Jahresbericht 2009 - Elisabeth-Krankenhaus Essen
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Angeborene Herzfehler sind ein<br />
gutes Beispiel dafür, dass der medizinische<br />
Fortschritt selbst die Medizin<br />
vor neue Herausforderungen stellt.<br />
Während Kinder, die noch vor etwa<br />
25 oder 30 Jahren mit einem Herzfehler<br />
auf die Welt kamen, das Erwachsenenalter<br />
meistens nicht erreichten,<br />
sind die Prognosen für diese Kinder<br />
heute wegen der fortschrittlichen Behandlungsmöglichkeiten<br />
um ein Vielfaches<br />
besser. „Diese Entwicklung ist<br />
großartig, aus der Sicht der Patientenbetreuung<br />
birgt sie jedoch eine Tücke:<br />
Mit dem Eintritt in die Volljährigkeit<br />
dürfen diese Patienten rein theoretisch<br />
nicht mehr von ihrem Kinderkardiologen<br />
betreut werden, sondern<br />
müssen zu einem Erwachsenenkardiologen<br />
wechseln. Dieser kennt häufig<br />
nicht die Vorgeschichte und den<br />
Krankheitsverlauf, der auf pädiatrischen<br />
Grundlagen basiert. Die Fachgesellschaften<br />
für Kardiologie und<br />
Kinderkardiologie haben deshalb<br />
beschlossen, dass diese Spezialfälle<br />
künftig nur noch von speziell qualifizierten<br />
Kardiologen behandelt werden“,<br />
erklärt Christof Wald die Hintergründe,<br />
die dazu führten, dass er<br />
zu denjenigen deutschen Kardiologen<br />
zählt, die eine solche Weiterbildung<br />
in Angriff nehmen. Die Konstellation<br />
für eine ganzheitliche Betreuung<br />
dieser Patienten ist auf dem Gelände<br />
des <strong>Elisabeth</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es<br />
denkbar günstig: Von der ambulanten<br />
Betreuung bis zu chirurgischen<br />
Eingriffen steht den Patienten alles an<br />
einem Ort zur Verfügung. Rund 25<br />
Erwachsene mit angeborenem Herzfehler<br />
werden derzeit vom ZAK betreut,<br />
das unter der Leitung von Dr.<br />
Christof Wald und Dr. Walter Richter<br />
steht. Dr. Wald: „Wir sind sowohl<br />
Anlauf- als auch Schnittstelle für diese<br />
Menschen, von denen rund ein Drittel<br />
lediglich zu routinemäßigen Checkup-Untersuchungen<br />
erscheint. Bei<br />
einem weiteren Drittel können Unregelmäßigkeiten<br />
mit medikamentösen<br />
Feinjustierungen behoben werden.<br />
Beide Gruppen werden in der Ambulanz<br />
behandelt. Bei dem letzten Drittel<br />
allerdings treten im Erwachsenenalter<br />
relevante Verschlechterungen,<br />
zum Beispiel rhythmologischer Art<br />
auf. Hier koordinieren wir die weitere<br />
stationäre Therapie im Herzkatheterlabor<br />
oder in der assoziierten Herzchi-<br />
rurgie.“ Klassifizieren lassen sich die<br />
angeborenen Herzfehler in drei Gruppen:<br />
Klappenfehler, Fehler bei der<br />
Aufteilung der Vor- und Hauptkammer,<br />
Fehlbildungen der großen Gefäße<br />
und nahezu jede denkbare Kombination<br />
hieraus. Dabei gibt es aber<br />
immer auch Spezialfälle, die selbst<br />
geschulte Kardiologen vor besondere<br />
Herausforderungen stellen. Neben<br />
diesem Spezialgebiet sind weiterhin<br />
selbstverständlich sämtliche kardiologische<br />
Patienten bestens in den Händen<br />
von Walter Richter und Christof<br />
Wald im Zentrum für Ambulante Kardiologie<br />
aufgehoben. Und noch eine<br />
Besonderheit schätzen die Patienten:<br />
Sowohl Walter Richter als auch Christof<br />
Wald sind neben ihrer Funktion<br />
als niedergelassene Kardiologen auch<br />
Teil des Teams der Klinik für Kardiologie<br />
und Angiologie und damit in Summe<br />
für jede kardiologische Tonart gerüstet.<br />
Starke Mutterherzen<br />
Jede Geburt ist ein kleines Wunder. Ein riesiges Wunder war die Geburt von<br />
Sandra Tepavac. Denn die Mutter eines fidelen Jungen leidet an einem angeborenen<br />
Herzfehler, bei dem Lungen- und Körperkreislauf nur von einer Herzhauptkammer<br />
versorgt werden. Allerdings war die Konstellation bei der Patientin<br />
zufällig so günstig mit anderen Herzfehlern kombiniert, dass sich die<br />
Ärzte in der Kindheit gegen eine Operation entschieden und den weiteren Verlauf<br />
abwarteten. Bis ins Erwachsenenalter ergaben sich keine Komplikationen,<br />
das Risiko war der jungen Frau jedoch stets bewusst. Umso überraschter war<br />
der Kardiologe Wald im ZAK, als sie sich im vergangenen Jahr dort vorstellte –<br />
in der 28. Schwangerschaftswoche. „Schwangerschaft und Geburt belasten<br />
das Herz-Kreislauf-System enorm, schon bei gesunden Frauen. Die Sorge bei<br />
Frau Tepavac war darum groß, vor allem, da uns außer dem Ultraschall keine<br />
diagnostischen Möglichkeiten offen standen“, erinnert sich Christof Wald.<br />
Gemeinsam mit den Gynäkologen und Anästhesisten überwachte der Kardiologe<br />
den Verlauf der Schwangerschaft und plante minutiös die Geburt. Diese<br />
gehörte für Wald „mit zu den aufregendsten Einsätzen meines Berufslebens“.<br />
Und – dank Happy End – wohl auch zu den herzerweichendsten.