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Dr. Robert Geiger - Lehrstuhl für Pädagogik - TU München

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2 Aktueller Forschungsstand und Forschungsfragen 17<br />

Weitere wichtige einschlägige Arbeiten<br />

Eine wichtige Zugangsperspektive zu der hier vorgestellten Forschungsarbeit erschließt sich<br />

aus einer Studie von Schollweck (2001). Die Feldforschung mit stark explorativem Charakter<br />

soll klären helfen, welche Gestaltungsmerkmale und Bedingungen zu einer lernförderlichen<br />

Balance zwischen eigentätiger Wissenskonstruktion der Lernenden und lehrergestützter Instruktion<br />

in der Steuerungstechnik führen. Schollweck betrachtet bei ihrer Untersuchung in 24<br />

Fallstudien die Einschätzungen und Beurteilungen einzelner Schüler in einem handlungsorientierten<br />

Unterricht zur Elektropneumatik. Diesen Metalltechnik-Unterricht beschreibt Riedl<br />

(2001) näher. Die Untersuchung will ergründen, welche Gestaltungsmerkmale und Bedingungen<br />

zu einer lernförderlichen Balance zwischen eigentätiger Wissenskonstruktion der Lernenden<br />

und lehrergestützter Instruktion in der Steuerungstechnik führen. Weiter setzt sich die<br />

Untersuchung mit der mentalen und sozialen Grauzone von ‚selbstlernenden‘ Schülern auseinander.<br />

Dieses Desiderat wurde in allen der im Rahmen von „FügrU“ durchgeführten videogestützten<br />

Unterrichtsanalysen deutlich. Die lernenden und arbeitenden Schüler erleben<br />

einen sehr individuellen Lernprozess, relativ fern von der Oberfläche der eigentlichen Lernumgebung.<br />

Um diese Lernwelten aus individueller und sozialer Perspektive einschätzen zu<br />

können, müssen sie spezifisch erhoben werden. Ablaufende Lernprozesse in diesem konstruktivistischen<br />

Unterricht werden aus der „Innensicht“ der Beteiligten analysiert. Untersucht werden<br />

Schüler zweier Industriemechaniker-Klassen im 3. Ausbildungsjahr. Die Erhebung findet<br />

in einer alltagsähnlichen Situation statt, in der die Forscherin als teilnehmende Beobachterin<br />

und Interviewerin agiert. Problemspezifische Interviews in Form von Gruppen- bzw. Einzelgesprächen<br />

werden dann geführt, wenn sich Probleme im Lernprozess oder in der Interaktion<br />

bzw. Motivationsdefizite zeigen. Als ein Ergebnis der Forschungsarbeit zeigt sich, dass die<br />

befragten Schüler in diesem handlungsorientierten Unterricht fachsystematisch gegliederte<br />

Selbstlernmaterialien gegenüber situiert-beispielorientierten bevorzugen.<br />

Nickolaus und Bickmann (2002) gehen am Beispiel der Grundausbildung von Elektroinstallateuren<br />

der Frage nach, ob sich ausgewählte Kompetenzaspekte und die Lernmotivation in<br />

Abhängigkeit von zur Wahl stehenden Lehr-Lern-Arrangements unterschiedlich entwickeln.<br />

Als Kompetenzaspekte berücksichtigen sie Sachwissen, methodisches Vorgehen und die Fähigkeit,<br />

alltagsadäquate Probleme zu lösen. Die Lernmotivation wurde mit Hilfe eines spezifisch<br />

angepassten Instrumentariums von Prenzel u. a. erfasst (Prenzel u. a. 1998). Die über ein<br />

Schuljahr angelegte Feldstudie vergleicht den Alltagsunterricht zwischen „zwei Klassen, in<br />

welchen eher direktive und zwei Klassen in welchen eher handlungsorientierte Lehr-Lern-<br />

Arrangements geschaffen wurden“ (Nickolaus, Bickmann 2002, S. 237). In den Ergebnissen<br />

zum Sachwissen zeigte sich eine eindeutige Überlegenheit der eher direktiv unterrichteten<br />

Klassen. Weniger deutlich sind die Ergebnisse bei der Entwicklung des prozeduralen Wissens.<br />

Entgegen den Hypothesen der Forscher zeigte sich hierbei nicht die erwartete Überlegenheit<br />

handlungsorientierter Unterrichtsformen. Nickolaus und Bickmann sehen auch hier<br />

die eher direkte Unterrichtsform in positivem Licht. Ebenso konnten sich die eher handlungsorientierten<br />

Unterrichtsformen bei der Lösung alltagsadäquater problembehafteter Aufgaben<br />

nicht durchsetzen. Die Ergebnisse der Erhebungen zur Motivationsentwicklung weisen laut<br />

Nickolaus und Bickmann darauf hin, dass „<strong>für</strong> die Motivationsausprägung Bedingungen verantwortlich<br />

sind, deren Einlösung nicht automatisch mit der Wahl der Unterrichtsform gewährleistet<br />

wird, sondern an die entsprechende Ausgestaltung der jeweiligen Unterrichtsform<br />

gebunden ist“ (ebd. S. 242). Leider bleibt die konkrete Ausgestaltung der beiden untersuchten<br />

Unterrichtsformen bis auf wenige Hinweise unklar. Es wird lediglich erklärt, dass es sich um<br />

„Unterrichtsformen, wie sie im Unterrichtsalltag gängig sind“ handle (ebd. S. 237). Darin

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