Acta Laurentiana - von Jörg Dittmer
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Der Dämon antwortete: "Ich kann dir nicht einmal etwas sagen, sondern ich will<br />
lieber meinen Gefährten folgen, damit ich nicht etwa dem Sieg fernzubleiben<br />
scheine, den wir - so wie er ist - wegen unseres Freundes da, der gerade<br />
verschieden ist, erringen werden." Als aber der Heilige erkannte, daß es<br />
Dämonen seien, sagte er: "Ich beschwöre dich beim jüngsten Gericht, daß du,<br />
was immer dort geschieht, mir sagst, wenn du hierher zurückkommst;<br />
andernfalls werde ich die Majestät meines Herrn Jesus Christus darum bitten,<br />
daß er dich in die Hölle verbannen läßt." Als das der Dämon hörte, antwortete er<br />
sofort: "Ich will tun, was du verlangst, wenn nur das nicht passiert, was du mir<br />
androhst!" Nach diesen Worten machte er sich gleich in Windeseile und Hals<br />
über Kopf da<strong>von</strong> zu seinen Genossen. Der Diener des Herrn aber widmete sich<br />
wieder mehr und mehr dem gewohnten Fortgang des Gebetes und begehrte <strong>von</strong><br />
Gott, daß er ihm bekannt machen möge, ob das, was er <strong>von</strong> dem Teufel gehört<br />
hatte, wahr sei.<br />
Und siehe, nach Ablauf einer Stunde kehrte dann derselbe Haufen böser Geister<br />
plötzlich zurück unter Heulen, lautem Jammern, wehe, wehe - Rufen und<br />
Klagen, wie wenn einer eine Gewalttat erleidet, mit hängenden Köpfen,<br />
außerordentlich traurig, auf dem gleichen Weg, auf dem sie vorbeigegangen<br />
waren. Der Mann des Herrn aber war <strong>von</strong> dem, was er gehört hatte, stark<br />
beunruhigt, und sobald er ihr Jammern und Klagen in der Nähe hörte, schaute er<br />
durch das Fenster und sah sie verstört und gleichsam verschüchtert mit<br />
schleppendem Schritt zurückkehren, dieselben, die kurz zuvor Hals über Kopf<br />
voll Freude vorübergegangen waren. Der Dämon aber, den er beschworen hatte,<br />
kam zu dem Gottesmenschen und trat niedergeschlagen vor ihn hin. "Siehe",<br />
sagte er, "wie ich es versprochen habe, bin ich zu dir zurückgekehrt." Und der<br />
Mann Gottes erwiderte ihm: "Sag mir also die Wahrheit!" "Ich erröte vor<br />
Scham", sagte der, "meine und meiner Genossen Schande auszusprechen, die<br />
wir erlitten haben. Gleichwohl, da du mich ja beschworen hast, werde ich dir die<br />
Sache der Reihe nach sagen.<br />
Dieser Mensch, der jetzt gestorben ist, war, solange er auf dieser Welt gelebt<br />
hat, ein bekannter Sünder und führte in aller ôffentlichkeit ein unanständiges<br />
Leben. Beim eigenen Besitz zu knausern, aber fremdes Eigentum an sich zu<br />
raffen - dahin ging sein Bestreben; ungezählte Meineide, ehebrecherisches<br />
Treiben, Hurerei, Freveltaten, Gaunereien, Räubereien und anderes in dieser Art<br />
hat er getrieben. Was soll ich noch mehr sagen? Alles Gute mißachtete er, alles<br />
Böse wollte er tun. Nachdem aber sein gegenwärtiges Leben ein Ende<br />
genommen hatte, kamen wir mit großer Freude herbeigeeilt, wie du selbst<br />
gesehen hast, um seine Seele in Empfang zu nehmen und sie mit uns in die