach und darüber<br />
hinaus.<br />
Die unmittelbaren, nicht übersehbaren<br />
Schäden durch abruote<br />
Niveauregulierung sind hinlänglich<br />
bekannt: Absterben von Jungfischen<br />
und Köcherfliegenlarven in<br />
großer Zahl in vom Hauptfluß abgetrennten<br />
Flachzonen, so festgestellt<br />
am 22.5.'1986 in der Gegend<br />
Tadler-Dirbach. Doch wie steht es<br />
um eventuelle Langzeitschäden,<br />
meist wenig augenfällig, erst in ein<br />
bis zwei Jahren bemerkbar?<br />
Grundsätzlich müssen unterschiedlich<br />
negative Folgen an der<br />
Fisch- und Invertebratenfauna erwogen<br />
werden. Doch auch, je nach<br />
Flußabschnitt, werden die Schäden<br />
verschieden sein. Schließlich<br />
wird es Unterschiede geben, je<br />
nachdem es sich um Schlamm-Algeneinleitungen<br />
oder brüske Niveauänderungen<br />
handelt.<br />
Voraussichtliche Schäden<br />
an den Fischbeständen<br />
Mit viel Mühe wird momentan<br />
versucht, gesunde, laichfähige<br />
Aschenbestände an der Obersauer<br />
zu entwickeln. Die Asche, Spätlaicher<br />
unter den Salmoniden, laicht<br />
von März bis Mai auf kiesigem,<br />
sauberen Bachgrund. Das Schlüpfen<br />
der kleinen, hilflosen Fischchen<br />
erfolgt nach 20 bis 25 Tagen. Während<br />
dieser Zeit ist ein Umspülen<br />
mit sauerstoffreichem, klarem Wasser<br />
unabdingbar. Sich niederschlagende<br />
Algenfetzen in den Zwischenräumen<br />
der Laichgrube, führen<br />
unweigerlich zum Absterben<br />
der Ascheneier.<br />
Auch Döbel und Hasel gehören<br />
zu einer artenreichen Fischpopulation<br />
(Bockholtzermühle-Dirbach<br />
und unterhalb). Der Döbel laicht in<br />
den Monaten April bis Juni, der Hasel<br />
von Februar bis Mai. zumeist<br />
werden die Eier in kiesigen Flachwasserbereichen<br />
und an Unterwasserpflanzen<br />
abgelegt. Hier<br />
richten also sowohl Niveauschwankungen<br />
als auch Algenund<br />
Schlammeinleitungen beträchtlichen<br />
Schaden an.<br />
Voraussichtliche Schäden<br />
an der lnsektenfauna<br />
Noch birgt die Obersauer gute<br />
Bestände an Eintagsfliegen und<br />
besonders schützenswerte Restbestände<br />
an Steinfliegen. Es handelt<br />
sich im besonderen um Vertreter<br />
der empfindlichen Gattungen<br />
der Steinklammerer und der noch<br />
empfindlicheren Gruppe der Perlaund<br />
lsoperlasteinfliegen (hier sei<br />
nur stellvertretend das schöne, lebhaft<br />
flatternde ,,gelbe Särchen" erwähnt).<br />
Beide Gruppen haben einen<br />
großen Sauerstoffbedarf und<br />
eingeleitete, sich zersetzende<br />
Stauseealgen mindern den Sauerstoffgehalt<br />
rapide und bewirken ein<br />
Absterben dieser wichtigen Bioindikatoren<br />
und Fischnährtiere.<br />
Die Schäden werden sich auf<br />
den Losen der Sauer unterhalb der<br />
Staumauer noch einigermaßen in<br />
Grenzen halten, da hier nur kaltes<br />
Wasser eingeleitet wird, das durch<br />
Verwirbelung relativ viel Sauerstoff<br />
aufnehmen kann, doch weiter flußabwärts<br />
wird die Situation sich in<br />
den warmen Sommermonaten verschlechtern.<br />
Hier werden Algenfetzen<br />
und schnell durchgeführte Niveausenkungen<br />
sich besonders<br />
nachteilig auswirken.<br />
Organische, sauerstoffzehrende<br />
Zersetzung und ein sich erwärmender,<br />
weil stark reduzierter Wasserkörper<br />
können binnen kurzer Zeit<br />
zu akutem Sauerstoffmangel für<br />
die Obersauerfauna führen.<br />
Naturbewußte Angelfischer an<br />
der Obersauer befürchten zu<br />
Recht den Ruin eines der letzten<br />
Angelparadiese unseres Landes<br />
und wollen nicht weiter zusehen,<br />
wie die letzten Bestände einheimischer<br />
Salmoniden, Eintags- und<br />
Steinfliegen durch Uneinsichtigkeit<br />
zugrunde gerichtet werden.<br />
Das Fischereigesetz vom 28.<br />
Juni 1976, dessen Ziel es ist, unter<br />
anderem das biologische Gleich-<br />
gewicht der Gewässer zu erhalten,<br />
verbietet in Artikel 12: ,,d'entraver<br />
I'alimentation normale, la respiration<br />
ou la reproduction par an6antissement,<br />
r6duction ou modification<br />
de la flore et de la faune aquatiques".<br />
Doch auf dieses stets prekäre<br />
Gleichgewicht scheint momentan<br />
nicht viel Rücksicht genommen<br />
zu weroen.<br />
Das Gesetz vom 1'1. August 1982<br />
,,concernant la protection de la nature<br />
et des ressources naturelles"<br />
hat sich zur Aufgabe gemacht,<br />
Flora, Fauna und ihre Biotope zu<br />
schützen. Es stellt in seinem,,röglement<br />
grand-ducal" vom 8. April<br />
1986 ausdrücklich Eintags- und<br />
Steinfl iegen unter Naturschutz. Damit<br />
ist doch nicht etwa nur dasVerbot<br />
des Einsammelns besagter<br />
Tierarten gemeint, sondern hoffentlich<br />
auch der Erhalt ihres Lebensraumes.<br />
Doch dieser wird momentan<br />
an der Obersauer arg in<br />
Mitleidenschaft gezogen.<br />
Mit ein wenig gutem Willen und<br />
einem Minimum an Information,<br />
wäre bereits viel getan, und mancher<br />
Schaden wäre schon im Ansalz<br />
zu vermeiden. Es stellt sich<br />
noch die Frage, wieso, falls der<br />
Computer nun auf ,,Sommerzeit"<br />
geschaltet hat, er nicht dabei<br />
bleibt, wieso er zwischendurch bei<br />
besonderen Anlässen immer wieder<br />
auf ,,Winterzeit" zurückschaltet?<br />
Sollte nun auch diesmal wieder<br />
der Comouter tatsächlich an allem<br />
Schuld sein, so möchte ich vorschlagen<br />
diesem in verantwortungsvoller<br />
Position stehenden<br />
Elektronenrechner einen Fortbildungsurlaub<br />
in Sachen Umweltschutz<br />
zu gewähren, falls seineVorgesetzten<br />
keine Zeit dazu aufbringen<br />
können und allem Anschein<br />
nach noch viel weniger Lust dazu<br />
haben.<br />
Dr, GeorgesTheves<br />
Et la s6rie continue...<br />
Hiobsbotschaften in Folge...<br />
lm Laufe der letzten Monate überstüzten sich die Schreckensnachrich<br />
ten Ootalvergiftung der Syr; Unheilvolle Auswirkungen der skandalösen, wi<br />
dersinnigen Schleusenspielereien am Obersauerstausee; Vergiftung der<br />
Blees durch eine sog. Kläranlage, die sich allem Vernehmen nach, wie<br />
andere unserer sog. Kläranlagen auch, in einen Giftspeierverwandelt hat;<br />
neute Verschmutzung der Obersauer, die unseren<br />
speist), die quasi jede für sich als eine Katastrophe in fischereilicher Hinsicht<br />
bezeichnet werden kann.<br />
Höchstwahrscheinlich ist der angerichtete Schaden in ökologischer Hin<br />
sicht noch weitaus schlimmer, da der Lebensraum der Pflanzen- undTierge<br />
sellschaften (Biotope) voraussichtlich zumeist radikal zerstört worden ist.<br />
Über die Folgeschäden, die sich erfahrungsgemäß - wenn überhaupt<br />
dann nur langfristig beheben lassen, könnten zvZeit lediglich<br />
aufgestellt werden. Unsere Zeitung wird deshalb weitere Untersuchungen<br />
abwarten und gegebenenfalls darüber berichten.