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36 Sights and Scenes 2. „Auf die Vielfalt bin ich richtig stolz“ TV-Köchin Suzanne Husseini aus Dubai interpretiert die traditionelle arabische Küche neu und lobt deren Zutaten und Raffinesse Text: Carole Corm Neu-Interpretation Gemüse-Moussaqa’a aus Kichererbsen in Auberginenscheiben, zubereitet mit Zimt, Minze, Pinienkernen und Granatapfelsirup. Köche an die Macht! Man stelle sich einmal vor, wie der Nahe Osten dann aussähe. Lokale Gerichte und Traditio nen hätten einen hohen Stellenwert, biologische Landwirtschaft würde gefördert, und es gäbe frische Produkte im Überfl uss. Kein schlechter Start für eine Region, die sich gerade neu erfi ndet. Und dann brächte man noch Suzanne Husseini ins Spiel, eine in Dubai lebende palästinensische Köchin mit überaus optimistischer Lebenseinstellung. Ihr Motto ist ohne jeden Zweifel: „Yes we can“. Mit ihrer Fernsehsendung „Sohbe Taibe“ und ihrem Kochbuch „When Suzanne Cooks“ (Motivate Publishing) hat sie das reichhaltige Repertoire der Küche des Nahen Ostens modernisiert. „Ich möchte mit dem Missverständnis aufräumen, dass die Rezepte der arabischen Küche kompliziert sind“, erklärt sie. „Natürlich gibt es da kniff lige Dinge, aber auch eine ganze Menge frischer und gesunder Gerichte. Die arabische Küche ist wie ein Obstgarten.“ Zu Hause sind die Frauen fürs Kochen zuständig, aber auch im arabischen Fernsehen stehen meist Männer am Herd. Jahrelang zeigten sie in altmodischen Sendungen, wie man Mahschi Malfuf, gefüllten Kohl mit Reis, und westliche Gerichte zubereitet, die längst nicht mehr zeitgemäß sind, wie Bœuf Stroganoff . Die perfekt gekleidete Suzanne Husseini, die mit ihrem ausdrucksvollen Augen- Make-up wie ein italienischer Filmstar aussieht, erklärt mit ansteckendem Optimismus alles von Fattusch, dem Bauernsalat, bis Kibbeh – Klöße aus Getreidebrei und Hackfl eisch. „Ein wunderschöner Strauß frischer Kräuter ist für mich schon Inspiration genug, etwas daraus zu kochen“, sagt Husseini. Ein so entspannter Ansatz entspricht genau dem Lebensgefühl der jüngeren Generation im Nahen Osten. Auch die Expats in den Emiraten sind begeistert. Sie möchten mehr über die lokale Küche erfahren, von der sie bisher vor allem Schawarma und Hummus kannten. Vielleicht kommen Suzanne Husseinis Liebe zur arabischen Küche und ihr Wunsch, sie anderen nahezubringen, gerade daher, dass sie nicht im Nahen Osten, sondern im kühlen kanadischen Ottawa aufgewachsen ist – ihre Eltern wanderten dorthin aus, als sie noch ein Kind war. Für sie war die arabische Küche damals eine Verbindung zu der Welt, die die Familie hinter sich gelassen hatte. „Anfangs haben sich meine Klassenkameraden über meine seltsamen Pausenbrote gewundert, aber dann fanden sie sie auf einmal cool“, erinnert sie sich an ihre Schulzeit. „Meine Mutter machte immer ganze Berge von Falafel. Ich nahm auch welche mit zur Schule. Meine Klassenkameraden fanden das exotisch, aber nachdem sie erst einmal probiert hatten, waren
Köchin mit Star-Appeal Suzanne Husseini ist auch optisch eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Die eher biederen arabischen Fernsehköche lehrt sie das Fürchten. sie total begeistert und haben schon bald Bestellungen bei mir aufgegeben.“ Husseinis Traumberuf war Pädagogin: „Ich habe mich immer als die geborene Lehrerin gesehen.“ Sie unterrichtete in Schulen, brachte Erwachsenen die Prinzipien einer gesunden Ernährung näher und gab sogar Pilates-Kurse. Doch am beliebtesten war ihr Kochunterricht. Und so beschloss sie, die Rezepte aus ihren Kindertagen auszugraben: „Meine Mutter machte vieles selbst: arabisches Brot, Marmelade, Hummus, Käse und Labneh, dickfl üssigen Joghurt-Dip.“ Sie begann, in Dubai Kochkurse zu geben. Husseini hoff t, die Einstellung zum Essen verändern zu können. „Dieses Land ist für seine sprichwörtliche Groß- FOTOS: PETRINA TINSLAY, VERLEGER: MOTIVATE, AUTORIN: SUZANNE HUSSEINI 37 zügigkeit und Gastfreundschaft bekannt. Leider sind so viele wunderschöne Rituale verlorengegangen, die mit Kochen und Essen zu Hause verbunden sind. Wer will schon noch daheim kochen?“ Selbst Restaurants, die traditionelle nah östliche Küche anbieten, scheinen sich im Dickicht dieser Entwicklung verirrt zu haben, beklagt sie. „Die Auswahl ist immer gleich. Gute Küche nach Hausfrauenart? Fehlanzeige.“ Sie möchte anderen vor Augen führen, was sie verloren haben. „Ich möchte, dass die Familien wieder zusammen kochen und es genießen, gemeinsam zu essen. Die Kinder sollen nicht aus der Küche gescheucht werden, sondern mitkochen und lernen, wie gesundes Essen zubereitet wird. In der arabischen Küche gibt es so viele tolle Zutaten. Auf diese Vielfalt bin ich richtig stolz.“ Mit dieser Philosophie liegt sie genau im Trend, was ihr auch die Unterstützung von Gaggenau eingebracht hat. Sie kocht live bei Gaggenau Events und nutzt bei ihren Veranstaltungen, wie jüngst bei der Bride Show in Dubai, auch die neue Mobile Kitchen von Gaggenau. Ihr aktuelles Kochbuch „When Suzanne Cooks“ wurde von Gaggenau gesponsert. „Ich wollte diese raffi nierte und anspruchsvolle Küche in einem besonderen Buch ins rechte Licht rücken“, sagt sie. Mit den Fotos und der Gestaltung beauftragte sie Petrina Tinslay und Alison Attenborough, die schon für Nigella Lawson und Vogue Food gearbeitet haben. Gerade verhandelt sie über zwei Koch shows: eine auf Arabisch, eine auf Englisch. Gaggenau wird wohl wieder mit von der Partie sein, denn Suzanne Husseini hat die Gabe, sowohl das arabische als auch das westliche Publikum anzusprechen. Damit wird sie es weit bringen, genauso wie mit ihrer modernen Interpretation der besten Gerichte aus der traditionellen arabischen Küche.
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