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Elisabeth Moch (illustration)<br />

BILBAO-EFFEKT<br />

IN ZAGREB?<br />

Zagrebs neues<br />

Kunstmuseum hat<br />

eine neue Ära in<br />

Kroatien eingeläutet.<br />

Unser Zagreb-<br />

Korrespondent<br />

Peterjon Cresswell<br />

berichtet<br />

MUSEUM OF<br />

CONTEMPORARY ART<br />

Avenija Dubrovnik 17,<br />

+385 1 60 52 700,<br />

www.msu.hr<br />

Admission 30kn.<br />

Open Tue-Sun 11am-7pm<br />

Gerade mal ein Jahr alt,<br />

hat das Museum of Contemporary<br />

Art (MCA) der<br />

kroatischen Hauptstadt endlich eine<br />

internationale Attraktion geliefert.<br />

Vergleiche mit Bilbao und dem sogenannten<br />

Guggenheim-Effekt mögen<br />

verfrüht sein, doch die einst eher<br />

nüchtern zurückhaltende, habsburgische<br />

Millionenstadt hat sich wacker<br />

neues Territorium erobert.<br />

Wer an Kroatien denkt, hat vor<br />

allem unberührte Küsten, die Stadt<br />

Dubrovnik oder sonnige Ferieninseln<br />

in Dalmatien vor Augen. Die Hauptstadt<br />

ist allenfalls bekannt für seine<br />

gotische Kathedrale und die alten<br />

Fassaden aus der Tito-Zeit. Dabei sind<br />

in Zagreb längst neue Zeiten angebrochen.<br />

Von dem deutlich verbesserten<br />

gastronomischen Angebot mal ganz<br />

abgesehen, hat das neue Museum einen<br />

kulturellen Modernisierungskurs in<br />

Bewegung gesetzt.<br />

Diesen Sommer wurde die Show<br />

des britischen Konzeptart-Duos Gilbert<br />

& George zum Publikumsmagneten.<br />

Zwar ist die Umgebung des neuen<br />

Kunsthauses auf den ersten Blick wenig<br />

R I G H T N O W V I E W P O I N T<br />

attraktiv – jenseits des Flusses Save<br />

stehen noch die alten Häuserblöcke aus<br />

sozialistischen Zeiten. An diese Seite<br />

des Flusses verirrte man sich bis vor<br />

kurzem allenfalls für ein Klassikkonzert<br />

in der Lisinski Halle. Doch heute locken<br />

neben wechselnden Kunstausstellungen<br />

der Moderne Theateraufführungen,<br />

Modeshows und Veranstaltungen<br />

in der Bar auf der Dachterrasse<br />

des MCA-Gebäudes.<br />

Der Weg zum neuen Kunstmuseum<br />

war steinig. Das vor 60 Jahren<br />

gegründete MCA gehörte einst zur<br />

bahnbrechenden Computerkunst-<br />

Bewegung der 60er Jahre. Doch Zeugnisse<br />

davon – rund 12.000 Exponate<br />

– waren lange in den engen Räumen<br />

des ehemaligen Museumsstandorts in<br />

der Oberstadt versteckt und somit vor<br />

den Augen der Öffentlichkeit bislang<br />

verborgen. Dringend brauchte die<br />

Stadt ein Gebäude, um die Werke der<br />

rund 1.000 Künstler auszustellen.<br />

Doch leider wurde das Bauprojekt<br />

von zahlreichen Problemen und Verzögerungen<br />

begleitet.<br />

Erstens wurde das Museum mit<br />

Kosten von 84 Millionen Dollar beinahe<br />

doppelt so teuer wie ursprünglich<br />

geplant. Zweitens sollte die Eröffnung<br />

eigentlich schon 2006, drei Jahre nach<br />

Grundsteinlegung, gefeiert werden.<br />

Doch daraus wurde nichts. Mehrere<br />

Superlative machten der Einrichtung<br />

zu schaffen. Das MCA ist nicht nur<br />

Kroatiens größtes und seit 125 Jahren<br />

das erste in Zagreb gebaute Museum.<br />

Es ist außerdem das größte öffentlich<br />

geförderte Projekt seit der Unabhängigkeit<br />

1991. Zudem geriet Architekt<br />

Igor Franic für sein funktionales<br />

Design ins Kreuzfeuer der Kritik.<br />

Trotz aller Schwierigkeiten hat<br />

sich das Projekt für die Stadt jedoch<br />

gelohnt. Das Haus ist zum neuen<br />

kulturellen Treffpunkt der Zagreber<br />

avanciert. Das ist nicht zuletzt auch<br />

auf die Nähe zum Avenue Mall Einkaufszentrum<br />

mit seinen beliebten<br />

Cafés zurückzuführen. Die Zukunft<br />

des MCA liegt in der Hand der eigenen<br />

Kunstproduktion. „Wir haben hier alle<br />

Voraussetzungen, um zu Förderern<br />

hiesiger und internationaler Künstler<br />

zu werden“, sagt Museumsdirektor<br />

Bruno Bahunek. Kroatische Kunst hat<br />

endlich die Chance, die internationale<br />

Bühne zu betreten.<br />

Peterjon Cresswell ist ein Reisejournalist,<br />

der Anfang der 90er nach<br />

Kroatien zog und seitdem viele<br />

Veränderungen miterlebt hat. Er<br />

schreibt u. a. für Time Out Croatia,<br />

The Guardian und The Times<br />

GW—25

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