Studie „SCHUFA-frei“: Statt Kredit Nur Draufgezahlt
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Unseriöse Lockangebote mit <strong>„SCHUFA</strong>-freien“ <strong>Kredit</strong>en<br />
Das Bundeskriminalamt hat den Begriff <strong>Kredit</strong>vermittlungsbetrug (§ 263 StGB) wie folgt bestimmt:<br />
„Der Täter gibt wahrheitswidrig in betrügerischer Absicht vor, einen <strong>Kredit</strong> vermitteln zu können.<br />
Tatziel ist die Erlangung von Gebühren und Vorauslagen. Die Tatverdächtigen täuschen vor, sie<br />
selbst oder andere als <strong>Kredit</strong>geber seien in der Lage, <strong>Kredit</strong>e zur Verfügung stellen zu können.“ 6<br />
Selbstverständlich verstoßen nicht alle <strong>Kredit</strong>vermittler gegen rechtliche Bestimmungen wie den<br />
Verbraucherschutz oder verkaufen sinnlose Produkte, die mit erheblichen, längerfristigen finanziellen<br />
Belastungen einhergehen. Aber immer häufiger finden sich in Teletext-, Internet- und Zeitungsinseraten<br />
Lockangebote, die durch das Attribut <strong>„SCHUFA</strong>-<strong>frei“</strong> beworben werden. Die Anbieter<br />
signalisieren damit, dass die finanzielle Vorgeschichte des Kunden bei der <strong>Kredit</strong>vergabe angeblich<br />
keine Rolle spiele.<br />
Doch eine <strong>Kredit</strong>vergabe ohne ausreichende Bonitätsprüfung kann es von einem seriösen Anbieter<br />
aus Gründen des Risikomanagements nicht geben. Jeder Anbieter würden ohne Risikomanagement<br />
selbst Gefahr laufen, einen unkalkulierbaren wirtschaftlichen Schaden zu erleiden. Zudem<br />
gelten für <strong>Kredit</strong>institute seit der Einführung und Reform des Eigenkapitalstandards Basel II strengere<br />
Richtlinien bei der <strong>Kredit</strong>vergabe, indem sich die Zinshöhe für ein Darlehen am jeweiligen Risikoprofil<br />
der <strong>Kredit</strong>nehmer ausrichtet. Diese Entwicklung in der Bankenlandschaft kontrastiert deutlich<br />
mit den zahlreichen Offerten, die <strong>Kredit</strong>e ohne Risikoprüfung versprechen.<br />
Trends der privaten Ver- und Überschuldung<br />
Es liegt nahe, dass mit steigender Zahl der Konsumentenkredite rein quantitativ auch die unseriösen<br />
Praktiken der <strong>Kredit</strong>vermittlung zunehmen. Obwohl keine entsprechende <strong>Studie</strong> bekannt ist, zeigt<br />
ein Vergleich der Beratungsfälle in der Schuldnerberatung mit den Werbeaktivitäten von <strong>Kredit</strong>vermittlern<br />
über die vergangenen Jahre, dass es einen Zusammenhang zwischen allgemeiner Wirtschafts -<br />
lage und der Nachfrage nach vermittelten <strong>Kredit</strong>en zu geben scheint. Ein Blick auf die Historie der<br />
Häufigkeit von Suchanfragen mit typischen Schlagwörtern rund um <strong>„SCHUFA</strong>-freie <strong>Kredit</strong>e“ gibt<br />
einen Hinweis auf diesen Zusammenhang: Als sich die deutsche Konjunktur im ersten Quartal 2005<br />
rezessiv entwickelt hatte, waren nur wenige Monate danach die Suchanfragen nach <strong>„SCHUFA</strong>-freien“<br />
<strong>Kredit</strong>en im Internet auf einen vorläufigen Höhepunkt zwischen 2004 und 2006 gestiegen. 8<br />
Für den Schulden-Kompass 2006 wurde auf Basis des SCHUFA-Datenbestands ermittelt, dass sich<br />
Ende 2005 über 3,1 Millionen Personen (nicht Haushalte!) in Deutschland in einer als sehr kritisch<br />
zu bezeichnenden finanziellen Situation befanden, was gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von<br />
rund 20 % bedeutet. 9 Dies ist im Einzelfall zwar nicht immer als Überschuldungssituation zu werten,<br />
doch deutet es auf eine konkrete Überschuldungsgefahr bei den Betroffenen hin. Zudem stieg<br />
die Zahl der Verbraucherinsolvenzen 2006 gegenüber dem Vorjahr um 35,8 % auf 92.844 an;<br />
6 Vgl. Bundeskriminialamt, Jahresbericht Wirtschaftskriminalität 2002, S. 87.<br />
7 Vgl. Gärtner, Sven, Geschäfte mit der Armut, a. a. O., S. 7.<br />
8 Die universitäre Unternehmensberatung Integra e. V. führte einen Abgleich zwischen der Suchanfragen-Entwicklung<br />
(Google Trends) und dem Bruttoinlandsprodukt zwischen 2004 und 2006 durch.<br />
9 Vgl. Schulden-Kompass 2006, Risiko-Modell, S. 56-58.<br />
Hintergrund 7