Magazin052013
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zugedacht war, von dem<br />
Geschehen im Rahmen der<br />
Ermittlungsmaßnahmen Kenntnis<br />
erlangt haben.<br />
c) Der frühere Soldat hat eigennützig<br />
gehandelt, für ihn sprechende<br />
Beweggründe waren nicht<br />
erkennbar.<br />
d) Milderungsgründe in den<br />
Umständen der Tat, die die<br />
Schuld des Soldaten mindern<br />
könnten, lagen nicht vor. Der in<br />
der Rechtsprechung des Senats<br />
entwickelte Tatmilderungsgrund<br />
eines Handelns in einer<br />
ausweglos erscheinenden,<br />
unverschuldeten wirtschaftlichen<br />
Notlage, die auf andere<br />
Weise nicht zu beheben war,<br />
entfällt jedenfalls deshalb, weil<br />
die Situation des früheren Soldaten<br />
nicht ausweglos war; er<br />
hat nämlich, wie er in der Berufungshauptverhandlung<br />
bestätigte, nicht den Versuch<br />
unternommen, sich wegen seiner<br />
Verschuldung in sachver-<br />
Justitia | Neue Blätter für Wehr- und Dienstrecht Die Bundeswehr Mai 2013 41<br />
ständige Beratung zu begeben.<br />
Auch der Tatmilderungsgrund<br />
einer unzureichend ausgeübten<br />
Dienstaufsicht kommt nicht<br />
zum Zuge. Dieser Milderungsgrund<br />
setzt nach der Rechtsprechung<br />
des Senats eine Überforderungssituation<br />
voraus, in der<br />
ein hilfreiches Eingreifen der<br />
Dienstaufsicht erforderlich ist.<br />
In diesem Zusammenhang führt<br />
der Senat zutreffend aus, dass<br />
der frühere Soldat offensichtlich<br />
keiner dienstaufsichtlichen<br />
Begleitung bedurfte, um zur<br />
Erkenntnis zu gelangen, dass<br />
die eigennützige Verwendung<br />
anvertrauter Gelder rechtswidrig<br />
war. Auch bedurfte der<br />
frühere Soldat, wie der Senat<br />
weiter betont, keiner besonderen<br />
Einweisung, um den ihm<br />
erteilten Auftrag, die ihm jährlich<br />
einmal in einem Betrag<br />
übergebenen Spendengelder an<br />
bestimmte Empfänger weiterzuleiten,<br />
erledigen zu können.<br />
e) Nach der Rechtsprechung des<br />
BVerwG ist bei einem vorsätzlichen<br />
Zugriff eines Soldaten in<br />
Vorgesetztenstellung auf Eigentum<br />
oder Vermögen des Dienstgebers<br />
Ausgangspunkt der<br />
Zumessungserwägungen<br />
(Regelmaßnahme) eine Dienstgradherabsetzung<br />
(Urteil vom<br />
11. Juni 2008 – BVerwG 2 WD<br />
11.07). Erfolgt jedoch, wie im<br />
vorliegenden Fall, der Zugriff<br />
durch Handlungen, die den originären<br />
dienstlichen Pflichtenkreis<br />
betreffen, ist in der Regel<br />
die Entfernung aus dem Dienstverhältnis<br />
Ausgangspunkt der<br />
Zumessungserwägungen.<br />
Angesichts der Dauer und der<br />
Vielzahl der zugleich auch<br />
strafrechtlich mit Freiheitsstrafe<br />
geahndeten Pflichtverletzungen<br />
sowie des erheblichen<br />
Schadens sah das BVerwG keine<br />
Anhaltspunkte für eine<br />
Modifizierung der zu verhängenden<br />
Disziplinarmaßnahme<br />
nach „unten“, so dass es im<br />
Ergebnis bei der Höchstmaßnahme,<br />
hier der Aberkennung<br />
des Ruhegehalts, verblieb.<br />
Anmerkung und Hinweise für die<br />
Praxis<br />
Das BVerwG bestätigt mit dem vorliegenden<br />
Urteil seine gefestigte<br />
Rechtsprechung, wonach in den<br />
Fällen, in denen der vorsätzliche<br />
Zugriff auf Vermögensgüter erfolgt,<br />
die dem Soldaten dienstlich anvertraut<br />
sind, in der Regel die Höchstmaßnahme<br />
Ausgangspunkt der<br />
Zumessungserwägungen ist (s.<br />
auch Urteil vom 25.6.2009 – BVerwG<br />
2 WD 7.08, Justitia Heft<br />
6/2010). Ein besonders schweres<br />
Dienstvergehen lag hier vor, weil<br />
der frühere Soldat Gelder veruntreut<br />
hat, die ihm anvertraut waren,<br />
und Milderungsgründe in den<br />
Tatumständen bei der endgültigen<br />
Bestimmung der Disziplinarmaßnahme<br />
nicht in Betracht zu ziehen<br />
waren.<br />
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