Dr. Robert Geiger - Lehrstuhl für Pädagogik - TU München
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2 Aktueller Forschungsstand und Forschungsfragen 25<br />
Hypothesen der Untersuchung<br />
Die nachfolgend vorgestellten Untersuchungshypothesen gehen aus den theoretischen Überlegungen<br />
zu dieser Forschungsarbeit und bereits vorliegenden, damit in Zusammenhang stehenden<br />
empirischen Ergebnissen hervor.<br />
Hypothese 1: Die verschiedenen Gestaltungsvarianten des analysierten Unterrichts führen zu<br />
unterschiedlichen Lernergebnissen. Dabei werden zwischen den Gestaltungsvarianten SB und<br />
BS die geringsten Unterschiede in der Wissensrepräsentation der Domäne sowie der Transferfähigkeit<br />
dieses Wissens erwartet. Größere Unterschiede werden <strong>für</strong> die Gestaltungsvarianten<br />
SS und BB gegenüber den Gestaltungsvarianten SB und BS erwartet (H1).<br />
Für die erwarteten Lernergebnisse wird vermutet, dass diese dann besonders günstig sind,<br />
wenn systematikorientierte und beispielorientierte Grundorientierungen des Selbstlernmaterials<br />
und der Art der Lehrerunterstützung gegenseitig miteinander kombiniert werden (Gestaltungsvarianten<br />
SB und BS in Übersicht 2-1). Hinter dieser Annahme steht die konstruktivistische<br />
Auffassung, dass Lernprozesse dann besonders nachhaltig sind, wenn eine hohe Aktivität<br />
der Lernenden unter vielschichtigen Betrachtungsperspektiven zu einer Eigenkonstruktion<br />
von Wissen führt. In den Gestaltungsvarianten SB und BS sind individuelle Verarbeitungsprozesse<br />
zwischen unterschiedlichen Lernperspektiven (situiert und systematisierend) besonders<br />
stark ausgeprägt, was Übertragungsleistungen zwischen den verschiedenen Betrachtungsebenen<br />
der Lerngegenstände erfordert. Diese Übertragungsleistungen sind in den gleichförmig<br />
verteilten Gestaltungsmerkmalen der Varianten SS und BB nicht in dem Maße erforderlich.<br />
Daher werden hier<strong>für</strong> größere Unterschiede erwartet.<br />
Hypothese 1 ergibt sich somit aus theoriegeleiteten Überlegungen zu der Annahme, dass sich<br />
eine komplementäre Anordnung instruktionaler und konstruktiver Gestaltungsmerkmale positiv<br />
auf den Erwerb von Handlungskompetenz in einem handlungsorientierten Unterricht auswirkt.<br />
Die Überlegenheit der komplementären gegenüber einer gleichförmigen Verteilung der<br />
vorliegend untersuchten Gestaltungsmerkmale eines handlungsorientierten Unterrichts kommt<br />
in H2 zum Ausdruck:<br />
Hypothese 2: Die erwarteten Lernergebnisse sind dann besonders günstig, wenn systematikorientierte<br />
und beispielorientierte Grundorientierungen des Selbstlernmaterials und der Art<br />
der Lehrerunterstützung miteinander kombiniert werden (H2).<br />
Hypothese 2.1: Die Gestaltungsvariante SS fördert besonders nachhaltig eine systematikorientierte<br />
Ausformung der Wissensrepräsentation der Domäne. Die Transferfähigkeit dieses Wissens<br />
wird jedoch gegenüber den anderen Varianten als geringer erwartet (H2.1).<br />
Hypothese 2.2: Die Gestaltungsvariante SB führt bei den Lernenden zu einer Verknüpfung<br />
der systematischen Wissensrepräsentation der Domäne mit konkreten Anwendungssituationen.<br />
Wissensrepräsentation der Domäne und Transferfähigkeit dieses Wissens werden hier in<br />
höchster qualitativer Ausformung erwartet (H2.2).<br />
Hypothese 2.3: Die Gestaltungsvariante BS führt bei den Lernenden zu einer Verknüpfung<br />
konkreter Anwendungssituationen mit der systematischen Wissensrepräsentation der Domäne.<br />
Die Wissensrepräsentation der Domäne sowie die Transferfähigkeit dieses Wissens werden<br />
in hoher qualitativer Ausformung erwartet (H2.3).<br />
Hypothese 2.4: Die Gestaltungsvariante BB fördert besonders nachhaltig Bezüge der theoretischen<br />
Lerninhalte zu praktischen Anwendungssituationen. Insgesamt werden jedoch geringere<br />
Anteile einer systematischen Wissensrepräsentation der Domäne erwartet (H2.4).