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Sommer - Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland

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Computerspiele vor allem männlichen Jugendlichen virtuell das Bedürfnis nach Anerkennung<br />

ersetzen, sie aber von der realen Welt abkoppeln und ihre Entwicklungsmöglichkeiten<br />

beeinträchtigen.<br />

Die Entdeckung der Spiegelneuronen Mitte der neunziger Jahre bestätigte, dass ein<br />

neurobiologisches System besteht, dessen einziger Zweck darin besteht, beobachtetes<br />

Verhalten anderer Menschen im eigenen Gehirn diskret innerlich mit zu tun.<br />

Spiegelneuronen bilden nicht nur Handlungen nach, sondern auch Empfindungen<br />

und Gefühle. Dadurch entstehen Gesamteindrücke, die in uns ein Gesamtbild der<br />

uns nahe stehenden Menschen verschaffen, das uns verändern kann und das wir<br />

verinnerlichen. Das bedeutet, dass unsere Kinder, neurobiologisch gesehen, nicht<br />

nur registrieren, wie sie wahrgenommen werden und wer sie sind, sondern auch, wer<br />

sie sein könnten, d, h., wo ihre Potenziale liegen. Nehmen sie keine Visionen in ihren<br />

Bezugspersonen wahr, dann wissen sie nicht, wohin die Reise gehen soll. Sie verarbeiten<br />

beides – sowohl das unmittelbare Vorbild handelnder Personen als auch die<br />

Spiegelung ihres eigenen Bildes, das sie von ihren Bezugspersonen erhalten –<br />

Schritt um Schritt zu einem eigenen Selbst. Damit räumt der Autor der Vorbildfunktion<br />

eine entscheidende Bedeutung ein bzw. sagt er, es ist dafür sozusagen der neurowissenschaftliche<br />

Beweis erbracht.<br />

Voraussetzung ist, dass eine Bezugsperson da ist. Darüber hinaus muss diese sich<br />

als vitaler Mensch zeigen, der das Leben liebt, der weiss, wie man Probleme löst,<br />

sich für Ziele begeistern kann und für Werte eintritt, die er für richtig hält. Dabei muss<br />

sie menschlich bleiben, darf also keine Gewalt ausüben oder jemanden demütigen<br />

und eigene Schwächen nicht verleugnen. Perfektionismus wäre an dieser Stelle<br />

schädlich! Viel wichtiger als Perfektion in dieser Hinsicht ist Authentizität, denn sie<br />

kann im Kind etwas Magisches erzeugen, was die Neurobiologen Resonanz nennen.<br />

Kinder brauchen wahre Rückmeldungen, die eine Vision ihrer Entwicklungsmöglichkeiten<br />

enthalten. Fächer, die in der <strong>Schule</strong> Resonanz erzeugen, sind künstlerische<br />

und Bewegungsfächer; Sport, wenn das spielerische Element gepflegt wird und der<br />

Lehrplan nicht leistungsorientiert ist.<br />

Dies sind die Grundlagen, auf welche J. Bauer seine sieben Perspektiven für Schüler,<br />

Lehrer und Eltern stellt, und aufzeigt, wie <strong>Schule</strong>n wieder Treibhäuser der Zukunft<br />

werden können. Es gibt Kapitel über das Lehrersein, die Situation der Eltern, die Zusammenarbeit<br />

bis hin zu einem Schulvertrag, die Aufgabe der Politik und der Wissenschaft<br />

und zum Schluss eine Darstellung der heutigen Gesellschaft und ihrer Wirkung<br />

auf die Pädagogik.<br />

Dieses Buch ist sehr spannend, lebensnah und anspruchsvoll, aber doch so verständlich<br />

geschrieben, dass die Neurobiologie auch für mich als Laie nachvollziehbar<br />

wird. Die Forschungsergebnisse sind so geordnet, dass der Leser nicht mit Fakten<br />

überhäuft wird, der Umfang des Buches ist leicht zu bewältigen. Für vieles, was<br />

ich im pädagogischen Alltag an Herausforderungen erlebe, fand ich hier nicht Rezepte,<br />

aber Anregungen und Perspektiven.<br />

Der Ton ist sehr freilassend, es gibt viele Möglichkeiten, wie <strong>Schule</strong> gelingen kann,<br />

und doch zielorientiert in der Beschreibung der Rahmenbedingungen. Als Ganzes<br />

gesehen ist dieses Buch eine Ermutigung für Schüler, Eltern und Lehrer, die Freude<br />

an ihrer Aufgabe zu behalten. Ich finde es sehr inspirierend und empfehlenswert.<br />

12. Klass-Spiel 2008, Woyzek von Georg Büchner, Regie: Roland Körner<br />

Catherine Langmair<br />

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