Auf einem Berliner Hinterhof im Prenzlauer Berg liegt Barefoot, die Filmproduktionsfi rma von Til Schweiger, Deutschlands wohl erfolgreichstem Schauspieler und Filmemacher. Wir treff en uns hier mit ihm zum Interview, um über seinen neusten Film Kokowääh zu sprechen, der am 3. Februar in den deutschen Kinos angelaufen ist. Schweiger hat den Film nicht nur produziert, er führt auch Regie, hat an Béla Jarzyks Drehbuch mitgeschrieben und spielt neben seiner bezaubernden jüngsten Tochter Emma die Hauptrolle des Henry. Selbst vierfacher Vater, ist er wie geschaff en für die Rolle. Er spielt einen Drehbuchautor, dem eines Tages ein Kuckuckskind vor die Tür gesetzt wird. Schweiger sitzt vor mir, ganz leger im Pulli mit V-Ausschnitt und Jeans. Für 47 macht er eine verdammt gute Figur. Dass er von der Presse als der Brad Pitt Deutschlands bezeichnet wird, scheint gar nicht so weit hergeholt. 46—GW T I L S C H W E I G E R Schweiger hat bereits mit Brad Pitt zusammen gearbeitet, hat auch mit seiner Frau, Angelina Jolie, schon vor der Kamera gestanden. Berühmt geworden ist er hierzulande allerdings mit seinen charmanten Komödien, in denen er es mit viel Herz und Witz immer wieder schaff t, die Deutschen zum Lachen aus dem Keller zu locken. Inzwischen spannt sich seine Karriere über zwei Jahrzehnte, angefangen mit der Rolle des Jo Zenker in der Lindenstrasse, über Kassenschlager wie Männerpension oder Der bewegte Mann Mitte der Neunziger bis hin zu seinem ersten selbstproduzierten Kultfi lm Knockin’ on Heavens Door. Anschließend zog es ihn in die USA, um internationale Projekte zu verwirklichen. Doch vor sechs Jahren kam Schweiger mit seiner Familie nach Deutschland zurück. Nach der Trennung von seiner Frau Dana zog er dann 2005 von Hamburg in die deutsche Hauptstadt. „Berlin hat ein Superimage in der Welt“, meint Schweiger, während er es sich in seinem Sessel bequem macht. „Ich bin gerade von einem Amerikatrip zurück, war in New Orleans, Vancouver und New York, und überall sind die Leute von Berlin begeistert „I love Berlin, it’s one of the coolest cities in the world“, gibt er, den amerikanischen Akzent mimend, wieder. „Es sind halt viele Künstler hier und es ist alles immer noch sehr günstig. Berlin hat den Ruf, die billigste Metropole der Welt zu sein!“ Auch sein neuster Film Kokowääh spielt in der Hauptstadt. In einer der Eröff nungsszenen ist die Berliner Skyline zu sehen, samt Alex und anderen imposanten Bauten. Auff allend ist, dass die meisten Locations im Film sehr schick und kosmopolitisch wirken. Nicht oft wird Berlin von dieser Seite gezeigt. „Nachdem wir alle Filme zuvor in Nordrhein-Westfalen gedreht hatten, haben wir ja schon bei Keinohrhasen ganz bewusst gesagt, dass wir Berlin als Metropole zeigen wollen – und nicht immer nur so abgeranzt, wie man das aus den deutschen Filmen so kennt, mit Neukölln und dem Bahnhof Zoo. Stattdessen haben wir uns die schönsten Stellen ausgesucht, also die Beautyszenen Berlins wie die Straße des 17. Juni oder das Hotel de Rome und eben restaurierte Altbausubstanz.“ Für Schweiger spielt Architektur eine große Rolle – wohl weil die Kulisse so wichtig für gute Filmfotografi e ist. Er erinnert sich, dass er schon als Kind – lange bevor an eine Filmkarriere zu denken war – im Kino oft dachte: „Die Story ist gut, aber es sieht aus wie ein deutscher Fernsehfi lm.“ Seine Ambition, die Qualität einer Hollywoodproduktion nach Deutschland zu bringen, ist ihm mit seinen letzten Filmen, Keinohrhasen und Zweiohrküken, gut gelungen. Auch Kokowääh – das Tempo, das Licht, die Kulissen – lässt sich von der Bildqualität her mit einer Hollywoodproduktion messen. Inhaltlich aber, meint Schweiger, sei der Humor eher britisch, „eher About a Boy als « Wir wollten Berlin als Metropole zeigen… [und] haben uns die schönsten Stellen ausgesucht, also die Beautyszenen Berlins » Mathias Bothor/photoselection
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