02.03.2013 Aufrufe

Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin ...

Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin ...

Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

DAGMAR NEULAND-KITZEROW<br />

Das Sticken der Frauen <strong>und</strong><br />

Mädchen in der zweiten Hälfte<br />

des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts zwischen<br />

Disziplinierung <strong>und</strong> Kreativität<br />

Das Museum Europäischer Kulturen, hervorgegangen aus der Fusion des<br />

Museums für Volksk<strong>und</strong>e, <strong>Berlin</strong>, mit der Abteilung Europa des Museums für Völkerk<strong>und</strong>e,<br />

<strong>Berlin</strong>, beherbergt in seinem Bestand cirka 35.000 textile Objekte. Viele davon geben<br />

als Gebrauchs- <strong>und</strong> Ziergegenstände, als Lehr- <strong>und</strong> Übungsstücke, als Bestandteil von Kleidung<br />

<strong>und</strong> Tracht sowie als Zeichen einer jeweiligen kunsthandwerklichen Entwicklung<br />

Auskunft darüber, wie umfassend <strong>und</strong> auch kreativ die textilhandwerklichen Fähigkeiten<br />

der Produzenten <strong>und</strong> der Nutzer waren.<br />

Zur Sammlung gehören, als »Zeichen« für diese jeweiligen Handarbeitsfertigkeiten, auch<br />

nahezu 1.000 Stickmustertücher, über 100 Stopfmustertücher, <strong>und</strong> fast 200 Objekte an<br />

Mustertüchern für andere Textiltechniken. 1 Die Geschichte der Stickmustertücher ist<br />

bereits in zahlreichen Publikationen aufgearbeitet worden. 2<br />

Mein Blick in diesem Beitrag konzentriert sich deshalb vielmehr auf die Fragestellung,<br />

inwiefern Generationen von Frauen <strong>und</strong> Mädchen, die vor allem seit dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

an die systematische Ausübung von Handarbeitstechniken herangeführt wurden, dadurch<br />

Disziplinierung <strong>und</strong>/oder Förderung der Kreativität, als Teil der Prägung von Frauenrollen,<br />

erfahren haben.<br />

Anhand eines großen Objektspektrums können wir ihre Arbeitsergebnisse heute zum<br />

einen als Zeichen der Entwicklung eines mehr oder minder professionellen Handarbeitsunterrichts,<br />

wie er sich im Laufe des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts schrittweise durchsetzte, einordnen<br />

<strong>und</strong> werten. Zum zweiten ist interessant, welche Ebenen der Kenntnisvermittlung <strong>und</strong><br />

Inspiration bzw. welche Arbeitsmöglichkeiten den Frauen <strong>und</strong> Mädchen bei der Ausübung<br />

von Handarbeiten in den unterschiedlichen Sozialschichten zugänglich waren.<br />

Zuvor ein kurzer Blick in unsere Sammlungsgeschichte: Vor dem Zweiten Weltkrieg<br />

umfasste allein die volksk<strong>und</strong>liche Sammlung der Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong> eine<br />

Mustertuchsammlung zum Sticken, Stopfen <strong>und</strong> Nähen von nahezu 3.000 Objekten. Allein<br />

2.850 Stücke waren von dem leidenschaftlichen Sammler Friedrich Grossmann, dem ehemaligen<br />

Direktor des Oberversicherungsamtes in Potsdam, zusammengetragen worden <strong>und</strong><br />

gelangten Anfang der 1930er Jahre in den Besitz des Museums. 3 1939 starb Friedrich Gross-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!