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Sozialbericht der Stadt Menden

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Fachbereich Jugend und Soziales<br />

<strong>Sozialbericht</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> (Sauerland)<br />

unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Verbreitung von Armut<br />

1


Verfasser:<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

Fachbereich Jugend und Soziales<br />

Jugendhilfeplanung<br />

C. Schröer<br />

2


<strong>Sozialbericht</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> (Sauerland)<br />

unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Verbreitung von Armut<br />

Glie<strong>der</strong>ung: Seite<br />

Vorwort 5<br />

I. Auftrag, Problemstellung, Vorgehensweise 6<br />

1. Politischer Auftrag und Intention 6<br />

2. Projektorganisation / Datenermittlung 7<br />

3. Armut 8<br />

3.1 Begriffsklärung 8<br />

3.2 Ursachen und Risiken 10<br />

3.2.1 Erwerbslosigkeit 10<br />

3.2.2 Niedrigeinkommen / „Working poor“ 11<br />

3.2.3 Beson<strong>der</strong>e Lebenssituationen 11<br />

3.3 Bevölkerungsgruppen mit erhöhtem Armutsrisiko 11<br />

4. Auswirkungen von Armut 13<br />

4.1 …auf Kin<strong>der</strong> und ihre Familien 13<br />

4.2 …auf ältere Menschen 17<br />

4.3 …auf Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen 18<br />

II. Darstellung und Analyse des Datenmaterials <strong>der</strong> Gesamtstadt 19<br />

1. Geografische Lage und <strong>Stadt</strong>teile 19<br />

2. Demografische Rahmenbedingungen 21<br />

3. Aktuelle Einwohnerdaten 23<br />

3.1 Einwohnerzahlen 23<br />

3.2 Altersstruktur 24<br />

3.3 Haushalte mit Kin<strong>der</strong>n 26<br />

3.4 Einelternteilfamilien 27<br />

3.5 Menschen mit Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte 28<br />

3.6 Behin<strong>der</strong>te Menschen 31<br />

4. Daten zur sozialen Infrastruktur 33<br />

4.1 Kin<strong>der</strong> in Tagesbetreuung 33<br />

4.2 Behin<strong>der</strong>te und von Behin<strong>der</strong>ung bedrohte Kin<strong>der</strong><br />

in Tageseinrichtungen 37<br />

4.3 Kin<strong>der</strong>spielflächen in <strong>Menden</strong> 38<br />

4.4 Angebote <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendarbeit / <strong>Stadt</strong>teileinrichtungen 40<br />

5. Angestrebte allgemeine Bildungsabschlüsse 41<br />

5.1 Übergänge von den Grundschulen zu den weiterführenden Schulen 41<br />

5.2 Ausländische Kin<strong>der</strong>/ Spätaussiedlerkin<strong>der</strong> a.d. allgem.bild. Schulen 42<br />

3


5.3 Vier- und fünfjährige Kin<strong>der</strong>, bei denen<br />

Sprachför<strong>der</strong>bedarf ermittelt wurde 45<br />

6. Kin<strong>der</strong>, Jugendliche und Familien in Jugendhilfemaßnahmen 47<br />

6.1 Entwicklung <strong>der</strong> bestätigten Gefährdungsmeldungen 47<br />

6.2 Ambulante erzieherische Hilfen in <strong>Menden</strong> 48<br />

6.3 Entwicklung <strong>der</strong> Fallzahlen in <strong>der</strong> Jugendgerichtshilfe 51<br />

6.4 Entwicklung von Scheidungsverfahren 53<br />

7. Indikatoren für die Verbreitung von Armut 54<br />

7.1 Leistungen nach dem SGB (Sozialgesetzbuch) II 57<br />

7.1.1 Entwicklung <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften in <strong>Menden</strong> 57<br />

7.1.2 Kin<strong>der</strong> in Bedarfsgemeinschaften (SGB II) 58<br />

7.1.3 Bedarfsgemeinschaften mit Kin<strong>der</strong>n (SGB II) 59<br />

7.1.4 “Kin<strong>der</strong>reiche“ Familien in Bedarfsgemeinschaften (SGB II) 60<br />

7.1.5 Bedarfsgemeinschaften Alleinerziehen<strong>der</strong> (SGB II) 61<br />

7.1.6 Ausländische Personen in Bedarfsgemeinschaften (SGB II) 63<br />

7.1.7 Bedarfsgemeinschaften mit zu<br />

berücksichtigendem Einkommen 64<br />

7.2 Leistungen nach dem SGB XII 65<br />

7.2.1 Empfänger von Hilfe zum Lebensunterhalt<br />

nach dem 3. Kapitel, SGB XII 65<br />

7.2.2 Empfänger von Grundsicherung im Alter<br />

und bei Erwerbsmin<strong>der</strong>ung 65<br />

7.3 Kin<strong>der</strong> in Tageseinrichtungen,<br />

mit Befreiung von <strong>der</strong> Beitragspflicht 67<br />

7.4 Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Offenen Ganztagsschule,<br />

<strong>der</strong>en Eltern sich in <strong>der</strong> Beitragsstufe 1 befinden 68<br />

7.5 Privatinsolvenzen von Familien mit min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong>n 69<br />

7.6 Erfahrungsberichte aus <strong>Menden</strong>er Projekten / Angeboten<br />

zur Lin<strong>der</strong>ung finanzieller Nöte von Familien in prekären Lebenslagen 71<br />

7.6.1 Projekt „Damit <strong>der</strong> Schulstart gelingt“ 71<br />

7.6.2 SKF – Kin<strong>der</strong>lädchen „Ringelsocke“ 72<br />

7.6.3 SKM - Sozialmarkt „Arche“ 74<br />

7.6.4 Café Vinz – Frühstücksangebot für Menschen in sozialen Notlagen 76<br />

8. Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse (für den eiligen Leser) 77<br />

8.1 ... zu den Einwohnerdaten 77<br />

8.2 ... zur sozialen Infrastruktur 78<br />

8.3 ... zu den angestrebten Bildungsabschlüssen 78<br />

8.4 ... zum Anteil <strong>der</strong> von Jugendhilfemaßnahmen betroffenen<br />

Kin<strong>der</strong>, Jugendlichen und Familien 79<br />

8.5 ... zur Einkommensarmut <strong>Menden</strong>er Bürger 80<br />

9. Resumée und Ausblick 83<br />

4


Vorwort<br />

Die Ergebnisse dieses Berichtes spiegeln in vielen Bereichen auf weitestgehend gesicherter Datengrund-<br />

lage, Situationen und Entwicklungen wi<strong>der</strong>, die bereits im Vorfeld so o<strong>der</strong> ähnlich zu vermuten waren.<br />

Gleichwohl liegt damit <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> (Sauerland) ein systematisches Werk vor, das bis in die einzel-<br />

nen <strong>Stadt</strong>teile detailliert Aufschluss über die bestehenden Situationen und die Entwicklung in naher Zu-<br />

kunft gibt.<br />

Die im Folgenden dargestellten statistischen und tabellarischen Ergebnisse sind „Momentaufnahmen“<br />

einer sich beständig än<strong>der</strong>nden sozialen Wirklichkeit. Sie sollen nicht den Anspruch einer absoluten Ge-<br />

nauigkeit erheben, son<strong>der</strong>n Tendenzen und Entwicklungen nachvollziehbar machen.<br />

Die teilweise notwendigen Verknüpfungen <strong>der</strong> vorliegenden Daten wurden nach bestem Wissen und Ge-<br />

wissen vorgenommen. Falls sich bei <strong>der</strong> Auswertung o<strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> dem Bericht zugrunde liegen-<br />

den Datenvielfalt und „Tabellenflut“ trotz sorgfältigster Bearbeitung „Zahlendreher“ o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Irrtümer<br />

ergeben haben sollten, bitte ich, unmittelbar Kontakt mit dem Fachbereich Jugend und Soziales aufzu-<br />

nehmen.<br />

Gemäß § 4 des Gesetzes zur Gleichstellung von Frauen und Männern für das Land Nordrhein - Westfalen<br />

soll <strong>der</strong> folgende Bericht <strong>der</strong> sprachlichen Gleichstellung <strong>der</strong> Geschlechter Rechnung tragen. Aus Grün-<br />

den <strong>der</strong> besseren Lesbarkeit wird allerdings auf eine geschlechterdifferenzierte Sprachform weitgehend<br />

verzichtet und so weit möglich, eine neutrale Sprachform gewählt.<br />

5


I. Auftrag, Problemstellung, Vorgehensweise<br />

1. Politischer Auftrag und Intention<br />

2002 legte <strong>der</strong> Fachbereich Jugend und Soziales <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> erstmals differenzierte Sozial-<br />

raumanalysen vor.<br />

Zentrales Ziel <strong>der</strong> Analysen ist die detaillierte Darstellung sozialer Lebenslagen, um daraus Fol-<br />

gerungen für die weitere Entwicklung <strong>der</strong> Jugendhilfe in den einzelnen <strong>Menden</strong>er <strong>Stadt</strong>teilen und<br />

Wohngebieten ableiten zu können. Zudem können durch die Analyse bisher nicht sichtbare Prob-<br />

lemlagen von Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen und ihren Familien aufgedeckt werden, um ggfs. angemes-<br />

sene Handlungsstrategien zu entwickeln.<br />

In seiner Sitzung vom 27.08.08 beauftragte <strong>der</strong> Sozialausschuss <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> die Verwal-<br />

tung mit <strong>der</strong> Fortschreibung dieser Sozialraumanalysen unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Verbreitung von Armut.<br />

Gemäß <strong>der</strong> politischen Vorgabe sollen in diesen Analysen erstmals auch die Belange <strong>der</strong> Senioren<br />

und <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ten Berücksichtigung finden.<br />

Ziel des Berichtes ist es, Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen, um den politischen Gremien<br />

Entscheidungshilfen zur Gegensteuerung zu liefern. Aus dem Bericht sollen insofern Handlungs-<br />

empfehlungen für Politik und Verwaltung hervorgehen.<br />

Der Bericht wird auch Bestandteil des Kin<strong>der</strong>- und Jugendför<strong>der</strong>planes. Entsprechend dem 3.AG<br />

KJHG hat jede Kommune jeweils für die Dauer einer Wahlperiode <strong>der</strong> Vertretungskörperschaft<br />

einen För<strong>der</strong>plan aufzustellen.<br />

6


2. Projektorganisation / Datenermittlung<br />

Entsprechend <strong>der</strong> Zielsetzung wurden aussagefähige Indikatoren / Daten ausgewählt, die eine tur-<br />

nusmäßige Fortschreibung dieser kommunalen Berichterstattung ermöglichen. Sofern dies daten-<br />

technisch möglich war, wurde das Jahr 2008 (Berichtsmonat: November) zugrunde gelegt.<br />

Auf folgende Datenquellen wurde zurückgegriffen:<br />

- KDVZ- Einwohnerdaten (CitKomm)<br />

- Kin<strong>der</strong>spielplatzplan <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

- Tagesbetreuungsplanung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

- Schulstatistik <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

- Jugendhilfestatistik <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

- Statistik <strong>der</strong> Sprachför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

- Information und Technik Nordrhein -Westfalen, Statistik (IT.NRW)<br />

- Bundesagentur für Arbeit, Statistikstelle West<br />

- Sozialhilfebericht des Märkischen Kreises<br />

- Armuts- und Reichtumsbericht 2007, NRW<br />

- Erfahrungsberichte aus karitativen Projekten<br />

Die Ermittlung <strong>der</strong> Daten wurde im Wesentlichen von drei Randbedingungen geprägt:<br />

- (Kleinräumige) Verfügbarkeit von Daten,<br />

- Aussagefähigkeit im Sinne <strong>der</strong> Zielvorgabe,<br />

- zeitliche Rahmenvorgabe.<br />

Der Bericht legt im Kapitel II zunächst gesamtstädtische Daten zugrunde. Er beinhaltet aber auch,<br />

soweit dies datentechnisch möglich war, stadtteilbezogene Differenzierungen. Auf kleinräumige<br />

Differenzierungen musste in diesem Bericht aus Gründen <strong>der</strong> Informationsfülle jedoch verzichtet<br />

werden. Sofern dies ein Fachausschuss für erfor<strong>der</strong>lich hält, sind ggfs. sozialraumbezogene Ein-<br />

zelanalysen zu den jeweiligen <strong>Stadt</strong>teilen zu erstellen.<br />

Datenschutz<br />

Aus datenschutzrechtlichen Gründen musste darüber hinaus zur Wahrung <strong>der</strong> Anonymität bei<br />

manchen Datenabfragen (z.B. bei Daten <strong>der</strong> Arbeitsagentur) auf kleinräumige Differenzierungen<br />

verzichtet und stattdessen auf gesamtstädtische Zahlenwerte zurückgegriffen werden. Zur diffe-<br />

renzierteren stadtteilbezogenen Analyse <strong>der</strong> wirtschaftlichen Situation <strong>der</strong> Familien in <strong>Menden</strong><br />

wurden deshalb hilfsweise die Elternbeitragsstufen in den Bereichen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tageseinrichtung<br />

und <strong>der</strong> Offenen Ganztagsschule als zusätzliche Indikatoren hinzugezogen.<br />

7


3. Armut<br />

3.1 Begriffsklärung<br />

Der Armutsbegriff und seine Abgrenzung sind Gegenstand anhalten<strong>der</strong> wissenschaftlicher und<br />

politischer Diskussionen. Wichtig ist hier zunächst zwischen absoluter Armut und relativer Armut<br />

zu unterscheiden.<br />

Ein Konzept, das Armut absolut im Sinne existentieller Notlagen, die das physische Überleben<br />

gefährden, versteht, ist entwickelten Industriestaaten nicht angemessen. Dementsprechend gelten<br />

nach dem Armutsverständnis <strong>der</strong> Europäischen Union die Personen als arm, „die über so gerin-<br />

ge (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von <strong>der</strong> Lebensweise ausgeschlos-<br />

sen sind, die in dem Mitgliedsstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist.“ (* 1 )<br />

In wirtschaftlich hoch entwickelten Industrielän<strong>der</strong>n, wie <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland, in de-<br />

nen das durchschnittliche Wohlstandsniveau über dem physischen Existenzminimum liegt, wird<br />

Armut durch das Unterschreiten des hiesigen soziokulturellen Existenzminimums charakterisiert<br />

(relativer Armutsbegriff). Demnach gelten in Deutschland die Menschen als arm, welche im Ver-<br />

gleich zur Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung eine bestimmte Einkommensgrenze unterschreiten (Ein-<br />

kommensarmut).<br />

Zur Bestimmung von Armutsquoten in Deutschland stehen verschiedene Datengrundlagen zur<br />

Verfügung (EVS, SOEP, EU-SILC). Zudem werden in <strong>der</strong> fachpolitischen Diskussion oft unter-<br />

schiedliche Berechnungsgrundlagen für die Ermittlung <strong>der</strong> Armutsrisikoquote verwandt, was eine<br />

Vergleichbarkeit dieser Zahlen erschwert bzw. unmöglich macht. Ungeachtet dessen, weisen alle<br />

Datensätze ein anhaltend hohes bzw. steigendes Armutsrisiko von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen aus.<br />

(* 2 )<br />

Orientiert an dem relativen Armutsbegriff legt <strong>der</strong> zweite und dritte Armuts- und Reichtumsbe-<br />

richt <strong>der</strong> Bundesregierung die Armutsgrenze – <strong>der</strong> Bericht <strong>der</strong> Bundesregierung spricht von<br />

„Armutsrisiko“ – auf 60% eines mittleren Einkommens (Medianeinkommen) fest.<br />

Der „Armutsatlas“ des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, <strong>der</strong> am 18.05.2009 veröffentlicht<br />

wurde, folgt dieser allgemein anerkannten Definition von Armutsgrenze, die auch innerhalb <strong>der</strong><br />

Europäischen Union als Indikator zur Armutsbemessung gilt.<br />

Demnach waren im Jahr 2007 in NRW 14,6% <strong>der</strong> Bevölkerung arm bzw. von Armut bedroht.<br />

Das entspricht etwa jedem 7. Bürger in NRW.<br />

1 Vgl. Kommission <strong>der</strong> Europäischen Gemeinschaft 1991, entnommen <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007 S. 116<br />

2 Vgl. Armut von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen, AGJ, Berlin, Oktober 2009<br />

8


Im genannten „Armutsatlas“ wird <strong>Menden</strong> <strong>der</strong> Raumordnungsregion Bochum/ Hagen zugeord-<br />

net. Diese Raumordnungsregion setzt sich zusammen aus:<br />

den kreisfreien Städten Bochum, Hagen, Herne,<br />

dem Ennepe – Ruhr - Kreis und<br />

dem Märkischen Kreis.<br />

Die Raumordnungsregion Bochum/ Hagen weist in 2007 eine Armutsquote von 16% aus und<br />

liegt damit um 1,4% über <strong>der</strong> landesweiten Quote. Damit unterliegt in unserer Region mittlerwei-<br />

le etwa je<strong>der</strong> 6. Bürger dem Armutsrisiko. (* 3 )<br />

Auch im <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007 wird Armut als relative Armut verstanden, die in Abhängig-<br />

keit vom aktuellen Durchschnittseinkommen <strong>der</strong> Bevölkerung definiert wird.<br />

Als arm bzw. armutsgefährdet gelten in Nordrhein - Westfalen Personen, <strong>der</strong>en Nettoäquivalenz-<br />

einkommen (* 4 ) weniger als 50% des durchschnittlichen Nettoäquivalenzeinkommens in NRW<br />

beträgt.<br />

Personen in Einpersonenhaushalten sind demnach armutsgefährdet, wenn ihr Nettoeinkommen<br />

weniger als 615 Euro beträgt. Personen in Haushalten mit zwei Erwachsenen und zwei Kin<strong>der</strong>n<br />

im Alter von unter 14 Jahren gelten als einkommensarm, wenn das Haushaltsnettoeinkommen<br />

(Einkommen nach Abzug aller Abgaben und Steuern) unter 1.661 Euro liegt. (* 5 ) Damit sind die<br />

Menschen, die Regelleistungen im Rahmen des SGB II und des SGB XII erhalten, unter dem<br />

verwendeten Begriff <strong>der</strong> Armutsgefährdung zu subsumieren (vgl. Kapitel II – 7, Indikatoren für<br />

die Verbreitung von Armut).<br />

Nach <strong>der</strong> vorstehenden Definition gelten demnach als armutsgefährdet:<br />

Haushaltsform<br />

------------------<br />

Einkommen<br />

Nettoeinkommen /<br />

Nettohaushaltseinkom-<br />

men<br />

Einzelpersonenhaushalte<br />

615,-€<br />

9<br />

Haushalte mit 2 Erw. und zwei<br />

Kin<strong>der</strong>n unter 14 J.<br />

1.661,- €<br />

3<br />

Vgl. 2009 Paritätische Forschungsstelle, Armutsatlas, gefunden in: http://www.armutsatlas.de<br />

4<br />

Das Nettoäquivalenzeinkommen ist <strong>der</strong> Wert, <strong>der</strong> sich aus dem Gesamteinkommen eines Haushaltes und <strong>der</strong> Anzahl und dem Alter <strong>der</strong> in<br />

diesem Haushalt lebenden Personen ergibt.<br />

5<br />

Vgl. <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007, Armuts- und Reichtumsbericht, S. 114


Der folgende Bericht orientiert sich an dieser relativen Armuts- und Reichtumsdefinition<br />

des <strong>Sozialbericht</strong>es NRW. Insofern wird in dieser Analyse Armut im Sinne eines monetären<br />

Mangels zwar nicht mit einem umfassenden Verständnis von Armut (<strong>der</strong> Unterschreitung<br />

des physischen Existenzminimums) gleichgesetzt, sie wird jedoch als wichtiger Indikator für<br />

Benachteiligungen bei Verwirklichungs- und Teilhabechancen in den Bereichen Bildung,<br />

Berufstätigkeit, Wohnen, Freizeit, Erholung, Gesundheit, Sozialprestige/ Status und Le-<br />

bensplanung verstanden.<br />

Der Bericht beleuchtet deshalb eingehend die mit Einkommensarmut verbundenen Einschränkun-<br />

gen in <strong>der</strong> Alltagsgestaltung und Alltagsbewältigung von Familien. Dabei soll <strong>der</strong> Fokus in erster<br />

Linie auf die Perspektive <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> gelegt werden.<br />

Die Berichterstattung geht, soweit dies datentechnisch eben möglich ist, von einer sozialräumli-<br />

chen (stadtteilorientierten) Betrachtungsweise aus. Dies empfiehlt sich insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick<br />

auf konkret zu formulierende Handlungsperspektiven. Entscheidend ist außerdem, dass damit an<br />

die sozialräumliche Ausrichtung <strong>der</strong> Jugendhilfeplanung und ihrer Strukturen angeknüpft werden<br />

kann. Der Vernetzung von Angeboten und <strong>der</strong> Bündelung von Ressourcen ist bei <strong>der</strong> Entwick-<br />

lung von Strategien zur kommunalen Armutsbekämpfung ein beson<strong>der</strong>er Stellenwert einzuräu-<br />

men.<br />

3.2 Ursachen und Risiken<br />

Für eine handlungsorientierte Auseinan<strong>der</strong>setzung mit gesellschaftlichen Problemen spielt die Ur-<br />

sachenanalyse eine wichtige Rolle.<br />

3.2.1 Erwerbslosigkeit<br />

Zu den zentralen Ursachen von Armut gehören Erwerbsprobleme bzw. Erwerbslosigkeit.<br />

Arbeitslosigkeit hat direkte Auswirkungen auf die finanzielle Situation <strong>der</strong> betroffenen Menschen<br />

und <strong>der</strong>en Familien. Wer dauerhaft arbeitslos ist, gerät wegen <strong>der</strong> damit verbundenen Einkom-<br />

menseinbußen zwangsläufig in finanzielle Engpässe. (Die Auswirkungen steigen<strong>der</strong> Arbeitslo-<br />

senzahlen auf den städtischen Haushalt verdienen beson<strong>der</strong>e Beachtung, sind aber nicht Gegen-<br />

stand dieses Berichtes).<br />

Aktuell wird die Arbeitsmarktsituation durch die allgemein prekäre Wirtschaftslage, die natürlich<br />

auch <strong>Menden</strong> erreicht hat, verschärft. Lag die Arbeitslosenquote im August 2008 noch bei 6,3%<br />

(1.864 Personen), stieg sie bis zum Vergleichsmonat August 2009 auf 8,3% (2.465 Personen) an.<br />

10


(Im Vergleich dazu liegt die Quote des Märkischen Kreises mit 9,2% allerdings noch etwas hö-<br />

her).<br />

3.2.2 Niedrigeinkommen / „Working poor“<br />

Ein Einkommen aus Erwerbstätigkeit bietet nicht in jedem Fall Schutz vor Armut. Das Armutsri-<br />

siko <strong>der</strong> erwerbstätigen Bevölkerung beträgt landesweit immerhin 6,7%. (* 6 )<br />

Diese Situation wird als „Working poor“ bezeichnet. Es handelt sich dabei um das Phänomen,<br />

dass Menschen trotz Erwerbstätigkeit nicht vor Armut abgesichert sind, d.h. ihre Einkünfte unter<br />

<strong>der</strong> offiziellen Armutsgrenze liegen. Der Arbeit kommt trotz geringer Bezahlung jedoch eine in-<br />

tegrative Funktion zu, d.h. es ist oft für die Betroffenen besser „Working Poor“ zu sein, als ar-<br />

beitslos und arm, da Arbeit von Vielen als „Wert an sich“ verstanden wird.<br />

3.2.3 Beson<strong>der</strong>e Lebenssituationen<br />

Weitere Ursachen von Armut sind neben dem Verlust des Arbeitsplatzes auch beson<strong>der</strong>e Lebens-<br />

situationen bzw. Lebensereignisse, wie z.B. Trennung, Scheidung, Behin<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Krankheit.<br />

3.3 Bevölkerungsgruppen mit erhöhtem Armutsrisiko<br />

Nicht alle Bevölkerungsgruppen sind in gleichem Maße von relativer Einkommensarmut betrof-<br />

fen. Kin<strong>der</strong> und Jugendliche sind die Gruppen, die in Deutschland die höchsten Armutsrisiken<br />

aufweisen. Im Jahr 2007 verfügten ca. 2,4 Mio. Kin<strong>der</strong> und Jugendliche in 1,4 Mio. Haushalten in<br />

Deutschland über ein Einkommen, das unterhalb von 60 Prozent des Medianeinkommens lag. (* 7 )<br />

In NRW leben 24,5% <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen (fast jedes 4. Kind) in einem einkom-<br />

mensarmen Haushalt. (* 8 )<br />

Kin<strong>der</strong> entwickeln ihre sozialen und kulturellen Fähigkeiten in Abhängigkeit von <strong>der</strong> ökonomi-<br />

schen Lage ihres Elternhauses bzw. ihrer Familie. Ein erhöhtes Armutsrisiko tragen insbeson<strong>der</strong>e<br />

folgende Gruppen von Familien:<br />

Familien mit alleinerziehenden Eltern (i.d.R. Müttern),<br />

„kin<strong>der</strong>reiche“ Familien (mit mindestens drei Kin<strong>der</strong>n),<br />

Familien mit Migrationshintergrund,<br />

6 Vgl. <strong>Sozialbericht</strong> NRW, 2007, Armuts- und Reichtumsbericht, S. 115<br />

7 Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Familienreport 2009, Februar 2009, „Armut von jungen Men-<br />

schen in Familien, AGJ, Berlin, Oktober 2009<br />

8 Vg. <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007, (Armuts- und Reichtumsbericht, S. 115)<br />

11


Familien mit geringem Bildungsstand.<br />

Alleinerziehende, „kin<strong>der</strong>reiche“ Familien und Familien mit Migrationshintergrund haben in <strong>der</strong><br />

Regel aufgrund ihrer Familien- und Lebenssituation beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen und Belastungen<br />

im Familienalltag zu bewältigen.<br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong>, die im Haushalt zu versorgen sind, steigt das<br />

Armutsrisiko. Denn zum einen erhöht sich mit jedem Kind <strong>der</strong> finanzielle Bedarf des Haushaltes,<br />

zum an<strong>der</strong>en nehmen aufgrund <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>zahl steigenden Betreuungsanfor<strong>der</strong>ungen die<br />

zeitlichen Spielräume für die Erwerbsbeteiligung <strong>der</strong> Eltern ab.<br />

Vor allem für Alleinerziehende ist es beson<strong>der</strong>s schwierig, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen,<br />

die in vollem Umfang den Lebensunterhalt sichert. Zudem ist die finanzielle Situation Alleiner-<br />

ziehen<strong>der</strong> schlechter als die von Paaren mit Kin<strong>der</strong>n, da nach einer Trennung vom ehemaligen<br />

Familieneinkommen zwei Haushalte finanziert werden müssen. Bleiben die Zahlungen des unter-<br />

haltspflichtigen Elternteils aus, verschärft dies zusätzlich die Einkommenssituation. Der ausfal-<br />

lende Unterhalt wird nur zum Teil durch den Unterhaltsvorschuss, den das Jugendamt auszahlt,<br />

ausgeglichen. Dieser wird maximal 72 Monate und auch nur bis zum vollendeten 12. Lebensjahr<br />

des Kindes gewährt. (* 9 )<br />

Insgesamt sind die Bildungschancen von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen in Deutschland trotz Bil-<br />

dungsexpansion in hohem Maße von <strong>der</strong> sozialen Herkunft abhängig. Der <strong>Sozialbericht</strong> NRW<br />

2007 zeigt, dass zwischen den Bildungsabschlüssen <strong>der</strong> Eltern und <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> ein enger Zu-<br />

sammenhang besteht. (* 10 )<br />

Hiervon betroffen ist gemäß <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007 (* 11 ) in beson<strong>der</strong>em Maße die Bevölkerung<br />

mit Migrationshintergrund. Deren Armutsrisikoquote betrug im Jahr 2005 in NRW 32,1%. Bei<br />

Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit lag die Armutsrisikoquote mit 38,4% noch höher.<br />

Die Gründe dafür sind als Folge ihres ungünstigen Bildungsstandes in den vergleichsweise<br />

schlechten Arbeitsmarktchancen und Verdienstmöglichkeiten zu sehen.<br />

9 Vgl. <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007, (Armuts- und Reichtumsbericht, S. 271f)<br />

10 Vgl. <strong>Sozialbericht</strong>erstattung NRW, prekäre Lebenslagen von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen, Febr. 2009, S. 13ff<br />

11 Vgl. <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007, (Armuts- und Reichtumsbericht S. 126ff)<br />

12


4. Auswirkungen von Armut<br />

In den folgenden Kapiteln soll die Aufmerksamkeit vor allem darauf gelenkt werden, welche<br />

Auswirkungen Armut als Lebenslage insbeson<strong>der</strong>e auf betroffene Kin<strong>der</strong>, ältere Menschen und<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen kurz- und mittelfristig, möglicherweise aber auch längerfristig ha-<br />

ben kann.<br />

4.1 …auf Kin<strong>der</strong> und ihre Familien<br />

Natürlich kann die Lebenslage von Kin<strong>der</strong>n nicht losgelöst von <strong>der</strong> materiellen Situation <strong>der</strong> Fa-<br />

milie betrachtet werden. Sie steht immer im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Einkommenssituation <strong>der</strong><br />

Erwachsenen, in <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Eltern o<strong>der</strong> eines alleinerziehenden Elternteils.<br />

Wie neuere empirische Studien belegen, wirkt sich die Armutslage einer Familie auf Kin<strong>der</strong> und<br />

Erwachsene unterschiedlich aus (CHASSE/ ZANDER/RASCH 2001, WALPER 2001). Auch<br />

werden die damit verbundenen Einschränkungen unterschiedlich erlebt.<br />

Für Kin<strong>der</strong> bedeutet das Aufwachsen in einer benachteiligten Lebenslage, insbeson<strong>der</strong>e wenn sie<br />

über einen längeren Zeitraum in relativer Armut leben, dass sie in ihren Entwicklungschancen be-<br />

einträchtigt werden (können). Kin<strong>der</strong>armut bedeutet somit mehr als die Einschränkungen, die sich<br />

aus mangelnden ökonomischen Ressourcen ergeben. (* 12 )<br />

Nachgewiesene Folgen sind zum Einen gesundheitliche Beeinträchtigungen betroffener Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendlicher. Diese sind mittlerweile in Studien nachvollziehbar belegt. (* 13 ) Kin<strong>der</strong> in Ar-<br />

mutsverhältnissen weisen demnach häufiger Entwicklungsverzögerungen und Gesundheitsstö-<br />

rungen auf und unterliegen einem erhöhten Verletzungsrisiko. Gesundheitspräventives Verhalten<br />

ist bei armen Kin<strong>der</strong>n weniger ausgeprägt. Der 13. Kin<strong>der</strong>- und Jugendbericht stellt sogar fest,<br />

dass Kin<strong>der</strong> und Jugendliche mit psychosozialen Armutsrisiken u.a. mit einer gesteigerten Infek-<br />

tionsanfälligkeit, psychosomatischen Beschwerden, einem unangemessenen Ernährungs-, Bewe-<br />

gungs- und Mediennutzungsverhalten o<strong>der</strong> gesteigerter Aggressivität reagieren können.(* 14 )<br />

Zum An<strong>der</strong>en verfügen Kin<strong>der</strong> aus armen Familien über weitaus weniger Lern- und Erfahrungs-<br />

möglichkeiten, z.B. in Vereinen, außerschulischen Bildungsangeboten und kin<strong>der</strong>gerechten In-<br />

formationsmöglichkeiten. Demzufolge haben Kin<strong>der</strong>, die in materiellen Mängellagen leben, deut-<br />

lich schlechtere Chancen und unterliegen Benachteiligungen im Schul- und Ausbildungsbereich.<br />

Sie erreichen signifikant niedrigere Bildungsabschlüsse als Kin<strong>der</strong> aus dem sog. Mittelstand. Die-<br />

se Beeinträchtigungen können sich im Laufe ihrer Sozialisation verstärken und damit zu Risiko-<br />

faktoren für die individuelle Lebensgestaltung und für das gesellschaftliche Zusammenleben wer-<br />

12 Münsteraner Armutsberichterstattung: Lebenslagen und Perspektiven unterversorgter Kin<strong>der</strong> und Jugendlicher in Münster, 2002<br />

13 z.B. Robert Koch- Institut in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt, Armut bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen, Gesundheitsberichterstattung<br />

des Bundes, 2005, „Armut von Kin<strong>der</strong>n und jungen Menschen in Familien“, AGJ, Berlin Oktober 2009<br />

14 Vgl. BMFSFJ, 13. Kin<strong>der</strong>- und Jugendbericht, Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugend-<br />

hilfe in Deutschland, Juni 2009<br />

13


den. Problemlagen in Familien basieren häufig auf Armut o<strong>der</strong> damit einhergehenden Bildungs-<br />

defiziten. Insgesamt gilt in Deutschland: je ärmer die Familien sind, desto geringer <strong>der</strong> Schuler-<br />

folg <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>.<br />

In <strong>der</strong> Expertise zum 8. Kin<strong>der</strong>- und Jugendbericht <strong>der</strong> Landesregierung NRW wird darüber hin-<br />

aus dargestellt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Kin<strong>der</strong> und Jugendliche aus armen Familien als<br />

Erwachsene wie<strong>der</strong>um auf öffentliche Transferleistungen angewiesen sein werden, beson<strong>der</strong>s<br />

groß ist. So besuchen Kin<strong>der</strong> aus armen Familien deutlich häufiger Ausbildungseinrichtungen, die<br />

darauf verweisen, dass <strong>der</strong> Berufsstart nicht erfolgreich verlaufen ist und die zudem mit Prozes-<br />

sen einer negativen Statuszuweisung verbunden sind. (vgl. Mansel/ Palentien 1998; Klocke<br />

1998). Das aber heißt, dass Armut und damit soziale Ungleichheit potentiell „vererbt“ werden.<br />

(BMFSFJ 2002: 137ff; 2002: 218 ff). (* 15 )<br />

15 Vgl. Expertise zum 8. Kin<strong>der</strong> und Jugendbericht <strong>der</strong> Landesregierung NRW, 12/ 2004<br />

14


Prof. Dr. Matthias Grundmann, geschäftsführen<strong>der</strong> Direktor und Professor am Institut für Sozio-<br />

logie, Universität Münster, hat im Rahmen einer Fachtagung des Deutschen Instituts für Urbanis-<br />

tik zum Thema Kin<strong>der</strong>armut die zentralen Konsequenzen von Armutserfahrungen bei Kin<strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen für ihre Persönlichkeitsentwicklung und ihre Handlungsbefähigung in den<br />

Blick genommen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e beschreibt er in seinem Referat lang anhaltende Armutsmilieus und die sich daraus<br />

ergebenden Deprivationserfahrungen (* 16 ) von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen. So beschreibt eine von<br />

ihm zitierte aktuelle Armutsstudie in Münster die Beobachtung, „dass sich in von Armut betrof-<br />

fenen Familien die Erfahrung verfestigen kann, dass dauerhafte Abhängigkeiten von staatlichen<br />

Unterstützungsleistungen quasi „normal“ seien, sich die Betroffenen damit selbst entmündigen<br />

und sich als nicht handlungsfähig erleben. Dadurch aber entstehe ein sog. Armutszirkel. Denn die<br />

generationsweise Weitergabe von Perspektivlosigkeit, gepaart mit <strong>der</strong> Erfahrung von Hilf- und<br />

Machtlosigkeit, untergräbt jegliche Fähigkeit <strong>der</strong> Selbstorganisation und einer aktiven Lebensfüh-<br />

rung.“ (* 17 )<br />

Dieser Deprivationszirkel ist für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche fatal, da Kin<strong>der</strong> die Handlungsstränge<br />

ihrer Eltern adaptieren. Wenn Eltern sich z.B. nach langjähriger Arbeitslosigkeit mit ihrer Situati-<br />

on abgefunden haben, ist es nahezu zwangsläufig, dass ihre Kin<strong>der</strong> ebenso eine Perspektivlosig-<br />

keit entwickeln, die in mangeln<strong>der</strong> Eigenenergie und –verantwortung mündet. Damit jedoch ist<br />

eine weitere Deprivationserfahrung vorprogrammiert: denn in diesem Fall wird ihnen von <strong>der</strong><br />

Umwelt ein Unvermögen bescheinigt, sich selbst um das eigene Leben zu kümmern, sich wirt-<br />

schaftlich, kulturell und sozial „normal“ zu verhalten. Armut wird dann auch als persönliches De-<br />

fizit erlebt.<br />

D.h., eine Umdeutung von Armut wird vollzogen: Die primäre Einkommensarmut <strong>der</strong> Eltern<br />

verwandelt sich durch das Versagen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> z.B. in <strong>der</strong> Schule zu einer Zertifikatsarmut, die<br />

sich schließlich auch in einer Kompetenzarmut nie<strong>der</strong>schlägt (Edelstein 2006). Die Armut erhält da-<br />

durch – neben ihrer faktischen Seite – eine biografische Bedeutung, in <strong>der</strong> sich die Lebensver-<br />

hältnisse mit persönlichen „Defiziterfahrungen“ vermischen.<br />

Die Zuschreibung von Kompetenzarmut verwandelt schließlich den Prozess <strong>der</strong> sozialen Aus-<br />

grenzung in einen <strong>der</strong> Desintegration und des psychischen Leidens.<br />

Hinzu kommen auftretende Zielkonflikte, die sich durch Orientierung an „normalen“ Konsumbe-<br />

dürfnissen, an sozialen Bildungsaufstiegen und „normalen“ Arbeitsfamilien ergeben. Sie erst las-<br />

sen die Situation <strong>der</strong> Betroffenen aussichtslos erscheinen.<br />

16 Soziale Deprivation beschreibt jede Form von sozialer Ausgrenzung bzw. Isolation<br />

17 Vgl. Prof. Dr. M. Grundmann, Dokumentation des Deutschen Instituts für Urbanistik zum Thema: Kin<strong>der</strong>armut, Konsequenzen für die Jugend-<br />

hilfe, 2008, S. 21ff)<br />

15


Prof. Grundmann hat im Rahmen seines Referates die zuvor aufgezeigte Komplexität <strong>der</strong> mit<br />

langanhalten<strong>der</strong> Armut einhergehenden Deprivationserfahrungen und ihrer Verwobenheit in <strong>der</strong><br />

folgenden Tabelle dargestellt:<br />

Zentrale Konsequenzen von Armutserfahrungen bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

Armutsaspekt<br />

Finanzen<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Sozialhilfebezug<br />

Kulturelles<br />

fehlende kognitive Anre-<br />

gungspotentiale<br />

eingeschränkte kulturelle<br />

Soziales<br />

Teilhabe<br />

Stress und Beziehungskon-<br />

flikte<br />

Sozialer Rückzug<br />

direkte Konsequenzen<br />

Knappheitserfahrungen<br />

Umzug in an<strong>der</strong>e Wohnquar-<br />

tiere<br />

Beeinträchtigung <strong>der</strong> kogniti-<br />

ven und intellektuellen Ent-<br />

wicklung<br />

Vernachlässigung von Pflege<br />

und Zuwendung<br />

mangelnde elterliche Zuwen-<br />

dung<br />

Bildungsunsicherheit<br />

Abbau von Sozialkontakten<br />

negatives Selbsterleben<br />

16<br />

Verstärkungsmechanismen<br />

geringe Teilhabe<br />

sozialer Ausschluss<br />

Min<strong>der</strong>wertigkeitsgefühle<br />

schulische Selektion<br />

geringe Informiertheit<br />

eingeschränkter Zugang zu<br />

kulturellen Veranstaltungen<br />

sozialer Rückzug/ Isolation<br />

weniger Freizeit- und Ver-<br />

einsaktivitäten<br />

Armut als Schicksal<br />

c Prof. Dr. Matthias Grundmann (* 18 )<br />

18 Vgl. Prof. Dr. M. Grundmann, in: Dokumentation des Deutschen Instituts für Urbanistik zum Thema: Kin<strong>der</strong>armut, Konsequenzen für die<br />

Jugendhilfe, 2008, S. 21)


4.2 …auf ältere Menschen<br />

Der <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007 (Armuts- und Reichtumsbericht) geht davon aus, dass ältere Men-<br />

schen (d.h., Menschen, die 65 Jahre und älter sind) zurzeit unterdurchschnittlich von Einkom-<br />

mensarmut betroffen sind. Die Armutsrisikoquote älterer Menschen beträgt in NRW 7,3%. (* 19 )<br />

Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Zunahme prekärer Beschäftigungsverhältnisse und diskontinuierlicher<br />

Erwerbsverläufe ist jedoch davon auszugehen, dass das Problem <strong>der</strong> Altersarmut in Zukunft an<br />

Bedeutung gewinnen wird.<br />

Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Auswirkungen von relativer Einkommensarmut auf ältere/ alte<br />

Menschen erfor<strong>der</strong>t zunächst eine differenziertere Beschreibung <strong>der</strong> Personengruppe:<br />

Frau Dr. Christine Meyer hat die Dimensionen des gesellschaftlichen Alterungsprozesses vor al-<br />

lem bezüglich <strong>der</strong> Armutsentwicklung betrachtet.<br />

Hierbei stellt sie zunächst als wesentliche Erkenntnis in den Mittelpunkt, dass „Alternsprozesse“<br />

im Höchstmaß unterschiedlich und sehr variabel verlaufen. „Altern ist kein einheitlicher, gleich-<br />

förmiger Vorgang, son<strong>der</strong>n ein höchst individueller und differentieller Prozess, <strong>der</strong> im geistig-<br />

seelischen Bereich, im Verhalten und im Sozialbereich einen ganz unterschiedlichen Verlauf<br />

nehmen kann“ (Vgl. Baltes/ Baltes 1989). Mit <strong>der</strong> bewussteren Zurkenntnisnahme des demografischen<br />

Wandels und <strong>der</strong> beginnenden Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Qualität des Alternsprozesses wurde<br />

deutlich, dass sich Alternsprozesse in zwei unterschiedliche Phasen einteilen lassen: Ein drittes<br />

und viertes Lebensalter entstand. – Das als aktiv und chancenreich geltende dritte Lebensalter und<br />

das risikoreiche, relativ wahrscheinlich multimorbide vierte Lebensalter. Hieraus folgt, dass jedes<br />

Nachdenken über das Alter und die Alternsprozesse die Vielfältigkeit des dritten und des vierten<br />

Lebensalters differenziert berücksichtigen und bearbeiten muss.<br />

Das Dritte Alter verlangt nach einer Ausgestaltung des ihm innewohnenden Potentials. Hier be-<br />

stehen noch viele Möglichkeiten sozialer Arbeit in den jeweiligen Lebensräumen, in <strong>der</strong> Kommu-<br />

ne. So können z.B. gemeinsame Angebote entwickelt werden, die Alt und Jung miteinan<strong>der</strong> ver-<br />

binden und gleichzeitig z.B. Armutsrisiken vermin<strong>der</strong>n.<br />

Das vierte Lebensalter hingegen ist durch einen dramatischen Anstieg <strong>der</strong> Hilfe- und Pflegebe-<br />

dürftigkeit gekennzeichnet. Insbeson<strong>der</strong>e die gesundheitliche Situation eines älteren Menschen<br />

birgt ein hohes Armutspotential, denn Zuzahlungen, Praxisgebühren, Hilfsmittel und nicht ver-<br />

schreibungspflichtige Medikamente führen zu hohen finanziellen Belastungen. Mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Hilfe- und Pflegebedürftigkeit kommen Kosten für Dienstleistungen hinzu, die vor dem Hinter-<br />

grund des sich allmählich reduzierenden Netzwerkes teuer eingekauft werden müssen und damit<br />

die finanzielle Belastung erhöhen. Gerade die Hilfe- und Pflegebedürftigkeit gilt deshalb als einer<br />

19 Vgl. <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007 (Armuts- und Reichtumsbericht, S. 276)<br />

17


<strong>der</strong> Risikofaktoren für Armut im Alter. Unterversorgungen in den verschiedenen Lebensberei-<br />

chen, wie Gesundheit, Wohnen, soziale Integration sind die Folge. (* 20 / * 21 )<br />

4.3 …auf Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

Die Personengruppe <strong>der</strong> behin<strong>der</strong>ten Menschen ist einer beson<strong>der</strong>en Kumulation von Problemla-<br />

gen und Benachteiligungen ausgesetzt, welche generell die Gefahr eines finanziellen und damit<br />

verbundenen sozialen Abstiegs verstärkt.<br />

Der Übergang von <strong>der</strong> schulischen Qualifizierung, <strong>der</strong> beruflichen Ausbildung bzw. Rehabilitati-<br />

on in eine dauerhafte Erwerbstätigkeit gestaltet sich für diese Personengruppe oftmals beson<strong>der</strong>s<br />

schwierig. Die verschärften Arbeitsmarktentwicklungen haben dazu geführt, dass unter<br />

Leistungs- und Rentabilitätsaspekten überwiegend nur „leistungsstarke“, den Marktbedingungen<br />

gewachsene behin<strong>der</strong>te BewerberInnen reale Chancen auf Ausbildung und Arbeit eingeräumt be-<br />

kommen. Somit kommt es zu Brüchen in <strong>der</strong> Berufskarriere, zu Dequalifizierungen.<br />

Die damit verbundenen negativen (finanziellen) Auswirkungen haben - wie bei an<strong>der</strong>en Betroffe-<br />

nen - Einschränkungen <strong>der</strong> Zugangschancen und Teilhabemöglichkeiten an wichtigen gesell-<br />

schaftlichen Lebensbereichen zur Folge. Sie werden von behin<strong>der</strong>ten Menschen jedoch beson<strong>der</strong>s<br />

schmerzlich erlebt, da Arbeit und Einkommen für sie noch erheblich deutlicher mit <strong>der</strong> Chance<br />

verbunden sind, ihr Leben weitgehend selbstbestimmt zu organisieren und persönliche und insti-<br />

tutionelle Abhängigkeiten zu reduzieren o<strong>der</strong> gar zu vermeiden sowie soziale Kontakte zu pfle-<br />

gen.<br />

Der folgende Bericht bezieht sich (analog zum <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007) auf Personen mit amt-<br />

lich anerkannter Schwerbehin<strong>der</strong>ung.<br />

Menschen werden als schwerbehin<strong>der</strong>t anerkannt, wenn <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung mindestens 50<br />

beträgt und sie in <strong>der</strong> Bundesrepublik wohnen, hier ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben o<strong>der</strong><br />

hier beschäftigt sind.<br />

Der Grad <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung wird in <strong>der</strong> Regel von den Versorgungsämtern zuerkannt und gibt das<br />

Ausmaß <strong>der</strong> Funktionsbeeinträchtigung an.<br />

Aus Gründen <strong>der</strong> besseren Lesbarkeit wird in diesem Bericht von „behin<strong>der</strong>ten Menschen“ ge-<br />

sprochen, wenn schwerbehin<strong>der</strong>te Menschen gemeint sind.<br />

20 PD Dr. Christine Meyer, Vertretungsprofessorin, Institut für Erziehungswissenschaft, Friedrich- Schiller- Universität, Jena, Dokumentation des<br />

Deutschen Instituts für Urbanistik zum Thema: Kin<strong>der</strong>armut, Konsequenzen für die Jugendhilfe, 2008, S. 25ff)<br />

21 In <strong>der</strong> wissenschaftlichen Literatur gibt es verschiedene Definitionen von „Alter“, sowie unterschiedliche Alterseinteilungen, die die verschiedenen<br />

Lebenswirklichkeiten älterer Menschen besser abzubilden versuchen. Am ehesten wird „Alter“ jedoch mit dem Ausscheiden aus dem<br />

Berufsleben gleichgesetzt. Der folgende Bericht betrachtet deshalb insbeson<strong>der</strong>e 2 Altersgruppen: Die Altersgruppe ab 65 Jahre (momentanes<br />

Renteneintrittsalter ) und die Altersgruppe, die 80 Jahre und älter sind. Sie werden in diesem Bericht als „Hochbetagte“ definiert.<br />

18


II. Darstellung und Analyse des Datenmaterials <strong>der</strong> Gesamtstadt<br />

1. Geografische Lage und <strong>Stadt</strong>teile<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> (Sauerland) gehört als mittlere kreisangehörige <strong>Stadt</strong> zur Ballungsrandzone des<br />

Ruhrgebietes. Sie liegt im Nordosten des Märkischen Kreises und damit im nördlichen Sauerland.<br />

<strong>Menden</strong> grenzt im Norden an Fröndenberg (Kreis Unna), im Nordosten an Wickede (Ruhr) (Kreis<br />

Soest), im Osten an Arnsberg (Hochsauerlandkreis), im Süden an Balve , im Südwesten an Hemer<br />

und im Westen an Iserlohn (alle Märkischer Kreis). (* 22 )<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> glie<strong>der</strong>t sich in die vier <strong>Stadt</strong>teile (vgl. <strong>Stadt</strong>plan):<br />

<strong>Menden</strong> Mitte, mit den Jugendhilfeplanungsbezirken:<br />

I – Innenstadt<br />

II – Lahrfeld und Umgebung<br />

III – Schwitten/ Barge<br />

IV – Rauherfeld<br />

VIII – Obsthof und Umgebung<br />

<strong>Menden</strong> Nord, mit den Jugendhilfeplanungsbezirken:<br />

XI – Bösperde<br />

XII - Halingen<br />

<strong>Menden</strong> West, mit den Jugendhilfeplanungsbezirken:<br />

IX – Platte- Heide/ Liethen<br />

X – Nordwestlich Bismarckstraße<br />

<strong>Menden</strong> Süd, mit den Jugendhilfeplanungsbezirken:<br />

V – Berkenhofskamp<br />

VI – Lendringsen/ Asbeck<br />

VII – Hüingsen<br />

XIII - Oesbern<br />

22 Vgl. Innenstadtkonzeption <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> (Sauerland) – Entwurf, Juli 2009<br />

19


<strong>Stadt</strong>teil West<br />

<strong>Stadt</strong>teil Nord<br />

<strong>Stadt</strong>teil Süd<br />

20<br />

<strong>Stadt</strong>teil Mitte


2. Demografische Rahmenbedingungen<br />

Die Bevölkerungszahl <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> ist bereits seit mehreren Jahren von Einwohnerverlusten<br />

geprägt.<br />

Den Prognosen des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik 2006 folgend schrumpft<br />

<strong>Menden</strong> bei einer Wan<strong>der</strong>ungsannahme von -200 Einwohnern pro Jahr, ausgehend von einer<br />

Einwohnerzahl von 58.324 im Jahr 2005 um 9,3% auf 52.922 im Jahr 2020. (Vgl. folgende Gra-<br />

fik)<br />

(Einwohnerentwicklung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> 2005 bis 2025)<br />

Datenquelle: LDS 2006, Wan<strong>der</strong>ungsannahme – 200<br />

übernommene Darstellung aus dem Bericht <strong>der</strong> Projektgruppe „Demografische Entwicklung“<br />

60000<br />

58000<br />

56000<br />

54000<br />

52000<br />

50000<br />

48000<br />

46000<br />

58324<br />

57488<br />

Einwohnerzahlen<br />

56840<br />

21<br />

55014<br />

52922<br />

50447<br />

2005 2008 2010 2015 2020 2025<br />

Resultierend aus <strong>der</strong> Schrumpfung <strong>der</strong> Bevölkerung, ergeben sich Anpassungsbedarfe <strong>der</strong> kom-<br />

munalen Infrastruktur sowie <strong>der</strong> Daseinsvorsorge (Wohnen, Energie, soziale Dienste, ÖPNV<br />

etc.).


Des Weiteren sind die Herausfor<strong>der</strong>ungen, die mit einer verän<strong>der</strong>ten Altersstruktur einhergehen<br />

(zunehmende Alterung <strong>der</strong> Bevölkerung, wachsende Zahl hochbetagter Menschen), zu bewälti-<br />

gen. Im Prognosezeitraum bis 2020 wird <strong>der</strong> Bevölkerungsanteil <strong>der</strong> Hochbetagten mit 80 Jah-<br />

ren und älter um 72,3% auf ca. 3.800 Personen zunehmen.<br />

Die kommunalen Spitzenverbände gehen davon aus, dass im Jahr 2050 mehr als zwei Drittel aller<br />

Pflegebedürftigen 80 und mehr Jahre alt sein werden. Je<strong>der</strong> 4. pflegebedürftige Mann und min-<br />

destens jede 3. pflegebedürftige Frau werden sogar 90 Jahre und älter sein.<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Hochbetagten in <strong>Menden</strong><br />

Datenquelle: LDS 2006, Wan<strong>der</strong>ungsannahme – 200,<br />

übernommene Darstellung aus dem Bericht <strong>der</strong> Projektgruppe „Demografische Entwicklung“<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

2208<br />

2473<br />

Hochbetagte<br />

2677<br />

2005 2008 2010 2015 2020 2025<br />

Allerdings stellt die rückläufige Bevölkerungsentwicklung nur einen von vielen bedarfsbestim-<br />

menden Faktoren für notwendige Infrastrukturleistungen dar. Weitere bedarfsbestimmende Fakto-<br />

ren sind die sozialstrukturellen Faktoren, wie z.B. Armut, Trennung, Scheidung, Migration.<br />

Um den Bürgerinnen und Bürgern in dieser <strong>Stadt</strong> passgenaue Unterstützungsangebote zur Verfü-<br />

gung zu stellen, sind die sozialstrukturellen Faktoren und ihre Wechselwirkungen genau in den<br />

Blick zu nehmen.<br />

22<br />

3064<br />

3804<br />

3792


3. Aktuelle Einwohnerdaten<br />

3.1 Einwohnerzahlen<br />

In <strong>der</strong> weiteren Analyse werden die aktuellen Einwohnerdaten <strong>der</strong> KDVZ Iserlohn zugrunde ge-<br />

legt. Diese liegen etwas höher als die in <strong>der</strong> Abbildung „Einwohnerentwicklung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> Men-<br />

den 2005 bis 2025“ dargestellten LDS- Prognosedaten (vgl. hierzu die Abb., S. 17). Diese Diffe-<br />

renz negiert jedoch nicht den grundsätzlichen negativen demografischen Trend.<br />

Die aktuellen Einwohnerzahlen bezogen auf die Gesamtstadt und die <strong>Stadt</strong>teile stellen sich wie<br />

folgt dar:<br />

Einwohnerzahl <strong>der</strong> Gesamtstadt im Vergleich zu den <strong>Stadt</strong>teilen<br />

Quelle: KDVZ Iserlohn<br />

Datenstand: November 2008<br />

Datenstand:<br />

23<br />

Einwohner<br />

Anteil an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung<br />

2008 in Prozent<br />

<strong>Stadt</strong>teil Mitte 20.407 34,97<br />

<strong>Stadt</strong>teil Nord 9.186 15,74<br />

<strong>Stadt</strong>teil West 14.121 24,20<br />

<strong>Stadt</strong>teil Süd 14.553 24,94<br />

ohne Bezirkszuordnung 94 0,16<br />

<strong>Stadt</strong> gesamt 58.361 100,00<br />

Damit ist <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teil Mitte <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teil mit dem höchsten und <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teil Nord <strong>der</strong>jenige mit<br />

dem geringsten Einwohneranteil.


Im Zeitraum zwischen <strong>der</strong> erstmaligen Erstellung <strong>der</strong> Sozialraumanalysen im Jahr 2002 bis heute<br />

hat die <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> 3,3% an Einwohnern verloren.<br />

Einwohnerentwicklung <strong>der</strong> Gesamtstadt im Vergleich zu den <strong>Stadt</strong>teilen<br />

(Prozentangabe bezieht sich auf die Entwicklung seit Erstellung <strong>der</strong> ersten Sozialraumanalysen,<br />

vorgelegt 2002)<br />

Quelle: KDVZ Iserlohn<br />

Datenstand: November 2008<br />

<strong>Stadt</strong>teil Mitte<br />

<strong>Stadt</strong>teil Nord<br />

<strong>Stadt</strong>teil West<br />

<strong>Stadt</strong>teil Süd<br />

<strong>Stadt</strong> gesamt<br />

3.2 Altersstruktur<br />

<strong>Stadt</strong>teile<br />

Einwohnerzahlen in<br />

den Jahren<br />

20.755<br />

9.409<br />

14.662<br />

15.382<br />

60.353<br />

24<br />

Einwohnerentwicklung<br />

2002 bis 2008<br />

2002 2008 absolut in Prozent<br />

20.407 - 348 -1,68<br />

9.186 - 223 -2,37<br />

14.121 - 541 -3,69<br />

14.553 - 829 -5,39<br />

58.361 - 1.992 -3,30<br />

Die folgende Abbildung verdeutlicht den aktuellen Altersstrukturaufbau in <strong>Menden</strong>, geglie<strong>der</strong>t<br />

nach <strong>Stadt</strong>teilen:<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Abb.:<br />

Altersstruktur in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

(Prozentangaben beziehen sich auf den Anteil im jeweiligen Sozialraum)<br />

Datenquelle: KDVZ Iserlohn, eigene Darstellung<br />

Datenstand: November 2008<br />

23,2<br />

51,6<br />

10,3<br />

17,2 19,6 21,8 21,0<br />

53,5 50,7 50,4 51,4<br />

11,5 12,1 10,8 11,1<br />

14,9 17,8 17,6 17,0 16,5<br />

<strong>Stadt</strong>teil Mitte <strong>Stadt</strong>teil Nord <strong>Stadt</strong>teil West <strong>Stadt</strong>teil Süd<br />

Gesamtstadt<br />

>64<br />

27-64<br />

18-26<br />

0 -17


Der <strong>Stadt</strong>teil Mitte liegt mit einem Anteil von 14,9% bei <strong>der</strong> Altersgruppe <strong>der</strong> 0 bis 17Jährigen<br />

und 10,3% bei den 18 bis 26Jährigen unter den Durchschnittswerten <strong>der</strong> Gesamtstadt von 16,5%<br />

und 11,1%.<br />

Gleichzeitig weist <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teil Mitte mit 23,2% den höchsten Anteil an älteren Menschen über 64<br />

Jahren auf. Eine <strong>der</strong> Ursachen für diesen überdurchschnittlich hohen Wert ist sicherlich <strong>der</strong> Neu-<br />

bau verschiedener Seniorenwohnanlagen im Bereich <strong>der</strong> Innenstadt. Dies wie<strong>der</strong>um wird sich u.a.<br />

daraus begründen, dass viele, häufig alleinstehende ältere Menschen eine Wohnmöglichkeit su-<br />

chen, die eine gute Erreichbarkeit wichtiger Infrastrukturangebote (Geschäfte, Ärzte usw.) und<br />

den Verzicht auf ein Auto ermöglichen.<br />

Über den höchsten Anteil an jungen Menschen verfügt hingegen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teil West mit insgesamt<br />

29,7% (in den Altersgruppen 0 bis 17 und 18 bis 26). Beide Werte liegen hier über den Durch-<br />

schnittswerten <strong>der</strong> Gesamtstadt.<br />

Den höchsten Anteil in <strong>der</strong> Altersgruppe <strong>der</strong> 27 bis 64 Jährigen weist <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teil Nord mit<br />

53,5% auf und liegt damit geringfügig über dem Wert <strong>der</strong> Gesamtstadt von 51,4%.<br />

25


3.3 Haushalte mit Kin<strong>der</strong>n<br />

Sozialräume<br />

Gesamtstadt<br />

<strong>Stadt</strong>teil Süd<br />

<strong>Stadt</strong>teil West<br />

<strong>Stadt</strong>teil Nord<br />

<strong>Stadt</strong>teil Mitte<br />

Anteil <strong>der</strong> Haushalte mit Kin<strong>der</strong>n in <strong>Menden</strong><br />

Quelle: KDVZ Iserlohn, eigene Darstellung<br />

Datenstand: November 2008<br />

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0<br />

26<br />

Anteil in %<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Haushalte mit Kin<strong>der</strong>n umfasst in <strong>Menden</strong> insgesamt nur 18% (absolut: 6.157).<br />

Im Vergleich dazu betrug <strong>der</strong> Anteil zum Zeitpunkt <strong>der</strong> letzten Sozialraumanalyse 2002 noch rd.<br />

25%. Diese Entwicklung geht einher mit dem kontinuierlichen Geburtenrückgang <strong>der</strong> letzten Jah-<br />

re, <strong>der</strong> insgesamt schrumpfenden Bevölkerungszahl und <strong>der</strong> damit verbundenen Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Altersstruktur. (Vgl. Kapitel 2.2 Demografische Rahmenbedingungen)<br />

Die relativ geringe Zahl an Haushalten mit Kin<strong>der</strong>n hat zunächst alltagspraktische Auswirkungen:<br />

Die mangelnde Toleranz und Akzeptanz gegenüber Familien mit Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen, die<br />

in vielen Lebensbereichen (z.B. über Beschwerden hinsichtlich spielen<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> auf öffentlichen<br />

Kin<strong>der</strong>spielflächen) erkennbar ist, wird weiter zunehmen, ebenso wie das subjektive Störungs-<br />

empfinden gegenüber dieser Bevölkerungsgruppe.<br />

Vor allem aber sind die Auswirkungen <strong>der</strong> sinkenden Zahl an Haushalten mit Kin<strong>der</strong>n in <strong>Menden</strong><br />

- insbeson<strong>der</strong>e vor dem Hintergrund, dass die Bedeutung <strong>der</strong> Familie für den sozialen Zusam-<br />

menhalt unserer Gesellschaft, für die Aufrechterhaltung <strong>der</strong> sozialen Sicherungssysteme sowie für<br />

die Produktivität und die Innovationsfähigkeit <strong>der</strong> Wirtschaft unersetzbar ist - kaum zu beziffern.<br />

Auf dieser Erkenntnis basierend hat <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> bereits 2005 den Beschluss gefasst,<br />

ein <strong>Menden</strong>er „Bündnis für Familie“ zu gründen. Außerdem hat er familienfreundliche Entschei-<br />

dungen und Maßnahmen auf den Weg gebracht, um insbeson<strong>der</strong>e für junge Familien zu werben.<br />

(Hier sind beispielhaft genannt: Familienpass, Familienlotse, Umstrukturierungen in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>-<br />

tagesbetreuung zu Gunsten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> unter 3, Kita- Beitragsfreiheit ab dem 3. Kind). Ob und<br />

15,6<br />

18,0<br />

18,7<br />

19,4<br />

20,2


inwieweit es gelingen wird, den bisherigen Trend zu stoppen o<strong>der</strong> gar umzukehren, bleibt aller-<br />

dings in Anbetracht des enormen Anstiegs <strong>der</strong> Zahl älterer Menschen eher fraglich.<br />

Auf die zahlenmäßigen Abweichungen zwischen den einzelnen <strong>Stadt</strong>teilen wird im jeweiligen<br />

Teilbericht näher eingegangen.<br />

3.4 Einelternteilfamilien<br />

Anteil <strong>der</strong> Familien mit einem Elternteil in <strong>Menden</strong><br />

(Prozentanteile beziehen sich auf die Gesamtzahl <strong>der</strong> Familien im jeweiligen <strong>Stadt</strong>teil)<br />

Sozialräume<br />

<strong>Stadt</strong> gesamt<br />

<strong>Stadt</strong>teil Süd<br />

<strong>Stadt</strong>teil W est<br />

<strong>Stadt</strong>teil Nord<br />

<strong>Stadt</strong>teil Mitte<br />

Quelle: KDVZ Iserlohn, eigene Darstellung<br />

Datenstand: November 2008<br />

27<br />

17,5<br />

17,6<br />

15 16 17 18 19 20 21<br />

Anteil in %<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Familien mit einem Elternteil liegt in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> bei 18,7%. Zum Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> ersten Sozialraumanalyse 2002 lag <strong>der</strong> Anteil bei rd. 15,6%.<br />

18,7<br />

18,7<br />

20,7


3.5 Menschen mit Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte<br />

Der folgenden Abbildung ist zu entnehmen, dass <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> ausländischen Mitbürger an <strong>der</strong><br />

Bevölkerung in <strong>Menden</strong> 7,41% beträgt. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass in <strong>der</strong> Einwohner-<br />

statistik Personen mit Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte, die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen,<br />

nicht als Auslän<strong>der</strong> geführt werden.<br />

Demzufolge ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Menschen mit Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte (* 23 ) insgesamt als deut-<br />

lich höher einzustufen. Folgt man dem aktuellen Integrationsbericht des Märkischen Kreises, ver-<br />

fügten im Jahr 2007 28,3% <strong>der</strong> Einwohner im Märkischen Kreis über einen Migrationshin-<br />

tergrund. (* 24 )<br />

In <strong>der</strong> folgenden Abbildung sind die prozentualen Anteile <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong> nach Altersgruppen, be-<br />

zogen auf die verschiedenen <strong>Stadt</strong>teile, dargestellt. Demzufolge liegt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong> im<br />

<strong>Stadt</strong>teil Mitte in allen Altersgruppen über dem Durchschnitt <strong>der</strong> Gesamtstadt, während ihr Anteil<br />

im <strong>Stadt</strong>teil Nord signifikant unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt liegt.<br />

% - Anteil<br />

12,0<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

8,7<br />

11,1<br />

10,7<br />

Anteil ausländischer Bürger nach Altersgruppen und <strong>Stadt</strong>teilen<br />

(Prozentangaben beziehen sich auf den Anteil in <strong>der</strong> jeweiligen Altersgruppe)<br />

Datenquelle: KDVZ Iserlohn, eigene Darstellung<br />

Datenstand: November 2008<br />

3,3<br />

8,9<br />

5,0<br />

4,7 4,7<br />

1,5<br />

4,3<br />

7,2<br />

8,1<br />

10,5<br />

2,9<br />

28<br />

8,1<br />

5,6<br />

8,5<br />

7,6<br />

Mitte Nord West Süd Gesamtstadt<br />

<strong>Stadt</strong>teile<br />

2,4<br />

6,6<br />

6,8<br />

8,3<br />

9,3<br />

2,7<br />

7,4<br />

0 - 17 Jahre<br />

18 - 26 Jahre<br />

27 - 64 Jahre<br />

23 Die Bezeichnung „Migranten“ o<strong>der</strong> „Zuwan<strong>der</strong>er“ ist eine allgemeine Umschreibung für eine insgesamt sehr inhomogene Gruppe. Dazu gehören<br />

Personen, die eines o<strong>der</strong> mehrere <strong>der</strong> folgenden Merkmale aufweisen: - Besitz einer ausl. Staatsbürgerschaft, - Zuwan<strong>der</strong>ung seit 1950<br />

und/ o<strong>der</strong> – mindestens ein Elternteil, welches seit 1960 zugewan<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> im Besitz einer ausl. Staatsangehörigkeit ist. (Vgl. Integrationsbericht<br />

MK, Juni 2009, S. 14)<br />

24 Vgl. Integrationsbericht <strong>der</strong> Landesregierung NRW 2007, in Integrationsbericht MK, Juni 2009, S. 15<br />

> 64<br />

gesamt


Vergleicht man die Altersstruktur „Auslän<strong>der</strong>/ Deutsche“ (vgl. folgende Abb.), so ist erkennbar,<br />

dass in <strong>der</strong> Bevölkerungsgruppe <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong> die Altersgruppe <strong>der</strong> 10 bis 26Jährigen prozentual<br />

deutlich höher vertreten ist.<br />

In den Altersgruppen <strong>der</strong> 0 bis 9Jährigen scheint jedoch <strong>der</strong> prozentuale Anteil <strong>der</strong> Deutschen an<br />

ihrer Bevölkerungsgruppe höher zu liegen.<br />

% - Anteil<br />

14,0<br />

12,0<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

Vergleich Altersaufbau junger deutscher und ausländischer Bürger in <strong>Menden</strong><br />

(Prozentangaben beziehen sich auf den Anteil innerhalb <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Bevölkerungsgruppe)<br />

Datenquelle: KDVZ Iserlohn, eigene Darstellung<br />

Datenstand: November 2008<br />

1,5<br />

0,8<br />

2,5<br />

0,9<br />

3,8<br />

2,2<br />

29<br />

5,4<br />

4,3<br />

4,5<br />

5,9<br />

11,0<br />

0 - 2 3 - 5 6 - 9 10 - 13 14 - 17 18 - 26<br />

Altersgruppen 0 bis 26 Jahre<br />

Für dieses Phänomen sind u.a. folgende Gründe maßgeblich:<br />

12,4<br />

Deutsche<br />

Auslän<strong>der</strong><br />

- Seit dem Jahr 2000 erhalten in Deutschland geborene Kin<strong>der</strong> ausländischer Eltern (mit einem<br />

legalen Aufenthaltstitel) durch die Geburt in Deutschland die deutsche Staatsangehörigkeit –<br />

und werden damit automatisch nicht mehr als Auslän<strong>der</strong> geführt.<br />

- Nach wie vor schicken manche ausländische Eltern ihre Kin<strong>der</strong> zum (Grund-) Schulbesuch<br />

vorübergehend ins Herkunftsland.<br />

Da somit eine Differenzierung nicht mehr möglich ist, ist davon auszugehen, dass <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> mit Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte insbeson<strong>der</strong>e in den unteren Altersgruppen deutlich höher<br />

ist, als die Abbildung dies darstellt. Diese Einschätzung geht einher mit einer Schätzung des Insti-<br />

tuts für Information und Technik NRW aus dem Jahr 2007, nach <strong>der</strong> die Zahl <strong>der</strong> Menschen mit<br />

Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte in Nordrhein- Westfalen in den kommenden 15 Jahren nicht nur insge-<br />

samt um knapp 10% auf rund 4,5 Mio. ansteigen wird, son<strong>der</strong>n außerdem die Bevölkerungsgrup-


pe <strong>der</strong> Zugewan<strong>der</strong>ten durchschnittlich jünger sein wird als die Gruppe <strong>der</strong> Nichtzugewan<strong>der</strong>ten.<br />

(* 25 )<br />

Gemäß Armuts- und Reichtumsbericht des Landes beträgt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendli-<br />

chen mit Migrationshintergrund bereits 2007 33,4%. (* 26 )<br />

Diese Entwicklung wird auch auf <strong>Menden</strong> zu übertragen sein und die Anfor<strong>der</strong>ung beinhalten,<br />

das Potenzial <strong>der</strong> hier lebenden Menschen zu för<strong>der</strong>n, so dass alle, ob Alteingesessene o<strong>der</strong> Zu-<br />

wan<strong>der</strong>er, ihre persönlichen Fähigkeiten und Talente ausbilden und einbringen können.<br />

25 Vgl. Integration verbindet – gemeinsam in die Zukunft, Integrationskonzept für den Märkischen Kreis, S. 16 ff)<br />

26 Vgl. <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007, S. 266ff<br />

30


3.6 Behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

Zum Ende des Jahres 2005 lebten in Nordrhein- Westfalen ca. 1,64 Mio. Menschen mit einer<br />

Schwerbehin<strong>der</strong>ung. Somit ist etwa jede/r elfte Einwohner/- in im Besitz eines Ausweises für<br />

schwerbehin<strong>der</strong>te Menschen.<br />

Schwerbehin<strong>der</strong>ungen treten mehrheitlich erst im späteren Lebensverlauf auf. Dementsprechend<br />

sind hauptsächlich ältere Personen von Schwerbehin<strong>der</strong>ung betroffen. Laut Schwerbehin<strong>der</strong>ten-<br />

statistik wurde <strong>der</strong> weit überwiegende Teil <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>ungen (91,7%) durch Krankheiten<br />

ausgelöst. Bei 2,1% war ein Unfall <strong>der</strong> Auslöser und bei 4% waren die Ursachen <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung<br />

angeboren. (* 27 )<br />

Auf <strong>Menden</strong> bezogene Daten zur Anzahl behin<strong>der</strong>ter Menschen sind <strong>der</strong> folgenden Tabelle zu<br />

entnehmen. Dabei handelt es sich um Daten aus dem Jahr 2007. Aktuellere Daten lagen zum<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Berichterstellung nicht vor.<br />

Auch wenn wegen <strong>der</strong> unterschiedlichen zugrunde gelegten Stichtage keine hun<strong>der</strong>tprozentige<br />

Vergleichbarkeit mit den Einwohnerdaten möglich ist, so kann man doch sagen, dass <strong>der</strong> Anteil<br />

<strong>der</strong> (schwer)behin<strong>der</strong>ten Menschen in etwa 10% <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung in <strong>Menden</strong> betragen<br />

wird. In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Erwerbstätigen (18 – 64 Jahre) wird <strong>der</strong> Anteil bei rd. 6,8% liegen.<br />

Altersgruppe<br />

27 Vgl. Schwerbehin<strong>der</strong>tenstatistik, in: <strong>Sozialbericht</strong> NRW, S. 307<br />

Schwerbehin<strong>der</strong>te Menschen nach Grad <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung und Alter in <strong>Menden</strong><br />

Datenquelle: IT.NRW, Geschäftsbereich Statistik<br />

Datenstand: 31.12.2007<br />

Grad <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung<br />

insgesamt<br />

50 60 70 80 90 100<br />

unter 4 8 1 0 1 1 0 5<br />

4 bis unter 6 9 2 0 0 1 0 6<br />

6 bis unter 15 70 11 8 7 12 2 30<br />

15 bis unter 18 31 4 0 0 8 5 14<br />

18 bis unter 25 92 22 5 4 13 4 44<br />

25 bis unter 35 126 37 18 14 9 4 44<br />

35 bis unter 45 301 93 50 21 41 13 83<br />

45 bis unter 55 641 272 124 63 53 23 106<br />

55 bis unter 60 493 215 88 61 44 20 65<br />

60 bis unter 62 212 99 44 20 17 7 25<br />

62 bis unter 65 393 170 81 37 38 12 55<br />

65 bis unter 70 875 348 169 110 65 50 133<br />

70 bis unter 75 916 308 159 124 98 49 178<br />

75 und älter 1 712 335 287 216 230 153 491<br />

Insgesamt 5 879 1 917 1 033 678 630 342 1 279<br />

31


Landesweit haben behin<strong>der</strong>te Menschen insgesamt betrachtet eine geringere Armutsrisikoquote<br />

(8,8%) als die Gesamtbevölkerung. Dies ist jedoch wesentlich auf die Altersstruktur behin<strong>der</strong>ter<br />

Menschen und das unterdurchschnittliche Armutsrisiko älterer Menschen zurückzuführen. Auf<br />

<strong>Menden</strong> bezogen ist rd. die Hälfte <strong>der</strong> behin<strong>der</strong>ten Menschen 65 Jahre und älter.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> jüngeren Altersgruppen sind die Armutsrisikoquoten landesweit überdurchschnitt-<br />

lich. (* 28 )<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung sind in ihrem alltäglichen Leben mit beson<strong>der</strong>en Schwierigkeiten<br />

konfrontiert. Art und Schwere <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung sind bei <strong>der</strong> heterogenen Gruppe <strong>der</strong> schwerbe-<br />

hin<strong>der</strong>ten Menschen jedoch sehr unterschiedlich.<br />

Inwieweit Behin<strong>der</strong>ten eine gleichberechtigte Teilhabe möglich ist, hängt stark von den gesell-<br />

schaftlichen Rahmenbedingungen ab.<br />

Um Ausgrenzungen abzubauen muss es Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen verstärkt ermöglicht wer-<br />

den, ihre Lebens- und Wohnsituation selbst zu bestimmen. Eine entscheidende Voraussetzung<br />

hierfür ist allerdings ein Netz ambulanter und ergänzen<strong>der</strong> Leistungen zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbst-<br />

ständigkeit. In den letzten Jahren haben sich in <strong>Menden</strong> diesbezüglich verschiedene Angebote<br />

und Einrichtungen etabliert. Das Angebot reicht <strong>der</strong>zeit vom „Betreuten Wohnen“ über einen<br />

„Familien unterstützenden Dienst“ bis hin zu „Wohnhäusern für schwer- und schwerstbehin<strong>der</strong>te<br />

Menschen“.<br />

28 Vgl. <strong>Sozialbericht</strong> NRW, S. 304 ff<br />

32


4. Daten zur sozialen Infrastruktur<br />

Dieses Kapitel enthält Daten und Aussagen zur sozialen Infrastruktur in <strong>Menden</strong>. Im Vor<strong>der</strong>grund<br />

stehen dabei die Bereiche <strong>der</strong> Tagesbetreuungsausbauplanung, <strong>der</strong> Spielplatzplanung und <strong>der</strong><br />

<strong>Stadt</strong>teileinrichtungen.<br />

<strong>Menden</strong> verfügt darüber hinaus allerdings über weitere vielfältige soziale Angebote und Einrich-<br />

tungen sowie über zahlreiche Vereine und Verbände. Aufgrund <strong>der</strong> vorhandenen Quantität finden<br />

diese in ggfs. separat zu erstellenden Sozialraumanalysen (bezogen auf einzelne <strong>Stadt</strong>teile) Be-<br />

rücksichtigung.<br />

4.1 Kin<strong>der</strong> in Tagesbetreuung<br />

Die nachfolgenden drei Tabellen geben zahlenmäßigen Aufschluss über die Entwicklung <strong>der</strong> Be-<br />

darfsdeckung an Tagesbetreuungsplätzen in <strong>Menden</strong> zum Zeitpunkt 28.02.2009. Durch Beschluss<br />

des Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfeausschusses erfolgt eine jährliche Aktualisierung.<br />

Bedingt durch den Rückgang <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>zahlen werden in <strong>der</strong> Altersgruppe, „3 Jahre bis zur Ein-<br />

schulung“, in den nächsten Jahren einige Plätze für diese Altersgruppe nicht mehr benötigt.<br />

Grundlage für die Berechnung <strong>der</strong> Überhangplätze ist eine 97%ige Bedarfsdeckungsquote gemäß<br />

KJHA- Beschluss vom 24.10.2007.<br />

Sukzessiv sollen die Überhangplätze bis zum Jahr 2013/ 2014 für die Betreuungsbedarfe <strong>der</strong> Kin-<br />

<strong>der</strong> unter 3 Jahren genutzt und umgewandelt werden.<br />

Der KJHA hat am 18.03.2009 eine Versorgungsquote von 32% beschlossen und folgt hier <strong>der</strong> Fi-<br />

nanzierungsaussage des Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration NRW<br />

(das Kin<strong>der</strong>för<strong>der</strong>ungsgesetz – KiföG sieht eine durchschnittliche Quote von 35% vor).<br />

24% <strong>der</strong> Bedarfe sollen in Tageseinrichtungen und 8% in Tagespflege umgesetzt werden.<br />

Auf detaillierte Ausführungen und Bewertungen wird an dieser Stelle verzichtet, da diese in <strong>der</strong><br />

jährlich zu aktualisierenden Tagesbetreuungsausbauplanung erfolgen.<br />

<strong>Stadt</strong>teilbezogene Differenzierungen hinsichtlich <strong>der</strong> Bedarfsdeckung an Tagesbetreuungsplätzen<br />

für Kin<strong>der</strong> von 3 Jahren bis zur Einschulung können ggfs. in geson<strong>der</strong>t zu erstellenden Einzelana-<br />

lysen dargestellt werden.<br />

Die folgende Tabelle zeigt zunächst die konkrete zahlenmäßige Entwicklung <strong>der</strong> Bedarfsdeckung<br />

an Tagesbetreuungsplätzen und den oben beschriebenen Überhang für die Altersgruppe „3 Jahre<br />

bis zur Einschulung“:<br />

33


Entwicklung <strong>der</strong> Bedarfsdeckung an Kin<strong>der</strong>gartenplätzen in <strong>Menden</strong> bis 2013/ 2014<br />

Quelle: Tagesbetreuungsausbauplanung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

Datenstand: 28.02.2009<br />

Kin<strong>der</strong>gartenjahr Anzahl Kin<strong>der</strong><br />

3 Jahre<br />

bis zur Einschulung<br />

Die zahlenmäßige Entwicklung <strong>der</strong> geplanten Bedarfsdeckung durch Tagesbetreuungsplätze für<br />

Kin<strong>der</strong> unter 3 Jahren in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> ist <strong>der</strong> folgenden Tabelle zu entnehmen.<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Bedarfsdeckung an Tagesbetreuungsplätzen für Kin<strong>der</strong> U 3 in <strong>Menden</strong> bis<br />

2013/ 2014<br />

Quelle: Tagesbetreuungsausbauplanung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

Datenstand: 28.02.2009<br />

Kin<strong>der</strong>gartenjahr Anzahl Kin<strong>der</strong><br />

unter 3<br />

Jahren *1<br />

Anzahl Plätze<br />

für Kin<strong>der</strong><br />

unter 3 Jahren<br />

34<br />

Bedarfsdeckungsquote<br />

auf 100%<br />

Fehlbedarfe/<br />

Überhänge bei<br />

24% iger Bedarfsdeckung<br />

*2<br />

08/09 1.196 152 12,7 -135<br />

09/10 1.174 166 14,1 -116<br />

10/11 1.174 200 17,0 -82<br />

11/12 1.174 236 20,1 -46<br />

12/13 1.174 282 24,0 0<br />

13/14 1.174 282 24,0 0<br />

Ergänzend zur Tagesbetreuung in Tageseinrichtungen soll die Versorgung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> unter 3 Jahren zu 8% in<br />

Tagespflege erfolgen (24% in TEK + 8% Tagespflege = 32% Gesamtversorgung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> unter 3 in <strong>Menden</strong> bis<br />

2013/2014).<br />

*1 Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> unter 3 ab 2010/2011 nur prognostische Zahlen analog 2009/2010<br />

*2 für 24% <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> unter 3 sollen bis 2013 Plätze in Tageseinrichtungen geschaffen werden - fehlende Plätze<br />

bzw. Überhangplätze bei Bedarfsdeckungsquote von 24% -<br />

Demnach standen für Kin<strong>der</strong> unter 3 Jahren im Kiga- Jahr 2008/ 2009 in <strong>Menden</strong> 152 Tages-<br />

betreuungsplätze zur Verfügung. Ausgehend von einer 24%igen Bedarfsdeckung belief sich <strong>der</strong><br />

Fehlbedarf damit stadtweit auf 135 Plätze, wird sich aber bis 2013/2014 bis auf 0 reduzieren.<br />

Auch hier können stadtteilbezogene Differenzierungen ggfs. in geson<strong>der</strong>t zu erstellenden Einzel-<br />

analysen dargestellt werden.<br />

Anzahl Plätze<br />

für Kiga- Kin<strong>der</strong><br />

Bedarfsdeckungs-<br />

quote auf 100%<br />

Fehlbedarfe/<br />

Überhänge<br />

bei 97 % iger<br />

Bedarfsdeckung<br />

*1<br />

08/09 1.458 1.468 100,7 54<br />

09/10 1.377 1.429 103,8 93<br />

10/11 1.359 1.365 100,4 47<br />

11/12 1.303 1.299 99,7 35<br />

12/13 1.245 1.238 99,4 30<br />

13/14 1.245 1.238 99,4 30<br />

*1 Überhangplätze bei festgelegter Bedarfsdeckungsquote von 97%


Die folgende Tabelle zeigt die voraussichtliche Entwicklung <strong>der</strong> Versorgung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> unter 3<br />

Jahren in Tagespflege in <strong>Menden</strong>.<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Versorgung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> unter 3 Jahren in Tagespflege in <strong>der</strong> Gesamtstadt<br />

bis 2013/14<br />

Datenquelle: Tagesbetreuungsausbauplanung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

Datenstand: 28.02.2009<br />

Kin<strong>der</strong>gartenjahr Kin<strong>der</strong> unter<br />

3 Jahren /<br />

Gesamtstadt<br />

Anzahl Tagespflegeplätze<br />

für<br />

Kin<strong>der</strong> unter 3<br />

Jahren<br />

35<br />

Bedarfsdeckung<br />

in %<br />

Fehlbedarf/<br />

Überhänge<br />

08/09 1.196 46 3,8 - 50<br />

09/10 1.174 56 4,8 - 38<br />

10/11 1.174 66 5,6 -28<br />

11/12 1.174 76 6,5 -18<br />

12/13 1.174 86 7,3 -8<br />

13/14 1.174 94 8,0 0<br />

Danach beläuft sich die Zahl <strong>der</strong> Tagespflegestellen im Jahr 2009/ 2010 auf 56 Plätze und soll bis<br />

2013/ 2014 auf die Anzahl 94 ausgebaut werden. Damit wird <strong>der</strong> aktuell noch bestehende Fehlbe-<br />

darf von 50 Plätzen bis zum genannten Zeitpunkt ausgeglichen sein.<br />

Differenzierte Aussagen bezogen auf die einzelnen <strong>Stadt</strong>teile sind im Bereich <strong>der</strong> Tagespflege ak-<br />

tuell noch nicht möglich.<br />

Neben dem bedeutsamen Aspekt <strong>der</strong> zahlenmäßigen Versorgung bzw. Bedarfsdeckung im Be-<br />

reich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesbetreuung ist festzustellen - wie in an<strong>der</strong>en Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Jugendhilfe auch -<br />

dass Familien heute mit vielfältigen Herausfor<strong>der</strong>ungen konfrontiert und erhöhten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

und Belastungsfaktoren ausgesetzt sind. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbrüche,<br />

Arbeitslosigkeit, Armutsrisiken o<strong>der</strong> Trennung überfor<strong>der</strong>n viele Familien immer häufiger und<br />

können von ihnen nicht mehr angemessen bewältigt werden.<br />

Dies hat unweigerlich auch Auswirkungen auf die Anfor<strong>der</strong>ungen an das qualitative Angebot so-<br />

wie die Angebotsstruktur und Vielfalt in den Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen.<br />

Zu diesen Anfor<strong>der</strong>ungen gehören insbeson<strong>der</strong>e die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> sprachlichen und interkulturel-<br />

len Kompetenzen, als auch die Notwendigkeit, für Kin<strong>der</strong> in Krisensituationen angemessene<br />

Hilfs- und Entlastungsmöglichkeiten zu schaffen.<br />

Die Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen haben die Familien dabei zunehmend ganzheitlich in den Blick zu<br />

nehmen, bestehende Angebote leichter zugänglich zu machen und mit Hilfen frühzeitiger einzu-<br />

setzen.


Deshalb hat die Landesregierung 2006 grünes Licht für die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>ta-<br />

geseinrichtungen zu Familienzentren in NRW gegeben. Auf Grundlage <strong>der</strong> sozialräumlichen<br />

Strukturen wurden bis zum Beginn des Kin<strong>der</strong>gartenjahres 2009/ 2010 sechs Familienzentren in<br />

<strong>Menden</strong> auf den Weg gebracht. Aktuell verfügt je<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teil über mindestens ein Familienzent-<br />

rum.<br />

Bis 2012 werden es 9 Familienzentren sein, die sich voraussichtlich wie folgt auf die <strong>Stadt</strong>teile<br />

verteilen:<br />

<strong>Stadt</strong>teil Mitte – 3 FZ<br />

<strong>Stadt</strong>teil Nord – 1 FZ<br />

<strong>Stadt</strong>teil West – 2 FZ<br />

<strong>Stadt</strong>teil Süd – 3 FZ<br />

36


4.2 Behin<strong>der</strong>te und von Behin<strong>der</strong>ung bedrohte Kin<strong>der</strong> in <strong>Menden</strong>er Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen<br />

Seit 2003 sind auch diejenigen Kin<strong>der</strong> ins Blickfeld <strong>der</strong> Jugendhilfe gerückt, die zuvor aufgrund<br />

ihrer Behin<strong>der</strong>ung im Hilfesystem Sozialhilfe versorgt wurden.<br />

Gemäß § 22a SGB VIII (Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfegesetz) – För<strong>der</strong>ung von Kin<strong>der</strong>n in Tagesein-<br />

richtungen - sollen Kin<strong>der</strong> mit und ohne Behin<strong>der</strong>ung, sofern <strong>der</strong> Hilfebedarf dies zulässt, in<br />

Gruppen gemeinsam geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Auch im KiBiz – Kin<strong>der</strong>bildungsgesetz (§ 8) – ist geregelt, dass Kin<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung und<br />

Kin<strong>der</strong>, die von Behin<strong>der</strong>ung bedroht sind, nach Möglichkeit gemeinsam mit Kin<strong>der</strong>n ohne Be-<br />

hin<strong>der</strong>ung geför<strong>der</strong>t werden sollen. Die beson<strong>der</strong>en Bedürfnisse <strong>der</strong> behin<strong>der</strong>ten bzw. von Behin-<br />

<strong>der</strong>ung bedrohten Kin<strong>der</strong> sind dabei zu berücksichtigen.<br />

Voraussetzung für die Aufnahme behin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong> in Tageseinrichtungen ist die Anerkennung<br />

gemäß SGB XII (Einglie<strong>der</strong>ungshilfe).<br />

Die Aufgabe <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe ist konkret:<br />

eine drohende Behin<strong>der</strong>ung zu verhüten,<br />

eine Behin<strong>der</strong>ung und <strong>der</strong>en Folgen zu beseitigen o<strong>der</strong> zu mil<strong>der</strong>n,<br />

Kin<strong>der</strong>n mit Behin<strong>der</strong>ung die Teilnahme am Leben in <strong>der</strong> Gemeinschaft zu ermöglichen<br />

o<strong>der</strong> zu erleichtern,<br />

sie soweit wie möglich unabhängig von Pflege zu machen. (* 29 )<br />

Im Kin<strong>der</strong>gartenjahr 2008/ 2009 besuchten auf dieser Grundlage 41 behin<strong>der</strong>te bzw. von Behin-<br />

<strong>der</strong>ung bedrohte Kin<strong>der</strong> zwischen 3 und 6 Jahren <strong>Menden</strong>er Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen. (Datenquel-<br />

le: Tagesbetreuungsausbauplanung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong>, Datenstand: 31.12.08)<br />

Gemessen am Anteil <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in <strong>Menden</strong>er Tageseinrichtungen im Kiga- Jahr 2008/ 2009<br />

(1.458 Kin<strong>der</strong>) entspricht dies einem prozentualen Anteil von rd. 2,8%.<br />

Das LWL- Landesjugendamt verfolgt <strong>der</strong>zeit vor dem oben beschriebenen gesetzlichen Hinter-<br />

grund das Ziel, dass Kin<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung künftig auch von <strong>der</strong> verbesserten Versorgung für<br />

U3- Kin<strong>der</strong> profitieren.<br />

29 Vgl. Modellprojekt zur För<strong>der</strong>ung von Kin<strong>der</strong>n mit Behin<strong>der</strong>ung…Abschlussbericht zur wissenschaftlichen Begleitung, LWL 2008, S. 17ff<br />

37


4.3 Kin<strong>der</strong>spielflächen in <strong>Menden</strong><br />

Die <strong>Menden</strong>er Spielplatzplanung verfolgt das Ziel, durch eine quantitativ ausreichende und quali-<br />

tativ attraktive Umwelt, die Entwicklungspotentiale junger Menschen in dieser <strong>Stadt</strong> zu för<strong>der</strong>n.<br />

Die steigenden soziokulturellen Belastungsfaktoren (vgl. Kapitel I.- 3.3 - Bevölkerungsgruppen<br />

mit erhöhtem Armutsrisiko / I. - 4. - Auswirkungen von Armut auf Kin<strong>der</strong> und ihre Familien / II.<br />

- 1.7 - Indikatoren für die Verbreitung von Armut) beeinflussen die quantitativen wie qualitativen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Freizeitgestaltung. Dabei erhält die Bereitstellung wohnortnaher attraktiver<br />

Freiflächen ohne kommerziellen Hintergrund eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung und Notwendigkeit.<br />

2004 wurde eine verwaltungsinterne Projektgruppe „Spielplatzmanagement“ mit <strong>der</strong> Zielsetzung<br />

ins Leben gerufen, den öffentlichen Bedarf an Spiel-, Treff- und Ballspielflächen unter zusätzli-<br />

cher Berücksichtigung von Schulhöfen und vorhandenen Naturräumen neu zu ermitteln. Der auf<br />

dieser Basis entwickelte Spielplatzplan wurde am 14.11.2006 vom Rat <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> be-<br />

schlossen.<br />

Der Bedarfsdeckungsgrad an Spielflächen stellt sich nach Umsetzung aller Planungsempfehlun-<br />

gen des Rates wie folgt dar:<br />

Bedarfsdeckung an Kin<strong>der</strong>spielflächen in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

Datenquelle: Kin<strong>der</strong>spielplatzplanung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

Datenstand: 14.11.2006<br />

Sozialraum<br />

Bedarfsdeckung in Prozent<br />

38<br />

Fehlbedarf/ Überhänge in<br />

m²<br />

<strong>Stadt</strong>teil Mitte 103,0 1.303<br />

<strong>Stadt</strong>teil Nord 109,6 1.918<br />

<strong>Stadt</strong>teil West 125,2 8.365<br />

<strong>Stadt</strong>teil Süd 112,5 4.336<br />

<strong>Stadt</strong> gesamt 112,1 15.923<br />

Auch wenn die flächenmäßige Bedarfsdeckung an Spielflächen in <strong>Menden</strong> auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Ge-<br />

samtstadt als grundsätzlich erfüllt angesehen werden kann (vgl. Tabelle), so stellt sich dies in den<br />

einzelnen Sozialräumen doch sehr differenziert dar. Insbeson<strong>der</strong>e im Innenstadtbereich ist nach<br />

wie vor ein hoher Fehlbedarf an Spiel- und Freiflächen von immerhin 4.873 m² vorhanden. (* 30 )<br />

Darüber hinaus besteht seit Jahren ein erhöhter Bedarf an Aktions- und Bewegungsflächen, insbe-<br />

son<strong>der</strong>e zur Ausübung von Ballspiel- und Trendsportarten.


Dem entgegen steht gleichzeitig eine zunehmend geringere Akzeptanz gegenüber Kin<strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen. Massive Anwohnerbeschwerden und daraus folgende Verwaltungsgerichtsent-<br />

scheide führten in <strong>der</strong> Vergangenheit wie<strong>der</strong>holt zur Stilllegung bzw. Umgestaltung von Plätzen.<br />

Die sich verringernde Akzeptanz ist nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Altersstruktur <strong>der</strong> Bevölkerung zu sehen. Je stärker <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Haushalte mit Kin<strong>der</strong>n<br />

schrumpft, umso geringer wird auch <strong>der</strong>en Lobby.<br />

Dieser Entwicklung muss die <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> durch Flächenausweisung, insbeson<strong>der</strong>e im <strong>Stadt</strong>-<br />

kern, sowie durch Sicherung bestehen<strong>der</strong> Flächen und bedürfnisorientierte Gestaltung entgegen-<br />

wirken. Aktuell werden <strong>der</strong> Ausbau von Bikerstrecken sowie die Errichtung eines Hochseilgar-<br />

tens vorangetrieben.<br />

30 Vgl. Kin<strong>der</strong>spielplatzplan <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> 2006<br />

39


4.4 Angebote <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendarbeit / <strong>Stadt</strong>teileinrichtungen<br />

Die steigenden soziokulturellen Belastungsfaktoren und die elementare Bedeutung außerschuli-<br />

scher Bildungsprozesse und Bildungsorte beeinflussen die offene Kin<strong>der</strong>,- Teenie- und Jugendar-<br />

beit, die Jugendsozialarbeit und die Freizeit- und Bildungsangebote ebenso wie <strong>der</strong> kontinuierli-<br />

che Bevölkerungsrückgang.<br />

Zielgruppen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teileinrichtungen sind alle Kin<strong>der</strong>, Jugendlichen und junge Familien vor<br />

Ort. Dabei nehmen die sozial- und bildungsbenachteiligten Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen einen be-<br />

son<strong>der</strong>en Stellenwert ein. Ihr Anteil am Gesamtbesucheraufkommen liegt <strong>der</strong>zeit bei 60 bis 90%.<br />

Die Potentiale <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendarbeit liegen vor allem in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung und Entwicklung<br />

von Kompetenzen, die für die Lebensführung, die Lösung von Alltagskonflikten, aber auch für<br />

die berufliche Zukunft notwendig sind.<br />

Ebenso wie bei <strong>der</strong> Spielraumplanung ist die sozialräumliche, wohnortnahe Ausrichtung dieser<br />

nichtkommerziellen Angebote von zentraler Bedeutung.<br />

Auf diesem Hintergrund wurde die Kin<strong>der</strong>- und Jugendarbeit in den vergangenen Jahren in Men-<br />

den auf qualitativ hohem Niveau kontinuierlich weiterentwickelt.<br />

Folgende Einrichtungen stehen Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen in <strong>Menden</strong> zur Verfügung:<br />

<strong>Stadt</strong>teil Mitte:<br />

o städt. <strong>Stadt</strong>teiltreff, Das Zentrum<br />

o Kin<strong>der</strong>- und Teenietreff <strong>der</strong> kath. Kirchengemeinde St. Walburgis<br />

o städt. Jugendbildungsstätte, Die Kluse<br />

o städt. Kin<strong>der</strong>- Kluse<br />

<strong>Stadt</strong>teil Nord:<br />

o städt. <strong>Stadt</strong>teiltreff Bösperde<br />

<strong>Stadt</strong>teil West:<br />

o städt. <strong>Stadt</strong>teiltreff Platte- Heide<br />

o <strong>Stadt</strong>teiltreff des SKM, Am Papenbusch<br />

o städt. Anlaufstelle für Jugendliche Am Papenbusch<br />

<strong>Stadt</strong>teil Süd:<br />

o städt. <strong>Stadt</strong>teiltreff Lendringsen<br />

40


5. Angestrebte allgemeine Bildungsabschlüsse<br />

Zur Einschätzung möglicher Bildungsabschlüsse <strong>der</strong> jungen Menschen in <strong>Menden</strong> dienen die In-<br />

dikatoren „Übergänge von den Grundschulen zu den weiterführenden Schulen“, „Anteil <strong>der</strong> ver-<br />

schiedenen Schulabschlüsse in <strong>Menden</strong>“, „Anteil <strong>der</strong> ausländischen Kin<strong>der</strong>/ Spätaussiedlerkin<strong>der</strong><br />

an den allgemeinbildenden Schulen in <strong>Menden</strong>“.<br />

5.1 Übergänge von den Grundschulen zu den weiterführenden Schulen<br />

Die folgende Abbildung verdeutlicht, dass in <strong>Menden</strong> am Ende des Schuljahres 2007/ 2008 (ent-<br />

nommen aus <strong>der</strong> Schulstatistik 2008/ 2009) ein relativ hoher Anteil von immerhin 36,8% <strong>der</strong><br />

Schüler <strong>der</strong> 4. Klasse zum Gymnasium wechselt. Allerdings wechseln auch 21,2% <strong>der</strong> Schüler<br />

zur Hauptschule.<br />

% Anteil<br />

40,0<br />

35,0<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

Übergänge von <strong>der</strong> Klasse 4 <strong>der</strong> Grundschulen<br />

zur Klasse 5 <strong>der</strong> weiterführenden Schulen<br />

(Prozentangaben beziehen sich auf die Gesamtheit <strong>der</strong> Abgänge <strong>der</strong> 4. Grundschulkasse,<br />

differenziert nach Schulformen)<br />

Datenquelle: Schulstatistik 2008/ 2009<br />

21,2<br />

31,2<br />

41<br />

36,8<br />

Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule sonst.<br />

Schulformen<br />

Schulformen<br />

10,3<br />

0,5


5.2 Ausländische Kin<strong>der</strong> / Spätaussiedlerkin<strong>der</strong> an den allgemeinbildenden Schulen in <strong>Menden</strong><br />

Die folgende Grafik zeigt den Anteil <strong>der</strong> ausländischen Kin<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Spätaussiedlerkin<strong>der</strong> (ge-<br />

bündelt) an <strong>der</strong> jeweiligen Gesamtschülerzahl <strong>der</strong> einzelnen Schulformen.<br />

Hier zeigt sich, dass diese Kin<strong>der</strong> mit jeweils einem hohen Anteil an den Haupt- und För<strong>der</strong>schu-<br />

len vertreten sind (30,2% und 33,5%).<br />

alle Schulen<br />

För<strong>der</strong>schulen<br />

Gymnasium<br />

Realschule<br />

Hauptschule<br />

Grundschule<br />

Anteil aller ausländischen S chüler/ Aussiedlerschüler an den <strong>Menden</strong>er S chulen<br />

(Prozentangaben beziehen sich auf die Gesamtheit <strong>der</strong> Schüler an den jeweiligen Schulen)<br />

Datenquelle: Schulstatistik 2008/ 2009<br />

3,3<br />

6,0<br />

11,8<br />

13,7<br />

42<br />

30,2<br />

33,5<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

%An te ile<br />

Anteil aller Schüler mit<br />

Migrationshintergrund


Die nachfolgende Grafik zeigt die prozentuale Aufteilung aller Schüler auf die einzelnen Schul-<br />

formen. Dem wird die prozentuale Verteilung innerhalb <strong>der</strong> Gruppen <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong> / Spätaus-<br />

siedler auf die Schulformen gegenüber gestellt.<br />

% A nteil<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

Aufteilung aller Schüler auf die einzelnen Schulformen in <strong>Menden</strong><br />

differenzierte Betrachtg. innerh. <strong>der</strong> Gruppen Ausl./Aussiedl.<br />

(Prozentangaben beziehen sich auf den Anteil innerhalb <strong>der</strong> jew. Gruppe)<br />

Datenquelle: Schulstatistik <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> 2008/ 2009<br />

37,6<br />

33,6<br />

31,0<br />

15,7<br />

35,7<br />

53,0<br />

43<br />

14,4<br />

10,2<br />

0,0<br />

37,1<br />

10,610,1<br />

5,9<br />

1,8 3,2<br />

Grundschule Hauptschule Realschule Gymnasium För<strong>der</strong>schulen<br />

Schulen<br />

Kin<strong>der</strong> gesamt<br />

Ausländische<br />

Kin<strong>der</strong><br />

Aussiedler<br />

(Derzeit ist geplant, künftig durch den Schulträger auch Daten zum Merkmal „Migrationshintergrund“ zu erheben. Ak-<br />

tuell liegen diese Daten jedoch noch nicht vor.)<br />

Diese Zahlen aus <strong>der</strong> Schulstatistik 2008/ 2009 weisen nach, dass die oben beschriebenen Kin<strong>der</strong><br />

in <strong>Menden</strong> auch überproportional, bezogen auf die jeweilige Gesamtzahl <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>/ - und<br />

Spätaussiedlerkin<strong>der</strong>, an Haupt- und För<strong>der</strong>schulen vertreten sind. An Realschulen und Gymna-<br />

sien sind sie jedoch nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Die prozentualen Anteile <strong>der</strong> ge-<br />

nannten Schüler an den Hauptschulen haben sich seit <strong>der</strong> letzten Sozialraumanalyse 2002 sogar<br />

noch erhöht (von 31,1% auf 35,7%).<br />

Ursächlich hierfür sind vermutlich nach wie vor eher mangelnde Integrationserfolge und unzurei-<br />

chende Sprachkenntnisse. Außerdem stehen Bildungserfolge, wie auch bei deutschen Kin<strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen, im Zusammenhang mit dem Bildungsniveau und <strong>der</strong> ökonomischen Situation<br />

<strong>der</strong> Eltern. (Vgl. auch Kapitel I - 3./ 4.)<br />

Die PISA- Studie aus dem Jahr 2003 weist bereits auf die relative Bildungsbenachteiligung von<br />

Kin<strong>der</strong>n aus Zuwan<strong>der</strong>erfamilien im deutschen Bildungssystem hin. (* 31 ) Dadurch, dass diese<br />

Studie Schülern mit Migrationshintergrund eine hohe Lernbereitschaft und Leistungsmotivation<br />

bescheinigt, ist <strong>der</strong>en positive Grundeinstellung deutlich zu erkennen. Im deutschen Bildungssys-<br />

31 Vgl. <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007, Armuts- und Reichtumsbericht, S. 274ff


tem seien es die sozioökonomischen Hintergründe, die sich auf das Erreichen von Bildungsab-<br />

schlüssen auswirken.<br />

Ein im Mai 2006 veröffentlichter Bericht <strong>der</strong> OECD weist außerdem darauf hin, dass in kaum ei-<br />

nem an<strong>der</strong>en Industriestaat Migrantenkin<strong>der</strong> so geringe Chancen im schulischen Bildungssystem<br />

haben wie in Deutschland. (* 32 )<br />

Auf <strong>Menden</strong> bezogen wird dies aus den amtlichen Schuldaten zu den Schulabgängern am Ende<br />

des Schuljahres 2007/ 2008 bestätigt. Während 8,7% aller Schulabgänger in <strong>Menden</strong> im genann-<br />

ten Schuljahr keinen Hauptschulabschluss erreichten, lag die Quote bei den ausländischen Schü-<br />

lern bei 25,4% und bei den Spätaussiedlern bei 20,6%.(* 33 )<br />

Eine landesweite Konsequenz aus dem relativ schlechten Bildungsniveau ausländischer Schüle-<br />

rinnen und Schüler bestand in einer flächendeckenden und verbindlichen Einführung <strong>der</strong> vorschu-<br />

lischen Sprachför<strong>der</strong>ung in ganz Nordrhein- Westfalen. Außerdem wird eine bessere Verzahnung<br />

zwischen den einzelnen Bildungsabschnitten, vor allem zwischen Kin<strong>der</strong>tageseinrichtung und<br />

Grundschule sowie zwischen Schulausbildung und Beruf gefor<strong>der</strong>t. Im Zuge dieser Maßnahmen<br />

erfährt auch <strong>der</strong> Bildungsauftrag <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen eine stärkere Aufwertung.<br />

32 Vgl. OECD 2006: 2ff, in: Integration verbindet, Märkischer Kreis, Juni 2009, S. 19ff<br />

33 Vgl. amtliche Schuldaten IT NRW, Schuljahr 2008/ 2009<br />

44


5.3 Vier- und fünfjährige Kin<strong>der</strong>, bei denen ein Sprachför<strong>der</strong>bedarf ermittelt wurde<br />

Mit Hilfe des sog. „Delfin 4 – Sprachtests“ werden seit 2007 alle vierjährigen Kin<strong>der</strong> auf ihre<br />

deutschen Sprachkenntnisse hin untersucht. Bei vorliegendem Sprachför<strong>der</strong>bedarf erhalten diese<br />

Kin<strong>der</strong> Sprachför<strong>der</strong>ung bis zur Einschulung.<br />

Anzahl absolut / % Anteil<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Anteil <strong>der</strong> vier- und fünfjährigen Kin<strong>der</strong>, bei denen ein<br />

Sprachför<strong>der</strong>bedarf nach "Delfin 4" ermittelt wurde<br />

Prozentant. bezieht sich auf den jeweiligen Anteil <strong>der</strong> gleichaltrigen<br />

Kin<strong>der</strong><br />

Quelle: Statistik <strong>der</strong> städt. Sprachför<strong>der</strong>g. Kiga- Jahr 08/ 09<br />

24,7%<br />

71<br />

42,7%<br />

109<br />

45<br />

9,4%<br />

<strong>Stadt</strong>teil Mitte <strong>Stadt</strong>teil W est <strong>Stadt</strong>teil Nord <strong>Stadt</strong>teil Süd Gesamtstadt<br />

14<br />

Sozialraum<br />

Aus <strong>der</strong> Grafik ergibt sich, dass im Kiga- Jahr 2008/ 2009 bei 26,7% <strong>der</strong> vier- und fünfjährigen<br />

Kin<strong>der</strong> in <strong>Menden</strong> Sprachför<strong>der</strong>bedarf ermittelt wurde.<br />

Damit hat rd. jedes vierte Kind dieser Altersgruppe in <strong>Menden</strong> Sprachför<strong>der</strong>bedarf.<br />

Nach Auskunft <strong>der</strong> städtischen Sprachför<strong>der</strong>ung ist davon auszugehen, dass rd. zwei Drittel <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> mit Sprachför<strong>der</strong>bedarf einen Migrationshintergrund haben. Bedenklich ist in diesem Zu-<br />

sammenhang, dass offensichtlich ein Drittel <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> keinen Migrationshintergrund aufweisen.<br />

Zwischen den einzelnen Sozialräumen sind z.T. signifikante Unterschiede erkennbar. So weisen<br />

insbeson<strong>der</strong>e die <strong>Stadt</strong>teile West und Mitte erhöhte Anteile an Kin<strong>der</strong>n mit Sprachför<strong>der</strong>bedarf<br />

auf. Diese lassen darauf schließen, dass in beiden <strong>Stadt</strong>teilen <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> bzw. Familien<br />

mit Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte überdurchschnittlich hoch ist, auch wenn dies über die einge-<br />

schränkten Einwohnerdaten zum Anteil <strong>der</strong> ausländischen Kin<strong>der</strong> in den <strong>Stadt</strong>teilen nicht unter-<br />

mauert werden kann. (* 34 )<br />

Die Details zu den sozialräumlichen Unterschieden sind den einzelnen <strong>Stadt</strong>teilanalysen zu ent-<br />

nehmen und werden auch dort ausgewertet.<br />

34 „Eingebürgerte Personen bleiben bei <strong>der</strong> Unterscheidung nach Staatsangehörigkeiten unberücksichtigt. Dies gilt auch für die seit dem<br />

01.01.2000 geborenen Kin<strong>der</strong> ausländischer Eltern mit einem verfestigten Aufenthaltsstatus.“ – Vgl. Integration verbindet, Märkischer Kreis,<br />

Juni 2009, S. 14<br />

22,6%<br />

54<br />

26,7%<br />

248


Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Testergebnisse und <strong>der</strong> in <strong>Menden</strong> vorhandenen Strukturen erhalten die betrof-<br />

fenen Kin<strong>der</strong> (* 35 ) in allen Tageseinrichtungen gezielte Sprachför<strong>der</strong>ung im Rahmen von Klein-<br />

gruppenarbeit durch speziell geschulte Sprachför<strong>der</strong>kräfte. Darüber hinaus gehört die Sprachför-<br />

<strong>der</strong>ung zu den Bildungsschwerpunkten in den Tageseinrichtungen.<br />

Für „Grenzfälle“, die streng genommen aus dieser För<strong>der</strong>ung herausfallen und für die Dreijähri-<br />

gen, die nach Einschätzung <strong>der</strong> Kita- Fachkräfte Sprachför<strong>der</strong>bedarf haben, hält die <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

eigene Finanzmittel vor, um für diese Kin<strong>der</strong> ebenfalls Sprachför<strong>der</strong>ung anbieten zu können.<br />

Aktuelle Rückmeldungen aus den Grundschulen geben Anlass zu <strong>der</strong> Vermutung, dass die konse-<br />

quente Sprachför<strong>der</strong>ung im Elementarbereich tendenziell zu einer Verbesserung geführt hat, auch<br />

wenn eine systematische Evaluation <strong>der</strong> Sprachför<strong>der</strong>ung bisher noch aussteht.<br />

35 Entsprechend des Sprachför<strong>der</strong>konzeptes <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> wird für alle Kin<strong>der</strong> von 3 Jahren bis zum Schuleintritt Sprachför<strong>der</strong>ung in allen<br />

<strong>Menden</strong>er Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen angeboten. Dieses Konzept geht über die gesetzlichen Vorgaben im Rahmen von Delfin 4 hinaus.<br />

46


6. Kin<strong>der</strong>, Jugendliche und Familien in Jugendhilfemaßnahmen<br />

Das folgende Kapitel gibt einen Überblick über die bereits eingeleiteten Jugendhilfemaßnahmen.<br />

6.1 Anzahl und Entwicklung <strong>der</strong> bestätigten Gefährdungsmeldungen<br />

In <strong>der</strong> folgenden Grafik werden die im Fachbereich Jugend und Soziales <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> einge-<br />

gangenen Gefährdungsmeldungen dargestellt, die Leistungen durch die Jugendhilfe ausgelöst ha-<br />

ben:<br />

Anzahl <strong>der</strong> Meldungen (absolut)<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Entwicklung <strong>der</strong> bestätigten Gefährdungsmeldungen in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong><br />

M enden von 2006 bis 2008<br />

Datenquelle: Jugendhilfestatistik <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

Datenstand: Dezember 2008<br />

48<br />

73<br />

2006 2007 2008<br />

47<br />

52<br />

Gesamtstadt<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> bestätigten Gefährdungsmeldungen (Meldungen, die ein Handeln <strong>der</strong> Jugendhilfe<br />

ausgelöst haben) hat sich in <strong>Menden</strong> im Zeitraum 2006 bis 2008 nur geringfügig erhöht.<br />

Betrachtet man die Entwicklung dieser Fallzahlen jedoch über einen längeren Zeitraum, so ergibt<br />

sich eine an<strong>der</strong>e Einschätzung: Denn seit 2003 hat sich die Anzahl <strong>der</strong> bestätigten Meldungen bis<br />

2009 insgesamt um 269% (von 16 Fällen in 2003 auf 59 Fälle in 2009) gesteigert.<br />

Die signifikante Steigerung in 2007 ist allerdings herausragend und möglicherweise Ausdruck <strong>der</strong><br />

damaligen intensiven öffentlichen Diskussion um Fälle von Kindeswohlgefährdung, die sich im<br />

verstärkten Meldeverhalten <strong>der</strong> Bürger wi<strong>der</strong>spiegelte.


6.2 Ambulante erzieherische Hilfen in <strong>Menden</strong><br />

Ziel <strong>der</strong> ambulanten Hilfen sind in erster Linie <strong>der</strong> Erhalt und die Unterstützung des bestehenden<br />

Familiensystems.<br />

Dieses Hilfsangebot umfasst die Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH incl. <strong>der</strong> sozialen<br />

Gruppenarbeit) und die Erziehungsbeistandschaft (EB).<br />

Familien, die eine ambulante Intensivhilfe in Anspruch nehmen, weisen auf verschiedenen Ebe-<br />

nen Übereinstimmungen auf. Tendenziell sind folgende Faktoren in einer Vielzahl <strong>der</strong> Fälle von<br />

Relevanz: - Relativ hohe Kin<strong>der</strong>zahl, - die Kindesmutter ist bei <strong>der</strong> Geburt ihres Erstkindes oft<br />

sehr jung, - Mütter als Alleinerziehende, - chronische Unterversorgung in finanzieller Hinsicht,<br />

(z.B. Bezug von ARGE- Leistungen), - fehlen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> wenig verwertbarer Schulabschluss, - feh-<br />

lende Berufsausbildung, - sog. „Patchworkfamilien“, Getrenntlebende, Geschiedene, - Suchtprob-<br />

lematik o<strong>der</strong> Tendenz hierzu bei einem o<strong>der</strong> beiden Elternteilen. (* 36 )<br />

Das folgende Diagramm stellt die absolute Entwicklung <strong>der</strong> ambulanten Hilfen in <strong>Menden</strong> ge-<br />

samt und differenziert nach <strong>Stadt</strong>teilen dar.<br />

Anzahl absolut<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Entwicklung <strong>der</strong> ambulanten Hilfen in den <strong>Stadt</strong>teilen von 2006 bis 2008<br />

Datenquelle: Jugendhilfestatistik <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> M enden<br />

Datenstand: Dezember 2008<br />

17 18<br />

26<br />

<strong>Stadt</strong>teil<br />

Mitte<br />

7<br />

5<br />

1<br />

<strong>Stadt</strong>teil<br />

Nord<br />

8<br />

23<br />

20<br />

17 16 15<br />

<strong>Stadt</strong>teil<br />

W est<br />

48<br />

55<br />

48<br />

70<br />

<strong>Stadt</strong>teil Süd Gesamtstadt<br />

Fälle 2006<br />

absolut<br />

Fälle 2007<br />

absolut<br />

Fälle 2008<br />

absolut<br />

Demnach ist die Anzahl <strong>der</strong> Hilfen von 2006 bis 2008 deutlich um 22 Fälle gestiegen. Dies ent-<br />

spricht einer prozentualen Steigerung um 45,8%<br />

Durch die gleichzeitig gesunkene Kin<strong>der</strong>zahl ergibt sich hier eine umgekehrt proportionale Ent-<br />

wicklung, die beachtlich ist.<br />

Auch wenn die absoluten Zahlen <strong>der</strong> Grafik in ihrer Größe zunächst eine eher zu vernachlässi-<br />

gende Relevanz suggerieren, so sind die steigenden Fallzahlen doch ein Indikator dafür, dass Fa-<br />

milien zunehmend mit vielfältigen Herausfor<strong>der</strong>ungen konfrontiert und erhöhten sozialstrukturel-<br />

len Anfor<strong>der</strong>ungen und Belastungsfaktoren ausgesetzt sind. Die wirtschaftlichen und gesellschaft-<br />

36 Vgl. Martin Schmidt, Sozialpädagogische Diagnose: Die SPFH und an<strong>der</strong>e ambulante Angebote <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe, 2007


lichen Umbrüche, Arbeitslosigkeit, Armut o<strong>der</strong> Trennung überfor<strong>der</strong>n Familien immer häufiger<br />

und können von ihnen nicht mehr adäquat bewältigt werden.<br />

Bei differenzierter Betrachtung ist von 2006 bis 2008 insbeson<strong>der</strong>e in den <strong>Stadt</strong>teilen Mitte und<br />

West eine überproportionale Steigerung <strong>der</strong> ambulanten Hilfen feststellbar, während diese Hilfen<br />

im <strong>Stadt</strong>teil Nord eine rückläufige Tendenz aufweisen. (Vgl. vorstehendes Diagramm)<br />

Dem anschließenden Diagramm ist außerdem zu entnehmen, dass die %-Anteile <strong>der</strong> ambulanten<br />

erzieherischen Hilfen, gemessen an <strong>der</strong> altersgleichen Bevölkerung <strong>der</strong> 0 bis 20Jährigen in den<br />

<strong>Stadt</strong>teilen Mitte, West und Süd leicht über dem Durchschnitt für die Gesamtstadt liegen, wäh-<br />

rend ihr Anteil im <strong>Stadt</strong>teil Nord deutlich unter dem gesamtstädtischen Durchschnittswert liegt.<br />

% Anteil<br />

Ante il de r am bu lan te n e rz ie h e risch e n Hilfe n in de n <strong>Stadt</strong>te ile n 2008<br />

(P rozentangaben beziehen sich auf den jeweiligen Anteil an <strong>der</strong> 0 bis 20jährigen<br />

Bevölkerung)<br />

Datenquelle: Jugendhilfestatistik <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

Datenstand: Dezember 2008<br />

0,80<br />

0,70<br />

0,60<br />

0,50<br />

0,40<br />

0,30<br />

0,20<br />

0,10<br />

0,00<br />

<strong>Stadt</strong>teil Mitte<br />

0,69<br />

<strong>Stadt</strong>teil Nord<br />

0,05<br />

<strong>Stadt</strong>teil West<br />

49<br />

0,74<br />

<strong>Stadt</strong>teil Süd<br />

S tadtte ile<br />

0,66<br />

ohne Bezirkszuordnung<br />

0,00<br />

<strong>Stadt</strong> gesamt<br />

Möglicherweise tragen die ländlichen Strukturen des <strong>Stadt</strong>teils Nord und die damit verbundenen<br />

noch vorhandenen generationsübergreifenden Familienstrukturen (mehrere Generationen einer<br />

Familie leben häufig in unmittelbarer Nachbarschaft) dazu bei, dass Großeltern vielfach noch Er-<br />

ziehungsaufgaben mit übernehmen und die Eltern z.B. aufgrund <strong>der</strong> Berufstätigkeit unterstützen<br />

und beson<strong>der</strong>e Belastungssituationen innerhalb <strong>der</strong> Familien abfe<strong>der</strong>n. Auf die hohe Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Großeltern am Erziehungsprozess innerhalb <strong>der</strong> Familien im Ortsteil hat das Familienzentrum<br />

Bösperde- Halingen deshalb bereits durch eine ausdrücklich generationsübergreifende konzeptio-<br />

nelle Ausrichtung reagiert.<br />

0,59


Eine nähere Betrachtung <strong>der</strong> betreuten Familien durch den Fachbereich Jugend und Soziales <strong>der</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> hat zudem ergeben, dass das Angebot <strong>der</strong> ambulanten erzieherischen Hilfen von<br />

Familien mit Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte kaum in Anspruch genommen wird.<br />

Die Gründe hierfür könnten sein:<br />

stärkere Unterstützung durch größere Familienverbände,<br />

ein an<strong>der</strong>es kulturelles Verständnis vom System „Familie“ und einer möglicherweise da-<br />

mit verbundenen stärkeren Eigenkontrolle,<br />

unzureichende Sprachkenntnisse,<br />

mangelnde Kenntnisse über vorhandene Angebote <strong>der</strong> Jugendhilfe<br />

Schwellenangst vor Behörden und Institutionen.<br />

50


6.3 Entwicklung <strong>der</strong> Fallzahlen in <strong>der</strong> Jugendgerichtshilfe<br />

In Strafverfahren gegen Jugendliche (14 bis 17 Jahre) und Heranwachsende (18 bis 20 Jahre) hat<br />

das Jugendamt gemäß § 38 Jugendgerichtsgesetz <strong>der</strong> Staatsanwaltschaft und dem Gericht einen<br />

ausführlichen Bericht über die Persönlichkeit und die Entwicklung <strong>der</strong> beschuldigten Person so-<br />

wie <strong>der</strong>en frühere und aktuelle Lebensumstände (z.B. Familie, kulturelle Situation, Schul- und<br />

Berufsausbildung, Freizeitgestaltung), Auffälligkeiten (z.B. Krankheiten, häufiger Ortswechsel,<br />

Verlust von Bezugspersonen) und ihre soziale Reife zu erstatten.<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> Jugendgerichtshilfefälle in <strong>Menden</strong> stellt sich von 2006 bis 2008 folgen-<br />

<strong>der</strong>maßen dar:<br />

A nza hl a bso lut<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

-<br />

50<br />

En twicklung de r Juge n dge richtshilfe fälle von 2006 bis 2008<br />

Datenquelle: Jugendhilfestatistik <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

Datenstand: 2006/ 2007/ 2008<br />

139<br />

95<br />

51<br />

207<br />

167<br />

114 114<br />

2006 2007 2008<br />

Jahr<br />

14 bis 17Jährige<br />

18 bis 20Jährige<br />

Das Diagramm zeigt im Zeitraum 2006 bis 2008 in beiden relevanten Altersgruppen jeweils eine<br />

Steigerung <strong>der</strong> Jugendgerichtshilfefälle um etwa 20%. In beiden Altersgruppen handelte es sich<br />

überwiegend um männliche Personen.<br />

Bei <strong>der</strong> im Diagramm erkennbaren zahlenmäßigen Schwankung zeigen sich nach Einschätzung<br />

<strong>der</strong> zuständigen JGH- Fachkräfte um seit Jahren übliche Wellenbewegungen, die keine außerge-<br />

wöhnlichen Ereignisse o<strong>der</strong> Entwicklungen vermuten lassen.<br />

Die häufigsten Straftaten sind: Diebstahl, Körperverletzung, Verkehrsdelikte, Sachbeschädigun-<br />

gen, Straftaten nach dem Betäubungsmittelgesetz und Beschädigungen durch Graffiti.<br />

Dabei nehmen die Eigentumsdelikte (Diebstahl) einen deutlich erhöhten Anteil ein. Inwieweit<br />

diese Delikte jedoch ursächlich mit einer wirtschaftlich schwierigen Situation <strong>der</strong> betr. Jugendli-<br />

chen zusammenhängen, lässt sich nicht ableiten.


Dem folgenden Diagramm ist zu entnehmen, dass <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> JGH- Fälle in <strong>der</strong> Altersgruppe<br />

<strong>der</strong> 14 bis 17Jährigen an <strong>der</strong> altersgleichen Bevölkerung bezogen auf die Gesamtstadt bei rd.<br />

6,2% liegt.<br />

% Anteil<br />

An te il de r Ju ge n dge rich tsh ilfe fälle de r 14 bis 17 Jäh rige n an de r alte rsgle ich e n<br />

Be völk e ru ng<br />

Datenquelle: Jugendhilfestatistik <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

Datenstand: Dezember 2008<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

4,8<br />

4,6<br />

52<br />

7,4<br />

Mitte Nord West Süd Gesamtstadt<br />

S tadtte ile<br />

7,7<br />

6,2<br />

14 bis<br />

17Jäh rige<br />

Betrachtet man den prozentualen Anteil <strong>der</strong> JGH- Fälle in <strong>der</strong> Altersgruppe <strong>der</strong> 14 bis 17Jährigen<br />

an <strong>der</strong> altersgleichen Bevölkerung innerhalb <strong>der</strong> verschiedenen <strong>Stadt</strong>teile, wird deutlich, dass die<br />

prozentualen Anteile im <strong>Stadt</strong>teil Süd mit 7,7% und im <strong>Stadt</strong>teil West mit 7,4% über dem Anteil<br />

an <strong>der</strong> Gesamtstadt liegen. Die prozentual geringsten Anteile weisen hingegen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teil Nord<br />

mit 4,6% und <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teil Mitte mit 4,8% auf.


6.4 Entwicklung von Scheidungsverfahren<br />

Neben den bereits dargestellten Ursachen stellen auch Trennung und Scheidung ein hohes Ar-<br />

mutsrisiko dar. Gleichzeitig sind sie für die betroffenen Partner und <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> meist aber auch<br />

eine beson<strong>der</strong>e emotionale Belastung, die von innerfamiliären Konflikten und Spannungsfel<strong>der</strong>n<br />

geprägt ist.<br />

Gemäß § 17 Abs. 3, SGB VIII teilen die Gerichte die Rechtshängigkeit von Scheidungssachen<br />

dem Jugendamt mit, wenn gemeinsame min<strong>der</strong>jährige Kin<strong>der</strong> vorhanden sind. Das Jugendamt un-<br />

terrichtet dann die Eltern über das Leistungsangebot <strong>der</strong> Jugendhilfe. (* 37 )<br />

Anzahl absolut<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

17<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Mitteilungen über Scheidungsverfahren 2006 bis 2008<br />

(gemäß § 17, Abs. 3, SGB VIII)<br />

Datenquelle: Jugendhilfestatistik <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

Datenstand: 2008<br />

16<br />

25<br />

8<br />

16 14<br />

9 7<br />

<strong>Stadt</strong>teil Mitte <strong>Stadt</strong>teil Nord <strong>Stadt</strong>teil West <strong>Stadt</strong>teil Süd Gesamtstadt<br />

53<br />

20<br />

<strong>Stadt</strong>teile<br />

Dem Diagramm ist zu entnehmen, dass die (gesamtstädtische) Anzahl <strong>der</strong> Scheidungsverfahren,<br />

in denen gemeinsame min<strong>der</strong>jährige Kin<strong>der</strong> betroffen waren, seit 2006 sehr deutlich um 96% auf<br />

88 (Fälle, absolut) gestiegen ist.<br />

Damit verbunden ist unweigerlich aber auch eine steigende Zahl von Familien, die sich im oben<br />

beschriebenen Sinne in krisenhaften Situationen befinden und beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen zu<br />

meistern haben.<br />

Hierauf hat die Kommune flächendeckend mit Familien unterstützenden Angeboten zu reagieren.<br />

Hierzu gehören insbeson<strong>der</strong>e:<br />

Maßnahmen zur emotionalen Unterstützung und Begleitung in Krisensituationen,<br />

gut ausgebaute Kin<strong>der</strong>betreuung, auch zu Randzeiten,<br />

Hilfen für den Wie<strong>der</strong>einstieg ins Berufsleben,<br />

Schuldnerberatung,<br />

kostengünstige Freizeit- und Bildungsangebote.<br />

37 Bei den statistischen Werten ist zu berücksichtigen, dass ein Ehescheidungsantrag (im Regelfall) frühestens nach Ablauf des ersten Trennungsjahres<br />

eingereicht werden kann und die dargestellte Entwicklung somit bereits mindestens ein Jahr früher eingesetzt hat.<br />

6<br />

18<br />

25<br />

45<br />

50<br />

88<br />

2006<br />

2007<br />

2008


7. Indikatoren für die Verbreitung von Armut<br />

Dieser Bericht betrachtet die relative (Einkommens-)Armut, insbeson<strong>der</strong>e bei Bezug von Trans-<br />

ferleistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes. Transferleistungen erhalten Menschen, die ih-<br />

ren und ggfs. den Lebensunterhalt <strong>der</strong> mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen<br />

(z.B. Kin<strong>der</strong>) nicht o<strong>der</strong> nicht ausreichend aus eigenen Kräften, insbeson<strong>der</strong>e durch Aufnahme ei-<br />

ner Arbeit o<strong>der</strong> durch sonstiges Einkommen und Vermögen sicherstellen können.<br />

Die zahlenmäßig bedeutsamsten Hilfeleistungen sind:<br />

1. Grundsicherung für Arbeitsuchende / ALG II (Arbeitslosengeld II) und Sozialgeld, SGB (So-<br />

zialgesetzbuch) II,<br />

2. Sozialhilfe/ Hilfe zum Lebensunterhalt, SGB XII, 3. Kapitel,<br />

3. Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsmin<strong>der</strong>ung, SGB XII, 4. Kapitel.<br />

Die Einkommenssituation von Menschen, die auf Transferleistungen zur Sicherung des Lebens-<br />

unterhaltes angewiesen sind, ist den folgenden Fallbeispielen zur Berechnung <strong>der</strong> Regelleistungen<br />

für Arbeitsuchende (SGB II) mit Stand vom 31.12.09) zu entnehmen:<br />

Fall 1:<br />

Regelleistung alleinerziehende Mutter 359,00 €<br />

Mehrbedarf Alleinerziehung 129,00 €<br />

Regelleistung Kind 3 Jahre 215,00 €<br />

Miete 303,60 €<br />

Bedarf 1.006,60 €<br />

./. Kin<strong>der</strong>geld 164,00 €<br />

./. UVG 117,00 €<br />

Einkommen 281,00 €<br />

Anspruch 725,60 €<br />

Fall 2:<br />

Regelleistung Vater 323,00 €<br />

Regelleistung Mutter 323,00 €<br />

Regelleistung Kind 6. Jahre 251,00 €<br />

Regelleistung Kind 15 Jahre 287,00 €<br />

Miete 455,40 €<br />

Bedarf 1.639,40 €<br />

./. Kin<strong>der</strong>geld 328,00 €<br />

Anspruch 1.311,40 €<br />

54


Fall 3:<br />

Alleinstehende/r 359,00 €<br />

Miete 227,70 €<br />

Bedarf 586,70 €<br />

Einkommen 0,00 €<br />

Anspruch 586,70 €<br />

Fall 4:<br />

Regelleistung alleinerziehende Mutter 359,00 €<br />

Mehrbedarf Alleinerziehung 129,00 €<br />

Regelleistung Kind 3 Jahre 215,00 €<br />

Regelleistung Kind 7Jahre 251,00 €<br />

Regelleistung Kind 17 Jahre 287,00 €<br />

Miete 455,40 €<br />

Bedarf 1.696,40 €<br />

./. Kin<strong>der</strong>geld 498,00 €<br />

./. UVG Kind 1 117,00 €<br />

./. UVG Kind 2 158,00 €<br />

Einkommen 773,00 €<br />

Anspruch 923,40 €<br />

(Zum 01.01.2010, mit Inkrafttreten des Wachsumsbeschleunigungsgesetzes, wurden die Kin<strong>der</strong>geldbeträge um jeweils20,00 € erhöht.<br />

Auf das für den Hilfesuchenden zur Verfügung stehende Gesamtbudget hat dies keinen Einfluss, da die Erhöhung bei den Berech-<br />

nungsbeispielen als einkommensmin<strong>der</strong>nd berücksichtigt wird.<br />

Im Übrigen hat sich das Bundesverfassungsgericht mit den Grundlagen zur Ermittlung <strong>der</strong> Regelsätze befasst und die Bundesregie-<br />

rung kürzlich beauftragt, die Regelsätze auf <strong>der</strong> Basis nachvollziehbarer Berechnungsgrundlagen neu zu ermitteln.)<br />

Neben dem Anspruch auf Übernahme von Mietkosten besteht noch ein Anspruch auf Übernahme<br />

angemessener Heiz- und Betriebskosten. Diese sind individuell und wurden daher in <strong>der</strong> Berech-<br />

nung nicht berücksichtigt. Bei <strong>der</strong> berücksichtigten Miete (<strong>der</strong> sog. Grundmiete = Kaltmiete pro<br />

m²) handelt es sich um den Höchstbetrag.<br />

Neben den dargestellten Leistungen werden ggfs. zusätzlich die Beiträge zur Kranken-, Pflege-<br />

und Rentenversicherung gezahlt.<br />

Die Regelleistungen entsprechen in etwa dem im <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007 dargestellten soziokul-<br />

turellen Existenzminimum. (* 38 )<br />

Die Regelleistungen für Kin<strong>der</strong> werden im SGB II, gestaffelt nach dem Alter <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, prozen-<br />

tual vom Bedarf eines alleinstehenden Erwachsenen berechnet.<br />

Um den beson<strong>der</strong>en Bedarfen von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen besser gerecht zu werden, sind seit<br />

dem 01.07.09 die Regelleistungen für Kin<strong>der</strong> altersgemäß stärker gestaffelt: (60% bis zur<br />

Vollendung des 6. Lj, 70% bis zur Vollendung des 14. Lj, bzw. 80% ab Vollendung des 14. Lj.).<br />

38 Gemäß <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007 sind Personen in Einpersonenhaushalten armutsgefährdet, wenn ihr Einkommen weniger als 615 Euro beträgt.<br />

Personen in Haushalten mit 2 Erwachsenen und zwei Kin<strong>der</strong>n im Alter von unter 14 J. gelten als Einkommensarm, wenn ihr Einkommen<br />

unter 1.661 Euro liegt.<br />

55


Allerdings wurde bereits im Bericht <strong>der</strong> Enquetekommission 2008 darauf hingewiesen, dass das<br />

System <strong>der</strong> prozentualen Ableitung den beson<strong>der</strong>en Bedarfen von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

nicht gerecht wird, son<strong>der</strong>n eine Erfassung <strong>der</strong> speziellen Kin<strong>der</strong>bedarfe eine Neubemessung er-<br />

for<strong>der</strong>lich macht. Dazu gehört nach Meinung <strong>der</strong> Enquetekommission auch die Einführung zu-<br />

sätzlicher Leistungen. Diese Ansicht wird aktuell durch Klagen auf Erhöhung <strong>der</strong> Regelleistun-<br />

gen für Kin<strong>der</strong>, die aktuell beim Bundessozialgericht anhängig sind, gestützt. (* 39 )<br />

Durch die Zusammenfassung von Arbeitslosenhilfe und <strong>der</strong> Sozialhilfe für grundsätzlich erwerbs-<br />

fähige Hilfebedürftige und <strong>der</strong>en Angehörige am 01.01.2005 hat nur noch ein begrenzter Kreis<br />

von Personen Anspruch auf Leistungen nach dem SGB XII. Die für diesen Bericht maßgeblichen<br />

Leistungen umfassen insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem Dritten Kapitel (Personen, die sonst bei Bedürftigkeit<br />

keine an<strong>der</strong>en Leistungen beziehen),<br />

Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsmin<strong>der</strong>ung nach dem Vierten Kapitel (bedürftige<br />

Personen ab Eintritt des Regelrentenalters (zum Berichtszeitraum ca. ab 65 Jahren) bzw. Per-<br />

sonen mit Erwerbsmin<strong>der</strong>ung im Alter zwischen 18 und ca. 64 Jahren).<br />

Grundsätzlich erhält diese Leistungen, wer sich durch den Einsatz seines Einkommens o<strong>der</strong> sei-<br />

nes Vermögens nicht selbst helfen kann und diese Hilfe nicht von an<strong>der</strong>en erhält bzw. nicht leis-<br />

tungsberechtigt nach dem SGB II ist.<br />

Die Regelsätze entsprechen in etwa den Regelleistungen im Rechtskreis des SGB II. (* 40 )<br />

Aus datenschutzrechtlichen Gründen ist die sozialräumliche Auswertung <strong>der</strong> Grundsicherungsda-<br />

ten aufgrund notwendiger Anonymisierungen nicht möglich, sodass diese Daten im folgenden<br />

Bericht nur stadtweit zur Verfügung gestellt werden können.<br />

39 Vgl. Chancen für Kin<strong>der</strong>, Bericht <strong>der</strong> Enquetekommission 2008, Landtag NRW<br />

40 Grundlage zur Ermittlung des Eckregelsatzes stellt die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamtes dar, /<br />

Sozialhilfebericht 2008 Märkischer Kreis<br />

56


7.1 Leistungen nach dem SGB II<br />

7.1.1 Entwicklung <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften (SGB II) in <strong>Menden</strong> ( 41 )<br />

Seit Einführung <strong>der</strong> SGB II – Leistungen im Jahr 2005 ist die Zahl <strong>der</strong> von diesen Leistungen le-<br />

benden Menschen bis zum Berichtsmonat November 2008 kontinuierlich gesunken, insgesamt<br />

um 23,9%. Zum Zeitpunkt März 09 ist allerdings eine leichte Steigerung auf insgesamt 2.024 er-<br />

kennbar, die sich wahrscheinlich auf die aktuelle wirtschaftliche Situation zurückführen lässt.<br />

Den allgemeinen Wirtschaftsprognosen folgend ist hier eine steigende Tendenz zu erwarten.<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften (im SGB II) in <strong>Menden</strong> von 2005 bis 2008<br />

Datenquelle: Statistik <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung<br />

Datenstand: Berichtsmonate November<br />

Berichtsmonat<br />

Nov 2005 Nov 2006 Nov 2007 Nov 2008<br />

Anzahl BGs 2.631 2.340 2.110 2.002<br />

57<br />

Entwicklung<br />

November<br />

2005 bis 2008<br />

absolut %<br />

-629 -23,9<br />

Diese Annahme bestätigt aktuell auch <strong>der</strong> ARGE- Geschäftsführer Volker Riecke im Rahmen ei-<br />

ner Presseberichterstattung vom 06.01.2010. Bezogen auf den gesamten Märkischen Kreis stellt<br />

er für das Jahr 2009 dar, dass <strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong> SGB II – Arbeitslosenzahl und <strong>der</strong> damit einherge-<br />

hende Anstieg <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften sowie <strong>der</strong> erwerbsfähigen Hilfebedürftigen zeitverzö-<br />

gert Auswirkungen <strong>der</strong> konjunkturellen Entwicklung als Folge <strong>der</strong> Wirtschafts- und Finanzkrise<br />

sind, die Ende 2008 den Arbeitsmarkt im Märkischen Kreis erreichte. „Der Arbeitsplatzabbau,<br />

vor allem im verarbeitenden Gewerbe und die gleichzeitig rückläufige Einstellungsbereitschaft<br />

gerade auf dem Stellenmarkt für gering qualifizierte Arbeitnehmer ließ zum Jahresanfang die<br />

SGB II Arbeitslosenzahl ansteigen.“ Allerdings sei „für das Jahr 2009 positiv zu bewerten, dass<br />

sich die Zahl <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften im Märkischen Kreis seit September auf einem relativ<br />

stagnierenden Niveau bewegt.“ (* 42 )<br />

41 Wer zur Bedarfsgemeinschaft (BG) gehört und hieraus Ansprüche ableiten kann, ist in § 7 Abs. 3 SGB II näher bestimmt. Eine Bedarfsgemeinschaft<br />

besteht aus Arbeitsuchenden (ALG II Empfängern) und ihren Lebenspartnern (Ehegatte, Partner in eheähnlicher Gemeinschaft, Lebenspartner<br />

im Sinne des Lebenspartnerschaftsgesetzes), min<strong>der</strong>jährige, unverheiratete Kin<strong>der</strong> und unverheiratete Kin<strong>der</strong> bis zur Vollendung des<br />

25. Lebensjahres, soweit sie im Haushalt <strong>der</strong> Eltern leben.<br />

42 Vgl MZ – Berichterstattung vom 06.01.2010


7.1.2 Kin<strong>der</strong> in Bedarfsgemeinschaften (SGB II)<br />

Der folgenden Tabelle lässt sich entnehmen, dass in <strong>Menden</strong> 3.894 Menschen auf Leistungen<br />

nach dem SGB II angewiesen sind. Dies entspricht 6,7% <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung <strong>Menden</strong>s.<br />

Von den Leistungsempfängern sind 1.227 min<strong>der</strong>jährige, unverheiratete Kin<strong>der</strong>. Dies entspricht<br />

rd. 31,5%.<br />

Anteil <strong>der</strong> min<strong>der</strong>jährigen, unverheirateten Kin<strong>der</strong> nach Alter in Bedarfsgemeinschaften<br />

(BG) im SGB II in <strong>Menden</strong><br />

Datenquelle: Statistik <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung<br />

Datenstand: Berichtsmonat November 2008<br />

Anzahl <strong>der</strong> Personen in Bedarfsgemeinschaften<br />

nach Alter<br />

Anzahl <strong>der</strong> Personen in Bedarfsgemeinschaften (BG)<br />

in <strong>Menden</strong> insgesamt<br />

58<br />

Nov 2008<br />

absolut % Anteil<br />

3.894 100,0<br />

davon Kin<strong>der</strong> 0 bis unter 6 Jahre 440 11,3<br />

davon Kin<strong>der</strong> 0 bis unter 14 Jahre (*1) 945 24,3<br />

davon Kin<strong>der</strong> 0 bis unter 15 Jahre (*1) 1.010 25,9<br />

davon Kin<strong>der</strong> 15 bis unter 18 Jahre 217 5,6<br />

davon Kin<strong>der</strong> unter 18 Jahre gesamt (*2) 1.227 31,5<br />

(1) In <strong>der</strong> Alterslage <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> 0 bis unter 14Jährigen sind die 440 Kin<strong>der</strong> von 0 bis unter 6 Jahren enthalten. Ebenso sind<br />

in <strong>der</strong> Alterslage <strong>der</strong> 0 bis unter 15Jährigen die Kin<strong>der</strong> 0 bis 6 bzw. 0 bis 14 J. enthalten.<br />

(2) Die Summe <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> unter 18 Jahren ergibt sich somit aus <strong>der</strong> Addition <strong>der</strong> Altersgruppen 0 bis unter 15 und 15 bis<br />

unter 18.<br />

Verglichen mit <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> altersgleichen Bevölkerung in <strong>Menden</strong> (9.645) sind rd. 12,7%<br />

aller Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen unter 18 Jahren in <strong>Menden</strong> ganz o<strong>der</strong> ergänzend auf SGB II - Leis-<br />

tungen angewiesen.<br />

Von den unter 18jährigen Kin<strong>der</strong>n in Bedarfsgemeinschaften sind rd. 16,2%. (absolut 199) aus-<br />

ländische Kin<strong>der</strong>. Vergleicht man diesen Prozentanteil mit dem Anteil <strong>der</strong> unter 18jährigen aus-<br />

ländischen Kin<strong>der</strong> an <strong>der</strong> altersgleichen Bevölkerung in <strong>Menden</strong> (6,8%), so kann man feststellen,<br />

dass die ausländischen min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen in den Bedarfsgemeinschaften<br />

mit 16,2% deutlich überrepräsentiert sind.


7.1.3 Bedarfsgemeinschaften mit Kin<strong>der</strong>n (SGB II)<br />

Die folgende Tabelle schlüsselt die Gesamtzahl <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften in <strong>Menden</strong> in BG`s l<br />

mit min<strong>der</strong>jährigen, unverheirateten Kin<strong>der</strong>n und BG`s ohne Kin<strong>der</strong> auf:<br />

Anteil <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften (BG) im SGB II mit unverheirateten min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong>n<br />

im Vergleich zur Gesamtzahl <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften in <strong>Menden</strong><br />

Datenquelle: Statistik <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung<br />

Datenstand: Berichtsmonat November 2008<br />

Bedarfsgemeinschaften (BG) im SGB II<br />

59<br />

Nov 2008<br />

absolut % Anteil<br />

Anzahl Bedarfsgemeinschaften (BG) in <strong>Menden</strong> insgesamt 2.002 100,0<br />

Anzahl Bedarfsgemeinschaften ohne Kind (unter 18 Jahren) 1.259 62,9<br />

Anzahl Bedarfsgemeinschaften mit einem Kind (unter 18<br />

Jahren)<br />

Anzahl Bedarfsgemeinschaften mit zwei Kin<strong>der</strong>n (unter 18<br />

Jahren)<br />

Anzahl Bedarfsgemeinschaften mit drei und mehr Kin<strong>der</strong>n<br />

(unter 18 Jahren)<br />

Anzahl Bedarfsgemeinschaften mit Kin<strong>der</strong>n (unter 18 Jahren)<br />

gesamt<br />

415 20,7<br />

219 10,9<br />

109 5,4<br />

743 37,1<br />

Der prozentuale Anteil <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften (SGB II) mit min<strong>der</strong>jährigen, unverheirateten<br />

Kin<strong>der</strong>n an <strong>der</strong> Gesamtanzahl <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften in <strong>Menden</strong> beträgt 37,1%. Damit sind<br />

in mehr als je<strong>der</strong> dritten Bedarfsgemeinschaft min<strong>der</strong>jährige Kin<strong>der</strong> betroffen.<br />

Verglichen mit <strong>der</strong> Gesamtzahl aller Haushalte mit min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong>n in <strong>Menden</strong> (6.157)<br />

umfasst <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften mit Kin<strong>der</strong>n (absolut: 743) rd. 12,1%. Damit ist<br />

jede 8. Familie mit min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong>n in <strong>Menden</strong> auf SGB II Leistungen angewiesen.


7.1.4 „Kin<strong>der</strong>reiche“ Familien in Bedarfsgemeinschaften (SGB II)<br />

„Kin<strong>der</strong>reiche“ Familien sind Familien mit drei und mehr Kin<strong>der</strong>n unter 18 Jahren im Haushalt,<br />

unabhängig davon ob sie mit einem o<strong>der</strong> zwei Elternteilen zusammenleben.<br />

Für „kin<strong>der</strong>reiche“ Familien ergibt sich bereits durch die größere Zahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> ein höherer Or-<br />

ganisationsaufwand. Kin<strong>der</strong> unterschiedlichen Alters stellen vielfältige Anfor<strong>der</strong>ungen an die El-<br />

tern, sowohl hinsichtlich <strong>der</strong> Erziehungsarbeit als auch hinsichtlich <strong>der</strong> Hausarbeit, die zumeist<br />

zeitgleich zu lösen sind. Diese Familiengruppe unterliegt laut <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007 landes-<br />

weit einem erhöhten Armutsrisiko von immerhin 43,3%. (* 43 )<br />

Diese Daten liegen für <strong>Menden</strong> nicht vor. Die nachfolgende Tabelle zeigt jedoch, dass beim Ver-<br />

gleich <strong>der</strong> Haushalte mit drei und mehr Kin<strong>der</strong>n mit den Bedarfsgemeinschaften mit drei und<br />

mehr Kin<strong>der</strong>n die „kin<strong>der</strong>reichen“ Bedarfsgemeinschaften mit dem höchsten Prozentsatz von ca.<br />

18% vertreten sind:<br />

Vergleich des Anteils <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften (SGB II) mit min<strong>der</strong>jährigen, unverheirateten<br />

Kin<strong>der</strong>n mit dem Anteil <strong>der</strong> Haushalte mit min<strong>der</strong>jährigen, unverheirateten Kin<strong>der</strong>n<br />

Datenquelle: Statistik <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit / KDVZ Iserlohn, eigene Darstellung<br />

Datenstand: November 2008<br />

Haushalte/<br />

Bedarfsgemeinschaften<br />

60<br />

Nov 2008<br />

mit min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong>n absolut % Anteil<br />

Haushalte mit 1 Kind<br />

BGs mit 1 Kind<br />

Haushalte mit 2 Kin<strong>der</strong>n<br />

BGs mit 2 Kin<strong>der</strong>n<br />

Haushalte mit 3 und mehr Kin<strong>der</strong>n<br />

BGs mit 3 und mehr Kin<strong>der</strong>n<br />

3.133<br />

415<br />

2.410<br />

Gemäß <strong>der</strong> o.a. Tabelle beträgt <strong>der</strong> Gesamtanteil <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften mit Kin<strong>der</strong>n (u.18),<br />

die SGB II- Leistungen beziehen, an den Haushalten mit Kin<strong>der</strong>n rd. 12,1%. Dieser Anteil ent-<br />

spricht in etwa dem Ergebnis <strong>der</strong> Erhebung des Statistischen Bundesamtes von 2008, in <strong>der</strong> das<br />

Armutsrisiko von Haushalten mit Kin<strong>der</strong>n auf rd. 13% beziffert wird.<br />

43 Vgl. <strong>Sozialbericht</strong> NRW, 2007, Armuts- und Reichtumsbericht, S. 115<br />

219<br />

614<br />

109<br />

13,2<br />

9,1<br />

17,8


7.1.5 Bedarfsgemeinschaften Alleinerziehen<strong>der</strong> (SGB II)<br />

Alleinerziehende werden im Folgenden definiert als Elternteile, die mit mindestens einem Kind<br />

unter 18 Jahren im Haushalt zusammenleben und allein für die Pflege und Erziehung des Kindes/<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> verantwortlich sind.<br />

Für die ökonomische Schieflage dieser Familiengruppe sind verschiedene Ursachen auszuma-<br />

chen:<br />

- die nach wie vor bestehende Schwierigkeit, Erwerbstätigkeit und Kin<strong>der</strong>erziehung zu verein-<br />

baren (was sich vor allem auf die Erwerbsbeteiligung von Müttern auswirkt) und das damit<br />

verbundene nicht bedarfsgerechte Betreuungsangebot für Klein- und Schulkin<strong>der</strong>, insbeson-<br />

<strong>der</strong>e von Nachmittags- bzw. Ganztagsplätzen und Übermittagbetreuung<br />

- das zu geringe Erwerbseinkommen vor allem von Frauen bei Teilzeitarbeit und ungesicherten<br />

Beschäftigungsformen, aber auch Niedrigeinkommen bei Vollzeiterwerbstätigkeit<br />

- die nach wie vor geschlechterbedingten Nachteile von Frauen auf dem Arbeitsmarkt<br />

- zu geringe Sozialeinkommen bei Erwerbslosigkeit (d.h. Arbeitslosengeld I und II), bedingt<br />

durch geringere Regelleistungen für min<strong>der</strong>jährige Kin<strong>der</strong><br />

- nicht bedarfsgerechte För<strong>der</strong>ung von Familien.<br />

Der folgenden Tabelle ist zu entnehmen, dass <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften Alleinerzie-<br />

hen<strong>der</strong> mit min<strong>der</strong>jährigen, unverheirateten Kin<strong>der</strong>n, verglichen mit <strong>der</strong> Gesamtheit aller alleiner-<br />

ziehenden Haushaltsvorstände mit min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong>n, in <strong>Menden</strong> 36,5% beträgt.<br />

Damit ist mehr als jede dritte Familie mit einem alleinerziehenden Elternteil in <strong>Menden</strong> auf<br />

SGB II Leistungen angewiesen.<br />

Anteil <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften (BG`s) Alleinerziehen<strong>der</strong>, mit min<strong>der</strong>jährigen unverheirateten<br />

Kin<strong>der</strong>n, gemessen an <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> alleinerziehenden Haushaltsvorstände in <strong>Menden</strong><br />

Haushalte/<br />

BG`s<br />

Datenquelle: Statistik <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit / KDVZ Iserlohn, eigene Darstellung<br />

Datenstand: November 2008<br />

61<br />

Nov 2008<br />

Typ: Alleinerziehend absolut % Anteil<br />

Anzahl <strong>der</strong> alleinerziehenden Haushaltsvorstände<br />

mit min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong>n<br />

Anzahl <strong>der</strong> BG`s Alleinerziehen<strong>der</strong> - mit min<strong>der</strong>jährigen<br />

unverheirateten Kin<strong>der</strong>n -<br />

1.152 100,0<br />

420 36,5


Legt man zugrunde, dass <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> BG`s mit Kin<strong>der</strong>n unter 18 Jahren - orientiert an <strong>der</strong> Ge-<br />

samtzahl <strong>der</strong> Haushalte mit min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong>n - 12,1% beträgt, macht diese Tabelle deut-<br />

lich, dass die Gruppe <strong>der</strong> Einelternteilfamilien ein deutlich erhöhtes Armutsrisiko trägt.<br />

62


7.1.6 Ausländische Personen in Bedarfsgemeinschaften (SGB II)<br />

Der <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007 (* 44 ) zeigt auf, dass insbeson<strong>der</strong>e junge Menschen mit Zuwande-<br />

rungsgeschichte im Vergleich zu Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen ohne Migrationshintergrund ein deut-<br />

lich höheres Armutsrisiko aufweisen. Vor allem die geringeren Arbeitsmarktchancen ihrer Eltern<br />

können die zentrale Ursache dafür sein. Menschen mit Migrationshintergrund haben außerdem<br />

zusätzliche Belastungen zu bewältigen (hierzu gehören z.B. die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit an<strong>der</strong>en<br />

kulturellen Anfor<strong>der</strong>ungen, Sprach- o<strong>der</strong> Integrationsprobleme).<br />

Anteil <strong>der</strong> ausländischen Personen in Bedarfsgemeinschaften (BG) im SGB II in <strong>Menden</strong><br />

Datenquelle: Statistik <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung<br />

Datenstand: November 2008<br />

Auslän<strong>der</strong>/ Deutsche in Bedarfsgemeinschaften<br />

(BG) im Rahmen des SGB II<br />

Anzahl <strong>der</strong> Personen in Bedarfsgemeinschaften (BG)<br />

in <strong>Menden</strong> insgesamt<br />

63<br />

Nov 2008<br />

absolut % Anteil<br />

3.894 100,0<br />

davon Anzahl <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong> 809 20,8<br />

davon Anzahl <strong>der</strong> Deutschen (*1) 3.071 78,9<br />

(*1) incl. Aussiedler<br />

Die prozentuale Abweichung ergibt sich aus einer geringen Anzahl von Personen, die nicht zugeordnet werden kann.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> ausländischen Personen (mit nicht deutscher Staatsangehörigkeit) in Bedarfsge-<br />

meinschaften (SGB II) beträgt 20,8%.<br />

Vergleicht man diesen Prozentanteil mit dem Prozentanteil <strong>der</strong> ausländischen Bevölkerung (mit<br />

nicht deutscher Staatsangehörigkeit) an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung in <strong>Menden</strong> (7,41%), ist <strong>der</strong> An-<br />

teil <strong>der</strong> Nichtdeutschen an den Bedarfsgemeinschaften des SGB II deutlich überrepräsentiert. (* 45 )<br />

Der Grund hierfür wird nicht zuletzt auf den durchschnittlich geringeren Bildungsstand und das<br />

geringere Ausbildungsniveau <strong>der</strong> Menschen mit Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte zurückzuführen sein<br />

(vgl. Auswertung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teilanalysen).<br />

44 Vgl. <strong>Sozialbericht</strong> NRW, Armuts- und Reichtumsbericht, 2007<br />

45 Eingebürgerte mit Zuwan<strong>der</strong>ungshintergrund werden von <strong>der</strong> Bundesagentur statistisch nicht erfasst


7.1.7 Bedarfsgemeinschaften mit zu berücksichtigendem Einkommen (SGB II)<br />

Der folgenden Tabelle ist zu entnehmen, dass in <strong>Menden</strong> immerhin rund 37,9% <strong>der</strong> Bedarfsge-<br />

meinschaften (im SGB II) solche sind, die ergänzende Leistungen erhalten, weil das eigene Ein-<br />

kommen aus abhängiger Erwerbstätigkeit und selbstständiger Tätigkeit nicht ausreicht, um den<br />

Lebensunterhalt aus eigener Kraft zu bestreiten.<br />

Bedarfsgemeinschaften im SGB II mit zu berücksichtigendem Einkommen aus abhängiger Erwerbstätigkeit<br />

und selbstständiger Tätigkeit<br />

Datenquelle: Statistik <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung<br />

Datenstand: Stichtag 31.12. 2008<br />

Bedarfsgemeinschaften im SGB II<br />

Anzahl <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften in <strong>Menden</strong> insgesamt<br />

Anzahl <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften mit zu berücksichtigendem<br />

Einkommen<br />

64<br />

Dez 2008<br />

absolut % Anteil<br />

2.002 100,0<br />

759 37,9<br />

(Aus diesen Daten lässt sich allerdings nicht entnehmen, ob es sich um eine Vollzeit- o<strong>der</strong> Teilzeittätigkeit handelt o<strong>der</strong><br />

ob im Nebenverdienst gearbeitet wird.)<br />

Ende 2008 waren in <strong>Menden</strong> 216 Personen von insgesamt 15.005 sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten auf den Bezug ergänzen<strong>der</strong> Leistungen nach dem SGB II angewiesen. Das ent-<br />

spricht einer relativ geringen Quote von ca. 1,4%.<br />

Laut einer Studie <strong>der</strong> Frankfurter Verteilungsforscherin Irene Becker für die Hans- Böckler- Stif-<br />

tung verzichten bundesweit allerdings knapp zwei Millionen Erwerbstätige auf ergänzende Leis-<br />

tungen, obwohl sie Anspruch darauf hätten. (Die Frankfurter Verteilungsforscherin hatte für die Untersuchung das<br />

Ausmaß <strong>der</strong> Bedürftigkeit 2004 – also kurz vor <strong>der</strong> Hartz-IV- Reform geschätzt und mit aktuellen Zahlen <strong>der</strong> Bundesagentur für Ar-<br />

beit (BA) verglichen.) – Es ist insofern davon auszugehen, dass auch in <strong>Menden</strong> nicht alle potenziell<br />

Berechtigten Hilfen nach dem SGB II in Anspruch nehmen.


7.2 Leistungen nach dem SGB XII<br />

7.2.1 Empfänger von Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem Dritten Kapitel des SGB XII<br />

Die Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem Dritten Kapitel SGB XII erhalten Einzelpersonen und<br />

Familien, die sich durch den Einsatz ihres Einkommens o<strong>der</strong> Vermögens nicht selbst helfen kön-<br />

nen o<strong>der</strong> diese Hilfe nicht von an<strong>der</strong>en, insbeson<strong>der</strong>e von Angehörigen o<strong>der</strong> von Trägern an<strong>der</strong>er<br />

Sozialleistungen erhalten.<br />

Für die Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem Dritten Kapitel ist ein wesentliches Kriterium für<br />

die Leistungsberechtigung, ob eine befristete volle Erwerbsmin<strong>der</strong>ung und ein Leistungsaus-<br />

schluss nach dem SGB II gegeben sind. (* 46 )<br />

Im Dezember 2008 erhielten in <strong>Menden</strong> 62 Personen Hilfe zum Lebensunterhalt (außerhalb von<br />

Einrichtungen). Darunter waren 6 min<strong>der</strong>jährige Kin<strong>der</strong> und 8 Kin<strong>der</strong> in Verwandtenpflege. (* 47 )<br />

7.2.2 Empfänger von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsmin<strong>der</strong>ung nach dem Vierten<br />

Kapitel des SGB XII -<br />

Ältere und dauerhaft voll erwerbsgemin<strong>der</strong>te volljährige Personen mit gewöhnlichem Aufenthalt<br />

im Inland haben bei Bedürftigkeit einen Anspruch auf Leistungen <strong>der</strong> Grundsicherung im Alter<br />

bzw. bei Erwerbsmin<strong>der</strong>ung.<br />

Die Altersgrenze unterliegt seit dem 01.01.2008 aufgrund des Renteneintrittsalters von 67 Jahren<br />

einer stufenweisen Anhebung nach Geburtsjahren. Der Leistungsumfang <strong>der</strong> Grundsicherung ent-<br />

spricht im Wesentlichen den Leistungen <strong>der</strong> Hilfe zum Lebensunterhalt. (* 48 )<br />

Die Gesamtanzahl <strong>der</strong> Personen mit Grundsicherungsleistungen im Alter bzw. bei Erwerbsminde-<br />

rung (außerhalb von Einrichtungen) nach dem Vierten Kapitel des SGB XII ist im Jahr 2008 be-<br />

zogen auf <strong>Menden</strong> von 419 im Januar auf 448 im Dezember (Stichtag 31.12.08) angestiegen.<br />

46 Vgl. Sozialhilfebericht des Märkischen Kreises 2008, S. 13ff<br />

47 ebd.<br />

48 ebd.<br />

65


264 Personen (ab 65 Jahren) erhielten aufgrund ihres Alters zum Stichtag 31.12.08 Grundsiche-<br />

rungsleistungen. Dies entspricht etwa 2% <strong>der</strong> altersgleichen Bevölkerung in <strong>Menden</strong>. (* 49 )<br />

Dieser relativ geringe Anteil an älteren Menschen mit Anspruch auf Grundsicherungsleistungen,<br />

bestätigt zunächst die Einschätzung des <strong>Sozialbericht</strong>es NRW 2007, dass Menschen (ab Vollen-<br />

dung des 65. Lebensjahres zurzeit unterdurchschnittlich von Einkommensarmut betroffen sind.<br />

(* 50 )<br />

Wie schon in Kapitel: Auswirkungen von Armut auf ältere Menschen dargestellt, ist vor dem Hin-<br />

tergrund <strong>der</strong> Zunahme unsicherer Beschäftigungsverhältnisse und diskontinuierlicher Er-<br />

werbseinkommen und dem damit einhergehenden Absinken des Rentenniveaus jedoch davon<br />

auszugehen, dass sich die künftige Einkommensentwicklung <strong>der</strong> Älteren deutlich von <strong>der</strong> gegen-<br />

wärtigen Lage unterscheiden wird. Das Problem <strong>der</strong> Altersarmut wird deshalb in Zukunft an Be-<br />

deutung gewinnen.<br />

184 Personen (bis 64 Jahre) erhielten aufgrund einer vorliegenden dauerhaften, vollen Erwerbs-<br />

min<strong>der</strong>ung zum Stichtag 31.12.08 Grundsicherungsleistungen.<br />

49 Zur Darstellung <strong>der</strong> Daten aus dem Rechtskreis des SGB XII wurde auf den Sozialhilfebericht 2008 des Märkischen Kreises zurückgegriffen.<br />

Diesen Daten liegt <strong>der</strong> Berichtsmonat Dezember 08 zugrunde. Die für die <strong>Menden</strong>er <strong>Sozialbericht</strong>erstattung ausgewählten Einwohnerdaten<br />

beziehen sich jedoch auf den Berichtsmonat November 08. Insofern sind die prozentualen Anteile an <strong>der</strong> Bevölkerung in diesem Kapitel als<br />

annähernde Werte zu verstehen.<br />

50 Vgl. <strong>Sozialbericht</strong> NRW 2007 (Armuts- und Reichtumsbericht), S. 276<br />

66


7.3 Kin<strong>der</strong> in Tageseinrichtungen mit Befreiung von <strong>der</strong> Beitragspflicht<br />

Da das Thema „Armut“ nicht über die Transferleistungen allein abgebildet werden kann, werden<br />

in diesem Bericht zusätzlich folgende Indikatoren zur differenzierten Betrachtung <strong>der</strong> Verbrei-<br />

tung von Armut zugrunde gelegt:<br />

Elternbeitragsaufkommen in den Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen<br />

Elternbeiträge in <strong>der</strong> OGS<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Privatinsolvenzen<br />

Erfahrungsberichte aus <strong>Menden</strong>er Projekten/ Angeboten zur Lin<strong>der</strong>ung finanzieller Nöte<br />

von Menschen/ Familien in prekären Lebenslagen.<br />

Zur differenzierten Betrachtung <strong>der</strong> Verbreitung von Armut in den einzelnen <strong>Stadt</strong>teilen können<br />

die Elternbeiträge (Kin<strong>der</strong>gärten / OGS) als Indikatoren zugrunde gelegt werden, da die übrigen<br />

Daten sozialräumlich nicht vorliegen.<br />

Von insgesamt 1.617 Kin<strong>der</strong>n, die die <strong>Menden</strong>er Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen besuchen, sind 332<br />

Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Eltern keinen Kin<strong>der</strong>gartenbeitrag zahlen, da sie sich in <strong>der</strong> Beitragsstufe 1 befin-<br />

den und damit über ein maximales Bruttoeinkommen in Höhe von 17.000,00 €/ Jahr verfügen.<br />

Diese Anzahl entspricht einem prozentualen Anteil von immerhin 20,5% (vgl. folgende Abb.).<br />

An<strong>der</strong>s ausgedrückt: Jedes fünfte Kind in <strong>Menden</strong>er Tageseinrichtungen lebt in einer Familie mit<br />

einem Einkommen innerhalb <strong>der</strong> niedrigsten Einkommensstufe, welche in etwa dem Niveau <strong>der</strong><br />

ALG II Leistungen entspricht.<br />

Der folgenden Abbildung ist aber auch zu entnehmen, dass hier zwischen den einzelnen <strong>Stadt</strong>tei-<br />

len zum Teil eklatante Unterschiede bestehen. Während <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teil West mit 28% einen über-<br />

proportional hohen Anteil von Kin<strong>der</strong>n aufweist, <strong>der</strong>en Eltern von <strong>der</strong> Beitragspflicht befreit sind,<br />

beträgt <strong>der</strong> Anteil im <strong>Stadt</strong>teil Nord nur 13,6%.<br />

% Anteil<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

Prozentualer Anteil <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in <strong>Menden</strong>er Tageseinrichtungen,<br />

<strong>der</strong>en Eltern sich in <strong>der</strong> Einkommensstufe 1 befinden<br />

Datenquelle: <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

Datenstand: 01.03.2009<br />

18,1<br />

13,6<br />

67<br />

28,0<br />

<strong>Stadt</strong>teil M itte <strong>Stadt</strong>teil Nord <strong>Stadt</strong>teil West <strong>Stadt</strong>teil Süd <strong>Stadt</strong> gesamt<br />

20,1<br />

20,5


7.4 OGS -Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Eltern sich in <strong>der</strong> Beitragsstufe 1 befinden<br />

Gemäß <strong>der</strong> Schulstatistik <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> (Datenstand: März 2009) befinden sich von insge-<br />

samt 1.668 Grundschulkin<strong>der</strong>n 422 Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Offenen Ganztagsschule. (Dies entspricht einem<br />

Anteil am Gesamtschüleraufkommen in den Grundschulen von 25,3%).<br />

Von diesen 422 Kin<strong>der</strong>n nehmen 186 Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Eltern von <strong>der</strong> Beitragspflicht befreit sind<br />

und damit analog zu den Elternbeiträgen für die Tagesbetreuung über ein maximales Bruttoein-<br />

kommen in Höhe von 17.000,00 € verfügen, das Angebot wahr.<br />

Dies entspricht einem prozentualen Anteil von rd. 44,1%. Somit stammt nahezu jedes zweite<br />

Kind in <strong>der</strong> OGS aus einer einkommensschwachen Familie.<br />

68


7.5 Privatinsolvenzen von Familien mit min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong>n<br />

Auch wenn <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Familien, die Insolvenz beantragt haben, orientiert am Anteil <strong>der</strong><br />

Haushalte mit min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong>n, insgesamt nur 0,9% beträgt, so stellt das folgende Dia-<br />

gramm doch dar, dass die absolute Zahl <strong>der</strong> Privatinsolvenzanträge von Eltern mit min<strong>der</strong>jährigen<br />

Kin<strong>der</strong>n im Zeitraum 2006 bis 2008 stadtweit signifikant um rd. 66,7% angestiegen ist.<br />

Anzahl <strong>der</strong> Insolvenzanträge absolut<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Entwick lu ng de r Privatin solve n z anträge von Elte rn m it m in de rjäh rige n<br />

Kinde rn in Me n de n<br />

Datenquelle: Jugendhilfestatistik <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

33<br />

2006 2007 2008<br />

(Die betroffenen Familien werden im Rahmen <strong>der</strong> Prüfung <strong>der</strong> Einrichtung einer Vermögenspflegschaft für min<strong>der</strong>jäh-<br />

rige Kin<strong>der</strong> statistisch von <strong>der</strong> Jugendhilfe erfasst)<br />

In den <strong>Stadt</strong>teilen ergeben sich überdies differenziert zu betrachtende Unterschiede:<br />

Proz e ntuale r Ante il de r Privatinsolve nz e n in de n<br />

ve rschie de ne n <strong>Stadt</strong>te ile n<br />

2008<br />

Datenquelle: Jugendhilfestatistik <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

Datenstand: Dezember 2008<br />

38,2%<br />

14,5%<br />

30,9%<br />

69<br />

50<br />

16,4%<br />

55<br />

<strong>Stadt</strong>teil Mitte<br />

<strong>Stadt</strong>teil Nord<br />

<strong>Stadt</strong>teil West<br />

<strong>Stadt</strong>teil Süd


Die dem Diagramm zu entnehmenden erhöhten Anteile familiärer Privatinsolvenzen in den <strong>Stadt</strong>-<br />

teilen West (30,9%) und Süd (38,2%) stehen möglicherweise im Zusammenhang mit einem eben-<br />

falls erhöhten Anteil von Familien mit niedrigem Einkommensniveau in diesen <strong>Stadt</strong>teilen. Diese<br />

Annahme wird tendenziell durch die überproportionalen Anteile bei <strong>der</strong> Beitragsbefreiung zu den<br />

Elternbeiträgen für die Kin<strong>der</strong>tagesbetreuung gestützt. (Vgl. Kapitel: II – 1.7.3).<br />

70


7.6 Erfahrungsberichte aus <strong>Menden</strong>er Projekten / Angeboten zur Lin<strong>der</strong>ung finanzieller Nöte<br />

von Familien in prekären Lebenslagen<br />

7.6.1 Projekt „Damit <strong>der</strong> Schulstart gelingt“<br />

Nach <strong>der</strong> Einführung von Hartz IV stellten die Caritaskonferenzen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> fest, dass<br />

immer mehr Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu Beginn eines neuen Schuljahres um<br />

Hilfe und Unterstützung baten.<br />

Die beson<strong>der</strong>s starke Nachfrage im Jahr 2008 war <strong>der</strong> Anlass, das Projekt „Damit <strong>der</strong> Schulstart<br />

gelingt“ in <strong>Menden</strong> zu starten. So erhielten im Laufe des genannten Jahres 118 Familien mit ins-<br />

gesamt 330 Kin<strong>der</strong>n einen finanziellen Zuschuss für Lehrmittel (z.B. Hefte, Bücher, Stifte, Sport-<br />

bekleidung usw.) in Höhe von ca. 30,00 € pro Kind.<br />

2009 stieg diese Nachfrage sogar auf 145 Familien mit über 430 Kin<strong>der</strong>n an.<br />

Zum überwiegenden Teil wurde diese Leistung von alleinerziehenden Müttern mit zwei o<strong>der</strong><br />

mehr Kin<strong>der</strong>n und gleichzeitigem Bezug von Transferleistungen (ALG II o<strong>der</strong> Sozialhilfe) nach-<br />

gefragt.<br />

Die Erfahrung mit dem Projekt zeigte sehr schnell, dass sich die finanziellen Engpässe <strong>der</strong> betref-<br />

fenden Familien nicht auf das Grundschulalter ihrer Kin<strong>der</strong> reduzieren lassen. Somit wurde die<br />

Unterstützung, die ursprünglich nur für Kin<strong>der</strong> bis zum Ende <strong>der</strong> Grundschulzeit gedacht war,<br />

von den Verantwortlichen auf die gesamte Schulzeit ausgedehnt.<br />

2009 baten erstmals auch Jugendliche (13 bis 18 Jahre) um einen finanziellen Zuschuss, vorran-<br />

gig für teure Fachbücher, Fahrtkosten zur Ausbildungsstelle und Internatskosten für den Blockun-<br />

terricht.<br />

Neben <strong>der</strong> finanziellen Unterstützung für schulische Gebrauchsgüter benötigten viele Familien<br />

darüber hinaus zusätzliche Hilfen auch für an<strong>der</strong>e finanzielle Belange (z.B. Zahnregulierung,<br />

Nachhilfe, defekte Haushaltsgeräte usw.).<br />

Einige Familien erhielten aufgrund vorhandener multipler Problemsituationen außerdem weiter-<br />

gehende Hilfestellung im Rahmen an<strong>der</strong>er Fachdienste (z.B. Erziehungsberatungsstelle, Schuld-<br />

nerberatung).<br />

71


7.6.2 SKF- Kin<strong>der</strong>lädchen „Ringelsocke“<br />

Seit dem Jahr 2004 betreibt <strong>der</strong> Sozialdienst kath. Frauen e.V. (SKF) das Kin<strong>der</strong>lädchen „Ringel-<br />

socke“.<br />

Ca. 30 ehrenamtliche HelferInnen organisieren seit dem diese karitative Einkaufsmöglichkeit, die<br />

insbeson<strong>der</strong>e Familien mit geringem Einkommen kostengünstige Artikel „rund ums Kind“ anbie-<br />

tet.<br />

Hier finden die Familien an vier Tagen pro Woche vor allem Kin<strong>der</strong>bekleidung, Spielzeug, Kin-<br />

<strong>der</strong>bücher, Kin<strong>der</strong>wagen, Kin<strong>der</strong>betten usw.<br />

Familien mit geringem Einkommen erhalten nach Vorlage eines Berechtigungsscheines 50% Er-<br />

mäßigung. Die Hauptgründe für den Erhalt des Berechtigungsscheines sind u.a. <strong>der</strong> Bezug von<br />

SGB II Leistungen, Bezüge nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und geringes Einkommen<br />

aufgrund geringfügiger Beschäftigung.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Personen (mit Berechtigungsschein), die das Einkaufsangebot in Anspruch ge-<br />

nommen haben, hat sich im Zeitraum 2008 von 140 bis 2009 um rd. 59% auf 223 erhöht. Eben-<br />

falls deutlich gestiegen ist in dieser Gruppe auch <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> ALG II – Empfänger (von 117 auf<br />

170).<br />

Profitierten im Jahr 2008 noch 266 Kin<strong>der</strong> (aus Familien mit Berechtigungsscheinen) von dem<br />

Angebot des Kin<strong>der</strong>ladens, so waren es bereits vor Ablauf des Jahres 2009 schon 417 Kin<strong>der</strong>.<br />

Eine detaillierte Aufschlüsselung <strong>der</strong> Familienstrukturen ist mit dem zur Verfügung stehenden<br />

Datenmaterial nicht möglich. Die folgende Tabelle gibt allerdings Aufschluss über den Anteil <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> aus kin<strong>der</strong>reichen Familien (mit 3 und mehr Kin<strong>der</strong>n):<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> aus Familien mit Berechtigungsschein (s.o.), die das<br />

Einkaufsangebot des Kin<strong>der</strong>lädchens „Ringelsocke“ in Anspruch nehmen<br />

Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

Datenquelle: Sozialdienst kath. Frauen<br />

Datenstand: Oktober 2009<br />

72<br />

2008<br />

2009<br />

(vor Ablauf des Jah-<br />

Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> aus Familien mit 1 Kind 61 103<br />

Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> aus Familien mit 2 Kin<strong>der</strong>n 100 144<br />

Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> aus Familien mit 3 u. mehr Kin<strong>der</strong>n 105 170<br />

Gesamtkin<strong>der</strong>zahl 266 417<br />

res)


Die Tabelle zeigt, dass eine deutliche Steigerung bei allen drei Familiengruppen zu verzeichnen<br />

ist.<br />

Neben den Familien (mit Berechtigungsschein) nutzen aber auch Familien ohne Berechtigungs-<br />

schein dieses Angebot. Die Gründe dafür sind sehr vielfältig und werden an dieser Stelle nicht<br />

weiter vertieft.<br />

Insgesamt kommen die Kunden des Kin<strong>der</strong>lädchens aus dem gesamten <strong>Stadt</strong>gebiet, vereinzelt<br />

aber auch aus den umliegenden Gemeinden Fröndenberg, Hemer und Balve.<br />

73


7.6.3 SKM - Sozialmarkt „Arche“<br />

Die „Arche“ ist ein sozialer Markt, dem folgende Angebote angehören:<br />

- De- Cent- Laden,<br />

- Klei<strong>der</strong>laden,<br />

- Suppenküche.<br />

Träger <strong>der</strong> „Arche“ sind <strong>der</strong> SKM- <strong>Menden</strong> (kath. Verein für soziale Dienste), die Caritaskonfe-<br />

renzen des <strong>Stadt</strong>gebietes und <strong>der</strong> Rotary- Club.<br />

Bei dem De- Cent- Laden handelt es sich um einen „sozialen Warenkorb“, in dem seit 2003 (an<br />

zwei Standorten in <strong>Menden</strong>: Hofeskamp und Pfarrhaus St. Josef in Lendringsen) Lebensmittel an<br />

bedürftige Menschen gegen ein geringes Entgelt weitergegeben werden. Einkaufsberechtigt sind<br />

Bedürftige mit einem Einkaufsausweis. Dieser Ausweis wird vom SKM , nach Prüfung <strong>der</strong> per-<br />

sönlichen Verhältnisse ausgestellt.<br />

Der Verkauf <strong>der</strong> Waren wird durch ehrenamtliche Mitarbeiter organisiert und durchgeführt. Men-<br />

dener Lebensmittelgeschäfte, Bauern, Filialen von Warenhäusern, private Einzelpersonen und<br />

Familien unterstützen das Angebot durch vielfältige Sachspenden.<br />

Die Beweggründe für die Einrichtung des Ladens lagen in <strong>der</strong> Feststellung, dass die Zahl <strong>der</strong><br />

Menschen mit geringem Einkommen, die sich ihre Versorgung mit Lebensmitteln zu „normalen<br />

Preisen“ nicht leisten können, steigend ist.<br />

Zu den Hauptbesuchern des De- Cent- Ladens gehören Familien (zu ca. 80% ALG- II Empfän-<br />

ger) mit mehreren Kin<strong>der</strong>n und häufig mit Migrationshintergrund.<br />

74


Der folgenden Tabelle ist die zahlenmäßige Entwicklung <strong>der</strong> bedürftigen Menschen, die dieses<br />

Angebot zwischen 2006 und 2009 in Anspruch genommen haben, zu entnehmen:<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Kunden, die das Einkaufsangebot des De- Cent- Ladens im Zeitraum<br />

Die Tabelle zeigt von 2006 bis 2009 eine deutliche Steigerung <strong>der</strong> Besucher um nahezu 40%.<br />

Es ist davon auszugehen, dass von den insgesamt 1.490 Kunden, die von dem Angebot profitie-<br />

ren, ca. 50% Kin<strong>der</strong> sind.<br />

Als eine wichtige Erfahrung aus <strong>der</strong> alltäglichen Arbeit mit den Kunden stellen die Verantwortli-<br />

chen fest, dass bei vielen Familien zunehmend die Grundlagen zur Führung des eigenen Haushal-<br />

tes und das Wissen um die Zubereitung von Lebensmitteln sowie Kenntnisse über preiswerte und<br />

gesunde Ernährung, fehlen.<br />

Der Klei<strong>der</strong>laden (ehemals Klei<strong>der</strong>kammer) besteht seit ca. 35 Jahren und bietet eine große<br />

Auswahl an Kleidung und Schuhen, Bettwäsche, Gardinen, Tischdecken und vieles mehr, insbe-<br />

son<strong>der</strong>e für Menschen mit geringem Einkommen.<br />

Nach Einschätzung <strong>der</strong> Verantwortlichen gehören auch hier Familien (zu ca. 80% ALG- II Emp-<br />

fänger) mit mehreren Kin<strong>der</strong>n, darunter häufig Familien mit Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte, zu den<br />

Hauptkunden. Zwar liegen für den Klei<strong>der</strong>laden keine detaillierten Zahlen vor, jedoch ist analog<br />

zur Steigerung <strong>der</strong> Besucherzahlen des De- Cent- Ladens auch hier eine steigende Anzahl von<br />

bedürftigen Menschen wahrnehmbar.<br />

Menschen, die einen Einkaufsausweis vorlegen können, erhalten eine Ermäßigung von ca. 2/3 des<br />

Warenpreises.<br />

Anzahl <strong>der</strong> Kunden<br />

(Haushaltsvorstände mit Einkaufsausweis)<br />

zwischen 2006 und 2009 in Anspruch genommen haben<br />

Datenquelle: SKM <strong>Menden</strong> – Kath. Verein für soziale Dienste<br />

Datenstand: November 2009<br />

Gesamtanzahl <strong>der</strong> Kunden<br />

(Haushaltsvorstände und Familienmitglie<strong>der</strong>)<br />

Die Suppenküche besteht seit 1995 und ist ein Angebot für Durchreisende, Nichtsesshafte,<br />

Wohnungslose, Bewohner von Notunterkünften, Menschen, die über keine eigene Wohnung ver-<br />

75<br />

Jahr<br />

373 925 2006<br />

406 981 2007<br />

501 1.218 2008<br />

619 1.490 2009<br />

(vor Ablauf des Jahres 2009)


fügen o<strong>der</strong> Menschen, die aufgrund von sozialen Schwierigkeiten nicht o<strong>der</strong> nur eingeschränkt in<br />

<strong>der</strong> Lage sind, sich selbst mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen. Die Anzahl <strong>der</strong> Besucher ist<br />

hier seit Jahren konstant.<br />

Ein Ausweis ist zur Teilnahme an diesem Angebot nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Der Möbelladen „Hab und Gut“ befindet sich im Ortsteil Lendringsen und wird von ehrenamt-<br />

lichen Mitarbeitern des SKM betrieben. Hier werden gut erhaltene, gebrauchte Möbel, Hausrat<br />

und Dekorationsartikel zu niedrigen Preisen verkauft.<br />

Menschen, die einen Einkaufsausweis vorlegen können, erhalten eine Ermäßigung von 50% auf<br />

alle Waren. Bei Bedarf werden die Möbel auch geliefert.<br />

7.6.4 Café Vinz – Frühstücksangebot für Menschen in sozialen Notlagen<br />

Bei dem „Café Vinz“ handelt es sich um ein regelmäßiges, einmal wöchentliches Frühstücksan-<br />

gebot für Menschen in sozialen Notlagen.<br />

Dieses wird von <strong>der</strong> Kirchengemeinde St. Vincenz getragen, von einzelnen Geschäftsleuten un-<br />

terstützt, mit Spendengel<strong>der</strong>n finanziert und mit Hilfe engagierter ehrenamtlicher Kräfte organi-<br />

siert und durchgeführt.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Besucher ist von 20 Personen im Gründungsjahr 2002 auf aktuell durchschnittlich<br />

40 Besucher pro Angebotstag gestiegen.<br />

Die Lebenssituationen <strong>der</strong> Besucher des Cafés sind vielfach geprägt durch:<br />

Arbeitsplatzverlust,<br />

Trennungs- und Scheidungssituationen,<br />

Tod eines Partners o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e existentielle Problemlagen und Nöte.<br />

Ziel des Angebotes ist es, den Besuchern in einer sehr persönlichen und gemütlichen Atmosphäre<br />

die Möglichkeit zu geben,<br />

Entspannung vom Alltag zu erleben,<br />

Gesprächspartner und Gleichgesinnte zu finden,<br />

Anteilnahme und Aufmerksamkeit zu erfahren,<br />

Unterstützung bei Alltagsproblemen zu erhalten.<br />

Das geschieht vor allem durch den Aufbau und die Pflege persönlich geprägter Kontakte:<br />

Die Frühstückshelfer nehmen z.B. nach dem Decken <strong>der</strong> Tische dort mit Platz. Auch sind die Be-<br />

sucher eingeladen, dem kostenfreien „Geburtstagsclub“ beizutreten, in dem es zum gegebenen<br />

Zeitpunkt vom Helferkreis ein „Ständchen“ und eine kleine „Lebensmitteltüte“ gibt.<br />

Die ev. Kirchengemeinde Lendringsen hat mit dem Café Eden ein vergleichbares Unterstüt-<br />

zungsangebot entwickelt.<br />

76


8. Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse (für den eiligen Leser)<br />

Bei den folgenden Ergebnissen ist zu berücksichtigen, dass die <strong>Stadt</strong>teile und Bezirke sozial und<br />

wirtschaftlich sehr unterschiedlich strukturiert sind. Diese stadtteilbezogenen Unterschiede wur-<br />

den in den vorstehenden Texten und/ o<strong>der</strong> Tabellen, soweit möglich, herausgearbeitet.<br />

8.1 Ergebnisse zu den Einwohnerdaten<br />

• Im Zeitraum zwischen <strong>der</strong> ersten Sozialraumanalyse 2002 bis heute hat die <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong><br />

3,3% an Einwohnern verloren. Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Berichterstellung beträgt die gesamtstädti-<br />

sche Einwohnerzahl: 58.361 Personen. Die künftigen prognostischen Einwohnerverluste ge-<br />

hen mit einer verän<strong>der</strong>ten Altersstruktur einher.<br />

Bis zum Jahr 2020 wird <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Hochbetagten (mit 80 Jahren und mehr) auf ca.<br />

3.804 Personen um 72,3% zunehmen.<br />

• Der <strong>Stadt</strong>teil Mitte weist den höchsten Anteil an älteren Menschen über 64 Jahren auf. Über<br />

den höchsten Anteil an jungen Menschen (0 bis 26 Jahren) verfügt <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teil West.<br />

• Der Anteil aller Haushalte mit Kin<strong>der</strong>n in <strong>Menden</strong> umfasst 18%. Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> letzten<br />

Analyse betrug er noch rd. 25%. Somit ist hier seitdem ein signifikanter Rückgang zu ver-<br />

zeichnen. Diese Entwicklung hat, abgesehen von <strong>der</strong> Aufrechterhaltung <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Sicherungssysteme und <strong>der</strong> Produktivität <strong>der</strong> heimischen Wirtschaft, deutliche Auswirkungen<br />

auf die Akzeptanz und Toleranz gegenüber Familien mit Kin<strong>der</strong>n.<br />

• Der Anteil <strong>der</strong> Familien mit einem Elternteil (bezogen auf die Gesamtheit <strong>der</strong> Familien mit<br />

min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong>n) ist seit <strong>der</strong> letzten Sozialraumanalyse um 3,1% auf 18,7% gestiegen.<br />

Der <strong>Stadt</strong>teil Süd weist dabei den höchsten Anteil alleinerziehen<strong>der</strong> Familien auf.<br />

• Der Anteil <strong>der</strong> ausländischen Mitbürger in <strong>Menden</strong> beträgt gemäß Einwohnerstatistik 7,41%.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Menschen mit Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte ist tatsächlich jedoch sehr viel höher<br />

einzuschätzen. Folgt man dem Integrationsbericht MK, haben (im Jahr 2007) 28,3% aller<br />

Einwohner im Märkischen Kreis einen sog. Migrationshintergrund. Übertragen auf <strong>Menden</strong><br />

wären dies ca. 16.516 Einwohner.<br />

• Nach Schätzung des Instituts für Information und Technik NRW aus dem Jahr 2007 wird die<br />

Bevölkerungsgruppe <strong>der</strong> Menschen mit Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte in NRW in den kommen-<br />

den Jahren deutlich ansteigen und durchschnittlich jünger sein als die Gruppe <strong>der</strong> Nichtzuge-<br />

77


wan<strong>der</strong>ten. 2007 besaß bereits jedes 3. Kind/ Jugendl. landesweit einen Migrationshin-<br />

tergrund. Auch wenn eine Aussage hiezu über die Einwohnerstatistik nicht möglich ist, so<br />

wird diese Entwicklung doch auf <strong>Menden</strong> zu übertragen sein.<br />

• Die Zahl <strong>der</strong> schwerbehin<strong>der</strong>ten Menschen in <strong>Menden</strong> betrug Ende 2007 5.897 Personen.<br />

Dies entspricht etwa. 10% <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung. In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Erwerbstätigen (18 bis<br />

64 Jahre) liegt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>ten bei rd. 6,8%.<br />

8.2 Ergebnisse zur sozialen Infrastruktur<br />

• Der Bedarf an Kin<strong>der</strong>gartenplätzen ist bis 2013/ 2014 gedeckt.<br />

• Im Kiga- Jahr 2009/ 2010 stehen in <strong>Menden</strong> 152 Tagesbetreuungsplätze für Kin<strong>der</strong> unter drei<br />

Jahren zur Verfügung. Ausgehend von einer 24%igen Bedarfsdeckung beläuft sich <strong>der</strong> Fehl-<br />

bedarf stadtweit <strong>der</strong>zeit auf 135 Plätze. Dieser Bedarf soll bis 2013/ 2014 ausgeglichen sein.<br />

• Wird die Prognose <strong>der</strong> Betreuung durch die Tagespflege mit 8% hinzugerechnet, ergibt sich<br />

für die unter dreijährigen Kin<strong>der</strong> (2013/ 2014) eine Bedarfsdeckung von insgesamt 32%.<br />

• Bis 2012 sollen in <strong>Menden</strong> neun Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen zu Familienzentren weiterentwi-<br />

ckelt werden. Bisher wurden sechs Familienzentren auf den Weg gebracht.<br />

• 41 behin<strong>der</strong>te und von Behin<strong>der</strong>ung bedrohte Kin<strong>der</strong> besuchen <strong>Menden</strong>er Kin<strong>der</strong>tageseinrich-<br />

tungen. Dies entspricht einem prozentualen Anteil von 2,8%.<br />

• Der Bedarfsdeckungsgrad an Spielflächen in <strong>Menden</strong> kann grundsätzlich als ausgeglichen<br />

angesehen werden. Leichte Überhänge müssen sozialräumlich sehr differenziert betrachtet<br />

werden. Insbeson<strong>der</strong>e im Innenstadtbereich ist nach wie vor ein hoher Fehlbedarf an Spiel-<br />

und Freiflächen vorhanden (vgl. Kin<strong>der</strong>spielplatzplan <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> 2006).<br />

Außerdem ist ein Bedarf an Aktions- und Bewegungsflächen für ältere Kin<strong>der</strong> und Jugendli-<br />

che und für generationsübergreifende Aktivitäten feststellbar.<br />

8.3 Ergebnisse zu den angestrebten Bildungsabschlüssen<br />

• In <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> streben 36,8% <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> 4. Klasse einen gymnasialen Ab-<br />

schluss an. Dieser Anteil hat sich seit <strong>der</strong> letzten Sozialraumanalyse 2002 sogar leicht erhöht.<br />

21,2% <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in <strong>Menden</strong> wechseln nach <strong>der</strong> Grundschule zur Hauptschule.<br />

78


• Die Bildungschancen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> aus zugewan<strong>der</strong>ten Familien (ausländische Kin<strong>der</strong> und<br />

Spätaussiedlerkin<strong>der</strong>) liegen allerdings unter den Chancen deutscher Kin<strong>der</strong>. Sie sind an den<br />

Hauptschulen und För<strong>der</strong>schulen überproportional vertreten und an den Realschulen und<br />

Gymnasien deutlich unterrepräsentiert. Hierfür verantwortlich sind vermutlich nach wie vor<br />

eher mangelnde Integrationserfolge und unzureichen<strong>der</strong> Spracherwerb.<br />

• Im Kiga- Jahr 2008/ 2009 erhielten 26,7% <strong>der</strong> vier- und fünfjährigen Kin<strong>der</strong> in <strong>Menden</strong><br />

Sprachför<strong>der</strong>ung im Rahmen <strong>der</strong> landesweiten Delfin 4 Tests.<br />

Damit hat rd. jedes vierte Kind dieser Altersgruppe in <strong>Menden</strong> Sprachför<strong>der</strong>bedarf.<br />

Nach Auskunft <strong>der</strong> Koordinatorin <strong>der</strong> städtischen Sprachför<strong>der</strong>ung ist davon auszugehen,<br />

dass rd. zwei Drittel dieser Kin<strong>der</strong> einen Migrationshintergrund haben.<br />

• Jedes vierte Grundschulkind in <strong>Menden</strong> besucht eine Offene Ganztagsschule.<br />

8.4 Ergebnisse zum Anteil <strong>der</strong> von Jugendhilfemaßnahmen betroffenen Kin<strong>der</strong>, Jugendlichen<br />

und Familien<br />

• Der Anteil <strong>der</strong> bestätigten Gefährdungsmeldungen hat sich im Zeitraum von 2006 bis 2008<br />

nur geringfügig erhöht. Betrachtet man die Entwicklung <strong>der</strong> Fallzahlen jedoch von 2003 bis<br />

2009 so zeigt sich eine deutliche Erhöhung um insgesamt 269%.<br />

• Die Zahl <strong>der</strong> ambulanten erzieherischen Hilfen für Familien in <strong>Menden</strong> ist zwischen 2006<br />

und 2008 von 48 auf 70 Fälle gestiegen. Durch die gleichzeitig sinkende Kin<strong>der</strong>zahl in Men-<br />

den ergibt sich zudem eine umgekehrt proportionale Entwicklung, <strong>der</strong>en Signifikanz beacht-<br />

lich ist. Die steigenden Fallzahlen sind ein Indikator dafür, dass Familien zunehmend mit<br />

vielfältigen Herausfor<strong>der</strong>ungen konfrontiert und erhöhten sozialstrukturellen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

und Belastungsfaktoren ausgesetzt sind. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbrü-<br />

che, Arbeitslosigkeit, Armut o<strong>der</strong> Trennung überfor<strong>der</strong>n Familien immer häufiger und kön-<br />

nen von ihnen vielfach nicht mehr adäquat bewältigt werden.<br />

• Feststellbar ist, dass das Angebot <strong>der</strong> ambulanten Hilfen von Familien mit Zuwan<strong>der</strong>ungsge-<br />

schichte kaum in Anspruch genommen wird.<br />

• Von 2006 bis 2008 stieg die Zahl <strong>der</strong> Mitteilungen über Scheidungsverfahren, bei denen min-<br />

<strong>der</strong>jährige Kin<strong>der</strong> betroffen waren, um 96%. Neben <strong>der</strong> emotionalen Belastung, die meist von<br />

innerfamiliären Konflikten und Spannungsfel<strong>der</strong>n geprägt ist, gehören Trennung und Schei-<br />

79


dung neben Arbeitslosigkeit, Krankheit und niedriger Bildung zu den großen wirtschaftlichen<br />

Risikofaktoren.<br />

• Der Anteil <strong>der</strong> Jugendgerichtshilfefälle in <strong>Menden</strong> ist von 2006 bis 2008 insgesamt um rd.<br />

20% gestiegen. Hier ist jedoch nicht von einem generellen Anstieg auszugehen, son<strong>der</strong>n nach<br />

Aussage <strong>der</strong> zuständigen Fachkräfte, von durchaus üblichen Schwankungsbreiten.<br />

8.5 Ergebnisse zur Einkommensarmut <strong>Menden</strong>er Bürger<br />

• In <strong>Menden</strong> sind z. Zt. 3.894 Menschen auf SGB II Leistungen angewiesen. Dies entspricht<br />

etwa 6,7% <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung <strong>Menden</strong>s. Darunter sind 1.227 min<strong>der</strong>jährige, unverheira-<br />

tete Kin<strong>der</strong>.<br />

• Seit Einführung <strong>der</strong> SGB II- Leistungen im Jahr 2005 ist die Zahl <strong>der</strong> von diesen Leistungen<br />

lebenden Menschen bis Ende 2008 zwar um 23,9% gesunken, allerdings stieg die Zahl im<br />

Jahr 2009 (März 09) wie<strong>der</strong> leicht an.<br />

• Rd. 12,7% aller Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen unter 18 Jahren in <strong>Menden</strong> sind ganz o<strong>der</strong> ergän-<br />

zend auf SGB II Leistungen angewiesen.<br />

Das bedeutet, dass jedes 8. Kind/ Jugendlicher betroffen ist.<br />

• Die Indikatoren zur Verbreitung von Armut weisen überdies darauf hin, dass die ausländi-<br />

schen Kin<strong>der</strong> zu einem überproportional hohen Anteil aus finanziell schwachen Familien<br />

stammen.<br />

Somit ist jedes 6. ausländische Kind/ Jugendlicher auf Transferleistungen angewiesen.<br />

• Der prozentuale Anteil <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften (SGB II) mit min<strong>der</strong>jährigen, unverheira-<br />

teten Kin<strong>der</strong>n an <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften in <strong>Menden</strong> beträgt 37,1%.<br />

In mehr als je<strong>der</strong> dritten Bedarfsgemeinschaft sind min<strong>der</strong>jährige Kin<strong>der</strong> betroffen.<br />

• Verglichen mit <strong>der</strong> Gesamtzahl aller Haushalte mit min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong>n in <strong>Menden</strong><br />

(6.157) umfasst <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften mit Kin<strong>der</strong>n rd. 12,1%.<br />

Damit ist rd. jede 8. Familie in <strong>Menden</strong> auf SGB II Leistungen angewiesen.<br />

• Der Anteil <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaften Alleinerziehen<strong>der</strong> mit min<strong>der</strong>jährigen, unverheirateten<br />

Kin<strong>der</strong>n (SGB II), verglichen mit <strong>der</strong> Gesamtheit aller alleinerziehenden Haushaltsvorstände<br />

mit min<strong>der</strong>jährigen Kin<strong>der</strong>n in <strong>Menden</strong>, beträgt 36,5%.<br />

80


Mehr als jede dritte Familie mit einem alleinerziehenden Elternteil in <strong>Menden</strong> erhält<br />

SGB II Leistungen.<br />

• Der Anteil <strong>der</strong> ausländischen Personen (mit nicht deutscher Staatsangehörigkeit) in Bedarfs-<br />

gemeinschaften (SGB II) beträgt 20,8%. Vergleicht man diesen Prozentanteil mit dem Pro-<br />

zentanteil <strong>der</strong> gesamten ausländischen Bevölkerung (mit nicht deutscher Staatsangehörigkeit)<br />

an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung in <strong>Menden</strong> (7,41%), ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Nichtdeutschen in den Be-<br />

darfsgemeinschaften des SGB II deutlich überrepräsentiert.<br />

• In <strong>Menden</strong> erhalten rund 760 Bedarfsgemeinschaften (im SGB II) ergänzende Leistun-<br />

gen, weil das eigene Einkommen aus abhängiger Erwerbstätigkeit und selbstständiger Tätig-<br />

keit nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt aus eigener Kraft zu bestreiten. Dies entspricht<br />

37,9%.<br />

• 20,5% <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>gartenkin<strong>der</strong> (jedes fünfte Kind im Kin<strong>der</strong>garten) leben in einer Fa-<br />

milie mit einem Einkommen innerhalb <strong>der</strong> niedrigsten Einkommensstufe, welche in etwa<br />

dem Niveau <strong>der</strong> ALG II- Leistungen entspricht. Im <strong>Stadt</strong>teil West ist dieser Anteil mit<br />

28,05% zudem überproportional hoch.<br />

• 44,1% <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> OGS (nahezu jedes zweite Kind) stammt aus einer finanziell<br />

schwachen Familie (mit Befreiung von <strong>der</strong> Beitragszahlung).<br />

• Im Zeitraum von 2006 bis 2008 haben 138 Familien Privatinsolvenz beantragt.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Anträge von 2006 bis 2008 ist signifikant um 66,7% angestiegen.<br />

• Die Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem Dritten Kapitel SGB XII erhalten Einzelpersonen<br />

und Familien, die sich durch den Einsatz ihres Einkommens o<strong>der</strong> Vermögens nicht selbst hel-<br />

fen können o<strong>der</strong> diese Hilfe nicht von an<strong>der</strong>en, insbeson<strong>der</strong>e von Angehörigen o<strong>der</strong> von Trä-<br />

gern an<strong>der</strong>er Sozialleistungen erhalten. Die Anzahl <strong>der</strong> Empfänger von Hilfe zum Lebensun-<br />

terhalt (außerhalb von Einrichtungen) betrug in <strong>Menden</strong> im Dezember 2008 62 Personen.<br />

• Der prozentuale Anteil <strong>der</strong> Personen, die die Grundsicherungsleistung aufgrund ihres Alters<br />

erhielten, entspricht zum Stichtag 31.12.08 etwa 2% <strong>der</strong> altersgleichen Bevölkerung in Men-<br />

den. Dieser relativ geringe Anteil an älteren Menschen mit Anspruch auf Grundsicherungs-<br />

leistungen bestätigt zunächst die Einschätzung des <strong>Sozialbericht</strong>es NRW 2007, dass ältere<br />

Menschen ab Vollendung des 65. Lebensjahres zurzeit unterdurchschnittlich von Einkom-<br />

mensarmut betroffen sind. Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Zunahme unsicherer Beschäftigungsver-<br />

hältnisse und diskontinuierlicher Erwerbsverläufe und dem damit einhergehenden Absinken<br />

81


des Rentenniveaus ist jedoch davon auszugehen, dass sich die künftige Einkommensentwick-<br />

lung <strong>der</strong> Älteren deutlich von <strong>der</strong> gegenwärtigen Lage unterscheiden wird.<br />

Das Problem <strong>der</strong> Altersarmut wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen.<br />

• Bei den karitativen Projekten in <strong>Menden</strong> ist eine deutliche und kontinuierliche Zunah-<br />

me bedürftiger Menschen, die die angebotenen Leistungen in Anspruch nehmen, er-<br />

kennbar.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e wurden diese Angebote von alleinerziehenden Müttern, sog. „kin<strong>der</strong>reichen“<br />

Familien und Familien mit Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte wahrgenommen.<br />

• Bei dem Projekt „Damit <strong>der</strong> Schulstart gelingt“ stieg die Nachfrage von 118 Familien (mit<br />

330 Kin<strong>der</strong>n) in 2008 auf 145 Familien mit 430 Kin<strong>der</strong>n in 2009. Überwiegend nutzten al-<br />

leinerziehende Mütter mit Bezug von ALGII- Leistungen dieses Angebot.<br />

• Ein ähnlicher Trend zeigt sich auch hinsichtlich des Kin<strong>der</strong>ladens „Ringelsocke“. Profitierten<br />

im Jahr 2008 noch 266 Kin<strong>der</strong> (aus Familien mit Berechtigungsscheinen) von dem Angebot<br />

des Kin<strong>der</strong>ladens, so waren es bereits vor Ablauf des Jahres 2009 schon 417 Kin<strong>der</strong>. Dies<br />

entspricht einer Steigerung um 28,3%. Den höchsten Anteil (170) machten dabei Kin<strong>der</strong> aus<br />

sog. „kin<strong>der</strong>reichen“ Familien aus.<br />

• Zu den Hauptbesuchern des De- Cent- Ladens (Teilprojekt <strong>der</strong> Arche) zählen insbeson<strong>der</strong>e<br />

Familien (zu ca. 80% ALG- II Empfänger) mit mehreren Kin<strong>der</strong>n und häufig mit Migrations-<br />

hintergrund. Hier ist von 2006 bis 2009 sogar eine deutliche Steigerung <strong>der</strong> bedürftigen Men-<br />

schen um etwa 40% festzustellen. Es ist davon auszugehen, dass von den insgesamt 1.490<br />

Personen, die von dem Angebot profitieren, ca. 50% Kin<strong>der</strong> sind.<br />

• Die Anzahl <strong>der</strong> Besucher des Café Vinz ist von 20 Personen im Gründungsjahr 2002 auf ak-<br />

tuell 40 Besucher pro Angebotstag gestiegen.<br />

82


9. Resumée und Ausblick<br />

Die Daten zur Verbreitung von Armut in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Menden</strong> sind nur sehr eingeschränkt mit den<br />

Daten auf Landes- o<strong>der</strong> Bundesebene vergleichbar. Das vorhandene Datenmaterial auf <strong>der</strong> kom-<br />

munalen Ebene beschränkt sich auf Indikatoren, die lediglich auf Tendenzen und Entwicklungen<br />

hinweisen können.<br />

Nach den vorliegenden Erkenntnissen ist die Armutsquote in <strong>Menden</strong> etwas weniger angespannt<br />

einzuschätzen als im Landesdurchschnitt.<br />

Es bleibt insgesamt festzustellen, dass es vergleichbare o<strong>der</strong> ähnliche Tendenzen hinsichtlich <strong>der</strong><br />

von Armut bedrohten Risikogruppen gibt.<br />

Darüber hinaus wird es angesichts <strong>der</strong> Dynamik des Wandels in unserer Gesellschaft für viele<br />

Menschen immer schwieriger, die zur Bewältigung des Alltags ausreichenden Kompetenzen zu<br />

erwerben o<strong>der</strong> zu erhalten. (* 51 )<br />

Kin<strong>der</strong> und ihre Familien<br />

So sind beispielsweise auch in <strong>Menden</strong> die Kin<strong>der</strong> überproportional von schwierigen wirtschaftli-<br />

chen Lebensverhältnissen betroffen. Dies hat negative Effekte auf den Bildungsverlauf, die Be-<br />

rufsperspektive sowie die psychische und physische Entwicklung <strong>der</strong> Heranwachsenden. Diese<br />

Feststellung wird umso bedeutsamer, wenn man zusätzlich die rückläufige Bevölkerungsentwick-<br />

lung in den Blick nimmt und bedenkt, dass ein „gesundes“ Aufwachsen von Kin<strong>der</strong>n für den so-<br />

zialen Zusammenhalt <strong>der</strong> Gesellschaft, die Aufrechterhaltung <strong>der</strong> sozialen Sicherungssysteme<br />

und für die Produktivität und Innovationsfähigkeit unserer Wirtschaft unersetzbar ist.<br />

Die Situation verschärft sich noch dadurch, dass die sich verringernde Zahl von Haushalten mit<br />

Kin<strong>der</strong>n mit schwinden<strong>der</strong> Lobby und damit verbunden mit mangeln<strong>der</strong> Toleranz und Akzeptanz<br />

in vielen Lebensbereichen verbunden ist.<br />

In <strong>der</strong> Konsequenz kann dies nur bedeuten, auf <strong>der</strong> kommunalen Ebene umfangreiche Strategien<br />

(weiter) zu entwickeln, die vorhandenen Kin<strong>der</strong> bestmöglich zu versorgen und zu qualifizieren.<br />

Hierzu gehören neben umfangreichen und qualifizierten Betreuungsangeboten, die Sicherung und<br />

Anpassung <strong>der</strong> Jugendhilfeangebote, <strong>der</strong> außerschulischen Bildungsmöglichkeiten und –<br />

Einrichtungen, sowie die Bereitstellung wohnortnaher, attraktiver Freizeitangebote, die auf einem<br />

nichtkommerziellen Hintergrund beruhen.<br />

Gleichzeitig sind diese Angebote so auszurichten, dass sie auf die wachsenden psychosozialen<br />

Probleme von Familien reagieren.<br />

51 Vgl. Schuldner- und Insolvenzberatung Jahresbericht 2007, Caritasverband e.V. Iserlohn – Hemer – <strong>Menden</strong> – Balve, S. 11/12<br />

83


Neben den strukturellen Angeboten und Maßnahmen (z.B. Ausbau <strong>der</strong> Betreuung für Kin<strong>der</strong> un-<br />

ter drei Jahren, Weiterentwicklung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teileinrichtungen und <strong>der</strong> Familienzentren) sind zu-<br />

nehmend aber auch Netzwerke und karitative Angebote erfor<strong>der</strong>lich, um Familien, die von Armut<br />

bedroht sind, zu unterstützen.<br />

Die bereits bestehenden vielfältigen institutionellen und privaten Angebote zur sozialen Siche-<br />

rung müssen deshalb bedarfsgerecht weiter ausgebaut werden. Sie müssen darüber hinaus ver-<br />

netzt werden und Bestandteil eines übergeordneten Informations- und Vermittlungsmanagements<br />

sein. Die dem „Familienlotsen“ zugrunde liegende Idee könnte als Basis für weitere Entwicklun-<br />

gen in diese Richtung dienen.<br />

Kin<strong>der</strong> in alleinerziehenden Familien<br />

Eine zusätzliche Verschärfung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Situation erfahren Kin<strong>der</strong> auch in <strong>Menden</strong>,<br />

wenn sie in einer Familie mit einem alleinerziehenden Elternteil leben.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen und Belastungen, die diese Familien zu bewältigen ha-<br />

ben, erhalten hier - ergänzend zu den oben beschriebenen Strategien - insbeson<strong>der</strong>e Angebote zur<br />

Alltagsentlastung im jeweiligen Sozialraum <strong>der</strong> Familien beson<strong>der</strong>e Bedeutung.<br />

Menschen mit Migrationshintergrund<br />

Auch diese Bevölkerungsgruppe ist analog zur landesweiten Tendenz überdurchschnittlich von<br />

Armut betroffen. Hier sind noch immer mangelnde Integrationserfolge und unzureichen<strong>der</strong><br />

Spracherwerb die wichtigsten Ursachen. Bedenkt man, dass die Gruppe <strong>der</strong> Zugewan<strong>der</strong>ten künf-<br />

tig jünger sein wird als die Gruppe <strong>der</strong> Nichtzugewan<strong>der</strong>ten, gleichzeitig aber die Bildungschan-<br />

cen dieser wachsenden Gruppe signifikant geringer sind, als die deutscher Kin<strong>der</strong>, kann die Stra-<br />

tegie nur darin liegen, diese Gruppe frühzeitig in den Blick zu nehmen und besser als bisher zu<br />

qualifizieren. Der vorschulischen, wie <strong>der</strong> schulischen Sprachför<strong>der</strong>ung wird in den kommenden<br />

Jahren herausragende Bedeutung beizumessen sein. Ebenso wird das gesamtstädtische Integrati-<br />

onskonzept ebenso wie die interkulturellen Aktivitäten auf allen Ebenen schwerpunktmäßig wei-<br />

ter zu entwickeln sein.<br />

Im Hinblick auf die Existenzsicherung <strong>der</strong> älteren Migranten hingegen, werden die kommunalen<br />

Möglichkeiten eher begrenzt sein. Jedoch wird es hier darum gehen, ihnen bei allen Integrations-<br />

bemühungen gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, ihre kulturelle Identität zu leben und zu be-<br />

wahren.<br />

84


Ältere Menschen<br />

Der Anteil <strong>der</strong> älteren Menschen an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung in <strong>Menden</strong> wird signifikant steigen.<br />

Zurzeit ist die Gruppe <strong>der</strong> älteren Menschen unterdurchschnittlich von Einkommensarmut betrof-<br />

fen.<br />

Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Zunahme schwieriger Beschäftigungsverhältnisse und diskontinuierli-<br />

cher Erwerbsverläufe und dem damit einhergehenden Absinken des Rentenniveaus ist jedoch da-<br />

von auszugehen, dass sich die künftige Einkommensentwicklung <strong>der</strong> Älteren deutlich von <strong>der</strong> ge-<br />

genwärtigen Lage unterscheiden wird und das Problem <strong>der</strong> Altersarmut in Zukunft an Bedeutung<br />

gewinnen wird.<br />

Parallel dazu wächst in dieser Altersgruppe <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Menschen, die nach wie vor leistungs-<br />

fähig und leistungsbereit sind. Ältere Menschen sind heute zunehmend „jünger“, flexibler, mobi-<br />

ler, aufgeschlossener und mo<strong>der</strong>ner als in früheren Zeiten. Sie verfügen über breitgefächerte Po-<br />

tentiale und Ziele, sowie über neu gewonnene Freizeit, aufgrund <strong>der</strong> Beendigung <strong>der</strong> Berufstätig-<br />

keit und o<strong>der</strong> Familienphase.<br />

Inwieweit die fachlichen Ressourcen und persönlichen Wertevorstellungen dieser Altersgruppe<br />

zur Weiterqualifizierung von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen o<strong>der</strong> ehrenamtliche Tätigkeiten für die<br />

Gemeinwesenarbeit genutzt werden können, ist in Zukunft genauer in den Blick zu nehmen.<br />

Behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

Die <strong>der</strong>zeitigen Prognosen behin<strong>der</strong>ter Menschen bilden eine längere Lebenserwartung ab. Über<br />

die Hälfte <strong>der</strong> behin<strong>der</strong>ten Menschen in <strong>Menden</strong> ist 65 Jahre und älter.<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung sind in ihrem alltäglichen Leben mit beson<strong>der</strong>en Schwierigkeiten<br />

konfrontiert. Art und Schwere <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung sind bei <strong>der</strong> heterogenen Gruppe <strong>der</strong> schwerbe-<br />

hin<strong>der</strong>ten Menschen jedoch sehr unterschiedlich.<br />

Landesweit haben behin<strong>der</strong>te Menschen insgesamt betrachtet eine geringere Armutsrisikoquote<br />

(8,8%) als die Gesamtbevölkerung. Dies ist jedoch wesentlich auf die Altersstruktur behin<strong>der</strong>ter<br />

Menschen und das unterdurchschnittliche Armutsrisiko älterer Menschen zurückzuführen. Inner-<br />

halb <strong>der</strong> jüngeren Altersgruppen sind die Armutsrisikoquoten landesweit jedoch überdurch-<br />

schnittlich.<br />

85


Eine wesentliche Aufgabe <strong>der</strong> Zukunft wird darin bestehen, die Akzeptanz durch die Bevölke-<br />

rung, sowie potentieller Arbeitgeber zu erhöhen und die Teilhabechancen am öffentlichen Leben<br />

zu verbessern. Darüber hinaus muss es Ziel kommunaler Maßnahmen sein, insbeson<strong>der</strong>e den öf-<br />

fentlichen Raum für diese Altersgruppe zu optimieren. Hierzu gehört auch eine durchgängige<br />

Barrierefreiheit.<br />

Die Intention des Landes, für behin<strong>der</strong>te und von Behin<strong>der</strong>ung bedrohte Kin<strong>der</strong> eine verbesserte<br />

Versorgung für u 3 Kin<strong>der</strong> sicherzustellen, ist im Rahmen <strong>der</strong> kommunalen Möglichkeiten zu un-<br />

terstützen.<br />

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