Sozialbericht der Stadt Menden
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3. Armut<br />
3.1 Begriffsklärung<br />
Der Armutsbegriff und seine Abgrenzung sind Gegenstand anhalten<strong>der</strong> wissenschaftlicher und<br />
politischer Diskussionen. Wichtig ist hier zunächst zwischen absoluter Armut und relativer Armut<br />
zu unterscheiden.<br />
Ein Konzept, das Armut absolut im Sinne existentieller Notlagen, die das physische Überleben<br />
gefährden, versteht, ist entwickelten Industriestaaten nicht angemessen. Dementsprechend gelten<br />
nach dem Armutsverständnis <strong>der</strong> Europäischen Union die Personen als arm, „die über so gerin-<br />
ge (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von <strong>der</strong> Lebensweise ausgeschlos-<br />
sen sind, die in dem Mitgliedsstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist.“ (* 1 )<br />
In wirtschaftlich hoch entwickelten Industrielän<strong>der</strong>n, wie <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland, in de-<br />
nen das durchschnittliche Wohlstandsniveau über dem physischen Existenzminimum liegt, wird<br />
Armut durch das Unterschreiten des hiesigen soziokulturellen Existenzminimums charakterisiert<br />
(relativer Armutsbegriff). Demnach gelten in Deutschland die Menschen als arm, welche im Ver-<br />
gleich zur Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung eine bestimmte Einkommensgrenze unterschreiten (Ein-<br />
kommensarmut).<br />
Zur Bestimmung von Armutsquoten in Deutschland stehen verschiedene Datengrundlagen zur<br />
Verfügung (EVS, SOEP, EU-SILC). Zudem werden in <strong>der</strong> fachpolitischen Diskussion oft unter-<br />
schiedliche Berechnungsgrundlagen für die Ermittlung <strong>der</strong> Armutsrisikoquote verwandt, was eine<br />
Vergleichbarkeit dieser Zahlen erschwert bzw. unmöglich macht. Ungeachtet dessen, weisen alle<br />
Datensätze ein anhaltend hohes bzw. steigendes Armutsrisiko von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen aus.<br />
(* 2 )<br />
Orientiert an dem relativen Armutsbegriff legt <strong>der</strong> zweite und dritte Armuts- und Reichtumsbe-<br />
richt <strong>der</strong> Bundesregierung die Armutsgrenze – <strong>der</strong> Bericht <strong>der</strong> Bundesregierung spricht von<br />
„Armutsrisiko“ – auf 60% eines mittleren Einkommens (Medianeinkommen) fest.<br />
Der „Armutsatlas“ des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, <strong>der</strong> am 18.05.2009 veröffentlicht<br />
wurde, folgt dieser allgemein anerkannten Definition von Armutsgrenze, die auch innerhalb <strong>der</strong><br />
Europäischen Union als Indikator zur Armutsbemessung gilt.<br />
Demnach waren im Jahr 2007 in NRW 14,6% <strong>der</strong> Bevölkerung arm bzw. von Armut bedroht.<br />
Das entspricht etwa jedem 7. Bürger in NRW.<br />
1 Vgl. Kommission <strong>der</strong> Europäischen Gemeinschaft 1991, entnommen <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007 S. 116<br />
2 Vgl. Armut von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen, AGJ, Berlin, Oktober 2009<br />
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