Die antifaschistische Einheitsfront-Kundgebung - Stiftung ...
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20<br />
Der Verlauf der <strong>Kundgebung</strong><br />
Arbeitermassenchöre<br />
sangen das Rote Saarlied<br />
von Erich Weinert<br />
Der Sulzbacher SPD-Vorsitzende Richard Kirn<br />
eröffnete die <strong>Kundgebung</strong>. Kirn begrüßte die<br />
Teilnehmer, die Redner und die anwesenden<br />
Mitglieder der Abstimmungskommission mit<br />
den Kampfrufen »Freiheit« und »Rot Front«.<br />
Mit Bezug auf die Gegenveranstaltung in<br />
Ehrenbreitstein und die Verbrechen im<br />
»Dritten Reich« fügte er hinzu, »… unser<br />
Deutschland, das Land der Dichter und Denker«<br />
... ist »zum Land der Henker und Richter schlechthin<br />
geworden«.<br />
Anschließend verlas er zwei Telegramme,<br />
eines an »Thälmann, Berlin Moabit« und an<br />
den inhaftierten Sozialdemokraten «Mierendorff,<br />
Konzentrationslager, Lichtenburg«.<br />
»Zehntausende werktätige Saarländer«, hieß<br />
es darin, »versammelt auf der <strong>Einheitsfront</strong>kundgebung<br />
der <strong>antifaschistische</strong>n Front in<br />
Sulzbach, entbieten Dir ihre heißen Kampfesgrüße.<br />
Unser Kampf gegen Hitler wird mithelfen,<br />
die Kerkertore für Dich und alle eingekerkerten<br />
Antifaschisten zu sprengen und Dich der Freiheit<br />
zurück zugewinnen.« In einem zweiten Telegramm<br />
wurde die Reichsregierung aufgefordert,<br />
Thälmann, Mierendorff und alle eingekerkerten<br />
Antifaschisten freizulassen und die<br />
Konzentrationslager zu schließen. Anschließend<br />
wurde »Brüder zur Sonne zur Freiheit«<br />
gesungen und die Arbeitermassenchöre intonierten<br />
das <strong>Einheitsfront</strong>lied und das Chorlied<br />
»Tord Foleson« von Uthmann, das beliebteste<br />
Chorlied der deutschen Arbeiterbewegung.<br />
Als erster Redner sprach Fritz Pfordt von der<br />
KP. Er hob die Kraft der vereinten Antifaschistischen<br />
Front hervor und warnte vor dem Anschluss<br />
»an das dritte Henkerreich, das bedeutet<br />
Verbot und Verfolgung aller Arbeiterorganisationen,<br />
Konzentrationslager, Standrecht, Christenverfolgungen.«<br />
Dann sprach der katholische Geistliche, dessen<br />
Name nicht genannt wurde. Er sei gerne<br />
der Einladung von Fritz Pfordt gefolgt, sagte<br />
Pater Dörr und seine letzten Bedenken hier zu<br />
reden »seien zerstreut worden, als er ein von<br />
den Kommunisten herausgegebenes Flugblatt<br />
»An die Katholiken des Saargebiets« gelesen<br />
habe«, …und »daß er den Kommunisten«<br />
nach der Lektüre des Flugblattes »mehr Glauben<br />
schenke, als Hitler…«. In offener Kritik an der<br />
Amtskirche rief er aus: »Ich bin nur ein Lückenbüßer;<br />
hier an dieser Stelle müßten heute an und<br />
für sich die besten Kräfte meines Standes stehen.«<br />
Er stellte seine gesamte Rede unter das<br />
Motto »Tene quod habes – halte fest was du<br />
hast«. Infolge des NS-Regimes berührten sich<br />
die Gebiete des Glaubens und der Politik,<br />
»daß zur Politik zu schweigen für mein Gewissen<br />
gleichbedeutend wäre mit schwerer Sünde«. Er<br />
schloss seine Rede mit dem Aufruf, »Halte fest,<br />
was du hast! Nie zu Hitler!«.<br />
KP-Zeitung jubelt über<br />
Massen in Sulzbach