Acta Laurentiana - von Jörg Dittmer
Acta Laurentiana - von Jörg Dittmer
Acta Laurentiana - von Jörg Dittmer
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
28<br />
5. Petrus Chrysologus: Predigt über den Diakon Laurentius (135)<br />
Der heutige Tauftag des Märtyrers Laurentius wird erleuchtet <strong>von</strong> seiner<br />
Siegeskrone - kein Teil der römischen Welt ist in Unkenntnis über die<br />
Verdienste dieses hervorragenden Märtyrers. Er hat direkt in der Hauptstadt der<br />
Heiden sein Martyrium erlitten, d. h. in der Stadt Rom selbst. Dort nämlich hat<br />
er als Diakon gedient, und mitten in der Blüte seiner Jugend hat er die Schönheit<br />
seiner Jugend durch sein Blut mit Purpur geziert. Sein Martyrium ist berühmt<br />
und sehr bewundernswert - ich will es daher mit der Hilfe des Herrn kurz<br />
erzählen.<br />
Als er damals Erzdiakon war, war der selige Sixtus Bischof, dessen Siegesfeier<br />
für sein Martyrium vor drei Tagen stattgefunden hat. Als nun der heilige<br />
Laurentius seinem Bischof Sixtus, der dem Martyrium entgegenzog, folgte,<br />
wurde er gestützt <strong>von</strong> seinem Glauben und war doch traurig in seinen Gefühlen -<br />
nicht weil jener das Martyrium erleiden mußte, sondern weil er selbst <strong>von</strong> ihm<br />
verlassen wurde. Da blickte der ehrwürdige Alte zu dem verehrungswürdigen<br />
Jüngling zurück und sagte zu ihm: "Sei nicht traurig, mein Sohn, nach drei<br />
Tagen wirst du mir folgen!" Da war er, nachdem er die Weissagung<br />
["ausgetrunken"] ganz in sich aufgenommen hatte, im Herzen schon völlig bereit<br />
und trunken vom Geist und hoffte, daß genau eintreten werde, was jener<br />
vorausgesagt hatte, der es wissen mußte.<br />
Hierauf wurde er festgenommen und abgeführt. Und da er ja der Archidiakon<br />
war, glaubte man, daß bei ihm auf jeden Fall das Vermögen der Kirche sei, das<br />
der Verfolger begehrte, nicht so sehr habgierig als vielmehr in rasender Wut: er<br />
haßte den, den er töten wollte, aber er liebte bei ihm, was jener verachtete. Der<br />
heilige Laurentius war indessen arm an Besitz, aber reich an Gesittung: Er<br />
leugnete nicht, daß er den Reichtum der Kirche habe, sondern erbat sich einen<br />
Aufschub <strong>von</strong> drei Tagen, um ihn vorzeigen zu können. Dann ordnete er an, daß<br />
die Scharen der Armen sich versammelten. Hierauf wurde er dann, genau am<br />
Tag seiner Märtyrerkrone, zur öberprüfung vorgeführt, und als ob er zeigen<br />
wolle, was jener verlangte, zeigte er, was er hatte. Da sagte der Verfolger: "Wo<br />
ist das Vermögen der Kirche?" Aber er zeigte nur mit der Hand auf die Armen<br />
und sagte: "Dies ist das Vermögen der Kirche."