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ETF-Magazin: "Routenplaner" (Q2-2009) - Börse Frankfurt

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Research<br />

fordert, erheblich restriktiver sind als im Rahmen des<br />

Simulationsexperiments, wo sich die Korrelation des<br />

aktiven Teilportfolios zufällig durch die Ziehung von<br />

meist positiv mit den Marktrenditen korrelierenden<br />

Aktien ergibt. Für das Indexinvestment wurde im Rahmen<br />

der Berechnungen eine Gebührenbelastung von<br />

20 Basispunkten unterstellt, die der Total-Expense-Ratio<br />

eines marktüblichen Stoxx-600-<strong>ETF</strong> entspricht. Bei<br />

swapbasierten <strong>ETF</strong>s auf den Stoxx-600 sind wegen der<br />

effi zienten Dividendenvereinnahmung noch deutlich<br />

niedrigere reale Kostensätze möglich. Bei voll replizierenden<br />

Fonds könnte der Kostensatz ebenfalls theoretisch<br />

niedriger ausfallen, wenn Zusatzerträge durch<br />

Wertpapierleihe vereinnahmt werden. Bei breiten Portfolios<br />

mit relativ vielen Mid- und Smallcaps, wie beim<br />

Stoxx-600, stehen jedoch die Chancen für Zusatzerträge<br />

aus Wertpapierleihe eher schlecht.<br />

Aufschlussreiches Ergebnis. Unser empirisches Experiment<br />

zeigt, dass breit diversifi zierte, marktnahe Investmentfonds<br />

einen deutlich geringeren Tracking-Error<br />

besitzen und sich damit passiver präsentieren als ein<br />

einmalig per Zufallsziehung aus dem Aktienuniversum<br />

der Benchmark zusammengestelltes Portfolio aus fünf<br />

Aktien. Diese enge Bindung der Fonds an den Gesamtmarkt<br />

überrascht, denn schließlich wird ja das Portfolio<br />

aktiv verwaltet und regelmäßig umgeschichtet. Jeder<br />

der untersuchten Fonds konnte zu signifi kanten Teilen<br />

zwischen 30 Prozent und 56 Prozent durch ein Indexinvestment<br />

ersetzt werden, sofern der verbleibende<br />

Teil des Vermögens in seiner Allocation stark von der<br />

Benchmark abweicht. Die Tatsache, dass sich ein vollständig<br />

aktiv verwaltetes Portfolio, gemessen am Tracking-Error,<br />

zunehmend passiver verhält, je größer die<br />

Anzahl der enthaltenen Aktienpositionen ist, ist dagegen<br />

intuitiv gut nachvollziehbar und wurde im Übrigen<br />

auch schon von Rousseau gezeigt: Je öfter das Zufallsexperiment<br />

der Ziehung einer Aktie aus dem Indexuniversum<br />

wiederholt wird, desto mehr ist die resultierende<br />

Auswahlmenge dem Gesetz der großen Zahlen<br />

unterworfen und bildet desto mehr den Durchschnitt<br />

oder eben den Marktindex selbst ab.<br />

Aus dem Ergebnis des durchgeführten Datenexperiments<br />

ergeben sich zwei interessante Handlungsempfehlungen<br />

für die Kombination passiver und aktiv<br />

verwalteter Vermögensanteile in einem Portfolio.<br />

Zum einen ist es nicht optimal, das gesamte Vermögen<br />

aktiv zu verwalten. Aktive Fonds mit einem breiten<br />

Aktienportfolio verhalten sich zunehmend passiv,<br />

während aktiv verwaltete Fonds mit einer sehr geringen<br />

Anzahl an Einzeltiteln zwar ein hohes aktives Risiko<br />

in Gestalt eines hohen Tracking-Errors erzielen,<br />

40<br />

diversifi ziert zu sein. Zum anderen entsteht ein hoher<br />

Tracking-Error nicht durch breit angelegtes Stock-Picking<br />

– also nicht durch die Auswahl einer Teilmenge<br />

des Marktuniversums mit einer benchmarkähnlichen<br />

Regionen- und Branchen-Allocation –, sondern durch<br />

signifi kante Wetten auf eine von der Markt-Allocation<br />

abweichende Struktur und durch die Auswahl einer<br />

geringen Anzahl von Einzelwerten.<br />

Das aktive Risiko eines großen, aktiven und breit<br />

diversifi zierten Portfolios lässt sich also durch eine<br />

Kombination aus einem Indexinvestment und einem<br />

kleineren, aber dafür sehr stark von der Benchmark<br />

abweichenden aktiven Anteil mit einer sehr geringen<br />

Anzahl an Einzelpositionen reproduzieren. Wegen<br />

der deutlich günstigeren Gebührenbelastung passiver<br />

Geldanlagen ergeben sich durch diese Vorgehensweise<br />

attraktive Möglichkeiten zur Senkung der Total-Expense-Ratio<br />

auf Ebene des Gesamtportfolios. Besser<br />

als ein vollständig aktiv verwaltetes Portfolio schneidet<br />

also eine Core-Satellite-Strategie ab. Dabei wird so viel<br />

Vermögen, wie es die gewünschte Asset-Allocation und<br />

der angestrebte Tracking-Error des Fonds zulassen, als<br />

passives Kerninvestment in einen Indexfonds investiert,<br />

während der aktiv verwaltete Satellite-Anteil dazu genutzt<br />

wird, um signifi kante Wetten auf einzelne Aktien<br />

oder die dynamische Über- und Untergewichtung einzelner<br />

Regionen und Branchen zu realisieren.<br />

Neben der möglichen Kosteneinsparung kann die<br />

soeben vorgeschlagene Vorgehensweise auch als<br />

konsistenterer Vermögensverwaltungsansatz als die<br />

komplett aktive Verwaltung eines großen Portfolios<br />

angesehen werden. Eine breite Diversifi kation des<br />

Vermögens und die Generierung eines signifi kanten<br />

Tracking-Errors sind zwei Ziele, die sich in einem einzelnen<br />

Portfolio nicht optimal zusammenführen lassen.<br />

Die Konstruktion eines Portfolios aus einem passiven<br />

und hinreichend diversifi zierten Kerninvestment und<br />

einem kleineren, aber dafür sehr fl exiblen aktiven Anteil<br />

räumt dem aktiven Manager größere Gestaltungsmöglichkeiten<br />

und höhere Flexibilität ein: Durch den<br />

passiven Anteil sind eine funktionierende Asset-Allocation<br />

und eine ausreichende Diversifi kation bereits<br />

gewährleistet, sodass sich der Manger des aktiven<br />

Anteils deutlich geringeren Restriktionen unterwerfen<br />

muss und wesentlich mehr Freiheitsgrade besitzt als<br />

ein Manager, der das gesamte Portfolio-Vermögen aktiv<br />

verwaltet. Auf diese Weise kann ein höherer Nutzen<br />

aus der Leistung des Managements und den Aufwendungen<br />

für das aktive Vermögensmanagement<br />

gezogen werden.<br />

dabei jedoch in die Gefahr geraten, nicht ausreichend ANDREAS BECK/ANDREAS RITTER

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