16.04.2013 Aufrufe

Forschungsberichte aus dem zsh 06-3 - Zentrum für Sozialforschung ...

Forschungsberichte aus dem zsh 06-3 - Zentrum für Sozialforschung ...

Forschungsberichte aus dem zsh 06-3 - Zentrum für Sozialforschung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Christian Koll<br />

deutlich, dass der Einfluss der Fragebogenlänge auf die gesamte Interviewdauer in Ab-<br />

hängigkeit von den betrieblichen Strukturen schwankt. Demzufolge steigt das Einflussge-<br />

wicht der abzuarbeitenden Items an, wenn die Komplexität der Betriebsstrukturen und die<br />

Betriebsgröße zunehmen. Ausschlaggebend hier<strong>für</strong> sind vor allem inhaltliche, auf die Struk-<br />

tur des Fragebogens (Filterführung, Anschluss- und Nachfragen etc.), zurückführbare Grün-<br />

de. Zusätzlich wirken die betrieblichen Strukturen quasi eigenständig auf die Interviewlänge,<br />

auch wenn sie nur über einen Interaktionseffekt vermittelt sind. Interessant hierbei ist aber,<br />

dass die Wirkungen der beiden Strukturvariablen mit jeweils zunehmender Größe zuneh-<br />

mend negative Wirkungen im Hinblick auf die Interviewdauer entfalten.<br />

Von Bedeutung <strong>für</strong> die Interviewdauer sind neben der Fragebogenlänge und den damit im<br />

Zusammenhang stehenden strukturellen Merkmalen der Betriebe Eigenschaften und Merk-<br />

male der Befragten sowie der Interviewer. Bei den Befragtenmerkmalen ist wieder nur <strong>für</strong> die<br />

Position des Geschäftsführers ein signifikanter Einfluss feststellbar, auch wenn im Variablen-<br />

vergleich der Effekt insgesamt sehr niedrig ist. Nichtsdestotrotz dauern Interviews mit diesen<br />

Interviewpartnern im Durchschnitt knapp 2,5 Minuten länger als mit allen anderen<br />

Gesprächspartnern. Eine naheliegende Ursache hier<strong>für</strong> ist in der Vielzahl insbesondere<br />

organisatorischer Funktionen zu suchen, die in dieser Position gebündelt werden. 20 Dies<br />

kann einerseits zu einer relativ höheren Anzahl von, durch den Arbeitsalltag bedingten,<br />

Unterbrechungen der Interviews führen. Andererseits kann es sein, dass trotz ihrer formalen<br />

Ranghöhe diese Positionen mit einem geringeren Informations- und Kenntnisstand über<br />

betriebliche Prozesse und Mitarbeiterstrukturen im Detail verbunden sind. Infolgedessen<br />

mangelt es in der Interviewsituation zumindest punktuell an der Verfügbarkeit relevanter In-<br />

formationen, und die Beantwortung von Fragen dauert insgesamt länger.<br />

Abgesehen von einigen Persönlichkeitseigenschaften, erweisen sich Interviewermerkmale<br />

als vernachlässigbar. Für emotional widerstandsfähige und selbstsichere sowie <strong>für</strong> selbst-<br />

sicher agierende Interviewer ist eine kürzere Interviewdauer feststellbar. Diese Eigenschaf-<br />

ten charakterisieren Personen, die sich zum einen in sozialen Situationen insgesamt eher<br />

zielstrebig verhalten und weniger störungsanfällig sind, die sich zum anderen eher<br />

her<strong>aus</strong>fordernd und aktiv verhalten, mit Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Personen<br />

besser umgehen können. Dagegen benötigen eher „überlegt“ handelnde im Gegensatz zu<br />

eher „unbefangenen“ Interviewern mehr Zeit <strong>für</strong> die Durchführung ihrer Interviews. Mögli-<br />

cherweise kommt hierin eine besondere Spezifik von Betriebsbefragungen zum Ausdruck:<br />

die Durchführung eines Interviews erfordert neben einer fachlichen Kompetenz als Intervie-<br />

wer auch eine inhaltliche Affinität zum Interviewgegenstand sowie die Kenntnis von Fachter-<br />

mini. Diese tragen zu einer besseren Verständigung und zu einer flüssigen Kommunikation<br />

bei. Im Hinblick auf den identifizierten Effekt hieße dies vermutlich, dass unbefangene Inter-<br />

viewer besser mit der Thematik und der Zielgruppe zurechtkommen. Umgekehrt können<br />

aber Defizite und mangelndes Fachwissen durch „überlegtes“ Handeln kompensiert werden.<br />

Der höhere Abstimmungsbedarf verursacht dann jedoch Reibungsverluste und die Interviews<br />

20 Nach Leuschner (1991) realisieren sich Leitungs-Rollen im Schnittpunkt der Erwartungen von der Geschäftsleitung,<br />

von Mitarbeitern und Kunden sowie eigenen Erwartungen. Für die Position eines Geschäftsführers<br />

kann dann zumindest angenommen werden, dass die drei letztgenannten Bezüge ebenfalls wirksam sind.<br />

38

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!