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Sommer - Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland

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atergruppe aus Eltern und Freunden der RSS. Ich wirkte im «<strong>Sommer</strong>nachtstraum»<br />

mit, und das war für mich sehr prägend. Auch das 12.-Klass-Theater war für mich<br />

wichtig, obschon wir Schüler damals sehr genau spürten, dass das Kollegium unserem<br />

Regisseur nicht voll vertraute. Trotzdem höre ich immer wieder, dass unser Stück<br />

«Der Gesang im Feuerofen» von Carl Zuckmayer vielen in tiefer Erinnerung geblieben<br />

ist. – Es war toll, dass ich an der <strong>Steiner</strong>schule unzählige Möglichkeiten bekam, mich<br />

auszuleben.<br />

Kristian:<br />

Ich erinnere mich noch sehr gut an das «<strong>Sommer</strong>spiel» und wie ich gebannt als Faun<br />

hinter der Bühne dem Pan zuhörte, tief ergriffen von der einsetzenden Musik und<br />

seinen Worten. Jahre später spielte ich dann selber den Pan… Die vielen Bühnenauftritte<br />

haben mir sicher Selbstvertrauen gegeben. Das freiwillige 10.-Klass-Theater war<br />

für mich der Höhepunkt.<br />

Fabian:<br />

Ich erinnere mich an das 8.-Klass-Theater. Mein Lehrer gab mir eine Regieanweisung.<br />

Ich musste «Raub und Mord» sagen, dabei das r rollen und mit meinen Händen eine<br />

vorbestimmte Geste machen. Ich fühlte mich unwohl. Ich erlebte dies als einen gewissen<br />

«Stil», die gestischen Mittel empfand ich als «Auftrag». Doch das hat mir<br />

nicht geschadet. Ich bin dankbar für das grosse Angebot an der <strong>Schule</strong>, es hat mich<br />

angeregt nachzudenken wie auch einiges in Frage zu stellen. Im 12.-Klass-Theater<br />

wurde ich in einer Hauptrolle endlich gefordert. Ich hoffte zugleich, einer Angebeteten<br />

zu gefallen, in die ich schon lange verliebt war. Leider machte ich ihr nicht den<br />

erhofften Eindruck…Während dieser sehr intensiven Zeit begann bei mir ein ernsthaftes<br />

Nachdenken über den Schauspielberuf.<br />

Sollte beim Schultheater der Prozess oder das Resultat wichtig sein?<br />

Jan:<br />

Wer öffentlich aufführt, muss auch Qualität geltend machen. Das verunmöglicht aber<br />

neue Experimentalformen. Man erwartet das möglichst Perfekte. In einer Klasse<br />

kann es viele Talentierte geben, Zugpferde, die mit Elan und Initiative dabei sind.<br />

Ohne sie wird der Regisseur vor eine fast unlösbare Aufgabe gestellt. Den Prozess<br />

erleben alle, aber mit unterschiedlich grossen Schritten. Über die möglichen Resultate<br />

müssten wir schon noch reden!<br />

Fabian:<br />

Die Bühne ist eine Plattform, die ausstellt! Sie ist brutal, es kann Verlierer geben.<br />

Man muss als Schauspieler exhibitionistisch veranlagt sein. Nicht jeder erträgt das!<br />

Ist jemand nicht bereit, kann die Bühne negativ wirken! Deshalb stelle ich es in Frage,<br />

pädagogische Rollenbesetzungen vorzunehmen; wer talentiert ist, soll gefordert<br />

werden, wer nicht so begabt ist, spielt etwas, das ihm liegt. Andere spielen eben<br />

Jan Hubacher<br />

kleinere Rollen! Castings könnten die Konsequenz sein, dabei soll es darum gehen,<br />

zu beurteilen, aber nicht zu verurteilen. Diese Castings könnten auch eine Vorbereitung<br />

auf Vorstellungsgespräche nach der Schulzeit sein. Man will mit der Aufführung<br />

doch einen guten, unterhaltsamen Abend gestalten.<br />

Kristian:<br />

Ich kenne das aus meinen Regiearbeiten in Wetzikon: Irgendwann kam ich an den<br />

Punkt, wo ich sagte: «Nein, das können wir nicht aufführen, wir schaffen das nicht!»<br />

Es ging aber weiter, und die Aufführung war jedes Mal ein Riesenfest in der ganzen<br />

Klasse. Alle waren völlig happy, auch die mit den kleinen Rollen. Ich glaube, das hat<br />

auch mit jenem Beispiel «Raub und Mord» zu tun. Wenn ich diesen jungen Menschen<br />

etwas aufdrücke, was sie nicht verstehen, ist das ein Frust. Es geht um die Schüler<br />

und nicht um einen Stil. Es geht nur darum, dass die Schüler ihre Figur und ihre<br />

Handlungen auf der Bühne finden und verstehen. Es muss am Schluss ein gutes<br />

Produkt sein. Am besten nicht länger als 90 Minuten. Ich musste wegkommen von<br />

grossen Ideen, musste auf die Schülerinnen und Schüler eingehen, sonst hätte ich<br />

keine Chance gehabt. Ich finde es tragisch, wenn ich in einem 12.- oder 8.-Klass-<br />

Theater sitze und nur auswendig gelernten Text geliefert bekomme. Was mache ich<br />

dann als Zuschauer? Ich beklatsche das Auswendiglernen. Wenn die Jugendlichen<br />

nur Text rezitieren, verstehen sie nicht, was ihre Figur wirklich bewegt. Das macht<br />

keinen Sinn.<br />

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