Acta Laurentiana - von Jörg Dittmer
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Verdacht haben und der nächste den übernächsten und so fort, weil sie nicht<br />
wissen, wie dies geschehen konnte; und so werden sie Anstalten treffen, eine<br />
gerichtliche Untersuchung durchzuführen, damit wenigstens auf diesem Wege<br />
offenbar werde, wer <strong>von</strong> ihnen das getan hat.<br />
Unterdesssen soll dein Diener zu ihnen hingehen und ihnen sagen: "Hört auf, ihr<br />
Herren, euch untereinander so aufzuführen! Hört auf und handelt nicht länger<br />
sinnlos und unvernünftig, sondern hört geduldig zu, was ich euch sage! Mein<br />
Herr weist euch an, daß ihr unverzüglich zu ihm kommt, und er wird euch selbst<br />
ohne Zweifel den anzeigen, der das getan hat." Und wenn sie zu dir kommen,<br />
erkläre ihnen der Reihe nach alles, was ich dir gesagt habe. Jetzt aber laß mich<br />
gehen, damit ich zu meinen Brüdern zurückkehre, da ich dir ja - weil du mich<br />
beschworen hast beim kommenden Gericht Gottes - in allem, was du gehört<br />
hast, die Wahrheit gesagt habe." Und als er das sagte, ließ ihn der Mann Gottes<br />
gehen.<br />
Der Mann des Herrn aber beugte, nachdem er dies gehört hatte, seine Knie und<br />
dankte Gott dem Allmächtigen, der wunderbar ist in seinen Heiligen und der<br />
wollte, daß sein ruhmreicher Märtyrer Laurentius im Himmel und auf Erden<br />
immer Wunder wirke. Dann erhob er sich vom Gebet und rief sogleich seinen<br />
Diener und sagte ihm: "Beeile dich und gehe in die Stadt und erkundige dich, zu<br />
welcher Stunde der Graf Heinrich aus diesem Leben ging. Und wenn du zu den<br />
Geistlichen der Kirche des heiligen Laurentius kommst, bitte sie, dir den<br />
goldenen Kelch zu zeigen! Wenn sie diesen beschädigt vorfinden, wird es einen<br />
mächtigen Streit unter ihnen geben und eine große Ungewißheit. Und wenn du<br />
siehst, daß sie sich zum Schwur bereitmachen, sollst du sagen: "Beruhigt euch<br />
nun, ihr Herren, beruhigt euch und kämpft nicht länger um nichts! Dies nämlich<br />
sagt euch mein Herr: ‘Kommt zu mir, und ich werde euch die Wahrheit in dieser<br />
Angelegenheit lehren!’ "<br />
Und so ging der Diener des Gottesmannes hin und machte alles, wie er es ihm<br />
befohlen hatte. Es kamen aber die Geistlichen mit vielen Vornehmen der Stadt<br />
zu dem Mann Gottes, und nach den Pflichten der Begrüßung erzählte der heilige<br />
Mann ihnen alles, was weiter oben schon gesagt wurde, ganz genau, und am<br />
Ende der Erzählung fügte er hinzu: "Brüder, fügt den zerbrochenen Kelch nicht<br />
wieder zusammen, so wie er zuerst gewesen ist, sondern dieser Kelch soll immer<br />
so zerbrochen bleiben, wie er es jetzt ist, um die Erinnerung an ein so großes<br />
Wunder deutlich zu bezeugen und um den Sieg feierlich zu verkünden, den<br />
der Diakon Laurentius siegreich triumphierend über den Feind des menschlichen<br />
Geschlechts errungen hat!" Das hörten alle, die dort zusammengekommen wa-