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MAGAZIN - Astra Tech

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32 PHILOSOPHIE<br />

1<br />

Die Natur hat eine so einfache, dabei aber geniale Lösung für die reversible Verbindung<br />

zweier Materialien gefunden, dass dies bis 1948 keinem Forscher aufgefallen<br />

war. Heute ist der Klettverschluss aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken.<br />

Und könnte sogar Computertechnik und Medizin revolutionieren.<br />

Eine Libelle auf einem Grashalm. Präzise<br />

wie bei einem Piloten startet sie ihren Flug:<br />

Energie getankt – Check, Funktionsprüfung<br />

Flügel – Check, Kopf verriegelt – Check.<br />

Kopf verriegelt? Um ihren Kopf gegen die<br />

beim Fliegen auftretenden Kräfte zu fixieren,<br />

bedienen sich die schlanken Luftartisten<br />

eines uralten und simplen Tricks, erklärt<br />

der Biologe und Physiker Werner Nachtigall.<br />

„Wie bei einem Klettverschluss haken die Libellen<br />

den Kopf an ihrem Körper an. Dadurch<br />

haben sie im Laufe der Evolution ihre<br />

Muskelmasse minimiert und sind mit weniger<br />

Kraftaufwand schneller und wendiger.“<br />

Die bis zu 1,5 Meter hohe Große Klette (Arctium lappa)<br />

wächst in Europa und Asien an Wegrändern, auf brachliegenden<br />

Feldern und Waldlichtungen. Ihre Blüten sind rot bis<br />

purpurfarben, die widerborstigen Spitzen ihrer Früchte haken<br />

sich im Fell von Tieren fest, um von ihren transportiert zu<br />

werden. In den asiatischen Küchen ist die Pfahlwurzel der<br />

Großen Klette ein beliebtes Gemüse. Vor allem die Japaner<br />

mögen ihren Geschmack, der Artischocken ähnelt. Klettenwurzel-Öl<br />

wiederum wird in der Kosmetik verwendet. Sogar<br />

in der Heilkunde fand die Klette ihren Platz: Als harntreibendes<br />

und blutreinigendes Mittel wurde ihr heilende Wirkung<br />

bei Gelenkrheuma, Geschwüren, Magenbeschwerden,<br />

Haarausfall und Kopfschuppen nachgesagt.<br />

KLETTEN<br />

STATT<br />

KLEBEN<br />

Das Klettprinzip nutzen auch viele andere<br />

Lebewesen. Der Rosenkäfer „parkt“ seine<br />

Flügel per Klettverschluss auf dem Rücken.<br />

An den Füßen von Springspinne und Gecko<br />

wachsen Millionen, ja Milliarden von Kapillarhärchen,<br />

die den Tieren sicheren Halt<br />

sogar an spiegelglatten Oberflächen bieten.<br />

Die Springspinne könnte gar ihr gesamtes<br />

Körpergewicht kopfüber an einem Bein baumeln<br />

lassen. Diese durch biologische Evolution<br />

entstandenen und weiterentwickelten<br />

Haftvorrichtungen heißen „Spatulae“.<br />

Wär hotts ärfunden?<br />

„Alles,<br />

was nicht natürlich ist,<br />

ist unvollkommen.“<br />

Napoleon I. (Bonaparte, 1769-1821),<br />

französischer Kaiser<br />

Die Härchen an den Laufflächen sind umso<br />

feiner und zahlreicher, je schwerer das Tier<br />

ist. „Kleineren Fliegen und Käfern reichen<br />

einfache Härchen mit Durchmessern von ein<br />

paar Mikrometern, während die sehr viel<br />

schwereren Geckos fein verzweigte Härchen<br />

mit Enddurchmessern von 200 Nanometern<br />

ausbilden – das sind Millionstel Millimeter“,<br />

berichtet Dr. Stanislav Gorb, Zoologe<br />

am Max-Planck-Institut für Metallforschung<br />

in Stuttgart. „Auch die Form der Härchen<br />

spielt eine wichtige Rolle. In der Natur haben<br />

sich vor allem kugelförmige, kegelför-

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