Dr. Robert Geiger - Lehrstuhl für Pädagogik - TU München
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2 Aktueller Forschungsstand und Forschungsfragen 15<br />
und ihre Gestaltung empirisch fundiert (Denkschrift, S. 62). Für kaufmännisch-verwaltende<br />
Berufe hat das DFG-Schwerpunktprogramm „Lehr-Lern-Prozesse in der kaufmännischen<br />
Erstausbildung“ (Förder-Nr. 191, Förderung 1993 - 1999) einen solchen Weg bereits beschritten<br />
und spezifische Besonderheiten dieses Berufsfeldes im Rahmen des so genannten „Dualen<br />
Systems der beruflichen Ausbildung“ untersucht (siehe Beck, Heid 1996, Beck, Dubs 1998<br />
und Beck 2000). Hier zeigt sich, dass die Berücksichtigung der bereichsspezifischen Besonderheiten<br />
des kaufmännisch-verwaltenden Bereichs zu neuen und überraschenden Einsichten<br />
führt. Für den Bereich der technischen Berufsbildung stehen vergleichbare Ansätze bisher aus<br />
(Nickolaus 2000, S. 204). Qualifizierungsmaßnahmen in der Berufsausbildung sind in hohem<br />
Maße kontextbezogen, während erworbenes Wissen größtenteils als domänenspezifisch anzusehen<br />
ist. Eine eigenständige mikrostrukturelle Lernprozessforschung <strong>für</strong> technische Berufe<br />
muss zwingend neben die in der kaufmännischen beruflichen Erstausbildung treten. Auch hier<br />
gilt, „dass die Gegenstandskomponente [...] <strong>für</strong> den Verlauf des erfolgreichen Wissenserwerbs<br />
von entscheidender Bedeutung ist“ (siehe Beck 1998, S. 7).<br />
Ein weiteres Defizit stellen die aus unterschiedlichen empirischen Arbeiten hervorgehenden,<br />
teilweise widersprüchlichen Erkenntnisse zur Kompetenzentwicklung. Stellvertretend hier<strong>für</strong><br />
stehen kontroverse Ergebnisse der Forschergruppen um Sembill und Nickolaus zu differentiellen<br />
Effekten methodischer Grundentscheidungen in der kaufmännischen und technischen<br />
Berufsausbildung. Eine abgesicherte Einschätzung bedarf hier einer breiteren domänenspezifischen<br />
Befundlage. Achtenhagen und Grubb hingegen heben den konstruktivistischen Ansatz<br />
eindeutig hervor und stellen einen weiteren Forschungsbedarf fest. Sie verweisen dabei auf<br />
Folgendes: „The competencies required by changes in work often require instruction that integrates<br />
both academic and vocational competencies, work-based learning, and more constructivistic<br />
and systems-oriented teaching in the place of the didactic, sequential, skillscentered<br />
methods that have dominated in the past” (2001, S. 631). Nach Gruber, Mandl,<br />
Renkl (1999, S. 20) muss insbesondere der Frage nachgegangen werden, „unter welchen Bedingungen<br />
welche Form der instruktionalen Unterstützung notwendig ist, um erfolgreiches<br />
konstruktives Lernen in komplexen Lernumgebungen ermöglichen zu können“. Vor diesem<br />
Hintergrund muss das „bisher ungeklärte Verhältnis fach- und handlungssystematischer Vorgehensweise<br />
als organisatorische Strukturierung des Unterrichts [...] in jedem Fall vorab geklärt<br />
werden“ (Schäfer, Bader 2000, S. 148).<br />
2.2.1 Untersuchungen in gewerblich-technischen Berufsfeldern<br />
Der Bereich der technischen beruflichen Bildung kann im Vergleich zum Berufsfeld „Wirtschaft<br />
und Verwaltung“ nur mit spärlichen Befunden aufwarten (vgl. Nickolaus 2001, S. 241).<br />
Deutliche Fortschritte brachte Mitte der neunziger Jahre der bayerische Modellversuch „Fächerübergreifender<br />
Unterricht in der Berufsschule“ (FügrU, vgl. Heimerer, Schelten, Schiessl,<br />
1996), in dessen Verlauf drei Dissertationen entstanden (Riedl 1998, Tenberg 1997, Glöggler<br />
1997). Da die hier vorgestellte Untersuchung an die Forschungsarbeiten zum Modellversuch<br />
„Fächerübergreifender Unterricht in der Berufsschule“ (FügrU) anknüpft, sollen diese im Folgenden<br />
kurz vorgestellt werden.<br />
Modellversuch „Fächerübergreifender Unterricht in der Berufsschule (FügrU)“<br />
Der <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Pädagogik</strong> der Technischen Universität (<strong>TU</strong>) <strong>München</strong> führte während des<br />
Modellversuchs „Fächerübergreifender Unterricht in der Berufsschule“ (FügrU) in Bayern<br />
(Laufzeit 1991 bis 1995) im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung mehrere empirische<br />
Untersuchungen zu handlungsorientiertem Lernen durch.