Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin ...

Das Sticken der Frauen und Mädchen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts 23
Abb. 2 Auguste Schulz (vermutlich 13jährig): Stickmustertuch, Kreuzstich, rot, auf Stramin, gestickt
im Unterricht an der Potsdamer Gemeindeschule, 1883, SMBPK Museum Europäischer Kulturen,
MDV 18 B 339
zu edler Weiblichkeit erzogen wird«. Die »Industrieschule ist in Wahrheit eine Pflegestätte
edler Weiblichkeit, die die Mutter aller Tugenden ist,« nämlich »der Ordnung, Sauberkeit,
Sparsamkeit und Wohlanständigkeit« 12 .
Die massenhafte Durchsetzung des Gruppenunterrichts hatte in den darauffolgenden
Jahrzehnten zur Konsequenz, dass vereinfachte und standardisierte Formvorgaben für die
Ausübung und Gestaltung der Arbeiten an die Schülerinnen ergingen, um in der Bewertung
der Handarbeitsprodukte eine Vergleichbarkeit zu erreichen. Für Preußen wurden die
»Allgemeine[n] Bestimmungen vom 15. Oktober 1872« erlassen, die den weiblichen Handarbeitsunterricht
als obligatorisches Lehrfach den anderen Fächern der Volksschule gleich-