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Acta Laurentiana - von Jörg Dittmer

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2. Die Rettung der Seele eines Sünders Heinrich durch Laurentius<br />

Zu den Zeiten des Papstes Alexander II. und des Kaisers Heinrich lebte ein<br />

einflußreicher und bedeutender Mann in den sächsischen Landesteilen, sehr<br />

reich und nach den Maßstäben der irdischen Zeit hoch geehrt. So sehr dieser<br />

öberfluß hatte an Reichtum, so sehr war er auch <strong>von</strong> Lastern erfüllt, da er frech<br />

und penetrant war, mißvergnügt bei fremdem Besitz, gewaltsam bei seinen<br />

Raubzügen, ein meineidiger Verräter und überhaupt auf alle Weise mehr ein<br />

Freund dieser irdischen Welt als <strong>von</strong> Gott. Dennoch war eine gewisse Tugend in<br />

ihm: weil er nämlich das Fest des seligsten Märtyrers und Archileviten<br />

Laurentius mit aller Andacht jährlich, solange er lebte, zu begehen pflegte und<br />

sich mit Eifer um die Leuchter in der Kirche desselben Märtyrers in der ganzen<br />

Nacht seines Festes bemühte, wobei er nicht wenige Sänger und Geistliche dazu<br />

einlud. Beim Gastmahl aber, zu dem er ebenso die Geistlichen wie die Armen<br />

einlud, hat er sie sehr großzügig gestärkt, und auch den Nachbarn schickte er<br />

<strong>von</strong> der Mahlzeit noch möglichst viel. In dieser Kirche freilich ließ er zu Ehren<br />

des allmächtigen Gottes und zur Verehrung des ruhmreichen Märtyrers<br />

Laurentius einen goldenen Kelch aufstellen, der in wunderbarer Arbeit<br />

ausgeführt und mit zwei Handgriffen versehen war.<br />

Es geschah aber, daß eben dieser Mann nach der Bestimmung des Herrn aus<br />

diesem Leben ging; und als er noch dahinzog, eilte, um seine Seele in Empfang<br />

zu nehmen, ein unaufhörlicher Schwarm <strong>von</strong> Dämonen mit ihren Anführern in<br />

schnellem Lauf eine Straße entlang, wobei sie in die Hände klatschten, lachten<br />

und heiser daherschwätzten, gleichsam als hätten sie einen Sieg errungen. An<br />

eben der Straße aber führte ein Diener Gottes ein zurückgezogenes Leben; er<br />

hielt sich eingeschlossen in einer Zelle auf, nahm sich die Zeit für Gebete und<br />

Fasten und war bei Gott und den Menschen beliebt. Da wurde jener<br />

eingeschlossene Mann beunruhigt durch den ungewohnten Lärm der dort<br />

Vorüberziehenden, öffnete das Fenster, schaute hinaus auf die<br />

Vorüberziehenden und überlegte, was denn das für eine Menge sei, die - wie ich<br />

es sage - nicht vorüberging, sondern kopfüber vorbeistürzte. Und als er es<br />

längere Zeit bedachte, sah er einen <strong>von</strong> ihnen am Schluß laufen; den rief er zu<br />

sich und sprach: "Sag mir - wer bist du? Und wer sind diese da, und wohin geht<br />

ihr?"

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