Forschungsberichte aus dem zsh 06-3 - Zentrum für Sozialforschung ...
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Christian Koll<br />
Insbesondere <strong>für</strong> den Bereich der organisatorischen und vorbereitenden Maßnahmen<br />
wurden einige zentrale Unterschiede zu CATI-Bevölkerungsbefragungen deutlich. Dass es<br />
sich auch bei Betrieben als vorteilhaft erweist, eine Studie im Vorfeld anzukündigen, ist<br />
naheliegend. Hierbei muss zunächst das Dilemma der Kürze und der Informationsfülle gelöst<br />
werden. Ungleich schwieriger ist es aber, bereits im Vorfeld relevante Entscheider und<br />
Gesprächspartner im Unternehmen <strong>aus</strong>findig zu machen und einen gezielteren Informations-<br />
versand zu gewährleisten. Generell nehmen die Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme<br />
und der Terminabsprache mit der Größe sowie internen Komplexität und Differenzierung der<br />
Betriebe zu. Bei der Kontaktaufnahme mit einem kompetenten und <strong>aus</strong>kunftsfähigen<br />
Gesprächspartner bietet es sich daher an, vor allem bei Nicht-Vorliegen der Informationen<br />
zur Studie weitere Informationsmedien einzubeziehen bzw. auf diese zu verweisen. Infrage<br />
kommen neben <strong>dem</strong> Versand mittels Post oder Fax auch Informationsmedien wie E-Mail und<br />
das Internet. Somit werden mögliche Kosten unter Kontrolle gehalten. Hinsichtlich der<br />
Feldsteuerung und der Problematik der Kontaktaufnahme wurde darüber hin<strong>aus</strong> deutlich,<br />
dass im Gegensatz zu Bevölkerungsbefragungen die zentralen Interviewzeiten vor allem in<br />
den frühen Vor- und Nachmittagsstunden anzusiedeln sind. Unter Effizienzkriterien scheint<br />
es <strong>dem</strong>zufolge angebracht, die Hauptlast der Arbeitszeiten in diesen Zeiträumen zu konzen-<br />
trieren. Ergänzend hierzu ergaben sich Hinweise auf die Wirksamkeit von Interviewereigen-<br />
schaften bei der Kontaktaufnahme. Insbesondere männliche sowie <strong>aus</strong>dauernde und hart-<br />
näckigere Interviewer können <strong>dem</strong>zufolge die Kontaktaufnahme bei Betriebsbefragungen<br />
beschleunigen.<br />
Im Hinblick auf Probleme, die mit der Durchführung von Interviews im Zusammenhang ste-<br />
hen, wurden Interviewdauern thematisiert. Es wurde erkennbar, dass die eingangs genann-<br />
ten drei Gruppen von Einflussfaktoren – Betriebs<strong>dem</strong>ographie, Merkmale der Befragten so-<br />
wie Interviewereigenschaften – hierbei zumindest partiell eine Rolle spielen. Von den betrieb-<br />
lichen Strukturmerkmalen spielen insbesondere die Anzahl der Beschäftigten sowie die An-<br />
zahl betrieblicher Bereiche eine zentrale Rolle <strong>für</strong> das Antwortverhalten. Die Ergebnisse deu-<br />
ten darauf hin, dass mit zunehmender Komplexität innerbetrieblicher Strukturen die Anforde-<br />
rungen sowohl an die Befragten als auch an die Interviewer steigen. Der im Hinblick auf<br />
CATI-Interviews häufig genannte Vorteil der Entlastung der Beteiligten infolge einer<br />
komplexen und differenzierten Filterführung muss nach unserer Einschätzung relativiert wer-<br />
den, denn eine <strong>aus</strong>gefeilte Filterführung ist ihrerseits auf eine umfangreiche und detaillierte<br />
Kenntnis betrieblicher Zusammenhänge bereits im Vorfeld einer Befragung angewiesen. Be-<br />
sonderes Augenmerk ist deshalb auch auf die Qualität und inhaltliche Angemessenheit des<br />
Erhebungsinstrumentes im Hinblick auf Itemformulierungen und die Verwendung von Fach-<br />
termini zu legen. Des Weiteren wurde vermutet, dass wesentliche Merkmale der Befragten<br />
bei der Durchführung von Interviews eine besondere Rolle spielen. Doch konnten in allen an-<br />
gestellten Analysen lediglich <strong>für</strong> die Position der Geschäftsleiter signifikante Effekte iden-<br />
tifiziert werden. Die anderen Merkmale wie die Dauer der Betriebszugehörigkeit, das Quali-<br />
fikationsniveau sowie das Geschlecht der Interviewpartner wirkten sich in keiner Weise auf<br />
das Antwortverhalten <strong>aus</strong>. Auch auf Seiten der Interviewer wurden keine Merkmale wirksam.<br />
Dagegen scheinen aber einige zentrale Persönlichkeitseigenschaften das Geschehen im<br />
Interview zu beeinflussen. Die Resultate deuten darauf hin, dass insbesondere emotional<br />
stabile bzw. widerstandsfähige und selbstsichere Interviewer leichte Vorteile bei der<br />
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