Acta Laurentiana - von Jörg Dittmer
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3. Maximus <strong>von</strong> Trier: Predigt über den Geburtstag des heiligen<br />
Laurentius, des Leviten und Märtyrers<br />
(Predigt 70 in Auswahl)<br />
Daß ihr die Leidensgeschichte des allerseligsten Märtyrers Laurentius kennt,<br />
dessen Gedenktag wir heute feiern, glaube ich; und ich zweifle nicht daran, daß<br />
ihr in eurer Hochachtung vielleicht wißt, wieviel er bei der Verfolgung erdulden<br />
mußte. So groß nämlich wurde der Ruhm seines Martyriums, daß er durch seine<br />
Passion die ganze Welt erleuchtet hat. Gänzlich erleuchtet hat Laurentius die<br />
Welt durch das Licht, <strong>von</strong> dem er selbst entflammt wurde - und durch die<br />
Flammen, die er selbst ertragen hat, hat er die Herzen aller Christen erwärmt.<br />
Wer nämlich wollte nicht nach diesem Beispiel mit Laurentius für Christus<br />
brennen, um mit Laurentius <strong>von</strong> Christus gekrönt zu werden? Wer wollte nicht<br />
zu seiner Stunde das Feuer des Laurentius aushalten, um nicht die ewige<br />
Höllenglut erleiden zu müssen?<br />
Durch das Beispiel des seligen Laurentius werden wir also ermutigt zum<br />
Martyrium, entzündet zum Glauben, begeistert zur Hingabe. Wenn uns auch die<br />
Flamme des Verfolgers fehlt, so fehlt uns doch nicht die Flamme des Glaubens.<br />
Wir brennen zwarnicht mit dem Leib für Christus, aber wir brennen in<br />
Leidenschaft für ihn. Nicht der Verfolger legt unter mir Feuer, sondern mein<br />
Feuer entsteht aus dem Verlangen nach dem Heiland. Daß es aber ein Feuer des<br />
Heilands gibt, lesen wir im Evangelium, wenn eben der Herr sagt: "Wißt ihr<br />
nicht, daß ich gekommen bin, um ein Feuer auf die Erde zu senden; und was<br />
wollte ich lieber, als daß es entzündet würde?" (Luk. 12, 49). Durch dieses Feuer<br />
waren Amahus und Cleophas angesteckt, als sie sagten: "War nicht unser Herz<br />
in uns entbrannt, als er auf dem Weg mit uns redete und uns die Schrift<br />
öffnete?" (Luk. 24, 32). Weil also durch dieses Feuer auch der selige Laurentius<br />
entzündet war, spürt er die Glut der Flammen nicht, und während er brennt im<br />
Verlangen nach Christus, brennt die Pein des Verfolgers nicht. Wie sehr nämlich<br />
in ihm das Feuer des Glaubens glüht, so sehr erkaltet die Flamme der<br />
Folterstrafe. Denn nur am Brand seines Körpers litt der selige Laurentius.<br />
Einerseits wird er durch die Liebe zu Christus entflammt, andererseits durch die<br />
Flamme des Verfolgers gequält; aber das göttliche Feuer des Heilands löscht<br />
den weltlichen Brand des Tyrannen. Mögen nämlich auch seine Glieder in der<br />
Aschenglut zugrundegehen, so geht doch die Kraft des Glaubens nicht<br />
zugrunde: der Leib nimmt freilich Schaden, aber er erhält den Gewinn des Heils.