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Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin ...

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UTA-CHRISTIANE BERGEMANN<br />

<strong>Berlin</strong>er Goldsticker<br />

im friderizianischen Rokoko<br />

Der <strong>Berlin</strong>er Verleger Friedrich Nicolai, ein Zeitgenosse König Friedrichs<br />

II., berichtete in seiner »Beschreibung der königlichen Residenzstädte <strong>Berlin</strong> <strong>und</strong> Potsdam«<br />

1786: »Seidene <strong>und</strong> reiche Stickerey wird in <strong>Berlin</strong> in so großer Mannigfaltigkeit <strong>und</strong> Vollkommenheit,<br />

als in irgend einem andern Orte innerhalb oder ausserhalb Deutschland<br />

(Frankreich nicht ausgenommen), verfertigt. Die schönsten Manns- <strong>und</strong> Damenkleider<br />

sowohl in Gold <strong>und</strong> Silber, als in Seide, nach allen Farben <strong>und</strong> Schattirungen, Stühle, Kaminschirme,<br />

ja ganze Tapeten, (wovon im K. Schlosse zu Potsdam Beyspiele sind) werden,<br />

nach dem besten Geschmacke, <strong>und</strong> sehr glänzend <strong>und</strong> dauerhaft verfertigt.« 1<br />

Diesem hohen Ansehen <strong>Berlin</strong>er Gold- <strong>und</strong> Seidenstickereien, das Nicolai zum Ausdruck<br />

brachte, entsprach ihre Eintragung in die <strong>Berlin</strong>er Adressbücher, dem jährlich erschienenen<br />

Publikationsorgan der wichtigsten Adressen in <strong>Berlin</strong>, das alle Mitglieder des Hofes,<br />

die wichtigsten Institutionen <strong>und</strong> Behörden, Spitäler, Gasthäuser <strong>und</strong> Künstler aufführte.<br />

Für die knapp vier Jahrzehnte von 1746 bis 1784 nannten sie in der schmalen Rubrik der<br />

sonstigen, besonders erwähnenswerten Adressen <strong>und</strong> Künstler u.a. die <strong>Berlin</strong>er Goldsticker.<br />

2 Und in den Schatullrechnungen, der Privatkasse Friedrichs II., die aus seiner<br />

gesamten Regierungszeit von 1740 bis 1786 erhalten sind, erzielten die von den Goldstickern<br />

gelieferten Produkte die höchsten Preise. 3<br />

Trotz dieser offensichtlich hohen Bewertung, welche die <strong>Berlin</strong>er Goldstickereien zu<br />

Kunstwerken von europäischem Rang emporhob, ist bislang wenig über diese bekannt,<br />

ebenso über ihre Werkstätten <strong>und</strong> deren Organisation. Es fehlen Studien zu ihrer Produktpalette,<br />

zu ihrem Auftraggeberkreis <strong>und</strong> zur Stellung, die sie unter den Kunsthandwerkern,<br />

in der Gesellschaft <strong>und</strong> bei Hof einnahmen. Hofgoldsticker wurden zwar häufig erwähnt,<br />

doch bleibt unklar, in welcher Form sie diesen Titel führten: Wurden sie fest besoldet,<br />

besaßen sie die Garantie einer exklusiven Auftragsvergabe oder hatten sie den privilegierten<br />

Titel ohne festes Arbeitsverhältnis inne? Goldsticker gab es in Deutschland seit dem Mittelalter,<br />

Hofsticker sind in <strong>Berlin</strong> seit dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert bezeugt. 4 In den Adressbüchern, die<br />

seit 1701 erschienen, wurden sie aber lediglich in der Zeitspanne von 1746 bis 1784 eigens<br />

genannt. Wie ist dies zu erklären? Welche neue Bedeutung erhielten sie in dieser Zeit?

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