Acta Laurentiana - von Jörg Dittmer
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4. Augustinus: Predigt am Gedenktag des Märtyrers Laurentius (303)<br />
Allgemein bekannt ist das Martyrium des seligen Laurentius - jedoch wohl nur<br />
in Rom, nicht hier: ich sehe nämlich, daß ihr nur sehr wenige seid. So wenig wie<br />
Rom verborgen werden kann, so wenig kann auch die Ehrenkrone des<br />
Laurentius verborgen werden. Warum sie aber bisher in dieser Stadt unbekannt<br />
geblieben ist, kann ich nicht wissen. Hört also ein wenig darüber - denn auch wir<br />
vermögen nicht viel mit diesem ermatteten Leib und in dieser Gluthitze.<br />
Er war ein Diakon, der den Spuren der Apostel gefolgt ist; in der<br />
nachapostolischen Zeit hat er gelebt. Als nun die Verfolgung, die - wie ihr eben<br />
aus dem Evangelium gehört habt - den Christen vorausgesagt war, in Rom wie<br />
auch an anderen Orten heftig wütete und als man <strong>von</strong> ihm, da er ja Erzdiakon<br />
war, die Schätze der Kirche forderte, hat er, wie berichtet wird, geantwortet:<br />
"Man soll mir Wagen mitgeben, in denen ich die Schätze der Kirche<br />
heranschaffen will!" Da öffnete die Habgier ihren Rachen - aber die Weisheit<br />
wußte, was sie zu tun hatte. Unverzüglich wurde der Befehl erteilt: soviele<br />
Wagen er forderte, soviele sind angefahren. Er verlangte aber viele; und je mehr<br />
Wagen es waren, desto größer war die Hoffnung auf die Beute, die man sich im<br />
Geiste vorstellte. Er füllte die Wagen mit den Armen und kehrte mit ihnen<br />
zurück. Und man sagte zu ihm: "Was soll das?" Er antwortete: "Dies sind die<br />
Schätze der Kirche."<br />
Der so verspottete Verfolger forderte loderndes Feuer, aber jener war nicht aus<br />
Eis, so daß er die Flammen fürchten müßte: Er brannte zwar in der<br />
wahnwitzigen Strafe, aber mehr brannte seine Seele in barmherziger Liebe. Was<br />
weiter? Ein Rost wurde herbeigebracht, und er wurde geröstet. Und als er auf<br />
der einen Seite verbrannt war, soll er mit so großer Ruhe diese Folter ertragen<br />
haben, daß an ihm erfüllt wurde, was wir eben im Evangelium gehört haben:<br />
"Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr euer Leben gewinnen." (Luk. 21, 19).<br />
Zuletzt sagte er, schon ganz <strong>von</strong> den Flammen verbrannt, aber immer noch ruhig<br />
in seinem Dulden: "Es ist schon durchgebraten; was jetzt noch fehlt: Dreht mich<br />
um und eßt!" Von dieser Art war das Martyrium, das er erlebt hat, mit dieser<br />
Ruhmestat gewann er die Krone. Seine Wohltaten sind in Rom so berühmt, daß<br />
sie überhaupt nicht gezählt werden können. Er ist es, <strong>von</strong> dem Christus gesagt<br />
hat: "Wer sein Leben verlieren wird um meinetwillen, wird es retten" (Luk. 9,<br />
24). Er hat es gerettet durch seinen Glauben, er hat es gerettet durch die<br />
Verachtung der Welt, er hat es gerettet durch sein Martyrium. Wie groß muß<br />
seine Ehre bei Gott sein, wenn schon sein Lob bei den Menschen so groß ist!