Acta Laurentiana - von Jörg Dittmer
Acta Laurentiana - von Jörg Dittmer
Acta Laurentiana - von Jörg Dittmer
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
12<br />
Zauberkunst und sage uns deine wohlhabende Herkunft!" Dem entgegnete der<br />
selige Laurentius: "Was meine Herkunft angeht, bin ich ein Spanier, erzogen<br />
und aufgewachsen in Rom, seit frühester Kindheit Christ, unterwiesen in jedem<br />
heiligen und göttlichen Gesetz." Und Decius: "Opfere den Göttern, denn in<br />
dieser Nacht wirst du mit dem Tode bezahlen müssen." "Meine Nacht", sagte<br />
Laurentius, "hat kein Dunkel, sondern alles erstrahlt im Licht." Und als sein<br />
Gesicht mit Steinen beworfen wurde, lachte er und war stark und sagte: "Ich<br />
danke dir, Christus, weil du der Gott aller Dinge bist."<br />
10. Es wurde aber ein Bettgestell mit drei Latten hergebracht, und dem seligen<br />
Laurentius wurden seine Kleider ausgezogen und er wurde auf dem<br />
Eisengeflecht ausgestreckt; und man brachte Feuerschaufeln mit glühenden<br />
Kohlen herbei und schob sie unter das Eisengeflecht. Als er mit eisernen Gabeln<br />
<strong>von</strong> oben her bedrängt wurde, sagte er zu Decius: "Ich habe mich Gott als Opfer<br />
dargebracht, als süßer Duft, weil ein zerschlagener Geist für Gott ein rechtes<br />
Opfer ist." (s. Ps. 51, 19) Die Henker jedoch dienten ihm, indem sie ihn<br />
bedrängten und Kohlen unter das Geflecht schoben und ihn <strong>von</strong> oben her mit<br />
eisernen Gabeln niederdrückten.<br />
11. Der heilige Laurentius sagte: "Verstehe, du armer Mensch, wie groß die<br />
Kraft meines Gottes ist! Denn deine Kohlen verschaffen mir eine Erfrischung,<br />
dir aber eine ewige Strafe, weil der Herr selbst weiß, daß ich als Angeklagter<br />
nicht geleugnet habe. Im Verhör habe ich Christus bekannt, im Feuer gebraten<br />
sage ich Dank." Und mit ganz leuchtendem Angesicht rief er: "Dir sage ich<br />
Dank, Herr Jesus Christus, der du mich gewürdigt hast, standhaft zu bleiben!"<br />
Und indem er seine Augen aufhob und Decius ansah, sagte er: "Siehe, du armer<br />
Mensch, du hast den einen Teil gebraten, dreh ihn auf die andere Seite und iß!"<br />
Danach dankte und rühmte er Gott und sprach: "Dank sage ich dir, Herr Jesus<br />
Christus, daß ich es verdient habe, durch deine Türen einzugehen!"; dann gab er<br />
seinen Geist auf.<br />
12. Frühmorgens aber, noch in der ersten Dämmerung, schaffte Hippolyt seinen<br />
Leib schnell fort und balsamierte ihn mit wohlriechenden Kräutern in Leinen<br />
ein; und als er dies getan hatte, übergab er ihn dem Presbyter Justinus. Dann<br />
brachten Justinus und Hippolyt weinend und voll Trauer den Leib des seligen<br />
Märtyrers fort und kamen auf der Via Tiburtina in das Landgut der Cyriaca auf<br />
dem Ager Veranus, jener verwitweten Frau, bei der der Märtyrer in der Nacht<br />
selbst gewesen war - ihr hat er auch das Leinentuch gegeben, womit er die<br />
Füße der Heiligen getrocknet hatte; und dort haben sie seinen Leib noch in der