Acta Laurentiana - von Jörg Dittmer
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II. Die Gestalt des Laurentius bei den lateinischen Kirchenvätern<br />
Im Unterschied zu den späten Akten des Ado mit ihrem ausgeprägten Interesse<br />
an den Folterszenen legten die Kirchenväter größeren Wert auf die theologische<br />
Motivation und Ausdeutung des Geschehens. Die folgenden Texte, die aus einem<br />
Zeitraum <strong>von</strong> nur wenig mehr als hundert Jahren stammen, zeigen nicht nur<br />
exemplarisch, wie ein Märtyrerstoff in Predigten behandelt werden konnte,<br />
sondern auch die Abhängigkeit der Autoren <strong>von</strong>einander und die allmähliche<br />
Entfaltung des Themas bis hin zu Papst Leo dem Großen, bei dem das<br />
institutionell-kirchliche Interesse besonders deutlich hervortritt.<br />
1. Papst Damasus, Epigramm 33<br />
Geißeln, eiserne Krallen, die Flammen, Folter, Gefängnis<br />
konnte besiegen allein, was Laurentius glaubt.<br />
Diesen Altar überhäuft Damasus bittflehend mit Gaben,<br />
aufschauend zu dem Verdienst herrlichen Märtyrertums.<br />
2. Ambrosius, über die Pflichten der Diener Gottes (I 41 i. A.)<br />
Weil aber die Tapferkeit nicht allein im Glück, sondern auch im Unglück sich<br />
bewährt, ... wollen wir auch den heiligen Laurentius nicht übergehen. Als der<br />
sah, daß sein Bischof Sixtus zum Martyrium geführt wurde, fing er an zu<br />
weinen, nicht weil für jenen die Passion bevorstand, sondern weil er selbst<br />
zurückbleiben sollte.<br />
Daher rief er mit folgenden Worten zu ihm: "Wohin gehst du, Vater, ohne<br />
deinen Sohn, wohin, heiliger Priester, eilst du ohne deinen Diakon? Niemals<br />
pflegtest du das Opfer ohne deinen Diener darzubringen - was also hat dir an mir<br />
mißfallen, Vater? Hast du meinen Dienst denn als unangemessen betrachtet?