Was geschieht seitdem? - GdF Gewerkschaft der Flugsicherung eV
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von<br />
Werner<br />
Fischbach<br />
<strong>der</strong> fl ugleiter 2010/04<br />
Incidents<br />
60<br />
Houston, we have a Problem –<br />
die „Runway-in-Use“ passt nicht<br />
Eigentlich sollte es nicht vorkommen, aber hin und wie<strong>der</strong> passen<br />
Rücken- und Seitenwindkomponente einfach nicht zur Betriebspiste.<br />
Dies ist meist einer effi zienten Verkehrsabwicklung geschuldet,<br />
kann jedoch sowohl Controller als auch Piloten vor Probleme<br />
stellen.<br />
Noch bevor <strong>der</strong> Anfl ug auf Houston begonnen wurde,<br />
stellte die Cocpitcrew eines A340-600 einer nicht ganz<br />
unbedeutenden europäischen Fluggesellschaft fest,<br />
dass die für die Landung vorgesehenen Pisten 26L/R<br />
und 27 aufgrund <strong>der</strong> Wettersituation (Regen und Nordostwind<br />
mit mehr als zehn Knoten) eigentlich etwas zu<br />
kurz waren. Konsequenterweise beantragte die Crew<br />
schon beim Einleiten des Sinkfl ugs eine Landung auf<br />
<strong>der</strong> 33R. Die war nicht nur aufgrund <strong>der</strong> Windrichtung<br />
die bessere, son<strong>der</strong>n auch wegen ihrer Länge. Diese<br />
beträgt 3 658 Meter, während die <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Pisten<br />
deutlich geringer sind (08R/26L = 2 866 m, 08L/26R =<br />
2 743 m, 09/27 = 3 048 m, 15R/33L = 3 048 m).<br />
Bei <strong>der</strong> Übergabe an die Anfl ugkontrolle brachte die<br />
Besatzung ihre Bitte erneut vor. Daraufhin wurde <strong>der</strong><br />
A340 angewiesen, für rund 30 Minuten das Holding-<br />
Pattern aufzusuchen. Das war nicht weiter verwun<strong>der</strong>lich,<br />
denn <strong>der</strong>artige Son<strong>der</strong>wünsche führen bei <strong>der</strong><br />
Anfl ug- und natürlich auch bei <strong>der</strong> Platzkontrolle zu<br />
einem erhöhten Arbeits- und Koordinationsaufwand.<br />
Mit an<strong>der</strong>en Worten – für einen einzelnen Anfl ug auf<br />
eine für Landungen nicht vorgesehene Piste muss entsprechend<br />
Platz geschaffen werden. Für die Airbusbesatzung<br />
war das „Holding“ auch kein beson<strong>der</strong>es Problem<br />
– schließlich hatte sie ausreichend „Extra-Fuel“<br />
getankt.<br />
Um ihrer Bitte Nachdruck zu verleihen, hatte die Crew<br />
ihre Station gebeten, beim zuständigen TRACON (Terminal<br />
Radar Approach Control) auf die Notwendigkeit,<br />
auf <strong>der</strong> Piste 33R zu landen, hinzuweisen. Von dort<br />
kam jedoch eine ablehnende Antwort. Gleichzeitig<br />
wurde die Crew von <strong>der</strong> Anfl ugkontrolle immer wie<strong>der</strong><br />
gebeten, eine Landung auf den Pisten 26L/R o<strong>der</strong> 27<br />
zu akzeptieren. Nachdem <strong>der</strong> A340 etwa 15 Minuten<br />
im „Holding“ verbracht hatte, erhielt er Anweisungen<br />
zur Radarführung. Für die Piste 26R! Nachdem die<br />
✈ Hier passt‘s: im kurzen Endteil für die 26R von<br />
Houston. Photo: Klaus Mackiewicz<br />
Crew dem Controller erneut deutlich<br />
gemacht hatte, dass sie eine Landung<br />
auf <strong>der</strong> 26R nicht akzeptieren konnte,<br />
entschloss sich dieser zunächst einmal<br />
zu einer weiteren, ausgedehnten<br />
Radarführung („delaying vectors“).<br />
Erst nachdem die Besatzung auf die Frage, für wie<br />
lange sie noch Sprit zur Verfügung habe, mit „15<br />
Minuten“ antwortete, wurde ihr die Piste 33R zur Landung<br />
zugeteilt!<br />
Nach <strong>der</strong> Landung hatte sich <strong>der</strong> Kapitän des Fluges<br />
mit dem „Airport Operations Offi cer (AOO)“ unterhalten.<br />
Dabei hatte er erfahren, dass die Pisten 26L/R<br />
und 27 während seines Anfl ugs geschlossen werden<br />
mussten. <strong>Was</strong> bei dem verkehrsreichen „George Bush<br />
International Airport“ von Houston natürlich zu ziemlichen<br />
Verzögerungen geführt hatte. So ist es nicht<br />
verwun<strong>der</strong>lich, dass sowohl die Controller als auch<br />
<strong>der</strong> AOO über die Station <strong>der</strong> Fluggesellschaft die<br />
A340-Crew überreden wollten, auf einer <strong>der</strong> Betriebspisten<br />
(26L/R und 27) zu landen.<br />
...nicht nur in Houston<br />
Am 4. Mai dieses Jahres hatte die Besatzung einer<br />
American Airlines B767 beim Anfl ug auf den New Yorker<br />
John F- Kennedy Airport ähnliche Probleme wie die<br />
Airbus-Crew in Houston. Der Kennedy-Airport verfügt<br />
insgesamt über vier Pisten; allerdings wurde die längste<br />
von ihnen, die 13R/31L am 1. März wegen Reparaturarbeiten<br />
für vier Monate geschlossen. Den Controllern<br />
und den Airlines gefi el dies nicht beson<strong>der</strong>s, denn<br />
das bedeutete schlicht und einfach, dass es am Kennedy-Airport<br />
zu noch größeren Verzögerungen als bisher<br />
kommen würde. Dies war natürlich auch <strong>der</strong> FAA<br />
(Fe<strong>der</strong>al Aviation Administration) bewusst. Sie hatte<br />
sich lange vor <strong>der</strong> Pistenschließung mit <strong>der</strong> Situation<br />
befasst und hatte die Airlines gebeten, ihre Flugpläne<br />
während dieser Zeit etwas auszudünnen.<br />
Dies nützte <strong>der</strong> Cockpitcrew <strong>der</strong> besagten B767 nicht<br />
beson<strong>der</strong>s viel. Sie kam als AA/AAL 2 aus Los Angeles<br />
und fand die Aussicht, auf <strong>der</strong> 22L zu landen, nicht<br />
gerade berauschend. Denn <strong>der</strong> Wind kam aus nord-