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38 FILMZÄHNE<br />
„Bis an die Zähne bewaffnet“: Mit dem „Beisser“ von 1977 wurde<br />
diese Redensart so konsequent umgesetzt, dass daraus der<br />
bis heute beliebteste 007-Bösewicht entstand. Selbst Daniel Craig,<br />
der neue James Bond, musste sich fast 30 Jahre später wieder<br />
mit dem Thema „Zähne“ auseinandersetzen.<br />
Aber das ist eine andere Geschichte.<br />
Bitte beachten Sie auch unser<br />
007-Gewinnspiel auf Seite 51.<br />
Der „Beisser“ zu Lande…<br />
…zu Wasser…<br />
…und in der Luft.<br />
CASINO DENTALE<br />
Das Thema „Zähne“ zieht sich wie ein roter<br />
Faden – oder besser: wie weiße Zahnseide<br />
– durch die Geschichte der mittlerweile<br />
21 James Bond-Filme. Schon im ersten Filmabenteuer<br />
von 1962 hieß die rechte Hand<br />
von Gegenspieler Dr. No „Professor Dent“.<br />
Später waren es tierische Zähne, die den Geheimagenten<br />
fast um seine britische Coolness<br />
brachten: Bösewicht Blofeld alias<br />
Donald Pleasance hielt in „Man lebt nur<br />
zweimal“ von 1967 blutrünstige Piranhas<br />
als Haustiere und in „Leben und sterben lassen“<br />
aus dem Jahr 1973 vefütterte der brutale<br />
Dr. Kananga seine Opfer am liebsten an<br />
Alligatoren.<br />
Lange bevor die Gegenspieler von 007 auf<br />
Hightech setzten, fand das Bild der Zähne<br />
als todbringende Waffe 1977 seinen ersten<br />
Höhepunkt: Der „Beisser“, ein grobschlächtiger<br />
Killer mit überdimensioniertem<br />
Stahlgebiss, versuchte sich in den rund 120<br />
Minuten von „Der Spion, der mich liebte“<br />
mehrfach an der Liquidierung des Mannes<br />
mit der Lizenz zum Töten. Als Handlanger<br />
von Karl Stromberg (Curd Jürgens), dem<br />
von Allmachtsphantasien getriebenen Chef<br />
einer Unterwasserstation „Atlantis“, wirkte<br />
der Beisser – nicht zuletzt in den Kampfszenen<br />
mit dem fast 40 Zentimeter kleineren<br />
Roger Moore – wie die Inkarnation einer<br />
Mutation aus einer anderen Welt.<br />
Cineastische Brücken<br />
Gespielt von Richard Kiel, einem 218 Zentimeter<br />
großen und 160 Kilogramm schweren<br />
amerikanischen Schauspieler, hieß der<br />
Beisser in der englischen Originalfassung<br />
„Jaws“, eine Hommage an den gleichnamigen<br />
Erfolgsfilm von Steven Spielberg über<br />
einen riesigen weissen Hai (siehe auch Heft<br />
1 dieses Magazins). Die Macher der James<br />
Bond-Filme reagierten damit auf den damaligen<br />
Trend zu immer spektakuläreren Filmfiguren.<br />
Mit dem Beisser war dies so perfekt<br />
gelungen, dass er als einziger Bösewicht-<br />
Handlanger der gesamten 007-Reihe in zwei<br />
Filmen mitspielen durfte: 1979 – der Erfolg<br />
von „Star Wars“ hatte zu der Entscheidung<br />
geführt, „Moonraker“ der zunächst geplanten<br />
Verfilmung von „In tödlicher Mission“<br />
vorzuziehen – wechselte „Jaws“ kurzerhand<br />
zu seinem neuen Arbeitgeber Sir Hugo Drax,<br />
der erst die Weltbevölkerung auslöschen<br />
wollte, um dann im Weltall eine „perfekte“<br />
Menschenrasse zu schaffen.<br />
Die Entscheidung, Richard Kiel in „Moonraker“<br />
nochmals einzusetzen, wurde schon<br />
am ersten Drehtag zum „Spion, der mich<br />
liebte“ getroffen. Der Stunt-Koordinator<br />
fragte den Produzenten Albert R. Broccoli:<br />
„Willst du den wirklich sterben lassen? Die<br />
Leute werden ihn lieben!“ Die Antwort von<br />
Broccoli kam schnell: Man schrieb das Drehbuch<br />
um, ließ den Beisser selbst den Einsturz<br />
des Karnak-Tempels in Ägypten überleben<br />
und ihn – wieder eine Anspielung auf<br />
Spielbergs „Jaws“ – beim finalen Showdown<br />
den Hai töten, der ihm im Original-Script eigentlich<br />
den Garaus machen sollte.<br />
Cineastische Kronen<br />
Für die Bond-Fans im Internet war und<br />
ist der Beisser der „Lieblings-Bösewicht“.<br />
Sein Erkennungsmerkmal, die Schiene aus<br />
Chromstahl, wurde für die Filmrolle einfach<br />
auf seine Vorderzähne geklemmt. Dazu<br />
Richard Kiel, der an Akromegalie litt, in seinem<br />
Leben aber nie eine Zahnspange tragen<br />
musste: „Das Gebiss war wirklich kein<br />
schönes Gefühl, eher so als hätte ich eine<br />
Stoßstange verschluckt. Dieses Chromteil<br />
tat zwar nicht weh, aber es verursachte einen<br />
gewissen Brechreiz. Ich habe noch ein<br />
Foto vom Dreh, wo ich aus einem Flugzeug<br />
springe mit dem Gebiss in der Hand, weil<br />
ich es im Mund nicht mehr aushielt.“<br />
In den 70er-Jahren gab es in Hollywood<br />
noch keine Körperrequisiten, wie sie später<br />
in Form von individuell angepassten Prothesen<br />
aus eingefärbtem, „geschmacksneutralem“<br />
Kunststoff getragen wurden, um