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Dr. Robert Geiger - Lehrstuhl für Pädagogik - TU München

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2 Aktueller Forschungsstand und Forschungsfragen 21<br />

ausbaufähiges Potential birgt, um die kommunikative Kompetenz der Lernenden weiter zu<br />

prägen.<br />

Auch Euler et al. (Beck 2000, S. 54ff.) befassen sich mit der „Förderung sozialkommunikativer<br />

Handlungskompetenz durch spezifische Ausprägungen des dialogorientierten Lehrgesprächs“.<br />

Das Lehrgespräch hat <strong>für</strong> Euler et al. deshalb zentrale Bedeutung, weil es in traditionellen<br />

Unterrichtsformen heute überwiegend noch Anwendung findet und weil auch handlungsorientierte<br />

Konzepte ohne Lehrgespräch nicht auskommen. Daher drängt sich die Frage<br />

auf, inwieweit das dialogorientierte Lehrgespräch Einfluss auf die Entwicklung ausgewählter<br />

Sozialkompetenzen hat.<br />

Mit der Untersuchung „Bedingungen und Auswirkungen berufsspezifischer Lernmotivation in<br />

der kaufmännischen Erstausbildung“ versuchen Krapp/Wild et al. (2001, S. 81 ff.) die Frage<br />

zu klären, wie sich motivationsausbildende Strukturen im Laufe der Ausbildung bei Versicherungskaufmännern/-kauffrauen<br />

verändern. Dabei zeigte sich, dass sich die „Entwicklung berufsbezogener<br />

Interessen“ im ersten Ausbildungsjahr zunächst negativ entwickelt, sich nach<br />

einer Stabilisierungsphase aber auf verhältnismäßig hohem Niveau einpendelt. „In den (qualitativen)<br />

Analysen zur Veränderung berufsbezogener individueller Interessenstrukturen konnte,<br />

entgegen diesen zum Teil negativen globalen Entwicklungstrends, bei allen Probanden die<br />

Entstehung neuer (themenspezifischer) Interessen nachgewiesen werden“ (ebd., S. 82 f.). Die<br />

„Qualität des Erlebens“ stellt sich lernortspezifisch dar. Das Erleben von Selbstbestimmung,<br />

von Kompetenz und sozialer Eingebundenheit stellt sich zu Beginn der Ausbildung <strong>für</strong> die<br />

Lernenden am Lernort Betrieb im Vergleich zum Lernort Berufsschule deutlich positiver dar,<br />

um sich letztendlich im weiteren Verlauf der Ausbildung zu nivellieren. Auf welchem Niveau<br />

sich das emotionale Erleben einpendelt, hängt von der didaktischen Auslegung der Lernsituation<br />

ab. Hinsichtlich der „Auswirkungen der Erlebensqualität auf die Motivation“ stellen<br />

Krapp/Wild et al. fest, „dass die Art der emotionalen Erfahrungen einen Einfluss auf die Entstehung<br />

und Aufrechterhaltung interessenrelevanter motivationaler Orientierung und die Ausprägung<br />

berufsbezogener Interessen hat ...“ (ebd., S. 83). Die „Bedeutung des Ausbildungsinteresses<br />

<strong>für</strong> den Lernerfolg“ zeigte sich im Wesentlichen erst im zweiten Ausbildungsjahr,<br />

insbesondere durch die Abschlussnoten.<br />

Motiviertes Lernen betrachten auch Prenzel et al. (2000, S. 111 ff.) in ihrer Studie „Selbstbestimmung,<br />

motiviertes und interessiertes Lernen in der kaufmännischen Erstausbildung – Ein<br />

Forschungsprojekt in vier Strängen“. Dabei zeigt sich, dass Lernen einerseits durch entsprechendes<br />

Interesse angeregt wird, dass sich andererseits aber Lernen insbesondere aufgrund<br />

eines Pflichtgefühls oder aufgrund der vermuteten Wichtigkeit der Inhalte einstellt. Bemerkenswert<br />

stellen sich die Motivationsunterschiede zwischen Berufsschule und Betrieb dar. Die<br />

Wahlmöglichkeiten, die Rückmeldungen und das kollegiale Lernklima sprechen <strong>für</strong> den Betrieb,<br />

währen die Berufsschule auf eine gute Strukturierung ihres Unterrichts verweisen kann.<br />

Entscheidend ist nach Prenzel et al. – unabhängig vom Lernort – der Zusammenhang zwischen<br />

der Ausgestaltung der Lernumgebung und den Ausbildungs- und Entwicklungschancen.<br />

Abschließend geben Prenzel et al. an, dass eine Entwicklung der Lernmotivation vermutlich<br />

auf ein zwischen Lehrern und Schülern verbessertes Rückmeldeverfahren zurückzuführen ist.<br />

Bloech, Hartung, Orth (1998) untersuchen in zwei Studien den Einsatz von Unternehmensplanspielen<br />

zur Förderung beruflicher Handlungskompetenz. Die Erhebungen stellen einer<br />

komplexitätsgesteigerten Planspielversion eine herkömmliche Planspieldurchführung mit<br />

konstanter Komplexität gegenüber. Hierbei zeigt sich, dass eine an individuelle Lernfortschritte<br />

angepasste Komplexitätserhöhung grundsätzlich geeignet erscheint, unternehmerische<br />

Handlungskompetenz zu fördern. Bei der Planspiel-Durchführung mit schrittweise gesteiger-

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