Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg
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BLICK 52<br />
Borreliose<br />
Die Erreger der Borreliose<br />
sind Bakterien und werden<br />
durch Zeckenstiche auf den<br />
Menschen übertragen. Wird<br />
die Infektion nicht rechtzei<br />
tig mit Antibiotika behan<br />
delt, kann es zu schweren<br />
Spätfolgen kommen. Die<br />
Betroffenen leiden dann le<br />
benslang an schmerzhaften<br />
Gelenkentzündungen oder<br />
Nervenstörungen. Eine<br />
Schutzimpfung gegen die<br />
Infektion ist derzeit nicht<br />
verfügbar.<br />
Rechts ein Ultradünnschnitt<br />
durch das Endköpfchen einer<br />
Synapse der Taufliege: Die<br />
Pfeile weisen auf die schwar<br />
zen T-förmigen Strukturen,<br />
Aus der Forschung<br />
Konstruktionsanleitung für den Impfstoff nicht wie<br />
üblich in den Zellkern, sondern in die Chloroplas<br />
ten eingebaut wurde - und davon enthält jede<br />
grüne Pflanzenzelle rund hundert Stück. Warzecha<br />
hatte den Bauplan für den Borreliose-Impfstoff<br />
zunächst auch in den Zellkern integriert, und das<br />
Ergebnis war gleich Null.<br />
Die Forscher extrahierten den Impfstoff dann aus<br />
den Tabakpflanzen und schickten ihn in gereini<br />
gter Form zum Team von Professor Markus Simon<br />
nach Freiburg. Dort wurde der Stoff Mäusen<br />
injiziert. Deren Immunsystem sprang darauf hin<br />
so effektiv an, dass die Tiere vor der Borreliose<br />
geschützt wären. Dabei wirkte der Impfstoff aus<br />
den nikotinhaitigen Gewächsen fast genau so<br />
gut wie derjenige, der sich in Bakterienkulturen<br />
produzieren lässt.<br />
Als nächstes steht das Feintuning an: Die Tabak<br />
pflanzen sollen dazu gebracht werden, möglichst<br />
viel Impfstoff zu produzieren. Mit einem gärtne<br />
rischen Trick wollen die <strong>Würzburg</strong>er außerdem<br />
den Nikotingehalt der Tabakblätter senken, damit<br />
man diese den Freiburger Mäusen füttern kann.<br />
So soll klar werden, ob der Impfschutz auch auf<br />
oralem Weg zu erreichen ist.<br />
Die Forscher haben schließlich eine Vision: Wenn<br />
man Impfstoffe in essbaren Pflanzen wie Tomaten<br />
oder Salat produzieren könnte, wäre nicht nur die<br />
Herstellung einfacher und billiger, sondern auch<br />
die Impfung selbst: Die käme dann ohne Spritze<br />
aus: "Man könnte die Pflanzen einfach zu Säften<br />
oder Breien verarbeiten und sie dosiert verabrei<br />
chen", so Warzecha. Die Deutsche Forschungsge<br />
meinschaft hat dieses Projekt gefördert.<br />
WENN DIE TAUFLIEGE ZUM<br />
BRUCHPILOTEN WIRD<br />
für deren Ausbildung das neu Im Nervensystem der Taufliege haben Ge-<br />
entdeckte Pro tein Bruchpilot netiker vom Biozentrum ein neues Protein<br />
benötigt wird und deren Funk- entdeckt. Wenn es fehlt, hat das massive<br />
tion noch unbekannt ist. Links Folgen: Die Insekten laufen kaum noch<br />
mehrere optische Schnitte umher und können nicht mehr richtig flie-<br />
durch synaptische Endköp{- gen. Weil sie dann oft regelrechte Bruch-<br />
ehen, die T-förmigen Gebilde landungen hinlegen, haben die Forscher<br />
sind als rote Punkte sichtbar das Protein auf den Namen Bruchpilot<br />
gemacht. getauft.<br />
Bild: Erich Buchner<br />
Wie Professor Erich Buchner erklärt, wurden die<br />
meisten Proteine des Nervensystems in der Evo<br />
lution nur einmal erfunden und dann beibehalten.<br />
Sie sind also beispielsweise bei Fliegen, Mäusen<br />
und Menschen sehr ähnlich. "Wir erforschen diese<br />
Proteine bei der Taufliege, interessieren uns aber<br />
natürlich auch für ihre Funktion beim Menschen",<br />
sagt Buchner.<br />
Die Studien an dem Insekt können so durchaus<br />
Bedeutung für die Medizin erlangen. Der Ge<br />
netiker nennt dafür ein Beispiel: Vor 15 Jahren<br />
fanden die <strong>Würzburg</strong>er Wissenschaftler bei der<br />
Taufliege ein Protein mit zunächst unbekannter<br />
Funktion. Vor kurzem nun haben Forscher in<br />
den USA herausgefunden, dass dieses Protein<br />
höchstwahrscheinlich bei der Parkinson-Krankheit<br />
eine Rolle spielt.<br />
Auch das Protein Bruchpilot kommt in ähnlicher<br />
Form beim Menschen vor; über seine Funktion<br />
dort weiß man nichts. Ob es ebenfalls mit einer<br />
Erkrankung zu tun haben könnte, darüber sind<br />
laut Buchner zum jetzigen Zeitpunkt noch keine<br />
Spekulationen möglich. Zunächst einmal soll das<br />
neue Protein bei der Taufliege genauer charak<br />
terisiert werden. Außerdem suchen die Forscher<br />
nach anderen Proteinen, die mit Bruchpilot in