25.02.2013 Aufrufe

Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

INTENSIVSTATION FÜR KINDER­<br />

UND JUGENDPSYCHIATRIE<br />

Kinder und Jugendliche können psychisch<br />

so sehr erkranken, dass sie sich selbst<br />

oder andere Menschen gefährden. Für sie<br />

steht in <strong>Würzburg</strong> nun eine eigene Inten­<br />

sivstation mit sechs Betten zur Verfügung.<br />

Getragen wird die Einrichtung vom Bezirk<br />

Unterfranken, angebunden ist sie an die<br />

Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychia­<br />

trie und Psychotherapie.<br />

Bei der Einweihung am 10. November beschrieb<br />

Klinikdirektor Professor Andreas Warnke, für wen<br />

die Station errichtet wurde. Zum einen ist sie für<br />

junge Patienten da, bei denen akute Selbstmord­<br />

gefährdung besteht - Suizid ist die zweithäufigste<br />

Todesursache bei Jugendlichen. Eine Intensivbe­<br />

handlung sei auch nötig, wenn Kinder und Jugend­<br />

liche an einer akuten Psychose leiden und dadurch<br />

in keiner Weise mehr den Alltagsanforderungen<br />

gewachsen sind.<br />

Hinzu kommen extrem pflegebedürftige Fälle.<br />

"Das betrifft zum Beispiel Patienten mit einer so<br />

genannten dissoziativen Störung, die nicht mehr<br />

essen und nicht mehr trinken, die nicht mehr zu uns<br />

sprechen, sich nicht mehr bewegen und rund um<br />

die Uhr auf Fürsorge und Pflege angewiesen sind<br />

bis sie wieder - therapeutisch geführt - ins normale<br />

Alltagsleben zurückfinden", so Warnke.<br />

Die Station sei auch offen für Kinder und Jugendli­<br />

che, die sich selbst schwere Verletzungen zufügen,<br />

weil sie ihre Impulse nicht steuern können. Sie steht<br />

Suchtkranken zur Verfügung, die eine Entgiftung<br />

brauchen. Wenn ein Jugendlicher beispielsweise<br />

durch eine von Drogen ausgelöste akute Psychose<br />

unter Bewusstseins- und Orientierungsstörungen<br />

leide, könne er dabei sogar in die Gefahr geraten,<br />

andere Menschen körperlich zu verletzen.<br />

Bislang mussten betroffene Kinder und Jugendliche<br />

- in Unterfranken pro Jahr rund 80 Fälle - in den<br />

bei den erwachsenpsychiatrischen Kliniken des<br />

Bezirks in Lohr und Werneck versorgt werden.<br />

Aber: "Wer kann es heute noch rechtfertigen,<br />

dass ein zwölfjähriges Kind mit akuter Schizo­<br />

phrenie benachbart zu einem Erwachsenen im<br />

Alkoholdelirium, in geschlossenen Räumen, ohne<br />

Spielmöglichkeiten, ohne die Personalausstattung<br />

einer kinder- und jugendpsychiatrischen Einrichtung<br />

zu behandeln wäre - ausgerechnet im schwersten<br />

Stadium seiner Erkrankung?", fragte Warnke.<br />

Die Intensivstation sei notwendig, um eine opti­<br />

male psychiatrische Diagnostik und Behandlung<br />

zu gewährleisten. "Intensiv meint dabei nicht eine<br />

anonyme, überwiegend durch technische Apparate<br />

gesteuerte Diagnostik und Behandlung", wie<br />

der Klinikdirektor sagte. Zwar gebe es natürlich<br />

auch Apparatemedizin, die sei aber "gepaart mit<br />

intensivem Zuhören, Beraten, Einüben neuer Erle­<br />

bens- und Verhaltensfertigkeiten, also mit einem<br />

Optimum an menschlicher Zuwendung, und das<br />

in enger Kooperation mit den Familien." Zugleich<br />

mit der Intensivstation wurde ein Eltern-Kind­<br />

Pavillon eröffnet, in dem die Eltern während des<br />

stationären Aufenthaltes ihres Kindes umsonst in<br />

einem Appartement auf dem Parkgelände der Klinik<br />

untergebracht sind.<br />

Innerhalb von durchschnittlich 18 Tagen sollen die<br />

jungen Patienten entlassen sein oder in die offene<br />

Behandlung wechseln können. Eine Mannschaft<br />

von Ärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

und Psychotherapie, klinischen Psychologen,<br />

Pflege- und Erziehungskräften verantwortet die<br />

Patientenversorgung in der Intensivstation. Auch<br />

Beschäftigungstherapie und Krankengymnastik<br />

sind gegeben.<br />

Mit dem Bau der Intensivstation war im Frühjahr<br />

2004 begonnen worden, die Baukosten betrugen<br />

2,02 Millionen Euro. Der Bezirk Unterfranken<br />

brachte davon 400.000 Euro aus Eigenmitteln<br />

auf, den Rest finanzierte der Freistaat Bayern. Wie<br />

Bezirkstags-Vizepräsident Peter Heusinger bei der<br />

Einweihung sagt, sei die Intensivstation Teil eines<br />

Gesamtkonzeptes, mit dem die ausgewogene<br />

Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugend­<br />

licher in Unterfranken sichergestellt sei. Zu diesem<br />

Netzwerk gehören weiterhin eine Tagesklinik in<br />

<strong>Würzburg</strong> unter der Leitung von Professor Warn­<br />

ke und unter der Trägerschaft des Diakonischen<br />

Werkes <strong>Würzburg</strong> sowie die Kliniken für Kinder­<br />

und Jugendpsychiatrie in Aschaffenburg und die<br />

im Aufbau stehende Klinik in Schweinfurt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!