07.03.2013 Aufrufe

Dr. Robert Geiger - Lehrstuhl für Pädagogik - TU München

Dr. Robert Geiger - Lehrstuhl für Pädagogik - TU München

Dr. Robert Geiger - Lehrstuhl für Pädagogik - TU München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3 Theoretische Grundlagen<br />

Im folgenden Kapitel werden zunächst in Abschnitt 3.1 die theoretischen Grundlagen zum<br />

Konzept des in der vorliegenden Forschungsarbeit untersuchten Unterrichts dargestellt. Daran<br />

schließt in den Abschnitten 3.2 und 3.3 eine theoretische Verortung der Gestaltungsvarianten<br />

der eingesetzten Selbstlernmaterialien und des Lehrerverhaltens an.<br />

3.1 Zum Unterrichtskonzept<br />

Die traditionelle Art des Wissenserwerbs in der Schule mit ihrem unzureichenden Anwendungsbezug<br />

ist zunehmend in die Kritik geraten. Wissen wird demnach kaum in bestehendes<br />

Vorwissen integriert und zu wenig damit vernetzt. Notwendige Bezüge zwischen praktischen<br />

und theoretischen beruflichen Anforderungen werden nicht oder zumindest in zu geringem<br />

Maße hergestellt. In diesem Zusammenhang wird das Phänomen des „trägen Wissens“ intensiv<br />

diskutiert, nach dem vorhandenes Wissen in konkreten Handlungssituationen nicht zum<br />

Einsatz gebracht werden kann (näher siehe z.B. Gruber, Renkl 2000). Daraus leiten sich Forderungen<br />

<strong>für</strong> Wissenserwerbsprozesse ab, die eine Anwendbarkeit von Wissen verbessern<br />

sollen.<br />

Für die konkrete Gestaltung des in Kapitel 4 näher beschriebenen Unterrichts der vorliegenden<br />

Untersuchung bilden die Ausführungen von Dubs (1995b) und Riedl, Schelten (2004) die<br />

theoretische Grundlage. Dubs führt Merkmale konstruktivistischen Unterrichts an (ebd. S.<br />

890f.) und kennzeichnet die folgenden konstruktivistischen Elemente guter Unterrichtsgestaltung<br />

(vgl. ebd. S. 893f.):<br />

a) Konstruktivistischer Unterricht erfolgt in einer starken Lernumgebung, d.h. die Lernumgebung<br />

wird so gestaltet, dass sich die Lernenden ihr Wissen aus komplexen, realistischen<br />

Problemen in authentischen Situationen konstruieren.<br />

b) Lernen findet in der „Zone der proximalen Entwicklung“ (Vygotsky 1962, zit. nach Dubs<br />

1995b, S. 893) statt, d. h. die Lernsituation ist so komplex, dass sie nicht von einem Einzelnen<br />

bewältigt werden kann, sondern eine kollektive Anstrengung (Mitschüler, Lehrer)<br />

erfordert.<br />

c) Die Lernenden haben genügend Spielraum <strong>für</strong> die eigene Wissenskonstruktion. Wissen<br />

wird nicht präsentiert, sondern erarbeitet und entwickelt.<br />

d) Lehrer in einem konstruktivistischen Unterricht<br />

- fördern und akzeptieren die Autonomie und Initiative der Lernenden,<br />

- ermöglichen es den Lernenden den Ablauf der Lernprozesse zu beeinflussen,<br />

- holen die Schüler auf deren Kenntnisstand ab,<br />

- fördern den Dialog untereinander und verzichten darauf, fertige Lösungen zu geben und<br />

- fördern die Diskussion von Fehlern, Widersprüchen, Hypothesen und Wahrheiten.<br />

Riedl (2004, S. 89ff.) beschreibt <strong>für</strong> einen voll entwickelten handlungsorientierten Unterricht<br />

acht Bestimmungsgrößen. Vergleicht man diese mit den genannten vier konstruktivistischen<br />

Elementen guter Unterrichtsgestaltung, so zeigen sich in den beiden Unterrichtsbeschreibungen<br />

große Ähnlichkeiten (siehe Übersicht 3-1). Aufgrund der teilweisen Übereinstimmung der<br />

beiden Unterrichtsbeschreibungen kann festgestellt werden, dass ein voll entwickelter handlungsorientierter<br />

Unterricht den Anforderungen eines gut gestalteten, konstruktivistischen<br />

Unterricht gerecht wird. In den Teilbereichen „Innere Differenzierung“, „Handlungssystema-<br />

27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!