Acta Laurentiana - von Jörg Dittmer
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Die Wahrheit hat er gesagt, aber sie war bitter. Wen wundert es also wenn die<br />
Wahrheit den Haß noch vergrößert hat? Weil er sich über diese Verspottung<br />
ärgerte, gab der grausame Tyrann und habgierige Feind, der vielleicht an eine<br />
mildere Strafe gedacht hatte, den Befehl, den verehrungswürdigen jungen Mann<br />
durch das Eisen zu töten und die Flammen zu schüren. Aber er brannte selbst<br />
mehr, als daß er andere verbrannte: er verbrannte das Fleisch, aber er brannte<br />
selbst in seinem Herzen - und so war seine Qual umso schlimmer, je mehr sie<br />
den inneren Menschen betraf. Dann wurde jener kleine Rost gebracht, den man<br />
zum Rösten, und um es richtiger zu sagen, zum Braten nimmt und der durch das<br />
Martyrium des Laurentius berühmt geworden ist. Er wurde auf dem Eisen<br />
festgebunden, aber er betrachtete den Rost seiner Todesstrafe als ein Ruhebett -<br />
das Wort Todesstrafe habe ich benutzt im Sinne der Intention des Strafenden,<br />
nicht wie es dem Verständnis des Duldenden entsprach. Denn es gibt keine<br />
Todesstrafe für einen Verurteilten, wo sie nicht Strafe für die Sünde ist. Und als<br />
so der seligste Märtyrer zeigte, wie ruhig er auf jenem glühenden Eisen lag,<br />
sagte er zu den Umstehenden: "Dreht mich schon um, und wenn ein Teil<br />
durchgebraten ist, freßt ihn auf!"<br />
Wir bewundern die Leidensfähigkeit, die Gabe Gottes sollen wir bewundern!<br />
Dort brannte nicht nur der Glaube nicht, sondern er tröstete sogar den<br />
Brennenden. Warum tröstete der Glaube den Brennenden? Weil<br />
vertrauenswürdig derjenige war, <strong>von</strong> dem die Verheißung kommt, und er an ihm<br />
festgehalten hat. Daß der Glaube nicht nachließ, daß die Hoffnung sich nicht<br />
abkehrte, daß die Liebe in den Feuerstrafen des Körpers noch mehr entzündet<br />
wurde, das waren Gottes Gaben.<br />
Meine Brüder, niemand soll seiner Macht zuschreiben, was Gott alleine gibt.<br />
Zurecht spricht der Apostel die Märtyrer an, wie ihr es in dessen Brief heute<br />
gehört habt, als er verlesen wurde: "Euch", sagt er, "ist es geschenkt worden für<br />
Christus, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden." (Phil.<br />
1) Laßt uns also die Verdienste der Märtyrer als Gaben Gottes loben, lieben,<br />
erbitten, und dazu wollen wir unseren Willen beisteuern! Der Wille nämlich<br />
folgt nach, er geht nicht voraus. Aber gleichwohl fehlt die Liebe nicht, wenn der<br />
Wille dann da ist: denn der brennende Wille selbst wird Liebe genannt. Wen<br />
gibt es, der sich fürchtet und das auch will? Wen gibt es, der liebt und das nicht<br />
will? Erglühen soll das Gebet, und das Fest des Märtyrers werde gefeiert! Damit<br />
aber der, der feiert, nicht eitel und unnütz ist, soll er auch nachfolgen!