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Was geschieht seitdem? - GdF Gewerkschaft der Flugsicherung eV

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<strong>der</strong> fl ugleiter 2010/04<br />

Presse<br />

14<br />

300 (CC-CQC) von LAN Airlines und einem A321-100<br />

(OE-LBA) <strong>der</strong> AUA. Die horizontale Distanz zwischen<br />

den beiden Luftfahrzeugen betrug 1,1 Seemeilen, die<br />

vertikale 900 Fuß.<br />

Der Zwischenfall ist keinesfalls auf eine, wie von<br />

südbadischen Politikern immer wie<strong>der</strong> betont wird,<br />

unfähige und ineffi ziente <strong>Flugsicherung</strong>sorganisation<br />

zurückzuführen, son<strong>der</strong>n auf das individuelle<br />

Fehlverhalten eines Radarlotsen und, so meint die<br />

BFU, zumindest auch teilweise seines Koordinationslotsen.<br />

Wobei die beiden Controller nicht als unfähig<br />

bezeichnet werden dürfen. Denn beide arbeiteten an<br />

<strong>der</strong> Grenze ihrer Belastbarkeit und die entscheidende<br />

Frage, die sich nicht nur <strong>der</strong> eidgenössische <strong>Flugsicherung</strong>sdienstleister<br />

stellen muss, ist, wie <strong>der</strong>artige<br />

Überlastsituationen von vorne herein vermieden<br />

werden können. Mit <strong>der</strong> Herabsetzung <strong>der</strong> Sektorkapazität<br />

und den entsprechenden Verkehrsfl usssteuerungsmaßnahmen<br />

scheint es nicht immer getan zu<br />

sein. Der Abschlussbericht <strong>der</strong> BFU trägt die Nummer<br />

2033 und kann von <strong>der</strong>en Webseite (www.bfu.admin.<br />

ch) heruntergeladen werden.<br />

Der Verkehr am Nachmittag des 10. Mai 2007 war sehr<br />

hoch. Eines <strong>der</strong> Luftfahrzeuge, die sich im „Upper<br />

Sector M4“ des Zürich ACC befanden, war ein A340<br />

von LAN Chile, <strong>der</strong> sich als LAN 704 auf dem Flug von<br />

Madrid-Barajas nach Frankfurt befand und in FL380<br />

auf <strong>der</strong> Strecke DITON – KUDUS – LADOS – NELLI<br />

unterwegs war. Sein zukünftiger Kontrahent, ein A321<br />

befand sich in FL 340 als AUA 415W auf dem Flug von<br />

Wien nach Paris – Charles de Gaulle. Er war unter <strong>der</strong><br />

Kontrolle des Sektors „Upper M3“, dessen Zuständigkeit<br />

sich von FL326 bis FL355 erstreckt. Der darüberliegende<br />

„Upper M4“ – Sektor ist für den Bereich von<br />

FL356 bis FL660 verantwortlich.<br />

<strong>Was</strong> war geschehen?<br />

Um den Hergang des „Airprox“ einigermaßen zu<br />

verstehen, muss erwähnt werden, dass <strong>der</strong> verantwortliche<br />

Controller des M4-Sektors einen „Trainee“<br />

zu überwachen hatte, <strong>der</strong> offensichtlich an seiner<br />

Leistungsgrenze angelangt war. Als dieser einem<br />

Luftfahrzeug mit dem Rufzeichen SPAR 91 eine Sink-<br />

✈ Schematische Darstellung <strong>der</strong> Sektorzuständigkeiten<br />

mit den Flugwegen <strong>der</strong> beiden Luftfahrzeuge.<br />

Photo: BFU Schweiz<br />

fl ugfreigabe nach FL330 erteilte, wurde diese Freigabe<br />

nicht nur von SPAR 91, son<strong>der</strong>n auch von AFR<br />

1591 bestätigt. Unglücklicherweise taten dies beide<br />

Luftfahrzeuge zur selben Zeit, so dass <strong>der</strong> „Trainee“<br />

we<strong>der</strong> die Bestätigung von SPAR 91 noch von AFR 1591<br />

mitbekam. Doch anstatt die Angelegenheit zu klären,<br />

verlegte er sich lediglich darauf, die Sinkfl ugfreigabe<br />

für SPAR 91 zu wie<strong>der</strong>holen. Als Folge davon sank auch<br />

AFR 1591 unbemerkt und unkoordiniert in den Sektor<br />

M3. Dort wurde das Flugzeug dann in FL340 „abgefangen“;<br />

zu AUA 415W stellte es keinen Konfl ikt dar.<br />

Nach diesem Vorfall kam <strong>der</strong> Radarlotse zu <strong>der</strong> Überzeugung,<br />

dass sein „Trainee“ seine Leistungsgrenze<br />

erreicht hatte und übernahm selbst die Kontrolle. Um<br />

die Verkehrssituation einigermaßen zu beruhigen,<br />

musste er zahlreiche Funksprüche absetzen. Bei dem<br />

hohen Verkehrsaufkommen keine einfache Sache;<br />

innerhalb von 68 Sekunden hatte er mit seinen Kunden<br />

15 Mal zu kommunizieren (die BFU bezeichnet seine<br />

Anweisungen und die Bestätigung <strong>der</strong> Luftahrzeuge<br />

als „Funkgespräche“). Eines <strong>der</strong> Probleme, die er zu<br />

lösen hatte, bestand darin, LAN 704 so freizugeben,<br />

dass <strong>der</strong> A340 in FL320 an „Rhein Radar“ übergeben<br />

werden konnte. So ist es in <strong>der</strong> Betriebsabsprache<br />

zwischen Zürich UAC und Rhein UAC vereinbart.<br />

Um 15:02:34 UTC wies er LAN 704 an, eine Linkskurve<br />

direkt nach NELLI einzuleiten und auf FL360,<br />

<strong>der</strong> niedrigsten Flugfl äche des M4-Sektors, zu sinken.<br />

Dies wurde von <strong>der</strong> Besatzung bestätigt. Knapp zwei<br />

Minuten später, um 15:04:08 gab er LAN 704 zu einem<br />

weiteren Sinkfl ug nach FL320 frei. Das war keine<br />

beson<strong>der</strong>e gute Idee, denn <strong>der</strong> A340 geriet dadurch<br />

in Konfl ikt mit AUA 415W, die sich in FL340 auf einem<br />

westlichen Kurs befand. Deshalb hatte sein Koordinator<br />

(Radar Planner Sector Upper M4) den Sinkfl ug des<br />

chilenischen Airbus mit dem M3-Sektor lediglich bis<br />

FL350 abgesprochen (nicht zuletzt befand sich auch<br />

AFR 1591 in FL340). Dummerweise war <strong>der</strong> Koordinationslotse<br />

zum Zeitpunkt, als <strong>der</strong> Radarlotse LAN<br />

704 nach FL 320 freigab, mit einem Koordinationsgespräch<br />

beschäftigt, so dass er den Fehler seines Kollegen<br />

nicht mitbekommen hatte. <strong>Was</strong> dabei rauskam,<br />

war mehr als eine deftige Staffelungsunterschreitung.

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