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Sommer - Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland

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sieben Jahre gut, in denen zwei weitere Kinder und einige Stellenwechsel und Weiterbildungen<br />

seitens meines Mannes dazu kamen. Im Herbst 2000 beschloss mein<br />

Mann, sein Leben ohne uns weiter zu führen. Das war der bisher härteste Schlag in<br />

meinem Leben: An einem Punkt zu scheitern, an welchem man es am wenigsten erwartet<br />

hätte.<br />

Nun, allein erziehend, überlegte ich mir die Möglichkeit der <strong>Steiner</strong>schule nochmals.<br />

Doch ich sah mich finanziell wie auch emotional nicht in der Lage, die nötigen Bemühungen<br />

zu leisten, um meinen Kindern diese <strong>Schule</strong> zu ermöglichen und trotzdem<br />

noch genügend Zeit für sie zu haben. Um mich finanziell zusätzlich über Wasser zu<br />

halten, machte ich in den folgenden Jahren einige Gelegenheitsjobs. Eine Stelle als<br />

Krankenschwester zu finden, die sich mit dem Zusammenleben mit drei Kindern an<br />

365 Tagen im Jahr vereinbaren lässt, zog ich gar nicht erst in Erwägung. So arbeitete<br />

ich im Büro meines Vaters und als Tupperware-Beraterin. Letzteres gab mir viel mehr<br />

als nur Lohn, denn das Aufgefangenwerden in einem liebevollen und motivierenden<br />

Team vermag unendlich viel. Diese Erfahrung versuche ich auch weiter zu tragen in<br />

meine heutige Tätigkeit.<br />

2002 zogen wir nach Pfäffikon ZH in das Haus von ehemaligen <strong>Steiner</strong>schul-Eltern.<br />

Hier haben wir nun einen Garten, in dem ich all mein hängen gebliebenes Gartenbauwissen<br />

ausleben kann. Das Haus liegt in unmittelbarer Nähe zu <strong>Schule</strong> und Kindergarten,<br />

deshalb begrub ich nun die Idee, meine Kinder in die <strong>Steiner</strong>schule zu<br />

schicken, endgültig. Irgendwann löste sich Tupperware durch das Servieren in einer<br />

Bar ab. Diese Tätigkeit konnte ich gut machen, während die Kinder schliefen. So<br />

hatten sie mich tagsüber doch für sich, und ich war nicht immer abhängig von Babysittern.<br />

Nebenbei tat es mir gut, ein bisschen unter Leute zu kommen.<br />

Vor gut zwei Jahren kam dann eine erneute berufliche Wende. Die Spitex in unserem<br />

Wohnort suchte dringend Personal und war bereit, mich nach zwölf Jahren Familienzeit<br />

einzustellen. Ich war überglücklich, wieder in meinem geliebten Pflegeberuf zu<br />

arbeiten. Mit dem Team hatte ich ein weiteres Mal riesiges Glück! Doch nach ungefähr<br />

einem Jahr war ich in meiner Freude ernüchtert: Die Krankheitsbilder waren für<br />

mich ungewohnt, die Klientel nahm zu, die Rückenschäden der Kolleginnen auch,<br />

die Einsatzzeiten dehnten sich immer mehr auf Abende und Wochenenden aus, meine<br />

Kinder waren plötzlich zu gross, um noch eine Kinderhüterin um sich haben zu<br />

wollen. Ich musste sie immer mehr allein lassen, was Machtkämpfe und Schwierigkeiten<br />

untereinander mit sich brachte. Die ganze Situation wurde für mich immer<br />

unbefriedigender. Ich wollte meine Kinder besser begleiten können, besonders weil<br />

meine älteste Tochter zu der Zeit in die Oberstufe kam und mehr Hilfe beim Lernen<br />

benötigte. Da lobe ich mir im Nachhinein die Mittagessen in den Steinsgi-Klassenzimmern,<br />

wo zwischen Brot, Knuspersäckli und nicht mehr ganz dampfendem Esstopf<br />

gegenseitig bei den Hausaufgaben geholfen werden konnte.<br />

Genau zum richtigen Zeitpunkt kam da ein Bekannter von mir mit einem Angebot,<br />

das Beruf, Familie und Gesundheit in Einklang bringt. Selbständig arbeiten zu können<br />

im Bereich natürliche Gesundheit mit einem Partner, der seit 30 Jahren Bestand<br />

hat. Das erscheint mir auch heute noch wie eine auf dem Silbertablett servierte Möglichkeit.<br />

Ich kann weiterhin Menschen helfen beim Gesundwerden und Gesundsein,<br />

durfte zudem meine Meinung über die Schulmedizin gehörig revidieren und andere<br />

Wege kennen lernen. Ein weiterer Bestandteil meiner Arbeit ist, Leuten zu helfen, die<br />

sich auch nicht mehr zwischen Job und Familie zerreissen wollen und somit auch<br />

Aufbau und Arbeit mit einem Team schätzen.<br />

Meine beiden Mädchen, Léonie und Stella, sind heute 14 und 12 Jahre alt, mein Sohn<br />

Jan ist 9, und es geht uns gut, auch wenn der Vater bis heute immer noch fehlt in<br />

unserer Familie.<br />

Aber mit dieser Arbeit bin ich da, wo ich sein wollte: Ich arbeite mit Menschen, die<br />

sich unterstützen anstatt sich gegenseitig die Ellenbogen in die Rippen zu treiben.<br />

Dadurch entwickle ich mich weiter, fördere die Gesundheit, und habe dann Zeit für<br />

meine Kinder, wann wir es wichtig finden.<br />

Wenn das Leben ein Theater ist, sind wir nicht nur die Hauptperson, sondern auch<br />

zugleich Regisseur. Jederzeit können wir eine Änderung vornehmen und das Stück in<br />

die gewünschte Richtung bringen.<br />

Ich wünsche Ihnen in Ihrem Stück viel Menschlichkeit, Gefühl und gute Gesundheit.<br />

Evelyn Pfeifer-Maurer<br />

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