february-2011
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Auf einem Berliner Hinterhof<br />
im Prenzlauer<br />
Berg liegt Barefoot, die<br />
Filmproduktionsfi rma von Til<br />
Schweiger, Deutschlands wohl<br />
erfolgreichstem Schauspieler<br />
und Filmemacher. Wir treff en<br />
uns hier mit ihm zum Interview,<br />
um über seinen neusten Film Kokowääh<br />
zu sprechen, der am<br />
3. Februar in den deutschen Kinos<br />
angelaufen ist. Schweiger hat<br />
den Film nicht nur produziert, er<br />
führt auch Regie, hat an Béla Jarzyks<br />
Drehbuch mitgeschrieben<br />
und spielt neben seiner bezaubernden<br />
jüngsten Tochter<br />
Emma die Hauptrolle des Henry.<br />
Selbst vierfacher Vater, ist<br />
er wie geschaff en für die Rolle.<br />
Er spielt einen Drehbuchautor,<br />
dem eines Tages ein Kuckuckskind<br />
vor die Tür gesetzt wird.<br />
Schweiger sitzt vor mir, ganz<br />
leger im Pulli mit V-Ausschnitt<br />
und Jeans. Für 47 macht er<br />
eine verdammt gute Figur.<br />
Dass er von der Presse als der<br />
Brad Pitt Deutschlands bezeichnet<br />
wird, scheint gar<br />
nicht so weit hergeholt.<br />
46—GW<br />
T I L S C H W E I G E R<br />
Schweiger hat bereits mit<br />
Brad Pitt zusammen gearbeitet,<br />
hat auch mit seiner Frau, Angelina<br />
Jolie, schon vor der Kamera<br />
gestanden. Berühmt geworden<br />
ist er hierzulande allerdings mit<br />
seinen charmanten Komödien,<br />
in denen er es mit viel Herz und<br />
Witz immer wieder schaff t, die<br />
Deutschen zum Lachen aus dem<br />
Keller zu locken. Inzwischen<br />
spannt sich seine Karriere über<br />
zwei Jahrzehnte, angefangen<br />
mit der Rolle des Jo Zenker in<br />
der Lindenstrasse, über Kassenschlager<br />
wie Männerpension<br />
oder Der bewegte Mann Mitte<br />
der Neunziger bis hin zu seinem<br />
ersten selbstproduzierten Kultfi<br />
lm Knockin’ on Heavens Door.<br />
Anschließend zog es ihn in<br />
die USA, um internationale Projekte<br />
zu verwirklichen. Doch vor<br />
sechs Jahren kam Schweiger<br />
mit seiner Familie nach Deutschland<br />
zurück. Nach der Trennung<br />
von seiner Frau Dana zog er<br />
dann 2005 von Hamburg in die<br />
deutsche Hauptstadt.<br />
„Berlin hat ein Superimage<br />
in der Welt“, meint Schweiger,<br />
während er es sich in seinem<br />
Sessel bequem macht. „Ich bin<br />
gerade von einem Amerikatrip<br />
zurück, war in New Orleans,<br />
Vancouver und New York, und<br />
überall sind die Leute von Berlin<br />
begeistert „I love Berlin, it’s one<br />
of the coolest cities in the world“,<br />
gibt er, den amerikanischen Akzent<br />
mimend, wieder. „Es sind<br />
halt viele Künstler hier und es ist<br />
alles immer noch sehr günstig.<br />
Berlin hat den Ruf, die billigste<br />
Metropole der Welt zu sein!“<br />
Auch sein neuster Film Kokowääh<br />
spielt in der Hauptstadt.<br />
In einer der Eröff nungsszenen<br />
ist die Berliner Skyline zu sehen,<br />
samt Alex und anderen imposanten<br />
Bauten. Auff allend ist,<br />
dass die meisten Locations im<br />
Film sehr schick und kosmopolitisch<br />
wirken. Nicht oft wird<br />
Berlin von dieser Seite gezeigt.<br />
„Nachdem wir alle Filme<br />
zuvor in Nordrhein-Westfalen<br />
gedreht hatten, haben wir ja<br />
schon bei Keinohrhasen ganz bewusst<br />
gesagt, dass wir Berlin als<br />
Metropole zeigen wollen – und<br />
nicht immer nur so abgeranzt,<br />
wie man das aus den deutschen<br />
Filmen so kennt, mit Neukölln<br />
und dem Bahnhof Zoo. Stattdessen<br />
haben wir uns die<br />
schönsten Stellen ausgesucht,<br />
also die Beautyszenen Berlins<br />
wie die Straße des 17. Juni oder<br />
das Hotel de Rome und eben<br />
restaurierte Altbausubstanz.“<br />
Für Schweiger spielt Architektur<br />
eine große Rolle – wohl<br />
weil die Kulisse so wichtig für<br />
gute Filmfotografi e ist. Er erinnert<br />
sich, dass er schon als Kind<br />
– lange bevor an eine Filmkarriere<br />
zu denken war – im Kino oft<br />
dachte: „Die Story ist gut, aber<br />
es sieht aus wie ein deutscher<br />
Fernsehfi lm.“ Seine Ambition,<br />
die Qualität einer Hollywoodproduktion<br />
nach Deutschland<br />
zu bringen, ist ihm mit seinen<br />
letzten Filmen, Keinohrhasen und<br />
Zweiohrküken, gut gelungen.<br />
Auch Kokowääh – das Tempo,<br />
das Licht, die Kulissen – lässt<br />
sich von der Bildqualität her<br />
mit einer Hollywoodproduktion<br />
messen. Inhaltlich aber, meint<br />
Schweiger, sei der Humor eher<br />
britisch, „eher About a Boy als<br />
« Wir wollten Berlin als<br />
Metropole zeigen… [und]<br />
haben uns die schönsten<br />
Stellen ausgesucht, also die<br />
Beautyszenen Berlins »<br />
Mathias Bothor/photoselection