07.03.2013 Aufrufe

Dr. Robert Geiger - Lehrstuhl für Pädagogik - TU München

Dr. Robert Geiger - Lehrstuhl für Pädagogik - TU München

Dr. Robert Geiger - Lehrstuhl für Pädagogik - TU München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

3 Theoretische Grundlagen 29<br />

sen und Kenntnissen über die Objekte und Ideen der Welt und deren Beziehungen untereinander<br />

auf interne Repräsentationen. In der Lehre wird dabei auf dieser objektivistischen Grundlage<br />

aus traditioneller Sicht versucht, durch eine von außen gesteuerte Wissensvermittlung<br />

kognitive Strukturen bei den Lernenden zu verändern.<br />

Normatives Paradigma Interpretatives Paradigma<br />

Technologischer<br />

Machbarkeitsoptimismus<br />

Informationsgesellschaft<br />

(Sender-Empfänger-Modell)<br />

Wissensvermittlung,<br />

Steuerung<br />

Verbindliche<br />

Wahrheiten<br />

Unterstützung von<br />

Selbstlernorganisation<br />

Lern- und Kommunikationsgesellschaft<br />

Selbstgesteuertes Lernen<br />

Pluralität der<br />

Wirklichkeitskonstruktionen<br />

Reduktionistisches Weltbild Holistisches Weltbild<br />

Vermittlung von Antworten Anregungen von Fragen<br />

Konsens / Einheit Differenz / Vielfalt<br />

Perfekte Lösungen Irrtumswahrscheinlichkeiten<br />

Erkenntnis als Abbildung Erkenntnis als Konstruktion<br />

Übersicht 3-2: Normatives versus interpretatives Paradigma (Siebert 1999, S. 15)<br />

Der „Konstruktivismus“ als Erkenntnistheorie „ist ein Beitrag zu einem Paradigmenwechsel,<br />

zu einer Wende von einer normativen zu einer interpretativen Weltanschauung“ (Siebert<br />

1999, S. 15, Hervorhebungen im Original). Häufig führt die unreflektierte Gleichsetzung des<br />

Konstruktivismus als Erkenntnistheorie mit einer konstruktivistischen Lerntheorie zu Fehlbeurteilungen<br />

konstruktivistischer <strong>Pädagogik</strong> (vgl. Meixner & Müller 2001, S. 4). Die einzige<br />

Überschneidung besteht hierbei, dass eine konstruktivistische Lerntheorie wie auch radikale<br />

Konstruktivisten davon ausgehen, dass Wissen abhängig vom Subjekt individuell „erzeugt“<br />

wird. In didaktischen Kontexten wurde der Konstruktivismus jedoch „nie in seiner radikalen<br />

Form, sondern immer schon als ein gemäßigter, moderater vertreten“ (Terhart 2000, S. 191).<br />

Dies erklärt auch die oftmals synonyme Verwendung der Begriffe „gemäßigt konstruktivistisch“<br />

und „konstruktivistisch“ <strong>für</strong> die Beschreibungen eines Unterrichts. Aus schulischer<br />

Sicht spricht schon allein die zeitliche Begrenztheit von Unterricht gegen die Umsetzung radikal<br />

konstruktivistischer Ansätze. Unter einer gemäßigt-konstruktivistischen Perspektive<br />

wird versucht, „die Prinzipien von Instruktion und Konstruktion miteinander zu verbinden.<br />

Aus pragmatischer Sicht erscheint es zum einen weder möglich noch sinnvoll, im Unterricht<br />

ständig fertige Wissenssysteme nach feststehenden Regeln vermitteln zu wollen; auf der anderen<br />

Seite hätte es wenig Sinn, allein auf die Konstruktionsleistungen der Lernenden zu vertrauen“<br />

(Reinmann-Rothmeier, Mandl 2001, S. 627f.). Im Sinne einer pragmatischen Perspektive<br />

lässt sich als Ziel eine Balance zwischen expliziter Instruktion durch Lehrende und konstruktiver<br />

Aktivität der Lernenden“ formulieren (vgl. ebd.).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!