february-2011
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Elisabeth Moch (illustration)<br />
BILBAO-EFFEKT<br />
IN ZAGREB?<br />
Zagrebs neues<br />
Kunstmuseum hat<br />
eine neue Ära in<br />
Kroatien eingeläutet.<br />
Unser Zagreb-<br />
Korrespondent<br />
Peterjon Cresswell<br />
berichtet<br />
MUSEUM OF<br />
CONTEMPORARY ART<br />
Avenija Dubrovnik 17,<br />
+385 1 60 52 700,<br />
www.msu.hr<br />
Admission 30kn.<br />
Open Tue-Sun 11am-7pm<br />
Gerade mal ein Jahr alt,<br />
hat das Museum of Contemporary<br />
Art (MCA) der<br />
kroatischen Hauptstadt endlich eine<br />
internationale Attraktion geliefert.<br />
Vergleiche mit Bilbao und dem sogenannten<br />
Guggenheim-Effekt mögen<br />
verfrüht sein, doch die einst eher<br />
nüchtern zurückhaltende, habsburgische<br />
Millionenstadt hat sich wacker<br />
neues Territorium erobert.<br />
Wer an Kroatien denkt, hat vor<br />
allem unberührte Küsten, die Stadt<br />
Dubrovnik oder sonnige Ferieninseln<br />
in Dalmatien vor Augen. Die Hauptstadt<br />
ist allenfalls bekannt für seine<br />
gotische Kathedrale und die alten<br />
Fassaden aus der Tito-Zeit. Dabei sind<br />
in Zagreb längst neue Zeiten angebrochen.<br />
Von dem deutlich verbesserten<br />
gastronomischen Angebot mal ganz<br />
abgesehen, hat das neue Museum einen<br />
kulturellen Modernisierungskurs in<br />
Bewegung gesetzt.<br />
Diesen Sommer wurde die Show<br />
des britischen Konzeptart-Duos Gilbert<br />
& George zum Publikumsmagneten.<br />
Zwar ist die Umgebung des neuen<br />
Kunsthauses auf den ersten Blick wenig<br />
R I G H T N O W V I E W P O I N T<br />
attraktiv – jenseits des Flusses Save<br />
stehen noch die alten Häuserblöcke aus<br />
sozialistischen Zeiten. An diese Seite<br />
des Flusses verirrte man sich bis vor<br />
kurzem allenfalls für ein Klassikkonzert<br />
in der Lisinski Halle. Doch heute locken<br />
neben wechselnden Kunstausstellungen<br />
der Moderne Theateraufführungen,<br />
Modeshows und Veranstaltungen<br />
in der Bar auf der Dachterrasse<br />
des MCA-Gebäudes.<br />
Der Weg zum neuen Kunstmuseum<br />
war steinig. Das vor 60 Jahren<br />
gegründete MCA gehörte einst zur<br />
bahnbrechenden Computerkunst-<br />
Bewegung der 60er Jahre. Doch Zeugnisse<br />
davon – rund 12.000 Exponate<br />
– waren lange in den engen Räumen<br />
des ehemaligen Museumsstandorts in<br />
der Oberstadt versteckt und somit vor<br />
den Augen der Öffentlichkeit bislang<br />
verborgen. Dringend brauchte die<br />
Stadt ein Gebäude, um die Werke der<br />
rund 1.000 Künstler auszustellen.<br />
Doch leider wurde das Bauprojekt<br />
von zahlreichen Problemen und Verzögerungen<br />
begleitet.<br />
Erstens wurde das Museum mit<br />
Kosten von 84 Millionen Dollar beinahe<br />
doppelt so teuer wie ursprünglich<br />
geplant. Zweitens sollte die Eröffnung<br />
eigentlich schon 2006, drei Jahre nach<br />
Grundsteinlegung, gefeiert werden.<br />
Doch daraus wurde nichts. Mehrere<br />
Superlative machten der Einrichtung<br />
zu schaffen. Das MCA ist nicht nur<br />
Kroatiens größtes und seit 125 Jahren<br />
das erste in Zagreb gebaute Museum.<br />
Es ist außerdem das größte öffentlich<br />
geförderte Projekt seit der Unabhängigkeit<br />
1991. Zudem geriet Architekt<br />
Igor Franic für sein funktionales<br />
Design ins Kreuzfeuer der Kritik.<br />
Trotz aller Schwierigkeiten hat<br />
sich das Projekt für die Stadt jedoch<br />
gelohnt. Das Haus ist zum neuen<br />
kulturellen Treffpunkt der Zagreber<br />
avanciert. Das ist nicht zuletzt auch<br />
auf die Nähe zum Avenue Mall Einkaufszentrum<br />
mit seinen beliebten<br />
Cafés zurückzuführen. Die Zukunft<br />
des MCA liegt in der Hand der eigenen<br />
Kunstproduktion. „Wir haben hier alle<br />
Voraussetzungen, um zu Förderern<br />
hiesiger und internationaler Künstler<br />
zu werden“, sagt Museumsdirektor<br />
Bruno Bahunek. Kroatische Kunst hat<br />
endlich die Chance, die internationale<br />
Bühne zu betreten.<br />
Peterjon Cresswell ist ein Reisejournalist,<br />
der Anfang der 90er nach<br />
Kroatien zog und seitdem viele<br />
Veränderungen miterlebt hat. Er<br />
schreibt u. a. für Time Out Croatia,<br />
The Guardian und The Times<br />
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