Magazin052013
Magazin052013
Magazin052013
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Foto: privat<br />
8 Die Bundeswehr Mai 2013<br />
Radargeschädigte<br />
Viele Geschädigte müssen weiter warten<br />
Radargeschädigte: Härtefallstiftung zahlt erste Unterstützungsleistungen aus –<br />
Irritationen über die Höhe der Strahlenbelastung – Interessenvertretung kritisiert<br />
Antragsbearbeitung<br />
Die kürzlich gegründete<br />
Härtefallstiftung hat die<br />
ersten Leistungen ausgezahlt.<br />
Die Diskussion über die<br />
angemessene Behandlung der<br />
Radargeschädigten ist deswegen<br />
nicht ruhiger geworden. Der<br />
Bund zur Unterstützung Radargeschädigter<br />
(BzUR) lässt nicht<br />
locker. Die Bearbeitung der<br />
Anträge durch die Wehrverwaltung<br />
dauere zu lange und sei zu<br />
restriktiv. Es gebe zudem<br />
Anhaltspunkte, dass die Strahlendosis<br />
für Soldaten weit höher<br />
war als bisher angenommen, sagt<br />
BzUR-Chef Dietmar Glaner.<br />
Rund eine Viertelmillion Euro<br />
für rund zwei Dutzend Geschädigte<br />
– das ist die Zwischenbilanz für die<br />
Arbeit der so genannten Härtefall-<br />
Stiftung. Bis dato ging das Geld<br />
überwiegend an durch Radarstrahlen<br />
geschädigte Soldaten oder deren<br />
Angehörige, obwohl auch andere<br />
Personenkreise Leistungen erhalten<br />
können, etwa psychisch Erkrankte.<br />
Kürzlich wurde das Stiftungskapital<br />
von sieben auf zehn Millionen<br />
Euro angehoben. Die Interessenvertretung<br />
der Radargeschädigten sieht<br />
diese Unterstützung dennoch nur<br />
als Tropfen auf dem heißen Stein.<br />
„Das Handeln durch den Dienstgeber<br />
im Sinne der Fürsorgepflicht,<br />
wie vor zwölf Jahren von Minister<br />
Scharping versprochen, ist bis heute<br />
ausgeblieben“, sagt Glaner. Hier<br />
gehe es nicht um eine Schuldzuweisung,<br />
sondern um eine angemessene<br />
Anerkennung der Leistung von<br />
im Dienst geschädigten Angehörigen<br />
der Bundeswehr und der ehemaligen<br />
NVA.<br />
Glaner lobt ausdrücklich die<br />
Arbeit der Härtefallstiftung und ist<br />
an den Hilfsentscheidungen als<br />
Mitglied des Vergabeausschusses<br />
auch direkt beteiligt. Doch bemängelt<br />
er die noch zu hohen bürokratischen<br />
Hürden bei der Antragstellung,<br />
wie z.B. den Nachweis nach<br />
Paragraf 53 AO (Abgabenordnung)<br />
der Bedürftigkeit.<br />
Die Arbeit der Bundeswehrverwaltung<br />
ist dem engagierten Interessenvertreter<br />
jedoch nach wie vor<br />
ein Dorn im Auge. Die Bearbeitung<br />
der Versorgungsanträge sei weiterhin<br />
schleppend, die Quote der Positiv-Bescheide<br />
niedrig. Glaner hat<br />
Beispiele parat. So habe ein Radarsoldat<br />
im Ruhestand im Mai 2005<br />
einen Antrag gestellt und im Juli<br />
desselben Jahres die erforderlichen<br />
Unterlagen bei der Wehrbereichsverwaltung<br />
(WBV) eingereicht.<br />
Der Antragsteller sei bereits im<br />
August 2005 gestorben. Bis heute –<br />
acht Jahre später – habe die Witwe<br />
weder von der WBV noch vom Versorgungsamt<br />
eine Mitteilung über<br />
den Stand des Verfahrens erhalten.<br />
„Es ist davon auszugehen, dass diese<br />
Frau, schon wegen ihres hohen<br />
Alters, eine abschließende Entscheidung<br />
nicht mehr erleben<br />
wird“, sagt Glaner.<br />
Auch das Verfahren eines<br />
Radarmechanikermeisters bei den<br />
Marinefliegern zieht sich endlos<br />
lange hin. Bereits 1993 sind die<br />
ersten Anträge gestellt worden. Alle<br />
Verfahren vor Gericht sind bis jetzt<br />
zu Gunsten des Antragstellers entschieden<br />
worden. Nun hat das Verteidigungsministerium<br />
zum wiederholten<br />
Male Rechtsmittel eingelegt,<br />
was die mögliche Auszahlung<br />
einer Entschädigung erneut verhindert.<br />
In einem anderen Fall war der<br />
Antragsteller bis 1963 Pilot der<br />
Luftwaffe und danach 25 Jahre Testpilot<br />
als Angestellter der Wehrtechnischen<br />
Dienststelle in Manching<br />
(mehr als 18000 Flugstunden).<br />
Zuständig für die Bundeswehrzeit<br />
ist die WBV Süd, für die Zeit im<br />
zivilen Dienst die Unfallkasse des<br />
Bundes (UKB). Zunächst schoben<br />
sich die beiden Behörden die Verantwortung<br />
zu. Die UKB wollte,<br />
dass die Bundeswehr zunächst über<br />
Ansprüche aus den sechs Jahren<br />
Dienstzeit als Soldat entscheidet,<br />
bevor sie ihre Entscheidung treffe,<br />
erzählt Glaner. Die WBV habe den<br />
Auch Demonstrationen<br />
im Regierungsviertel<br />
(Foto: Kundgebung<br />
im November<br />
2006) führten<br />
nicht dazu, dass die<br />
Radargeschädigten<br />
„großherzig und<br />
streitfrei“ (Minister<br />
Scharping) entschädigt<br />
wurden.<br />
Antrag abgelehnt. Begründung: Als<br />
Testpilot fasse man nur gelegentlich<br />
die mit radioaktiver Leuchtfarbe<br />
gestrichenen Schalter und Instrumente<br />
im Cockpit an, trage zudem<br />
stets Atemmaske und Handschuhe.<br />
Überdies sei ein Abstand des Oberkörpers<br />
von 45 Zentimetern zu den<br />
Instrumenten zugrunde gelegt worden.<br />
„Diese Aussagen sind sachlich<br />
und fachlich falsch und müssen<br />
nicht näher kommentiert werden“,<br />
sagt Glaner. Das Verfahren werde<br />
bereits seit zehn Jahren am Sozialgericht<br />
München geführt – ohne<br />
Aussicht auf schnelle Beendigung,<br />
weil die Gerichte überlastet seien.<br />
2003 wurde im Radarbericht eine<br />
Anerkennung von nicht karzinogenen<br />
Erkrankungen ausgeklammert<br />
– aus Zeitmangel konnte keine Prüfung<br />
durch die Kommission durchgeführt<br />
werden. Den Betroffenen<br />
wurde eine baldige Prüfung durch<br />
Experten versprochen. Eine<br />
Klärung dieser Thematik ist bis<br />
heute nicht erfolgt. Der betroffene<br />
Personenkreis kämpft noch heute<br />
um eine Anerkennung seiner<br />
Erkrankungen.<br />
Misstrauisch macht den selbst<br />
betroffenen Streiter für die Interessen<br />
der Radargeschädigten (Amputation<br />
des Unterarms nach Knochenkrebs)<br />
aber noch etwas anderes:<br />
„Wir wollten Klarheit in der