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Fotos: Henning<br />

18 Die Bundeswehr Mai 2013<br />

Wir über uns: Ehemalige<br />

Seht her, wir haben’s gemacht: Das Haus Dierbach im rheinland-pfälzischen Freilichtmuseum ist ein<br />

Schmuckstück. Hauptmann a.D. Manfred Haase, Oberst a.D. Jürgen Reinhard und Oberst a.D. Hans-<br />

Peter Koch (v.l.) schauen sich das Gemeinschaftswerk immer wieder gerne an.<br />

„In eurem Alter schafft ihr das nicht“<br />

Einmaliges Projekt: Traditionsverband und Kameradschaft bauen sich eine Heimstatt –<br />

Ehemaligenorganisationen und Kommunen arbeiten in Bad Sobernheim vorbildlich zusammen<br />

Die Männer kneten den Lehm<br />

immer wieder durch. Sorgfältig<br />

schmieren sie strohumwickelte<br />

Haselnussstäbe damit ein. Die<br />

älteren Herren, die hier ein Jahrhunderte<br />

altes Fachwerkhaus<br />

rekonstruieren, sind ehemalige<br />

Soldaten – Piloten, Wartungspersonal<br />

und Logistiker eines ruhmreichen<br />

Geschwaders. Was im<br />

rheinland-pfälzischen Bad<br />

Sobernheim entsteht, ist einmalig:<br />

ein Vereinsheim, das zugleich<br />

Teil eines historisches Denkmals<br />

ist. Und Fixpunkt einer Kooperation<br />

zwischen Traditionsverein<br />

und DBwV-Kameradschaft, die<br />

ihresgleichen sucht.<br />

Eine lange Geschichte hat das<br />

Jagdgeschwader 73, das zwischenzeitlich<br />

auch die<br />

Bezeichnung leichtes Kampfgeschwader<br />

42 und Jagdbombergeschwader<br />

35 trug. Diese Geschichte<br />

sollte für dessen Angehörige<br />

nicht zu Ende sein, als mit der Verlegung<br />

nach Rostock-Laage 1997<br />

der langjährige Standort auf dem<br />

Flugplatz Pferdsfeld bei Bad<br />

Sobernheim aufgegeben wurde.<br />

Sagten sich jedenfalls die Luftwaffensoldaten,<br />

die den Verein „Ehemalige<br />

Geschwaderangehörige Bad<br />

Sobernheim“ gründeten. Und dach-<br />

ten auch die DBwV-Mitglieder, die<br />

in der örtlichen Kameradschaft<br />

ERH organisiert sind. Die Schnittmenge<br />

zwischen beiden Organisationen<br />

ist groß. „Ich habe selten ein<br />

Geschwader erlebt, das einen derartigen<br />

inneren Zusammenhalt hat“,<br />

betont zudem Oberst a.D. Hans-<br />

Peter Koch, Kommodore von 1985<br />

bis 1990.<br />

Kein Wunder also,<br />

dass dessen Angehörige<br />

ihren Treffen und Veranstaltungen<br />

eine würdige<br />

Heimstatt geben wollten.<br />

Da bot sich eine ungeahnte<br />

Chance: Dank der guten<br />

Kontakte zum damaligen<br />

Direktor des Freilichtmuseums,<br />

Klaus<br />

Freckmann, erfuhren die<br />

Soldaten, dass ein historisches<br />

Fachwerkhaus dem<br />

Museum geschenkt, aber<br />

noch nicht umgesetzt<br />

worden war – nicht<br />

zuletzt wegen des<br />

immensen Aufwandes,<br />

ein komplexes Bauwerk<br />

erst ab- und dann originalgetreu<br />

wieder aufzubauen.<br />

Eine verwegene<br />

Idee machte sich immer breiter in<br />

den Köpfen der umtriebigen Vorstände:<br />

Wenn man die Arbeitskraft<br />

der Ehemaligen zur Verfügung<br />

stellte und dafür ein Nutzungsrecht<br />

bekäme... Gesagt, getan. Der Traditionsverein<br />

schloss einen entsprechenden<br />

Vertrag mit dem Museum.<br />

„Viele haben uns gesagt: Ihr seid<br />

verrückt. In eurem Alter schafft ihr<br />

das nicht“, erinnert sich Hauptmann<br />

a.D. Manfred Haase schmunzelnd.<br />

Viele Schätze hat Manfred Haase<br />

im Keller des Vereinshauses<br />

zusammengetragen.<br />

Ihm sollte die Aufgabe zufallen, den<br />

Einsatz der Hobby-Restauratoren<br />

zu koordinieren.<br />

Im Oktober 1996 war es soweit.<br />

Die freiwilligen Helfer bauten –<br />

natürlich mit Hilfe von professionellen<br />

Handwerkern – das Haus<br />

Dierbach aus dem späten 18. Jahrhundert<br />

in der Nähe von Landau ab.<br />

Die Bauteile wurden in einem<br />

Werkhof im Freilichtmuseum eingelagert<br />

und aufwändig saniert. In<br />

monate- und jahrelanger Kleinarbeit<br />

entstand das historische Gebäude<br />

in neuer Schönheit auf dem<br />

Gelände des Museums. Die vorbildgetreue<br />

Rekonstruktion des Mauerwerks<br />

bescherte den ehemaligen<br />

Soldaten lange Arbeitstage. Da<br />

schuftete der Kommodore neben<br />

dem Prüffeldwebel, der Stabsdienstsoldat<br />

neben dem Logistiker.<br />

„Die ohnehin schon große Verbundenheit<br />

wuchs mit diesem gemeinsam<br />

angegangenen Mammutprojekt<br />

noch“, sagt Oberst a.D. Jürgen<br />

Reinhard, Vorsitzender der Kame-<br />

radschaft ERH Bad Sobernheim.<br />

Neben dem Fachwerkhaus, das als<br />

Exponat und Ausstellungsfläche für<br />

das Museum bestimmt war, entstand<br />

ein modernerer Bau – Vereinsheim<br />

und Tagungsstätte für die<br />

beiden jeweils rund 270 Mitglieder<br />

zählenden Ehemaligenorganisationen.<br />

Es sollte bis 2002 dauern, ehe<br />

die offizielle Eröffnung über die<br />

Bühne ging. Seither ist das Haus im<br />

Freilichtmuseum Treffpunkt, Veranstaltungsort<br />

und auch Archiv für<br />

die früheren Luftwaffensoldaten.<br />

Im Keller befindet sich ein eigenes<br />

kleines Museum, in dem Haase<br />

zahlreiche Dokumente, Fotos,<br />

Gegenstände und Chroniken aus<br />

dem 1959 aufgestellten Jagdgeschwader<br />

73 zugänglich gemacht<br />

hat.<br />

Doch nicht nur deswegen ist<br />

Bad Sobernheim ein Glücksfall,<br />

was die Verbandsarbeit an der Basis<br />

angeht. Die Vernetzung zwischen<br />

kommunalen Institutionen, den beiden<br />

Ehemaligenorganisationen und<br />

der Reservistenkameradschaft ist<br />

ausgezeichnet. Alle Seiten profitieren<br />

davon. So lockt das jährliche<br />

Museumsfest zahlreiche Bad<br />

Sobernheimer auf das Freigelände.<br />

Dort wartet am Haus Dierbach eine<br />

große Attraktion: Die Ehemaligen<br />

grillen einen formidablen Spießbra-

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