Die Alliierten benötigten dann den gesamten Oktober und einen Großteil des Novembers, um die Gustav-Linie zu erreichen. Dies hatten sie in erster Linie den schlechten Witterungsbedingungen und dem unwegsamen Gelände zu verdanken, die sich mit den außergewöhnlich erfahrenen Verteidigern der Wehrmacht verbündet hatten. Zu diesen standhaften und unerbittlichen Einheiten gehörte das 1. Fallschirmjäger Korps, die 26., 16., und “Hermann Göring”- Panzerdivision, sowie die Gebirgsjägerdivisionen 334, 305, 94, 65, 44 und 5. Gegen diese Streitmacht traten die 3 rd , 34 th , 36 th und 45 th Infantry Division der Amerikaner zusammen mit insgesamt 7 Infanteriedivisionen der Briten und Commonwealth-Staaten, sowie einer britischen Panzerdivision an. Schwachstellen bei den deutschen Streitkräften konnten dann von den amerikanischen Befehlshabern ausgenutzt werden, um Truppen der 1 st Armored Division und der 3 rd , 34 th , und 45 th Infantry Division bis nach Anzio vorstoßen zu lassen. Somit befanden sich die Amerikaner am 22. Januar 1944 bereits ein ganzes Stück weit jenseits der Gustav-Linie in der Nähe von Rom. Daraufhin wurden die 34 th und 45 th Infantry Division aus ihren Stellungen südlich von Cassino abgezogen, um den Vormarsch der US-Streitkräfte dort zu unterstützen. Zu den deutschen Heeresteilen, die mit der Verteidigung von Anzio und dem Rückzugsweg nach Rom beauftragt wurden, gehörten die Lehr-, 3., 4., 26., 29., 114., 362. und 715. Infanteriedivision, die 16. SS-Division, sowie das I. Fallschirmjäger Korps, das zusammen mit der 65. Infanteriedivision zur Verteidigung Roms abgezogen wurde. Das Gebiet um Monte Cassino konnte schließlich nach heftigen Kämpfen zwischen der 23 rd US Infantry Division, drei neuseeländischen, zwei polnischen und zwei indischen Infateriedivisionen auf der einen und den deutschen Infanteriedivisionen 44. und 71, der 1. Fallschirmjägerdivision sowie der 90. Panzergrenadierdivision auf der anderen Seite im Frühling eingenommen werden. Das Durchbrechen der Gustav-Linie bei Cassino und anderswo versetzt die alliierten Streitkräfte, die nun auch noch durch starke Kräfte des Freien Frankreichs und Polens verstärkt worden waren, in die Lage, im Mai weiter nach Norden vorzustoßen, um den angeschlagenen Verteidigern von Anzio zur Hilfe zu kommen. Dieser vereinigten Streitmacht gelang es schließlich, nach schweren Kämpfen am 4. Juni Rom einzunehmen und die deutschen Truppen in Italien bis Kriegsende langsam immer weiter nach Norden zurückzudrängen. NORMANDIE 36 Nachdem es ihnen am 6. Juni 1944 gelungen war, einen Brückenkopf in der Normandie zu errichten drängten die Alliierten weiter landeinwärts. Deutsche Verstärkungen, zu denen auch einige ihrer besten Panzerdivisionen gehörten, beeilten sich daraufhin, einen alliierten Durchbruch nach Süden zu verhindern. Die Operationen Epsom und Goodwood, mit denen britische und Commonwealth-Streitkräfte die Stadt Caen einnehmen wollten, wurden auf diese Weise im östlichen Abschnitt des Brückenkopfes von den frischen Truppen zurückgeschlagen. Zur gleichen Zeit drangen die amerikanischen Truppen langsam vor, um zuerst einmal die Cotentin-Halbinsel mit ihrem wichtigen Hafen Cherbourg einzunehmen, der von den deutschen Infanteriedivisionen 9, 77, 79, 243 und 709 gehalten wurde. Die Amerikaner setzen die 1 st , 2 nd , 4 th , 9 th , 29 th und 90 th Infantry Division zusammen der 2 nd Armored Division, sowie die 101 st und 82 nd Airborne Division ein. Nachdem Cherbourg am 26. Juni gefallen war, führten die Amerikaner zusätzliche Reserven heran und sicherten die Halbinsel, indem sie noch St. Lo, Marigny und La Haye-du-Puits einnahmen, so daß weitere deutsche Verstärkungen an einem Vordringen in dieses Gebiet gehindert wurden. In diesem Bereich hielten sich die deutschen Infanteriedivisionen 265, 275 und 352, sowie die 3. Fallschirmjägerdivision und die 17. SS-Division auf. Am 25. Juli versuchten amerikanische Streitkräfte unter dem Codenamen Operation Cobra den Ausbruch. Als Startpunkt hierfür diente der am weitesten im Westen gelegene Abschnitt des Brückenkopfes, wo sich General Pattons 3 rd Army befand. Die Speerspitze dieses Angriffs bildeten die 3 rd , 4 th , und 6 th Armored Division gemeinsam mit der 1 st Infantry Division. Indem sie das XIX. und V. Corps bei St. Lo als Achse benutzten, brachen die zu Pattons Armee gehörenden VII. und VIII. Corps bei Lessay durch, um dann die Küste entlang rasch in südlich Richtung bis Avranches und Mortain vorzustoßen. Die Deutschen setzten an dieser Stelle das II. Fallschirmjäger Korps, das XLVIII. Panzer Korps, die 363. Infanteriedivision, sowie die 2. und 116. Panzerdivision ein. Dank guter Planung auf Seiten der Alliierten und der zahlenmäßigen Überlegenheit ihrer Panzer, Flugzeuge und Soldaten konnten die deutschen Truppen dabei bis auf einen engen Rückzugsweg in der Nähe von Argentan eingekesselt werden. Während die Deutschen durch örtlich begrenzte Angriffe weiter in Schach gehalten wurden, engten die Alliierten dieses als Kessel von Falais bezeichnetet Gebiet immer weiter ein. Britische und kanadische Kräfte übten dabei von Norden her Druck aus, während die 3 rd US Army den südlichen Abschnitt übernahm. Bis zum 12 August hatte die deutschen Truppen den allgemeinen Rückzug aus Frankreich angetreten, während amerikanische Streitkräfte weit nach Süden und Osten vorstießen, wobei sie am 11. August die Loire überschritten und somit Paris bedrohten. Die eingeschlossenen Deutschen, zu denen
37 auch die 5. Panzerarmee unter Obergruppenführer Sepp Dietrich und die 7. Arme unter General Hausser gehörten, versuchten einen geordneten Rückzug zu erkämpfen, während sie ihre Einheiten durch den schrumpfenden Flaschenhals bei Argentan führten. Ihnen unterstanden dabei das I. und II. SS Panzer Korps, das LXXIV. und LXXXIV Korps, das LVIII. Und XLVII. Panzer Korps, sowie das II. Fallshirmjäger Korps, die allerdings allesamt an einem bedrohlichen Mangel an Nachschub, und hierbei insbesondere an Treibstoff, litten; hinzu kam noch, daß viele ihrer Fahrzeuge bereits vernichtet worden waren oder aufgegeben werden mußten. Trotzdem gelang es ihnen im Rahmen erbitterter Kämpfe, das Gebiet um Argentan eine Woche lang offen zu halten, was ausreichte, um dem Großteil der deutschen Truppen die Flucht nach Osten zu ermöglichen, wo sie danach neu organisiert und versorgt werden würden, um für die Ardennen-Offensive des kommenden Winters bereitzustehen. Am 20. August trafen amerikanische und kanadische Streitkräfte zusammen und schlossen somit den Kessel von Falais, so daß sich die dort noch eingeschlossenen deutschen Truppen zur Kapitulation veranlaßt sahen.