Forschungsberichte aus dem zsh 06-3 - Zentrum für Sozialforschung ...
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Christian Koll<br />
Abbildung 14: Verteilung erfolgreicher Interviews nach Kontaktversuchen<br />
Quelle: eigene Berechung<br />
Die vordergründigen Ursachen der im Vergleich zu Bevölkerungsbefragungen sehr viel<br />
höheren Anzahl notwendiger Kontaktversuche zur Realisierung einer akzeptablen Stichpro-<br />
ben<strong>aus</strong>schöpfung liegen insbesondere in der Suche nach einem geeigneten Ansprechpart-<br />
ner sowie in den aufgrund häufig geäußerten Zeitmangels auftretenden Schwierigkeiten bei<br />
der Terminabsprache. In vielen Fällen muss ein geeigneter Ansprechpartner erst im Zuge<br />
der Kontaktierung identifiziert werden, wobei der Interviewer oft ein „mehrstufiges Selektions-<br />
verfahren“ durchläuft: Häufig führt eine identifizierte Telefonnummer zunächst in eine Tele-<br />
fonzentrale eines Betriebes. Nach<strong>dem</strong> dort <strong>dem</strong> jeweiligen Gesprächspartner das Anliegen<br />
vorgetragen wurde, entscheidet dieser, ob und wohin ein Gespräch weitergeleitet wird. 14 Die<br />
weit<strong>aus</strong> größere Barriere stellen Sekretariate und Vorzimmer dar. Zum einen können die dort<br />
Beschäftigten weitgehend autonom und im Namen der Zielperson über die Wichtigkeit eines<br />
Anliegens entscheiden und haben somit Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit des Zustande-<br />
kommens eines Interviews. Zum anderen werden Verbindungen oft nicht sofort oder gar<br />
nicht hergestellt und statt dessen Termine vereinbart. Diese Bedingungen setzen ein<br />
beträchtliches Maß an Geduld, Flexibilität und Einfallsreichtum beim Interviewer vor<strong>aus</strong>. Zu-<br />
nächst muss er auf eine Vielzahl verschiedener Interaktionspartner auf unterschiedlichen Po-<br />
sitionen und mit jeweils unterschiedlichen kognitven Vor<strong>aus</strong>setzungen gefasst sein und an-<br />
gemessen (re-)agieren. Zu<strong>dem</strong> sind die Positionen in einem Betrieb häufig mit spezifischen<br />
Kompetenzen und Funktionen <strong>aus</strong>gestattet.<br />
Ein weiteres Problem resultiert dar<strong>aus</strong>, dass Betriebe mit eigenen Personalabteilungen zwar<br />
über spezielle Funktionsträger mit spezifischem Fachwissen im Bereich der innerbetrieb-<br />
lichen Personalarbeit und -entwicklung und somit über kompetente Informanten verfügen.<br />
Diese sind in der Regel aber nicht ohne weiteres ermächtigt, Auskünfte über innerbetrieb-<br />
14 In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich bereits zu Beginn einer Studie darüber klar zu werden, wer die<br />
relevante Zielperson bei der Kontaktaufahme ist. Gerade in größeren Unternehmen macht es <strong>für</strong> die telefonische<br />
Weitervermittlung einen Unterschied, ob eine Verbindung zur Geschäftsleitung oder zur Personalabteilung<br />
hergestellt werden soll.<br />
32<br />
Anteil der Interviews (Prozent)<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31<br />
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